Mittwoch, 10. Juli 2013
Mannmannmann, ich werd gleich geschlechterrollig
Wo ich gerade das hier lese: Standardsprüche, die sich ein Vater anhören muss, der alleine mit seinen Kids unterwegs ist. Hm. Den einleitenden Satzteil "ich find das ja gut..." habe ich zwar auch öfters gehört, aber irgendwelches Mitleid mit dem armen Kind, das doch sicher die Mutter ganz doll vermisse, ist mir zuletzt (und zuerst) im Pekip-Kurs begegnet. Da kann man jetzt natürlich über die Gründe spekulieren, wieso ich mit solchem Gequatsche im Alltag wenig bis gar nicht behelligt wurde: Ob wir in einer fortschrittlicheren Umgebung wohnten oder ob sich viele aufgrund meines äußeren Erscheinungsbilds womöglich erst gar nicht trauten, mich von der Seite anzusprechen, man weiß es nicht, man steckt nicht drin.

Und dann war da noch ein Papa, der mit den in gängigen Kinderbüchern vermittelten Rollenbildern hadert. Zu den in der DDR beliebten Geschichten von der Ameise Ferdinand kann ich genauso wenig sagen wie zu diversen Janosch-Erzeugnissen, aber von den Pixi-Büchern der "Conni"-Reihe konnte mademoiselle793 eine Zeitlang gar nicht genug bekommen. Nun ist es tatsächlich nicht von der Hand zu weisen, dass diese Buchreihe, die bestimmte Episoden im Leben eines blondbezopften Mädchens erzählt wie "Conni lernt Schwimmen", ein ziemlich traditionelles Familien- und Rollenbild vermittelt. Man mag es kackscheiße gesellschaftspolitisch rückschrittlich finden, dass in dieser Kinderbuchreihe der vollzeiterwerbstätige Papa abends nach der Arbeit nach Hause kommt und dass somit die Perspektive alleinerziehender lesbischer Rollstuhlfahrer_Innen schwarzer Hautfarbe weiträumig ausgeklammert wird. Man kann auch - wie es eine Kommentatorin anregt - beim Vorlesen die Papa- und Mamarolle in der Geschichte vertrauschen, wenn man das für pädagogisch besonders wertvoll hält.

Aber wenn ich Wert darauf legte, meiner Tochter ein anderes als das traditionelle elterliche Rollenverständnis zu vermitteln, dann würde ich diese eminent wichtige Aufgabe nicht irgendwelchen Kinderbüchern überlassen, sondern es einfach vorleben. Ich glaube, das überzeugt im Zweifelsfall mehr als alles andere.

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gnade ihnen gott die atomherz mutter, falls sie je ein märchen...

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Och,
Märchen könnte man beim Vorlesen ja auch gendermainstreamen dergestalt, dass der Prinz wachgeküsst wird und nicht die Prinzessin. Oder dass der böse Wolf die Großmutter nicht frisst, sondern nur trollt - und dass er ja tief drin gar nicht böse sei, sondern nur eine schwere Kindheit hatte und anschließend falsche Leitbilder.

Tatsächlich hatte ich auf Märchen vorlesen aber weiträumig keinen Bock, und die Märchensammlung auf CD war auch nicht gerade Töchterleins bevorzugter Tonträger.

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Prinzin! Wäre die aktualisierte Version, einer bestrumpfhosten Person, hoch zu Ross.
Ameisenferdl spielte eher eine marginale Rolle. Ist tschechisch, hatte aber keine Chance gegenüber den hörzubüchern mit Mecki und den syrischen Goldhamstern, die irgendwer aus dem Westen bekam...

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"Märchen könnte man beim Vorlesen ja auch gendermainstreamen"

Man kann es jedoch auch lassen. :-)

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@fritz_: Absolut, und wenn der Welt ein kühner Avantgardist gefehlt hat, der sich öffentlich hinstellt und proklamiert, dass Märchen beim Vorlesen nicht umgegändert werden müssen, dann springe ich da gern in die Lücke...

@Carodame: "Prinzin" geht schon in die richtige Richtung, oder auch "das Prinzess" als Variante für diejenigen, die sich in der traditionell-biologistischen Geschlechter-Dichotomie nicht so recht einordnen können oder wollen.

Komischerweise ging Mecki an mir komplett vorüber (wie z.B. auch Lurchi).

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Ich hatte eine zeitlang mit hardcore-emanzen zu tun (betriebsratsarbeit, fragen Sie nich). Da geht das ab. Formulare wurden nicht mehr unterschrieben, weil da nich Innen mit dran stand bei mitarbeiter. Aber die lasen auch bücher, in denen das handelsübliche "man" ersetzt wurde durch "frau".

Man kann das alles auch übertreiben. Manchmal frag ich mich ob die emazipation etc sich nicht selbst durch solch ein verhalten ausbremst.

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Efrauzisprech?

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vorleben ist sicher ziemlich gut.
aber der kackscheißerealität entkommt man ja nicht. ich bin zuweilen ratlos, wie man unverdrossen dagegen anleben soll.

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Soll ich mal meine Frau fragen, wie sie das schafft?

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Meine Frau lässt mich ja an die Waschmaschine nicht ran, da sie mir nicht zutraut, dass ich ihr Farben-/Textilarttrennsystem ausreichend berücksichtige.

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"Frau"? Das ist jetzt aber reichlich sexistisch.

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"Bei der Geburt als weiblich Definierte"?

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"Gattin"? ;-)

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"Gattin" geht mal gar nicht. Dabei liegt das Gute so nahe. Keine Gattin, kein Gatte. Das Gatter.

"Weiblich" ist irgendwie auch problematisch, wenn man mal lange genug darüber nachdenkt....

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Vorleben ist doch eine tolle Idee. Ich wünsche Ihnen, dass Sie es schaffen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Variante "Du als Mädchen sollst das auch alles mal können dürfen!" nicht fruchtbarer ist als "Das kannst Du nicht, Du bist ein Mädchen!" Die Grundbotschaft ist ohnehin dieselbe. Ich habe aber irgendwie so ein Bauchgefühl, dass Sie das auch ohne sorgfältig geplantes Theoriegerüst hinkriegen.

Was die Lektüre angeht, kann man natürlich auch, statt verkrampft zu gendermainstreamen, gleich welche aussuchen, die sich nicht an Gechlechterklischees klammert. Habe ich mit den Nichten so gemacht. Die kriegten von mir "Ronja Räubertochter" (auch vorgelesen). Topmodel-Malbücher schenkten ja schon die Omas.

P.S.: Schicker Mantel. Wäre ich eine Tussi mit "Mama ist eh die Beste"-Fixierung, würde ich so einen Gangster wie Sie sicher auch nicht ansprechen... ;-)

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@sturmfrau:
So kritikabweisend gepanzert war ich ja auch nicht ständig unterwegs. ;-)

Ansonsten empfinde ich da ähnlich, dass die explizite Botschaft "Du als Mädchen sollst das auch alles mal können dürfen" eine im Kern kaum weniger defizitäre Zuschreibung enthält als das traditionelle "Du als Mädchen kannst das nicht".

Insofern ist uns gelebte Genderkritik tatsächlich gar nicht mal fremd, aber wie gesagt, auf die Vermittlung eines theoretisch-ideologischen Überbaus können wir in unserer Erziehungsarbeit gerne verzichten, da gibt es eine ganze Reihe wichtigerer Inhalte, die höhere Priorität genießen.

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hierüber bin ich neulich gestolpert. passt ganz gut, finde ich.

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@ vert: Danke für den Link.

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Ja, ganz wichtiger Input! Da wir nicht bei den Amish oder im Amazonas-Regenwald leben, ist es schier unmöglich, Töchterlein unberührt von irgendwelchem Lookism aufwachsen zu lassen. Aber zumindest muss man es versuchen, noch etwas anderes zu vermitteln als Supermodel-Gedöns und Diätwahn. Das ist in der zweiten Klasse nämlich schon durchaus ein Thema.

Aber da zeigt sich auch schon eine klare soziale Trennlinie zwischen den Elternhäusern, die nichts dabei finden, ihre kleinen Prinzessinnen vor allem in Richtung "Du musst gut aussehen, koste es, was es wolle" zu konditionieren und jenen, die andere Prioritäten setzen.

