Dienstag, 3. Juli 2007
Cave canem!
Ich bin ja nun schon ein paar Jährchen mit Hund unterwegs. Aber die von anderen Hundehaltern immer wieder gestellte Frage "Junge oder Mädchen?" wirft mich nach wie vor total aus dem Gleis - vor allem, wenn ich ohne Kind unterwegs bin. Nur meine Perplexität und meine gute Erziehung halten mich davon ab, zurückzufragen: "Schwachkopf oder Vollidiot Welches Kind meinen Sie?"

Überhaupt würde ich mal gerne wissen, welchen informationellen Mehrwert sich der Frager von meiner Antwort erhofft. Würde er oder sie samt Köter die Straßenseite wechseln, wenn meine Antwort anders ausfällt als erhofft? Oder geht es nur darum, mir aus Mangel an sonstiger sozialer Interaktion ein Gespräch aufzunötigen? Vielleicht sollte ich einfach mal zurückfragen: "Wozu wollen Sie das wissen?" Wenn ich da etwas klarer sehe, kann ich immer noch überlegen, die Auskunft, ob ich ein Männchen oder Weibchen mit mit herumführe, kostenpflichtig anzubieten. Vielleicht bekäme ich auf die Art und Weise wenigstens die Hundesteuer wieder herein.

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Bei Spaziergängen mit Fremdhunden habe ich immer wieder festgestellt, wie anbandelungs- und gesprächsfreudig Hundehalter sind, fast, als sei man Mitglied einer verschworenen Gemeinschaft. Ohne Hund unterwegs war ich dann auf einmal unsichtbar für die nächsten Bewohner aus der Nachbarschaft. Die oben genannte Frage betrachte ich als mehr oder weniger hundehalterkonformen Gesprächseinstieg, dem sich dann weitere Platitüden anschließen.
Als Katzenhalter werde ich ja nur beim Tierarzt mit sowas konfrontiert. Die offensichtliche Ersatzkind-Projektion auf das Haustier scheint mir auch gesellschaftlich voll akzeptiert, selbst in ihren schlimmsten Auswüchsen. *schüttel*

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Genau diese seltsame Erfahrung
hatte ich auch gemacht, als ich die Töle seinerzeit noch als Urlaubsvertretungsherrchen ausführte: ein enormer Zuwachs an Sozialkontakten und Gesprächsangeboten, der dann wieder schlagartig abebbte, nachdem der Hund wieder bei seinen Besitzern war.

Wie bizarr das ist, so ein Tierchen zum Ersatzkind zu machen, konnte ich früher schon in der näheren Verwandtschaft studieren. Meine kinderlose Patentante hatte das mit ihrem verzogenen Kläffer ziemlich auf die Spitze getrieben. Dass wir uns alle schon darüber lustig machten und das Getue zum Teil auch reichlich abstoßend fanden, das hat sie irgendwie nicht so recht erreicht...

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Meine Hundejahre liegen mittlerweile schon ein bißchen zurück, aber der Sozialfaktor Hund ist einfach nicht zu leugnen. Was mir insbesondere ab dem Moment bewußt wurde, als auf einmal kein Hund mehr da war. Obwohl mich die Fragen (Oh, was ist es denn? Steckt da Rasse XYZ drin? Darf ich ihn streicheln? Wie alt ist er denn?) sehr oft eher genervt haben. Sehr schön waren auch die Anekdötchen fremder Menschen rund um den eigenen Hund. Mit denen entweder verdeutlicht werden sollte: "Ah, der kennt sich aus!" oder zum Teil alos Aufhänger dienten, die eigene Lebengeschichte nachzuschieben. Trotzdem fehlte mir das in der ersten Zeit ohne Hund auch richtig, weil es einfach so dazu gehörte.

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Es ist die erste wesentliche Unterscheidung oder besser gesagt: die erste und einzig wesentliche Differenz, die den/das Infans (lat. : das Nichtsprechende) interessiert und genau dies Interesse daran setzt sich ein Leben lang fort … Frau oder Mann, die Geschlechterdifferenz … also wenn man/frau auf nichts anderes zurück kommen kann, dann eben darauf.
Mein Sohn hat im Alter von etwa vier Jahren in jedes Auto geschaut: Knüppelschaltung oder Lenkradschaltung? Das war ebenfalls eine Ausweitung und Stabilisierung dieser ursprünglichen Differenz als archetypische Re-Ligio, also als Rückanbindung verbunden mit der Frage: Wo komme ich her?? Nur die Menschen, die Sie treffen kommen halt letztlich auf den Hund … & damit wird dann auch die Frage eine eher (b)anale, animalische.

