Mittwoch, 27. Februar 2008
Apotheken-Umschau
In diesen Tagen sieht man mich in der Apotheke fast genauso oft wie im Supermarkt oder beim Gemüse-Türken. Es ist mir ja fast schon peinlich, und manchmal meine ich aus der freundlichen Begrüßung der Pharmaziefachverkäuferinnen ein leicht amüsiertes "der schon wieder" herauszuhören. Aber vielleicht habe ich ja auch nur einen ausgewachsenen Aspirin-Komplex entwickelt. Früher, zu Single-Zeiten, genügte mir als Hausapotheke eine Packung Kopfschmerztabletten, eine Tube Mobilat-Salbe, was gegen Verbrennungen und Mückenstiche sowie eine Rolle Heftpflaster. Ansonsten verfuhr man nach dem Motto: "Wenns vorne juckt und hinten beißt, nimm Klosterfrau Melissengeist!" Und jetzt? Unzählige braune Fläschchen, Pillenschachteln, Lutschpastillentüten fliegen hier rum - und ständig fehlt doch noch irgendwas. Vorige Woche diverse homöopathische Mittelchen, vorgestern zwei Fläschchen Nasenspray ("ja, das mit den esoterischen Ölen, hihi"), heute eine Packung Herztabletten für den Hund. Als ich die eben abholte, guckte die eine Fachverkäuferin schon wieder ziemlich angeschrägt-vorwurfsvoll über ihr klobiges Kassengestell, als ob sie sagen wollte, nicht genug, was die Leute sich selber so alles einfahren, jetzt muss auch noch deren Hund den Selbstmedikationswahn ausbaden. Dann komme ich zurück und sehe hier noch einen Apotheken-Kassenzettel rumliegen und muss mich angesichts der Endsumme erstmal hinsetzen: 86 Euro und 63 Cent! Heilige Hildegard von Bingen, da hat meine Frau dieser Tage aber auch ganz gut zugeschlagen. Und ich denke mir, boah, die müssen uns doch für totale Wracks oder vollneurotische Hypochonder halten. Dann gucke ich genauer hin und stelle erleichtert fest, dass sie diesen pharmazeutischen Großeinkauf wenigstens in der Stadt getätigt hat, wo man uns nicht kennt. Aber trotzdem. Irgendwie ist das alles kein Zustand. Ich glaube, ich brauche jetzt erst mal ein Beruhigungstonikum...

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wow soviel geb ich ja net mal in nem halben Jahr aus ...Respekt ! ;-)

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Dachte ja auch erst,
das müsste der Posten "Rückgeld" sein und nicht die Endsumme. Aber wenn für das Antibiotikum schon über 40 Öre fällig sind und das Zeug gegen Entzündungen der Nebenhöhlen auch fast nen Zwanni kostet, dann läppert sich das schon zusammen.

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Nach diversen Infekten innerhalb der letzten 12 Monate kann ich nachvollziehen, wie sowas zustandekommt. Nasenspülsalz, Nasenspray, Nasensalbe, was gegen Halsweh, was gegen die Heiserkeit, was für das Immunsystem, was gegen den Husten, achja, Inhalieren wäre ja auch nicht schlecht, nochwas für die Nebenhöhlen, achja, die Jahrespackung Taschentücher, Creme für die wunde Haut, Schmerzmittel, Fiebermittel....seufz

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Genau so
läuft das, Sie wissen Bescheid. Und dabei sind wir nicht mal sonderlich pharmagläubig in dem Sinne, dass man für alles und jedes gleich Pillen und Tinkturen holen geht. Oft genug versucht man es auch erst mal mit Hausmitteln. Als abschreckendes Beispiel habe ich meine hypochondrische Tante vor Augen: Die fährt sich seit Jahrzehnten wegen jedem Kinkerlitz immer gleich die volle Packung ein. Und inzwischen kann kein Mensch mehr auseinanderhalten, was Krankheit ist und was Nebenwirkung von den vielen Medikamenten...

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Meine Oma war auch so eine, die ständig Tabletten gegen jedes Wehwehchen brauchte. Später, als es ihr wirklich schlecht ging und abzusehen war, dass sie nicht mehr lang leben würde, hat sie die Quittung dafür bekommen. Dank ihrer ständig zu sich genommenen Tabletten, zeigten diese keine Wirkung mehr, als sie wirklich Schmerzen hatte...

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Uii.. und ich bin bloß 2x im Jahr in der Apotheke (Großeinkauf weil 17,5% da läßt man sich net lumpen).