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Man lebt eben nicht in einer Pappkiste, die Kids sind allen möglichen Einflüssen ausgesetzt und das ist nicht immer gut.

bei Jungs schien es mir bisher immer eher einfach, sie dazu zu bringem ihr Ausshene nicht für ihre Haupteigenschaft zu halten. Ich hoffe, das klappt bei dem Tigermädchen auch. Wir haben eine ähnliche Familienkonstellation in der Nachbarschaft und da ist das, trotz der älteren Brüder, gehörig schiefgegangen. Vielleicht ist der erste Schritt, sich nicht selber auf's Aussehen zu reduzieren. Ich kann gut verstehen, daß sie stolz wie Bolle ist, nach 3 Kindern ihre Taillie wiederzuhaben. Aber die zelebrierte Dauerdiät muß es dann doch nicht werden, wenn das auf die Lütte abfärbt muß man sich eigentlich nicht groß wundern, auch ohne die "böse Gesellschaft" im Hintergrund.

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da kann man vorleben was man will, es kommt der punkt an dem die kinder sich an ihrer Altersgruppe orientieren, und eigentlich ist das auch gut so, denn sie müssen ja in die zukunft leben und uns ablösen demnächst, aber teilweise kommen wir eltern dann in die pubertät.

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@marion:
Der Punkt ist (in Teilgebieten) ja längst erreicht. Wenn der Papa etwa wegen des Tauschhandels mit Filly-Pferdchen die Augen rollt, dann ist das für Töchterlein der klare Beleg, dass ihr Erzeuger keine Ahnung hat, und das wird in den kommenden Jahren auf vielen Gebieten der Fall sein.

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"Connie" ist hier eher nicht so gefragt (kommt bestimmt noch), aber wenn ich beim Vorlesen die Mama- und Paparollen vertausche, dann werde ich wohl einen Exkurs einbauen müssen, daß in diesem Fall der Papa Ohrringe trägt und lange Haare hat, während sich Mama morgens rasiert. Und dann bin ich in dem Bereich der Gender-Wirrheiten, die mich kopfschütteln machen.

"Nebenbei" mitzubekommen, daß manchmal halt die Papas zu Hause bleiben, ist mAn wesentlich effektiver als irgendwelche pseudopädagogischen Hauruck-Klötze, die durchgeprügelt werden müssen.

Ich wurde letztens gefragt, wie wir denn den genderkritischen Ansatz rüberbringen, wir starten da ja sehr ungünstig aufgestellt mit mir zu Hause und Tigerpapa dauerarbeitend, da sei bestimmt schwer, da Genderkritik zu vermitteln.
Erst mal blieb mir der Mund offen, wann hat dieser gender-Krams es eigentlich geschafft, sich ins Kinderzimmer zu schleichen?
Und wieso wird anscheinend vorrausgesetzt, daß man das Ganze als Erziehungsinhalt zu vermitteln habe?

Ich versuche immer noch, Herrn Voss zu verstehen. Die Idee, daß DNA so rein gar nix mit dem Geschlecht zu tun haben soll und das ganze eher willkürlich bei Geburt zugeordnet wird... das muß man Kindern nicht vermitteln. Sollte im Umfeld ein Fall von Trans-irgendwas auftauchen, kann man das bei dieser Gelegenheit ansprechen und vermitteln, daß das, genau wie Hautfarbe, kein Grund ist, sich anders zu verhalten als gegenüber jedem anderen auch.
Ansonsten reicht es, wenn das als theoretische Option irgendwann im Bio-Unterricht drankommt.
Zwanghaft in jedes Kinderbuch (notfalls auch nachträglich) alles einzubauen, was sein könnte... nee, eigentlich ging es um Connies Zahnarztbesuch, nicht um des Zahnarztes erweiterte Familie oder seine Identitätsfindung.

Ich denke, da wird viel aus der Erwachsenenenwelt in die Kinderwelt reingedrückt ohne zu fragen, ob das aus Kinderperspektive überhaupt interessant ist. Außerdem steht zu befürchten, daß man mit zu viel Pädagogisieren das Problem erst schafft.

Wir versuchen es einfach mit "Menschen sind verschieden", das klappt bisher ganz gut.


Tigerpapa wird übrigens auch fast nie gefragt, wo denn die Mama zu den Kindern sei oder ob er das denn schaffe.

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Ich wurde letztens gefragt, wie wir denn den genderkritischen Ansatz rüberbringen, wir starten da ja sehr ungünstig aufgestellt mit mir zu Hause und Tigerpapa dauerarbeitend, da sei bestimmt schwer, da Genderkritik zu vermitteln.

Nee, oder? Wer wollte das denn wissen??? Auch wenn wir diesbezüglich mit unserer Konstellation besser aufgestellt sein mögen muss ich gestehen dass Genderkritik in der Liste unserer Erziehungsziele eher ziemlich weit unten angesiedelt ist. Was jetzt auch nicht heißt, dass wir Wert darauf legten, überholte Stereotypen und Rollenbilder zu perpetuieren. Aber die Vermittlung einer entsprechenden Ideologie dahinter möchte ich dann doch lieber den Bildungseinrichtungen überlassen, wenn dieser Lehrstoff denn als unvermeidlich angesehen wird. So ein bisschen habe ich ja die Hoffnung, dass diese Marotte wieder etwas aus der Mode kommt, bis die Lütte studiert.

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Ich wurde letztens gefragt, wie wir denn den genderkritischen Ansatz rüberbringen, wir starten da ja sehr ungünstig aufgestellt mit mir zu Hause und Tigerpapa dauerarbeitend, da sei bestimmt schwer, da Genderkritik zu vermitteln.

Nee, oder?
Ja, doch.

Wer wollte das denn wissen???
Ich hatte Kontakt zur Uni, da ergab sich die Frage. Wuie genau... ich habe lange damit zugebracht, mich zu fragen, wie es dazu kam und muß ganz ehrlich sagen: ich weiß es nicht.

Aber die Vermittlung einer entsprechenden Ideologie dahinter möchte ich dann doch lieber den Bildungseinrichtungen überlassen, wenn dieser Lehrstoff denn als unvermeidlich angesehen wird.
Wenn der Mist auf die Schul-Lehrpläne kommt, errichte ich Barrikaden. Das ist nämlich Ideologie und nicht Bildung und hat damit an der Schule nix zu suchen.

Auf der Uni (zumindest in Bremen) muß man sich in einigen Studiengängen zwangsweise damit auseinandersetzen weil gender-studies auf dem Modulplan steht. Wie gesagt, ich hatte Kontakt zur Uni (und anschließend Kopfweh)


Ich hoffe auch, daß das aus der Mode kommt. Möglichst fix, bevor das Schaden anrichtet.

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Ich sag mal so: Beim Erwerb einer möglichst breiten Allgemeinbildung muss es nicht schaden, auch von dieser, öhm, interessanten Forschungsrichtung mal gehört zu haben. Wir leisten uns ja auch den Luxus von Religionsunterricht, warum also nicht auch ein optionales Angebot Einführung in Dekonstruktivismus und Gendergedöns?

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Ich halte das ganze für grundschulungeeignet.

Irgendwann im Laufe der höheren Weihen... ja, sollte man schon mal von gehört haben, gibt es schließlich und irgendwie ist es peinlich wenn alle davon reden und man selbst keine Ahnung hat und statt dessen Cocktails massenvernichtet..

Aber bitte nicht als unfehlbare Wahrheit, sondern als Theorie.

Auf keinen Fall möchte ich bei Verbalkapriolen wie "das Lehrende" statt Lehrer bzw Lehrerin landen. Das tut der Grammatik einfach nur furchtbares an.

Ich kämpfe mich immer noch (schon wieder?) durch Herrn Vossens Werk "Making Sex Revisited". Die Theorie, daß DNA nichts mit Geschlechtsorganen zu tun habe, sondern diese irgendwie erst gesellschaftlich bedingt entstehen... das eignet sich vielleicht für einen wissenschaftstheoretischen Kurs Kurs vor'm Abi, aber vorher?
Tigergatte mußte sich letztens beruflich mit diesem... äh.... interessanten Ansatz schon rumschlagen. Er hat drum gebeten, daß künftig alle gender-Tröten doch bitte Grundlagen der Biologie beherrschen sollten :-)

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An Grundschule hatte ich da auch weniger gedacht, eher Gemeinschaftskunde in der Mittel- oder Oberstufe.