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Die Frage an sich
finde ich bei all ihrer Banalität auch gar nicht verwerflich oder abwegig. Ich kann mir schon gute Gründe zusammenreimen, warum ein Hundehalter das wissen will. Etwa, weil er daraus Vorhersagen über das Verhalten seines Köters ableitet, also beispielsweise "mit anderen Rüden kann er nicht, aber bei Weibchen bleibt er zahm" und was dergleichen alles sein mag. Und wenns noch den netten Effekt hat, dass man ins Gespräch oder gar Fachsimpeln kommt - hey, da ist mir nichts Menschliches fremd. Womit ich aber nicht so recht klar komme, das ist die Anthromorphisierung oder gar Infantilisierung jeglichen Hundeviechs.

Was Sie von Ihrem Sohn erzählen, kenne ich so ähnlich auch noch aus meiner Kindheit. Wenn irgendwo ein baugleiches Auto wie das meiner Eltern herumfuhr, pflegte ich als Dreikäsehoch zu sagen: "unser Bruder". Sie sehen also: Anthropomorphisierung war mir auch nicht fremd - aber ich habs überwunden und hinter mir gelassen. Fahrzeugen mit Lenkradschaltung bringe ich übrigens immer noch leicht erhöhte Aufmerksamkeit entgegen. Und nein, ich bin nicht der Auffassung, dass die Tiptronic der legitime Nachfolger dieses ausgestorbenen Ausstattungsmerkmals ist...

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Das ist Anmache .
:)

Haste vergessen , weil Frau und Kind zuhause sind , und Du das nicht nötig hast.
:)

Und warum sagst Du nicht, dass du das nicht weißt wo man das nachschaut?

Das wäre doch mal was :))

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Haha, das wärs:
Ich frage zurück, "wie finde ich das denn raus?"

Als Anbandelungsversuch würde ich eher Fragen in der Art sehen: "Ist da Shetlandpony oder Yorkshire-Pudding mit drinne?" Die Leute, die nach "Junge oder Mädchen?" fragen, sind meistens schon ziemlich jenseits von Gut und Böse...

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Also wenn ich mit dem meinigen Teilzeitpflegehund mal beim Spaziergang auf Sie treffen würde, könnte eben die Jungen/Mädchen-Frage nicht ganz unwichtig sein.

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Wie ich gestern
Herrn Bartleby schon antwortete: Es mag vereinzelt sehr gute Gründe geben, das wissen zu wollen. Wenn etwa ein Rüde steil geht, wenn er auf andere Rüden trifft, oder zu berücksichtigen ist, ob irgendwo eine läufige Hundedame einen Rüden kirre macht - alles schön und gut. In den meisten Fällen, mit denen ich zu tun habe, fällt es aber mehr so in die Kategorie "sinnloser Luftverbrauch".

Was führen Sie denn so spazieren im Moment?

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Im Moment gar nichts. Aber hin und wieder führe ich eine Mischung aus Labrador und Pastor Mallorquin spazieren. Ein gutmütiges Vieh, solange es nicht auf andere Rüden trifft.

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Na, was ist denn los, Herr Mark? Sonst bremsen Sie mich immer aus, wenn ich Gift und Galle spucke, wo doch ein freundliches Wort ausreichen würde. In letzter Zeit brauchen Sie manchmal eine Realitätsnivelierung :-) Ja haben Sie denn heute morgen mit Salzsäure gegurgelt?

Natürlich ist die einundvierzigste Frage nach dem Hundegeschlecht genau so nervig wie wertlos. Aber das ist doch nichts Neues, oder? Es ist wie in der Werbung: Tiere und Babys gehen immer. Das schafft Kontakte. Auch mit wildfremden Menschen. Das ist halt so. Genießen Sie es.