Allerdings hab ich letztens die Dame auch ganz kirre gemacht. Der Mamazwerg war n Tag zuvor drin und da waren sie ganz fleißig mit den Tropfen um 20 Flocken (effektiv kosten die, die ich wollte max. 3 Euro) verkaufen - die hab ich retourgetauscht.
Und was sie dem Mamazwerg bestellen wollten (Faultiere haben aber auch einen exklusiven Homöo-bedarf), mußte sie mir halt mit zugekniffenem Mund "Das dauert aber einige Zeit" - "Jaja, ich hab Zeit" anrühren und hab sie noch 2x geschickt. Was wartet sie auch nicht, bis ich mit der Liste fertig bin *kicher*

Sie hätte aber auch den Mamazwerg beraten können und net bei allem für mich sagen brauchen, daß es das net gäbe oder zu bestellen wär - dem ist nämlich nicht so, wie sie am nächsten Tag feststellen durfte *fies grins*.
Hab trotzdem 30 Flocken dort gelassen - für nicht viel.

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Ja, die kleinen Fläschchen
mit dem hochverdünnten Zeug drinne haben wirklich gesalzene Kilopreise. ;-)

Was hat es mit den 17,5 Prozent auf sich? Ist das ermäßigte Mehrwertsteuer oder ein Mengenrabatt?

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*hüstel* Den bekomm ich, wenn ich den Mitarbeiterausweis hervorzieh.
(Seh grad es sind "nur noch" 15% dort.)

Der Vorteil von großen Firmen sind die Konditionen, die ihnen andre Unternehmen manchmal einräumen. Dafür fahr ich dann ab und an mal einen ziemlichen Umweg. Beim Heimwerkermarkt mim Biber kriegen wir so um die 10% Rabatt. Das zahlt sich dann bei 20 Pflanzen und mehr doch aus.

Aber ich vergesse eh viel zu oft zu fragen, was oder wo man dabei sein muß um eine Vergünstigung zu bekommen.

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Mitarbeiterrabatt und so,
das kann man machen, da finde ich nichts dabei. Was mich allerdings ziemlich anwidert, ist die Rabattschnorrerei in meinem Metier. Nicht, dass ich mir diese Nonchalance wirklich leisten könnte, aber ich habe in meinem ganzen Leben noch nie was auf Journalistenrabatt gekauft. Da käme ich mir dann doch ein bisschen gekauft vor.

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Es ist mir viel zu mühsam, die endlose Liste derer zu studieren, bei denen mein Arbeitgeber mir einen Nachlaß ausgehandelt hat. Ich spare lieber die 85 Prozent auch noch und kaufe, wo Kassiererinnen nicht handeln dürfen. Dort habe ich eher das Gefühl, keine Schnäppchenjäger zu finanzieren. Gutscheine einzulösen, ist mir geradezu peinlich. In den Zoo und ins Theater gehe ich schon gar nicht mehr, weil ich mich schäme, voll bezahlt zu haben.

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Dieses Unwesen
hat Max Goldt ein paar Jahre bevor Geiz quasi offiziell geil wurde mal sehr schön beschrieben anhand der "Mittwochs-Memmen" - den Menschen, die am ermäßigten Tag ins Kino gehen. Wer hat nicht schon am Kassenhäuschen angegraute Mittvierziger gesehen, die mit schon fast auseinanderfallenden Studentenausweisen versuchen, zu ermäßigtem Eintrittspreis kulturelle Darbietungen zu konsumieren? Daran stört mich nicht nur das levantinische Kleinkrämerseelengetue, sondern (und da geht es mir wahrscheinlich wie Ihnen), dass es auch noch den Betrieb aufhält und Zeit kostet. Die ja bekanntlich auch Geld ist. Gewissermaßen.

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In meiner Kindheit mußte man im Alltag nicht soviel nach­denken und rechnen. Es gab nur eine Sorte Fahr­radventil und höchstens drei Prozent Rabatt, und zwar eine Mark und 50 Pfennig für ein Oktav­heft mit 50 Marken. Als die aus­starben, war für mich die Nach­kriegszeit vorbei und die Zivilisation angebrochen. Nun kehren Vorteils­nahme, Basar­mentalität, Schwarz­markt und Primitivität zurück. Glück­licher­weise zu spät, um mein Leben zu bestimmen.

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ich kaufe novalgin, katadolon, tramadol, ibuprofen und cortison in rauhen mengen. mich halten die für einen junkie mit guten kontakten.
zum glück ziehe ich bald um. da kennt man meine historie noch nicht.

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Cortison auch?
Hm, das klingt nach einem schweren Fall...

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