Ach ja, Kommentator_Innen, die "das Lehrende" mochten, sind auch "das Elter" sehr begeistert. ;-)

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An Grundschule hatte ich da auch weniger gedacht, eher Gemeinschaftskunde in der Mittel- oder Oberstufe.
Geben Sie es einfach zu: sie wollen gucken, ob man Gemeinschaftskunde-Doppelnamen-Lehrerinnen und hardcore-Biolehrer, die versuchen, das Konzept der DNA zu vermitteln, aufeinander hetzen kann :-)

Bilderbücher, die meinem Eindruck nach so was wie die Hauptkampflinie sind, richten sich ja eher an der Kindergartenpublikum.
Man will ja Vorurteilen entgegenwirken (an sich löblich) und zwar so früh wie möglich (einleuchtend), aber vieles von dem, was es da zu geben scheint, ist doch eher uninteressant für die jüngere Zielgruppe.

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Meinen Tag gerettet
Hallo,

ich hatte gerade auf meinem Blogg geschrieben, das ich mich seit einiger Zeit doch recht daneben fühle, genauer gesagt, miese. Es ist auch eigentlich nicht meine Gewohnheit, hier andere Berichte zu lesen, weil ich das bei meinen auch nicht erwarte, da ich auch über mich und mein Leben schreibe.
Doch zum Kern meines -ich melde mich hier mal -! Mein Tag ist heute gerettet, du hast ihn gerettet, weil ich es wunderschön - aufmunternd - erheiternd finde, wie du über dein alltägliche Situation geschrieben hast. Ich werde nun doch immer wieder mal hier rein lesen mit der Hoffnung, das der Efeckt deines Schreibens bei mir weiter die Wirkung hat..........
Schreib bitte weiter so........

Danke sonnige Zeit für dich

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grad auf 9gag eingetrudelt: http://9gag.com/gag/anYKD3L
scheint ja nicht nur hier für verwirrung zu sorgen.

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Egal wie sie sich anstellen, welche Kriege sie führen oder welche Knoten in den Verstand geschraubt werden. An einer Stelle kommen alle nicht vorbei: Die einen bekommen die Kinder, die anderen nicht. Und man muss sich schon sehr belügen, wenn alle Bestrebungen das zu überwinden als ebenbürtig angesehen werden.

Anstatt die wirklichen Gräben zu überwinden zerreissen sich alle die Gliedmaßen auf Nebenkriegsschauplätzen.

Die haben doch alle Lack gesoffen …

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Okay, an dem biologischen basic fact hängt natürlich einiges dran. Aber vieles, was darauf aufsetzt, resultiert dann doch eher auf gesellschaftlichen Prägungen und Konventionen denn auf nackten biologischen (oder gar gottgewollten) Notwendigkeiten.

Ansonsten liegt für mich der Hauptschauplatz auch eher nicht bei Kinderbuch-Plots oder Sprachregelungen im akademischen Umfeld, sondern hier im familienbetrieb793.

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Die Kernfrage beim Kindergroßkriegen ist doch eigentlich: wieso ist Familie spielen in der Puppenstube weniger erstrebenswert als Bauraum?
Ich für meinen Teil brauche häufiger Kuchen als ein neues Haus.
Wenn man die Mädchen mit pädagogischer Gewalt aus der Puppenecke in den Bauraum schubst, vermittelt man eine Wertung.

Kinder zu ermutigen, mal was anderes auszuprobieren, ist sinnvoll, auch wenn ich stark bezweifle, daß am Ende dann 50% der Jungbauarbeitenden (das ist dieser Tage glaub ich die korrekte Bezeichnung) Mädchen sind. Macht aber nichts solange
a) niemand ausgeschlossen wird
b) niemand gezwungen wird mitzumachen
Und wenn nach einem Tag rumbauen dann die Mädels beschließen, doch lieber wieder Perlenschüre aufzufädeln, dann ist das auch in Ordnung.

Solange es um reines akademisches Elfenbeinturmerkenntnisintereresse geht, warum die Mädchen auf Fillies abfahren und die Jungs bei der Müllabfuhr zum Fenster rennen bin ich da durchaus offen. Sobald hinter diesem Interesse aber die Frage auftaucht, wie man das ändern könnte, kommt von mir das "nö" weil ich das rumfrickeln am Menschen solange bis er in die eigene Ideologie paßt ablehne.

Hauptkampfplatz ist die Frage, was welche Arbeit wert ist. Daneben erscheinen mir 27 Geschlechter, die man sich bewußt überlegt und zu denen man sich zurodnet, eher als unwichtig.
Das es diese Konstruktionen im ethnologischen Kontext gibt, weiß ich. Aber auch da steht man dann vor der Biologie und muß sich Wege um sie herum überlegen (Adoption ist dann soweit ich weiß recht verbreitet).
Und außerdem: weil das woanders vorkommt muß es nicht automatisch stimmen, andere Leut' döddeln genau so rum wie wir.

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Kinder zu ermutigen, mal was anderes auszuprobieren, ist sinnvoll, (...)

Definitiv, und unter den von Ihnen genannten Prämissen würde ich das auch so unterschreiben. Aber an dem Punkt, wo es darauf abzielt, den neuen Menschen zu schaffen, bin ich raus. In dem englischen Satire- und Comic-Magazin "Viz", das meine frühere Lebensgefährtin regelmäßig kaufte, gab es eine Comicreihe namens "Modern Parents", das beschrieb die Leidensgeschichte eines ganz normal tickenden Jungen in einem alternativ und leicht eso-angehauchten Elternhaus, der mal in Mädchenklamotten in die Schule geschickt wird, um seine innere weibliche Seite besser kennenzulernen und auch sonst nichts darf, was Jungs gerne tun und dessen einzige temporäre Rettung die gelegentlichen Besuche bei seinem leicht prolligen Normalo-Onkel sind, mit dem er mal Boxauto auf der Kirmes fahren geht oder sich in der Fastfood-Bude mal einen Burger oder Fish and Chips kaufen darf. In all der Überspitzung ist das wirklich großartiges Anschauungsmaterial, wie man es besser nicht machen sollte, wenn man die Kinder nicht komplett deformieren möchte.

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Sollte einer der Tiger das dringende Bedürfnis verspüren, einen Rock zu tragen, wäre meine Reaktion nicht "H&M Girls", sonder ein Kilt.

Ich dachte bei "mal ausprobieren" auch weniger als "Eltern probieren aus, wie man sein Kind zum Gespött der Schule macht", sondern eher an "auch Jungs dürfen beim Backen helfen" und "Tigerprinzessin sollte wissen, wie man einen Fahrradreifen wechselt". Das endet dann nicht im konstruierten Neuen menschen, sondern in hoffentlich halbwegs praxistauglichen Menschen, die nicht Panik bekommen wenn am Wochenende die Mensa schließt oder hilflos vor dem Reifen stehen und auf den Märchenprinzen warten, der den Drachen dann schon erschlagen wird. Das hat wenig mit Gendergedöns zu tun.

Kleiner Tiger webt mit Begeisterung, das ist so ein Kindergartenprojekt. Er ist völlig hin und weg und wille einen Webrahmen haben. Darf er- auch wenn ich das einfach nicht als genderkritische Erziehung sehen will, sondern als "probier aus".

Ich bin gespannt, wie das mit dem Tigermädchen wird.
Wir hatten gestern die Nachbarin zu Besuch samt Töchterlein. Töchterlein sammelt Fillies und brachte auch eins mit. Wir kamen dann drauf, daß es wenig Mädchen gibt, die alles fallen lassen wenn vor der Tür ein LKW wendet. Da sie wahrscheinlich mit Schwertern & Kavallerieattacken groß werden wird, bin ich gespannt, wie die Pony-Phase ausfallen wird.
Ich habe eine Bekannte, die total stolz drauf ist, daß ihre Tochter "eigentlich" ein Junge sei. Den Eindruck habe ich von dem Mädchen überhaupt nicht, eher den, daß Mutter das will. Das, hoffe ich, passiert uns nicht.

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(...) Den Eindruck habe ich von dem Mädchen überhaupt nicht, eher den, daß Mutter das will.