Ich nutze meine Tochter in dieser Hinsicht schamlos aus (sie kann noch nicht lesen, da kann ich da ja hier mal erwähnen :-). Wenn ich in Kontakt mit bestimmten Menschen treten will oder von jemanden etwas will, nehme ich meine Tochter mit. Die Kleine mag es herum zu kommen und ich erreiche meist was ich will.

Sie haben Tochter und Hund. Nutzen Sie Ihre Chancen …

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Die Ermahnungen,
die ich anderen zukommen lasse, gehen selbstredend immer auch an die eigene Adresse. Ich bin ja auch nicht mit dem ewig-freundlichen Gleichmut eines Dalai Lama gesegnet. Und tatsächlich, Frau Morphine, bin ich bereits in meiner Jugend berüchtigt dafür gewesen, genau solche Antworten zu geben und mich dann an den entgleisenden Gesichtszügen der Frager zu weiden. Aber ich arbeite ja daran, altersmilde zu werden und das Gute (oder zumindest das Harmlose) zu sehen...

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Chancen und Risiken,
Herr Götze, liegen da nah beieinander, wenn ich da nochmal anknüpfen darf. Denn der Kontakt-Katalysator Kind funktioniert auch dann, wenn es eigentlich weniger ins Programm passt. Konkret gesprochen komme ich mit der Kleinen gerade aus dem Supermarkt, wo mir eine Omi mit etwa gleichaltrigem Kind im Schlepptau ein Ohr abgekaut hat. Nun finde ich Lebensgeschichten von Mitmenschen nicht per se uninteressant. Und ich habe auch Verständnis dafür, dass die kleine Laura, die nicht in den Kindergarten geht, einen enormen Nachholbedarf an gleichaltrigen Sozialkontaken hat und an meiner Tochter klammert wie ein Äffchen. Aber in Anbetracht meiner endlichen Lebenszeit ist irgendwann mal gut - und ich muss mich wieder darauf konzentrieren, den Einkaufswagen zu füllen mit Dingen, die wir brauchen und zu vermeiden, dass die Kleine ihn füllt mit Dingen, die wir nicht brauchen. Sehen Sie es mir also nach, wenn mein Drang etwas nachgelassen hat, die zusätzlichen Kontaktchancen wirklich auszureizen, die mir Hund und Kind beschert haben.

Wohlverstanden: Ich komme mit dieser Bereicherung meines sozialen Lebens die meiste Zeit eigentlich ganz gut klar. Und natürlich sonne ich mich auch in der dauernden Bestätigung, dass sowohl meine Stieftöle wie auch meine Tochter ganz besonders süße Vertreterinnen ihrer jeweiligen Gattung sind. Aber ich bin halt auch nicht immer in Smalltalk-Laune...

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Sie verdienen Ihre Lebensmittel mit Schreiben, soweit ich das in Erinnerung habe. Sie sollten mal, wenn Sie es noch nicht getan haben, eine kleine Weile, sagen wir mal 6 - 24 Monate, Kundenkontakt haben. Zur Not am Telefon. Aber immer reichlich. Da haben Sie in Null Komma Nichts ein reichhaltiges Repertoire an Gesprächsbeendigungsfloskeln. Wenn nicht, dann Pech.

Im Übrigen habe ich da was auf dem Herd, und es ist eigentlich auch sehr schade, äh spät, wir sollten das später noch mal, meine ich …

;-)

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Also, Telefonate abwürgen
ist eine vergleichsweise leichte Übung. Zur Not nehme ich das Handy her, drücke auf Menü/Audio/Rufton einst./Melodien und lasse es bimmeln. Spätestens dann rückt gemeinhin das Ende des Festnetz-Gesprächs in greifbare Nähe. ;-)

Wenn mich aber jemand mehr oder weniger handgreiflich am Ärmel hat, fällt es mir schon schwerer, mich schnell und effizient loszueisen. Klar, auch das kriegt man irgendwie hin, wenns sein muss. Aber trotzdem wäre es mir einfach lieber, man würde mich erst gar nicht in diese Verlegenheit bringen und es ausreizen bis zum Anschlag.