Puh. Das kommt vor, vielleicht war es ja anders gewünscht und hat nicht geklappt? Oder sie ist selber unter dem Zwang großgeworden, sich immer mädchenhaft adrett verhalten zu müssen und will ihrer Tochter dieses einzängende Korsett ersparen? Dre Weg zur Hölle ist ja bekanntlich gepflastert mit den besten Absichten, und man kann nur hoffen und beten, dass man selber nicht in diese Fallen tappt - oder zumindest nicht so sehr drin steckenbleibt.

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Sie haben eine ältere Tochter, dann kamen 2 Fehlgeburten von Söhnen.
Dann Tochter Nr2, die deutlich jünger ist als Nr1. Das könnte zu der sehr unschönen Situation beitragen.

Dann ist Mutter noch ein bißchen mehr auf spätere Karriereoptimierung aus als ich es gelegentlich bin.

Tochter Nr1 mußte selbstverständlich den mathematisch-naturwissenschaftlcihen Schwerpunkt wählen, Sprachen sind ja "Laberfächer" und der gesellschaftswissenschaftliche Schwerpunkt schied schon von vorn herein aus, das machen nämlich die, bei denen es für mat-nat nicht reiche. Meine Inklination für häufigere Treffen sank bei diesen Bemerkungen recht plötzlich.
Technik ist wichtig, Naturwissenschaften sind wichtig, Computer ist wichtig. Die Lütte konnte mit 4 diverse Lernspiele spielen, Mutter machte derweil Hausaufgaben mit der Großen plus Zusatzaufgaben, "rumschlumpfen" ist nämlich nicht.

Dinge, die ausdrücklich "Mädchen" sind, gehen da nicht. Weder als Spielzeug noch als Kleidung. Sie hat mehr Bob-der-Baumeister-Krams gehabt als der Große Tiger, und das will was heißen.
Mädchen wollte zum Ballett, das bringt aber alles nichts, die Kleine wurde zum Fußball angemeldet. Das es ihr dann auch Spaß gemacht hat, ist ja prima und für das Mädchen nur zu wünschen, aber Ballett lehnte Mutter rundheraus ab.

Der Vater dazu war das pädagogische Anti-Talent.


Man trifft seltsame Leute.

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Ermutigen finde ich gut. Das findet in meinen Augen durch Vorleben statt. Dadurch erlernen Kinder einen gewissen Widerstand gegenüber dem Druck von außen, was alles nicht zu tun sei.
Ich hatte auf Freizeiten schon Kinder dabei, die haben sich für meine Albernheiten im Supermarkt geschämt. Ich sonne mich geradezu im Kopfschütteln der Herren, wenn ich Selbstgebackenes zu allen Anlässen mitbringe.
Ich selbst hielt mich also bis vor einiger Zeit für recht frei von solch einer geleiteten Denkweise. Dann habe ich angefangen zu reiten. Und war überrascht, wie schwer mir der Umgang vor Publikum mit Pferden fiel, wo ich doch schon immer mit Kühen umgegangen bin. Ich wollte schlicht nicht als Pferdestreichler dastehen. Als "Mädchen". Denn den Umgang mit Tieren allgemein beherrsche ich einigermaßen, glaube ich. Daß in meinem Bekanntenkreis genügend Herren auch hochklassig reiten und ich jedes Jahr der Elite der Vielseitigkeitsreiter zujuble, half mir da gar nicht.
Was ich sagen will: Ermutigen ist gut. Freimachen ist gut. Aber um Kinder frei zu kriegen, muß man sich erst selbst frei machen. Ein Beispiel geben. Abwehrhaltungen aufgeben. Und auf einmal ist man ganz weit weg von der Diskussion um geschlechtergerechte Märchen.

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Und auf einmal ist man ganz weit weg von der Diskussion um geschlechtergerechte Märchen.

Nö, eigentlich nicht, gerade Pferde sind ein ausgezeichnetes Beispiel dafür. Großer Tiger hat einen massiven Pferdetick. das rief schon mehrfach Überraschung bei den Müttern der Mädchen mit Ponyphase hervor. Wo er doch ein Junge ist und so, finden sie aber gut, daß er Pferde mag obwohl er ein Junge ist. Wird immer wieder gesagt, so oft, daß mir die Zweifel kommen.

So, wann ist der Gaul eigentlich "Mädchen" geworden? Das Glitzerponies was für Mädchen sind- okay. Aber dem Tiger geht es weniger um in die Mähne geflochtene Schleifchen&Getüddel, er steht auf Kavallerieangriffe.
Nichts bringt die Augen so sehr zum Leuchten wie der Angriff der Hussaria vor Wien 1683.

Ritter. Mongolen. Cowboys. Der Angriff der Leichten Brigade. Indianer. General Wheeler. Und alles, was den Leuten einfällt, sind Ferien auf dem Ponyhof.

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@texas-jim:
Aber um Kinder frei zu kriegen, muß man sich erst selbst frei machen.

Jein. Grundsätzlich sind Kinder erst mal freier als man gemeinhin denkt, auch wenn sie natürlich nicht als völlig unbeschriebene Blätter in diese Welt kommen und schon unter Geschwistern oder spätestens im Kindergarten anfangen, Rollenmodelle zu erproben, die z.T. auch von außen herangetragen werden. Das ist auch ziemlich interessant, was da schon früh von älteren Kids abgeguckt wird. Wenn da paar Girlies, die zwei drei Jahre älter sind als Ihre Lütte, auf dem Rosa-Klamotten-Trip sind, dann kann es sein, dass das voll durchschlägt, aber es muss auch nicht so kommen. Hier blieb es halbwegs gemäßigt, vielleicht auch, weil wir es nicht mit Riesenbegeisterung unterstützt, aber auch nicht krampfhaft verhindert oder bekämpft haben. Ansonsten mag ich mich auch nicht über Gebühr verbiegen und wegen Filly-Pferdchen Entzückung heucheln. Kind kann mittlerweile schon damit leben, wenn ich sage, für mich sähen die alle ziemlich gleich (im Sinne von: gleich langweilig) aus, aber wenn sie damit Spaß hätte, ginge das völlig in Ordnung.

Ihr Ding mit dem Pferdestreichler kann ich sehr gut nachvollziehen, da haben wir alle unsere soft spots und Empfindlichkeiten, von denen wir nichts ahnen, bevor wir in die Situation kommen.

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Was die Pferde als "typisches Mädchending" betrifft, da wird in der Argumentation doch oft auf den angeblich angeborenen weiblichen Sorgetrieb verwiesen - wie schön es für die kleinen Mädchen sei, etwas zu haben, worum sie sich kümmern könnten. Ich muss zugeben, ich habe in meiner Pferdephase eher vom wilden Galoppieren geträumt als darum, dem Tier Schleifchen in die Mähne zu flechten. Und habe dann auch eher ersteres getan (mit bisweilen leicht halsbrecherischen Folgen), zumal das Pferd eine Stehmähne hatte.

Problematisch finde ich nicht, was Kinder so von ihrem Umfeld im Kindergarten an Geschlechterklischees aufgreifen und mal phasenweise probieren. Viel anstrengender und nerviger finde ich die Eltern, die voll in die Klischees reinhauen und herumposaunen, was für ein wackerer Drachentöter ihr kleiner Bursche und was für eine hinreißend zuckersüße Prinzessin ihr Töchterchen doch ist. Da wird eine Menge mehr hineingedichtet, als tatsächlich dran ist, und ich glaube (auch, wenn ich's nicht wissenschaftlich belegen kann, leider), dass Kinder ein sehr sauberes Gespür dafür besitzen, was von ihnen erwartet wird. Das gilt auch für Geschlechterrollen. Das fängt schon an, wenn es heißt, für kleine Mädchen sind tränenreiche Ausbrücke und Zartheiten okay, für Jungs aber nicht, die müssen stark und toll sein und sich durchbeißen. Ich höre von meiner Schwägerin ihrem Sohn gegenüber auch öfter ein "Stell Dich nicht so an!", während das bei den Mädchen erheblich weniger oft fällt. Dafür werden die dann wiederum mehr zur Mithilfe im Haushalt angehalten. Weiteres kann man sich ausmalen. Und der Sohn vom Nachbarn hatte mit dem Vorbild eines totalen Chauvi-Vaters ohnehin schon früh einen Hau weg, stand bereits sehr früh als Junior-Schütze im Schützenverein stramm, mit Uniform und allem, und brüllt, wenn er denn mal rausgelassen wird, wie ein Wahnsinniger die Nachbarschaft zusammen. Kann mir nicht vorstellen, dass diese Prägungen alle genetisch bedingt sind.

Und es stimmt, da sind Märchenbücher dann wirklich nicht mehr so ausschlaggebend für alles, was noch kommt.

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Ich könnte nicht mal beschwören, dass wir völlig frei davon wären, positives Feedback zu geben auf mancherlei Verhalten, das bestimmten geschlechtstypischen Rollenbildern entspricht. Auf anderes wiederum (etwa Schmollmund und Prinzessin auf der Erbse) kann ich z.B. gar nicht. Das ist gottlob auch nichts, was meine Frau gern und oft darbeitet. Und wenn ich einen Sohn hätte, müsste ich mich schon sehr überwinden, Heulsusen-Verhalten zu loben und zu fördern. Ich denke, dass genderkritische Sensibilisierung durchaus ihre segensreichen Seiten haben kann, aber entsprechendes Bemühen kann dosisbedingt halt auch umschlagen in kontraproduktives Gekrampfe. Letztlich muss ich mit den Voraussetzungen arbeiten, die ich beim Kind wesensmäßig vorfinde, aus einer Zimperliese werde ich mit allen Judith-Butler-Büchern im Regal kaum eine Lara Croft machen können.

Das Pferdeding wäre noch mal eine gesonderte Abhandlung wert. Wir hatten zwei Pferdenärrinnen in der Klasse, die sich auf eine ganz seltsame Art in das Thema reinverstiegen hatten. Von dem Phänotyp "Pferdemädchen" würde ich das auch trotz mancher Schnittmengen doch abgrenzen. Die typischeren Pferdemädchen hatten zwar schon auch eine Beziehung zu ihren Gäulen, aber im Grunde ging es da nicht zu knapp um Freiheit und Abenteuer (wie für die Halbstarken auf den Moppeds auch). Ich bin kein Experte für juvenile Popkultur, aber ich halte es für möglich, dass das Thema Pferde für jüngere Zielgruppen mit diversen magischen Elementen aufgeladen wurde, dergestalt, dass sich struppige und strunzblöde Ponies in Einhörner verwandeln, die Glitzer-Äpfel kacken, und vielleicht wären uns die Filly-Viecher ohne den Einfluss der Mangas erspart geblieben, da wird einfach die Rosa-Glitzersauce immer wieder in neue Produktreihen reingerührt...

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Die wirkliche Kernfrage ist schon in den Kommentaren genannt worden: die Wertung dieser oder jener Eigenschaften, Tätigkeiten etc.

Mir ist das völlig egal, ob eine Frau oder ein Mann den Schraubenschlüssel schwingt. Aber der Zimmermann, der die junge Frau als Lehrling ablehnt, weil sie von ihrer Konstitution her dem Schleppen von meterlangen Balken nicht gewachsen ist, der ist kein Sexist.
Sexisten sind die, die die nun mal existierenden prinzipiellen Unterschiede zwischen Männern und Frauen wegdiskutieren.

Ich dagegen sage: Es lebe der kleine Unterschied!!

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"Ich könnte nicht mal beschwören, dass wir völlig frei davon wären, positives Feedback zu geben auf mancherlei Verhalten, das bestimmten geschlechtstypischen Rollenbildern entspricht."

Ja, und? Generell sollte es ja weniger drum gehen, das letzte Butler-Seminar in die Tat umzusetzen, sondern ein Kind auf seinem Weg zu begleiten. Nun, allein um dem gender-Gedöns den fälligen Tribut zu leisten, mit aller Macht das Mädchen für ein Fitzelchen Interesse am Bagger zu feiern, hat nicht nur was künstliches, man könnte dem Kind damit auch gewaltig auf die Nerven fallen.

Die Frage, ob geschlechtsspezifisches Verhalten nun "genetisch" sei oder nicht... weites Feld. Ich setze das genetisch in Anführungsstriche weil das oft sehr weit gemeint ist.
Kleines biologisches Detail: Jungen haben am 8. Lebenstag (mit den üblichen Varianzen) einen Testosteronschub. Das macht sie völlig rappelig. Beim ersten Mal war ich völlig überfordert, wieso konnte ich mein Kind nicht mehr beruhigen? Hebamme gab Entwarnung, das sei bei Jungs so und erklärte auch warum.

Bei Nr 2 und 3 trat das auch ein.

Nun waren wir ziemlich gespannt bei Nr4. Tigermädchen verschlief den Tag weitgehend. An Tag 11 waren wir uns sicher: kein Testosteron-Schock.

Von diesen Dingern haben sie schon vor der Geburt mehrere, und zwar mit geschlechtsspezifischen Cocktails. Das soll folgenlos bleiben?

Biologen nehmen diesen gender-Kram nicht so recht ernst. Letztens bekam einer der Ex-Laborkollegen des Tigergatten auf dem Campus ein Flugblatt in die Hand gedrückt, die Überschrift lautete "Zweigeschlechtlichkeit abschaffen" und er stand da und sagte nur noch "Fuck!"- laut. Er ist nämlich recht begeistert von der Existenz des anderen Geschlechtes im Allgemeinen und einer einzelnen Vertreterin im Besonderen. Er überlegte, einen Kurzvortrag über die Vorteile der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung aus genetischer Sicht zu halten, beschloß dann aber, daß es besser sei wenn diese Leute keine Kinder kriegen und sich aus dem Genpool entfernen und hielt die Klappe.

Tigergatte konnte sich schon mit Studis rumschlagen, die der festen Ansicht waren, daß er, wenn er am Beckenknochen das Geschlecht erkennen zu meine, wohl Grundlegendes nicht verstanden habe. Das es für Leute, die das wirklich können, auch möglich ist, Geschlechtsunterschiede am Beckenknochen von perinatalen Individuen abzulesen, wurde ins Reich der Mythen, Märchen und Legenden verbannt.

Das hat mit Kinderbüchern erst mal herzlich wenig zu tun, aber da diese knochenharten Unterschiede durch etwas verursacht werden, was nicht wegzureden ist, kommt man dann irgendwann in den Bereich, in dem man anerkennen muß, das es eine biologische "Hardware" gibt, die schon bei kleinen Kindern geschlechtsspezifisch ist, und zwar für Junge und Mädchen und nicht für x-beliebige Geschlechter dazwischen.
Dann erklärt sich auch, warum Mädchen immer wieder in der Puppen-Ecke landen und die Jungs derweil das Klettergerüst auseinandernehmen. Warum man nun an allen Realitäten, in denen die Kinder leben, 50% der Bauarbeiter im Bilderbuch zu blondbezopften Bauarbeiterinnen machen muß, entzieht sich mir.


"Letztlich muss ich mit den Voraussetzungen arbeiten, die ich beim Kind wesensmäßig vorfinde,"

Eben, das ist genau der Punkt. Die Idee, man könnte in Menschen, wenn man nur früh genug einsetzt, praktisch alles nach Belieben reintrichtern, klingt für mich nach Omnipotenzphantasie.

Wenn die Lütte diese Glitzerponies nun mal mag- was soll's.
Wir haben mit Großem Tiger Glück: als erklärter Herr der Ringe-Fan steht er über so ein paar alters- und geschlechtsspezifischen Dingern, die mir gehörig auf die Nerven gehen würden.

Das Menschen unterschiedlich sind und nicht mal alle Frauen oder Männer mit dem Keksausstecher geschlechtsgenormt sind, ist ja eigentlich ein Allgemeinplätzchen.


Es geht darum, Kindern Möglickeiten zu bieten. Das Mädchen zu ermutigen, doch auch mal auf das Klettergerüst nach ganz oben zu klettern und nicht nur auf der Bank mit den Glitzerponies zu hocken. Vielleicht gefällt es ihr da oben da und mit ein bißchen Übung kann man dann auch die geliebten Ponies mit nach oben nehmen. Und wenn nicht, dann hat sie es mal probiert, war nichts für sie und fertig.
Aber ebenso muß man Jungen nicht unbedingt von oben runter holen.


Wie war das nochmal in Norwegen?