Grad trappelt übrigens der Hund ostentativ auf dem Parkett rum, ich fürchte, sie muss nochmal raus, die alte Hundedame... ;-)

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Ach, mit einem zweiten Telefon ist das ja einfach. Nee, mit der Kraft der Sprache, dem Timbre in der Stimme und unter Ausnutzung aller Mittel muss ein Ende geschaffen werden. Im übrigen besteht die hohe Kunst der Schwafelei darin, den Anderen das Gespräch enden zu lassen, und zwar dann, wenn Sie das wollen :-)

Na, Übungsmöglichkeiten dazu bieten sich ja reichlich, wie es scheint …

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Ja, auch offline.
Zum Beispiel heute abend in Bilk. 20 Uhr werde ich nicht schaffen, aber ich werde dort wohl aufschlagen, sobald die Kleine im Bett ist.

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frager wird man ganz schnell los, wenn sie eine antwort erhalten, mit der sie wenig anfangen können. seien sie mal kreativ und sagen sie das nächste mal auf die frage "junge oder mädchen?" einmal: "transe. oder: "nein, ich bin nicht schwanger, das sind höchstens die gummibärchen..."

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Hab grad das Buch gelesen, allerdings war das ein Francisroman. War etwas irritiert vllt mal einen Katzentext bei Ihnen zu finden - hehe.

Die Frage ist wohl etwa der Wettersmallqutasch zu bewerten. Manche Leute fragen auch, weil sie sich vor dem Hund fürchten und "Junge" meist aggressiver eingeschätzt wird, als "Mädchen".

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Hat das eigentlich mal jemand andersrum probiert?
So auf'm Spielplatz?
"'tschuldigung, ist Ihr's ein Rüde? Mit denen kommt meine ja mal gar nicht klar!"

...ich bin sicher, mann/frau wäre entrüstet.
Dabei ist es einfach nur "doof" - also von der Wortwahl her. Die Frage selbst mag in einigen Fällen Sinn machen.

Und ich habe ja diese alte Katze, um deren Befinden muss ich immer ein Riesengeschiss machen (da musste ich jetzt bei Ihrer Tante dran denken).
Das versteht auch nicht jeder, aber wenn so'n Vieh eben ein richtiges Familienmitglied ist, ist es doch nachvollziehbar, oder? Schließlich verbringe ich mit der Katz' ungefähr dreimal soviel Zeit, wie mit meinem Ungatten.

Und da fällt mir noch meine Nachbarin, eine ältere Dame, ein: Die hat diesen 13jährigen American Stafford, ein Ausbund an Cleverness (haha...) übrigens, aber seit ihr Mann letztes Jahr gestorben ist, hat sie halt nur noch diesen Hund, und ich denke, der hält sie auch am Leben, denn der will zweimal täglich die Straße hoch, in den Wald, bei Hitze, Sonne, Sturm und Schnee.
Wäre der nicht gewesen, wäre der nicht eines Tages wie wild am Ungatten hochgehupft, wären wir mit der nie ins Gespräch gekommen.
Mittlerweile grüßt man sich auch so, sie bewundert regelmäßig meinen Traktor, wenn wir da am 'rumschrauben sind, und sie mit dem Hund vom Wald kommt, man redet über das Wetter und anderes inhaltsfreies Blabla - aber besser das, als gar keinen sozialen Kontakt, oder?!
Wie käme ich denn auf die Idee, eine wildfremde Omi aus meiner Straße anzuquatschen? Und womit? -"Ach, Entschuldigung, ich habe sie jetzt schon paarmal gesehen, ich wohne da drüben, haben Sie zufällig Kant gelesen?!"

Was soll die mit einer 30 Jahre Jüngeren so mir nichts, dir nichts reden? Über'n Krieg?

Ich gebe Ihnen recht, dass dieses "Junge oder Mädchen?" erstmal platt und dämlich wirkt, zumal das richtig "Rüde oder Hündin?" heißt.
Gibt halt aber auch "sehr einfache" Menschen, die alles "sehr einfach" ausdrücken - nicht immer unbedingt "für extra", sondern aus einem sprachlichen Unvermögen heraus.

Lassen Sie den Leuten doch Ihren Ersatzkindspleen, freuen Sie sich, dass Sie Vater sind, es kann nicht jeder Kinder haben oder kriegen, Sie brauchen offensichtlich keinen Ersatz.
So 'ne Oma vielleicht schon.
Solange es dem Vieh nicht schadet...!

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