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Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass eine Frau dem Schleppen von meterlangen Balken nicht gewachsen sein könnte. Ob es tatsächlich Exemplare gibt, die so zart gewachsen sind, dass sie sich an schwere körperliche Arbeit nicht gewöhnen können, kann ich nicht sagen. Wenn dem so ist und so eine Madame beim schwächsten Hauch von Anpackenmüssen in Ohnmacht fällt, dann ist sie natürlich für so einen Job nicht die Richtige.

Auch ein Kind zur Heulsuse zu erziehen ist sicher kein schlauer Weg, aber darum ging es mir auch nicht. Alle sprechen vom Wesen des Kindes, und das ist auch wichtig und richtig so. Ich glaube nur einfach auch, dass eine ganze Menge Menschen glauben, zu wissen, wie das Wesen ihres Kindes sei, im Grunde aber nur (auch geschlechtsgebundene) Wunschvorstellungen in ihr Kind hineininterpretieren. Da sind Hormonschübe mit 8 Tagen in meinen Augen ebenso relevant oder irrelevant wie Märchenbücher.

Sind aber auch nur meine zwo Cents. Völlige Einigung wird auf diesem Sektor ohnehin wohl nie erlangt werden.

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Frauen sind in der Tendenz körperlich schwächer als Männer. Das nicht jeder Mann Herkules ist- bekannt. Das es Frauen gibt, die Männer fluffig in die Tasche stecken- bekannt. Aber daraus abzuleiten, daß Frauen im Durchschnitt genauso gut Balken schleppen wie Männer, das ist gewagt. Das heißt nicht, daß sie "Madame" ist, sondern nur, daß sie körperlich schwächer ist und wie schon Hedwig Dohm sagte:
"Die Stimmritze der Frau ist enger und ihr Kehlkopf kleiner", belehrt uns Herr von Bischoff (Verfasser von "Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes"). Ich würde daraus die Tatsache erlären, daß bei vorkommenden Duetten er Tenor und sie Sopran singt. Der Zusammenhang zwischen Stimmritze und Stimmrecht erhellt sich daraus für mich nicht".

Die Aufgabe des Zimmermannmeisters, wenn er einen Lehrling einstellt, ist es nicht, den Lehrling langsam in die körperliche Verfassung zu versetzen, daß er Balken heben kann. Wenn eine Frau das kann- prima. Wenn nicht, sollte sie sich einen anderen Beruf suchen.
Es gibt einen massiven Grund, Frauen nicht in Berufe einzustellen, in denen schwer gehoben werden muß: in einer Schwangerschaft fällt die Arbeitskraft aus. Das zählt auch für die Biologie und andere Laborwissenschaften, da fallen Schwangere nämlich auch sofort raus.
Vor dem Hintergrund erklärt sich fast schon aus sich selbst heraus, warum in diesen Bereichen niemals eine 50%-Frauenquote erreicht werden wird. Die Petrischale stemmen kann wirklich jede, aber das ist nun mal nicht alles.

Wenn es ein Hormonschub mit 8 Tagen wäre, der ein singuläres Ereignis ist... dann wäre das in der Tat eher irrelevant. Die kommen aber die ganze Kindheit halbwegs vorhersehbar wieder und sie verändern das Kind auf geschlechtsspezifische Weise weil der Hormoncocktail nun mal geschlechtsspezifisch ist und ich frage mich: was ist dadran denn bitte schlimm?

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Danke, Frau Cassandra, für die fundierte Aufklärung über all die Fakten, von denen ich natüüürlich überhaupt nichts wusste (insbesondere über die Aufgaben von Ausbildern im Zimmereihandwerk). Ich sprach übrigens nicht von Durchschnitten.

An Hormonschüben ist übrigens auch nichts schlimm (sie lesen mal wieder Dinge, die ich niemals geschrieben habe). Ihre "Junx" sind nunmal, wie Sie ja nicht müde werden zu betonen, echte "Junx". Ich frage mich lediglich, ob es tatsächlich nachweisbare Zusammenhänge zwischen Hormonen und dem Interesse am vor Ihrem Haus wendenden Müllwagen gibt, und das bezweifle ich. Dass ausgerechnet Sie übrigens Frau Dohm zitieren, amüsiert.

Wir sind da unterschiedlicher Auffassung, wie in so unglaublich vielen anderen Bereichen auch, und ich schlage vor, an dieser Stelle die Diskussion zu beenden, denn Herr Mark hat es wirklich nicht verdient, dass wir hier unseren (vermutlich auch hormonell bedingten) Zickenkrieg ausfechten. Davon aber mal abgesehen, habe ich Sie auch niemals direkt angesprochen, und ich wundere mich, dass Sie sich so hineinstürzen, da Sie doch um die chronische Disharmonie zwischen uns beiden wissen.

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Wenn ich dann mal zusammenfassen darf:

Es ist richtig Kinder in „Geschlechterrollen“ zu drängen, solange diese Rollen durch die Genderpolizei abgesegnet sind. Zum Beispiel:

Mädchen + Puppe = Gendergefängnis, geistiger Tod.

Mädchen + Schraubenschlüssel = moderner freier Geist im Sinne der Aufklärung und des Fortschritts der gesamten Menschheit.

Menschen die solche Gedanken verbreiten sollten erst mal ihre eigene Kindheit aufarbeiten, bevor weitere vernichtet werden …

… oder die Lacksorte wechseln.

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Auch, wenn möglicherweise ein anderes Bild entstanden sein sollte, ich gehöre nicht zur (zum Teil auch zu Recht) vielgescholtenen Fraktion der "Genderisten". Ich habe nichts dergleichen behauptet. Auch nicht, dass man Mädchen in sogenannte Männerberufe zwingen soll oder dass Jungen ab sofort im Kindergarten verpflichtend Tutu tragen sollten.

Generell finde ich es aber auch höchst problematisch, von der Genderpolizei zu sprechen. Sicher gibt es in pädagogischen Einrichtungen Vertreter ihrer Art, die einen kritikwürdigen Umgang mit der Hinterfragung von Geschlechterrollen pflegen. Ich bezweifle aber auch, dass gegen die Haltung von Eltern irgendwelche Zwangsmaßnahmen durchgesetzt werden könnten.

Ich meinerseits verstehe nun wirklich nicht, was verkehrt daran ist, Geschlechterrollen zu hinterfragen. Dass diese aber nicht hinterfragbar seien, wird oft einfach so in den Raum gestellt und dann untermauert mit Schein-Argumenten wie "Sie will aber mit der Puppe spielen, dann lasst sie doch!" oder "Schon Kleinstkinder krabbeln zu den geschlechtsspezifischen Gegenständen hin!" Solchen "Argumenten" traue ich nicht. Aber es liegt mir fern, daraus ein polizeiliches Diktat abzuleiten. Im Gegenteil, ich betrachte Zweifel an althergebrachten Strukturen als Basis, um darauf aufbauend vielleicht zu ganz anderen Erkenntnissen zu kommen.

Kindheiten vernichten - Du meine Güte! Natürlich ist das dauerhafte, dem Kindeswohl entgegenstehende Ausüben von Zwang, losgelöst von der ganzen Genderfrage, ohnehin nicht unbedingt ein adäquates Mittel der Erziehung.

Irgendwie erstaunt es mich immer, dass diejenigen, die die ach so bösen "Genderisten" so wild kritisieren, die Hinterfragung bestimmter Strukturen gleich mit Zwang gleichsetzen. Und mich erstaunt, wie groß offenbar das Bedürfnis von Eltern ist, sich dauernd rückzuversichern, dass niemand das wahre, wirklich echte Geschlecht ihrer Sprösslinge durch "unnatürliche" Maßnahmen verwässert, verweichlicht, verwischt. Als würde ein Junge weniger Junge, wenn er mal Nagellack probiert, und ein Mädchen weniger Mädchen, wenn es auf Bäume klettert.

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werte sturmfrau, ich möcht mich ihnen nur kurz ganz pragmatisch anschließen und empfehlen, diese diskussion an dieser stelle abzubrechen.

[edit: ah, ich sehe gerade, dass sie das schon weiter oben wollten, aber. man hat's nicht leicht.]

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Was Berufe angeht, in denen Lasten manuell gehoben oder getragen werden müssen, so empfehle ich einen Blick in die Hettinger-Tabelle - das Bayerischem Landesamt für Arbeitsschutz, Arbeitsmedizin und Sicherheitstechnik gibt sogar niedrigere Richtwerte an, die Frauen manuell bewegen dürfen. Es ist also nicht zwangsläufig sexistisch, wenn Betriebe Frauen für bestimmte Arbeiten nicht einsetzen.

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Manchmal sind Frauen sogar ganz glücklich wenn sie zB von der ARGE nicht in Kurierjobs vermittelt werden weil da geschleppt werden muß.

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letzteres ist ja wohl mehr ein problem lohnabhängiger erwerbsarbeit in zeiten des neoliberalismus als ein problem an den vermeintlichen verlaufslinien eines "geschlechterkampfes".

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Nicht unter jedem "geht nicht" muß zwangsläufig ungerechtfertigte Diskriminierung stehen und nicht immer ist jeder darüber traurig, wütend oder sieht dringenden Änderungsbedarf.

es geht bei Quotenregelungen auch nur ganz selten um die Frage, wie viele Straßenkehrer Frauen sind, da sieht kaum einer Quotierungsbedarf um Gleichheit herzustellen.

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Madame Sturmfrau, ist nicht das Wort „Geschlechterrolle“ schon vollkommen falsch? Eine „Rolle“ verlangt von einem Menschen sich anders zu verhalten als er es möglicherweise aus freien Stücken tun würde. Das ist im Theater ok, ansonsten ist eine „Rolle“ selten nicht destruktiv.

Wenn als von „Geschlechterrollen“ gesprochen wird die „hinterfragt werden müssen“, dann ist damit explizit von einer Befreiung die Rede.

Alleine schon von Geschlechtsspezifischen Mustern zu reden, ohne die Ausnahmen anzuerkennen, ist ein Versuch der Manipulation.

Ich anerkenne das es (üblicherweise bildungsferne) Menschen gibt, die genau wissen was Jungs zu tun haben. Und Mädchen auch. Das hat, wenn ich von Männern rede, was mit Befindlichkeiten zu tun, und der Angst in der Öffentlichkeit aufzufallen. Wer aber zu seinen Kindern steht und sie liebt (das Eine bedingt das Andere), wird in diese Gefahr selten kommen.

Was ich verurteile, und zwar aufs Schärfste ist der Generalverdacht das da „etwas schief läuft“ wenn meine Tochter sich gerne die Fingernägel lackiert und sich um ihre Stofftiere und Puppen sorgt.

Ich zitiere mal: „und dann untermauert mit Schein-Argumenten wie "Sie will aber mit der Puppe spielen, dann lasst sie doch!" oder "Schon Kleinstkinder krabbeln zu den geschlechtsspezifischen Gegenständen hin!" Solchen "Argumenten" traue ich nicht. “

Meine Tochter will genau das. Sie will sich um ihre Kuscheltiere sorgen, sie mit den Kinderwagen durch die Gegend fahren und ihnen ein Bett bauen. Direkt neben ihres. Und ja, sie hat mit 3 schon die Regale mit den Haarspangen, Lippenstiften und so weiter belagert, und war davon nur schwer weg zu bekommen. Wenn ich dann Ihre Zeilen lese ist „Generalverdacht“ noch harmlos ausgedrückt. Sie trauen mir nicht Frau Sturmfrau. Aber warum? Sie kennen mich doch gar nicht?

Ich glaube dieses Problem, das einzelne Vollchecker dem Rest mal beistoßen wie es zu gehen hat, der wurde mit der Ächtung der Religion in der Gesellschaft nicht mit ausgerottet. Das ist der eigentliche Kriegsschauplatz. Der Kampf gegen die Dummen.

Denn Dumm ist nicht der, der wenig weiß. Oder der, der wenig wissen will. Dumm ist der, der alles zu wissen glaubt …

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Ich werde nun tatsächlich verts Rat folgen und aus der "Diskussion" aussteigen. Abweichende Meinungen als Dummheit abzustempeln finde ich schlicht verächtlich. Und der/die Kluge ist schließlich immer nur man selbst.

Adieu, und Herr Mark, an Sie noch einmal meine von Herzen kommende Entschuldigung. Ich hab' mich hinreißen lassen.

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Denn Dumm ist nicht der, der wenig weiß. Oder der, der wenig wissen will. Dumm ist der, der alles zu wissen glaubt …

ihr wort in gottes ohr.

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Nun, anscheinend passt der Schuh. Anstatt sich dem anzunehmen was ich gesagt habe, schließen sie einfach ein paar stromführende Drähte kurz und steigen aus.

Was MUSS ich daraus schlussfolgern? Sie sehen sich nicht als diejenige die wenig weiß. Sie sehen sich auch nicht als diejenige die nicht mehr wissen will. Sie sehen sich in der Tat als jemand der sein Wissen nicht kritisiert sehen will.

Ich hatte gehofft, das meine Punkte widerlegt werden, neue Erkenntnisse eingeworfen werden, andere Ansichten aufkommen.

Oder sind da keine neue Erkenntnisse oder andere Ansichten, oder vielleicht eine gute Antwort auf meinen Einwand? Eine, die einer Überprüfung weitab von Ideologien, die auch den Vergleich mit der Realität standhält?

Ist denn da nur Schmollen? Dann ist der Aufstand gegen die Dummen tatsächlich verloren. Den Dummen, die lieber ein Kind verbiegen, als sich vor den Nachbarn zu blamieren, oder den Freunden, oder den Kollegen …

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Tja, ein schönes Thema, gründlich in die Grütze diskutiert. Wäre schön gewesen, wenn es ohne wechselseitige Unterstellungen von Unterbelichtung, unaufgearbeiteter Kindheit und dergleichen mehr über die Bühne gegangen wäre, aber ich will da jetzt auch keine detaillierte Manöverkritik loswerden, wer da angefangen hat mit dem Beleidigen und wer leberwurstete.

Es wurden verschiedene Ansichten geäußert, und mal losgelöst von der Frage, wer hat recht und wer ist einer Ideologie aufgesessen, glaube ich feststellen zu können, dass eine klare Trennlinie zwischen den Diskutanten verläuft - und zwar zwischen denen, die eigene Kinder (oder ein Kind) haben und jenen, die das Thema mehr so von der abstrakt-theoretischen Seite her angehen. Und ich selber sitze da gewissermaßen zwischen den Stühlen, denn einerseits ist mir das Hinterfragen vermeintlicher Selbstverständlichkeiten auf dem Geschlechtssektor auch nicht völlig wesensfremd, auf der anderen Seite lerne ich in der täglichen Erziehungspraxis auch immer wieder die Grenzen gutgemeinter Genderkritik kennen.

Ich stelle fest, dass ich eigentlich immer dann raus bin, wenn Krampfigkeit ins Spiel kommt - sei es beim krampfhaften Bewahrenwollen eingefahrener Stereotypen oder genauso bei krampfhaften Versuchen, Kinder umzupolen. Oder bei irgendwelchen genderpolitisch korrekten Entrüstungsstürmen gegen rosafarbene Ü-Eier und dergleichen...

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Oh, büdde. Jetzt aber nicht die Kinderkarte spielen. Das können Sie besser ;-)

Die Gender-Debatte will auch niemanden "umpolen" oder Kindern die rosa Einhörner wegnehmen. Die will auch keine Beckenknochen wegdiskutieren oder was sonst für Anekdötchen auf den Stammtisch gelegt wird. Man muss sich doch hüten, ein Bedrohungsszenario aus (angeblich) Selbsterlebtem und Empfundenen und Basta-Argumenten ("Sie will aber nun mal pinke Einhörner!") zu schneidern - und darüber die täglich immer wieder neu konstruierten Rollen in unserer Gesellschaft zu übersehen. Wenn es nicht akademisch sein soll, kann man z.B. immer wieder bei Heidi K. anfangen.

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(Achso, und @Grenzen und wahrgenommene Alltagsnormalität: Es gab Zeiten, da hat jeder sein Auto auf der Straße gewaschen und den Ölwechsel im Wald vorgenommen. Und es wurde überall gequalmt, selbst über Kinderwägen hinweg. Das glaubt heute kaum noch jemand und war ein sehr langer, auseinandersetzungsreicher Weg. Wer weiß, wie man Genderfragen in 30, 40 Jahren betrachtet.)

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Wie gesagt, ich will mit dem eigene-Kinder-Argument auch gar nicht die gesamtgesellschaftliche Debatte abwürgen, deren Berechtigung für mich schon ziemlich klar auf der Hand liegt. Im Ursprungsbeitrag ging es aber um Kinderbücher und die Frage, was wir den lieben Kleinen so mitgeben an Prägungen und Vorbildern, von daher ist es doch nicht so, als würde ich jetzt nach knapp 60 Kommentaren aus lauter Verzweiflung plötzlich die Kinderkarte aus dem Ärmel ziehen.

Alles was ich sage ist, dass eigener Nachwuchs eine etwas andere (praktischere) Perspektive auf das Thema liefert als Theoretisieren auf der gesamtgesellschaftlichen Überbau-Ebene. Ich finde diese unsägliche Heidi K. mit ihrem Hungerhaken-Straflager ja nicht minder panne als Sie, aber ich muss Wege finden, meine Tochter gegen dieses Gift irgendwie zu immunisieren.

Im Übrigen hoffe ich doch sehr, dass wir da in den kommenden Jahrzehnten weiter kommen und nachfolgende Generationen mehr Optionen der Lebensgestaltung zur Verfügung haben. Und ich glaube nach wie vor, dass ich dazu mehr tue als manche_r, der oder die oder das bissige Blogbeiträge über Frauenbratwürste bei Edeka schreibt. Ich lebe das nämlich, was viele nur predigen.

EDIT: Fairerweise sollte ich den letzten beiden Sätzen "ich" durch "wir" ersetzen, denn ohne meine Frau und ihren Beitrag dazu wäre es mit meinem Rollenmodell ja auch Essig.

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Ich habe eine halbe Folge Domina K. durchgehalten, danach versagten mir die Nerven. Das war einfach zu hart für mich.

Der Gatte verkündete seiner neugeborenen Tochter am 2. Tag im Krankenhaus "Nur damit das schon mal klar ist, junge Dame: zur K. gehst du mir nicht, du machst was anständiges."
Ob plumpes Verbieten reichen wird? Mal sehen.

Völlig schambefreit mitzumachen, was da gefordert wird, hat wenig mit Mann/Frau zu tun, aber viel mit einer Medienkultur, die bei mir Kopfschüttelkrämpfe auslöst.

Die Mitteilung "du kannst auch als Mädchen auf den Autoteppich" hat die Kinderköpfe längst erreicht.
Pädagogische Zaubertricks wie der "Mädchentag" ein Mal die Woche im Bauraum, enden nicht mit Mädchen, die ihre Möglichkeiten entdecken, sondern mit Erzieherinnen, die damit beschäftigt sind, die Mädchen dahinzuholen und dann zum Spielen zu animieren.
Ohne diese Mühe sind da auch ab und zu ein paar Mädchen; video-überwachen tue ich den Bereich nicht, genaue Zahlen kann ich also nicht vorlegen und selbst wenn wäre die Zahlenbasis zu klein für verläßliche Statistik, ich verlasse mich hier auf die Erzieherinnen, die immer wieder betonen, daß "noch viel zu selten" da Mädchen sind. . Solange diese paar Mädchen nicht verspottet, vertrieben oder sonstewie verscheucht werden- was ist das Problem? Das die anderen Mädchen nicht dabei sind? Die machen halt lieber was anderes, die Bastel-Ecke ist immer fest in Mädchenhand, die Puppenecke im übrigen auch.

Die Frage ist, was die Zielvorstellung ist:
meine Schwiegermutter hätte damals gerne die Schreinerei von ihrem Vater übernommen. das ging aber nicht, sie war ja ein Mädchen. Das ärgert sie bis heute. Solche Sachen dürfen nicht passieren und sie passieren auch wesentlich seltener als damals.

Am Ende steht hinter Statistik immer der Mensch. Egal was wir als Ziel formulieren (50% Frauenquote bei Müllwagenfahrenden oder 0% Frauen im Schreinerhandwerk): solche Zielvorgaben setzen vorraus, daß wir Maßnahmen ergreifen, sie zu erreichen und damit Leuten erzählen, was sie zu tun haben.
Woher nehmen wir das Recht dazu?


Was anderes sind Konstrukte, das es so was wie Unterschiede in der biologischen "Hardware" nicht gäbe und wenn, dann seien sie allerhöchstens kosmetischer Natur. Das ist... ja, was ist das? Bestenfalls seltsam, auf jeden Fall eine Annahme (böse ausgedrückt "Ideologie") und widerspricht den biologischen Tatsachen. Der Grammatik tut es furchtbares an: "heterosexuell lebende cis-Männer" oder "bei der Geburt als weiblich definiert"- bei dem einen braucht man mit etwas Pech ein Wörterbuch, bei dem anderen entsteht zumindest bei mir das monty-pythonesque Bild einer Lose ziehenden Hebamme beim Geburtsschein ausfüllen, die völlig aus dem blauen heraus Geschlechter verteilt.

Wir bieten heute als Gesellschaft völlig geschlechtsunabhängig ziemlich viele Chancen- das ist die soziale Herkunft viel entscheidener.

Aber völlig unabhängig von der Frage nach den körperlichen Unterschieden und ihren Auswirkungen: gleich an Würde, gleich an Menschenrechten. Ob du nun Mann, Frau, schwarz, weiß, groß oder klein bist, im Rollstuhl oder auf Inlinern untwerwegs- egal, du bist ein Mensch.
Wenn wir lernen könnten, unterschiedlich und trotzdem gleich zu sein... das ist für mich viel erstrebenswerter.

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Das mit der Grütze, das tut mir leid.

… und das Grass-Zitat, das mir dazu in den Sinn springt, das rücke ich nur per E-Mail 'raus :-)

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Du kannst es, wenns arg drückt, auch dem NSA-Außenposten von Mr. Zuckerberg anvertrauen. ;-)

Ansonsten: Bringt jetzt auch nichts, über verschüttete Milch zu lamentieren. Trotz erheblicher inhaltlicher Differenzen blieb der Diskurs einigermaßen gesittet, es flogen keine Schimpfwörter oder gar Flaschen, was will man mehr?

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Leider war neulich blogger.de down und dann ich - nämlich in Urlaub, fern des Computers - sonst hätt ich damals schon, einfach so, mal diesen Link eingeworfen.
Ich erlaube mir, das noch zu tun, es wird vielleicht jeder was dabei finden. ;)

http://www.christian-morgenstern.de/dcma/index.php?title=Die_unm%C3%B6gliche_Tatsache

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Ach, von Morgenstern war das! Ich kannte dieses schöne Poem, hätte es aber irrtümlich eher dem Herrn Ringelnatz oder Eugen Roth zugeschrieben. Danke für das Stopfen meiner Bildungslücke!

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Ich hätte das Gedicht jetzt eher bei der Helmpflichtdiskussion verortet :-)

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Der Link führt ins Leere, aber das ist natürlich auch ein Thema, wo unheimlich heiß, ideologisch und halbwissend argumentiert wird. :-)

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Iks, wir hatten vor einiger zweit hier die Frage, ob ein Radfahrer ohne Helm nicht teilschuldig ist wenn er sich verletzt. Das fehlt noch im Gedicht- selber schuld weil er da rumgestanden!

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Das Rumstehen konstituiert halt auch ein "allgemeines Betriebsrisiko...

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@mark793
vorkonstitutionelles Landesrecht, das nur in NRW linksrheinisch gilt!

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;-)

Wie Sie wissen, befinde ich mich ja außerhalb dieser Regional-Jurisdiktion. Und zwar dort, wo man mit einer Pickelhaube auf dem Kopf Ärger bekommen könnte.

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Sie haben eine Pickelhaube als Fahrradhelm ???

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Als Bewohner der Rheinprovinz mag ich aus bayerischer Sicht des Preußentums verdächtig erscheinen, aber so weit geht meine Begeisterung nun wahrlich nicht. Und für die Art von Kampfradlerei, bei der so ein Kopfschutz hilfreich wäre, bin ich auch nicht zu haben.

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Als Rheinländer hat man doch mit (dem rückständigen) Preußen nichts am Hut. Zumindest nicht freiwillig.

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Muß-Preussen, wie es so schön hieß !

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