Mittwoch, 15. Juni 2005
Familiärer Freizeitstress
Kinderlose Zeitgenossen machen sich gemeinhin ja keine Vorstellung, welches breitgefächerte Angebot an Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen unbemerkt an ihnen vorbeigeht. Hätten Sie gedacht, dass es Eltern gibt, die nicht unbeträchtliche Kursgebühren zahlen, um ihre Babys unter Aufsicht einer fachkundigen Kursleiterin nackt in einem völlig überheizten Raum rumkrabbeln zu lassen und dazu Lala-Liedchen zu singen? Hätte ich mir vor wenigen Monaten auch nicht träumen lassen. Tja, und jetzt sind wir auch Teil einer Pekip-Bewegung. Pekip steht für Prager Eltern-Kind-Programm, und das hört sich zunächst mal alles ganz pädagogisch wertvoll und einleuchtend an. Zu blöd nur, dass unsere Kleine das nicht so recht zu würdigen weiß. Hatte sie bisher erst nach einer Stunde die Faxen dicke, war es heute von Anfang an die Vollkatastrophe. Und das, obwohl die Mami dabei war und nicht der Papi wie bei die ersten beiden Male. Dabei hatte die Kursleiterin ja erwartet, es werde wesentlich besser laufen mit Mutter und Kind. Denkste. Neunzig Minuten Heulkonzert. Dabei hab ichs der KrampfhenneKursleiterin von Anfang an gesagt, dass der Raum zu überheizt ist. Aber nein, das ist ja elementarer Teil des Konzepts, das muss so sein. Na schön, wenn die Grundbedürfnisse meiner Tochter aber nicht in die Theorien von irgendwelchen Prager Pädagogik-Professoren passen, dann sollten wir das Pekip-Experiment als beendet betrachten. Kommt ja in den nächsten Jahren noch genug Stress auf die Kleine zu - beim Bratsche-Üben, den Ballett-Stunden und dem Kinder-Triathlon...

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haha, "kinder-triathlon" sehr schön! tja, man trifft leider dauernd auf solche pfeiffen in der kinderbespaßung und -heranziehung, und wenn's die anderen eltern, oder der hausmeister usw. sind. aber so wie sie das angehen, ist es wohl richtig: man muss immer ne antenne für ne kurskorrektur haben - das geht ja auch einigen ab. Sie können das Prinzip von dem Babyturnen da ja auch zu Hause auf der Wolldecke machen. (Andererseits ist der Kontakt zu anderen Eltern und Kindern ja auch an sich nicht sinnlos (theoretisch)).

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Zu spät, ich wollte Sie schon vor dem Pekippen warnen. Es ist das Paradebeispiel einer Leistungs- und Vergleichs-Show als esoterischer Schwachsinn getarnt. Und nach dem Pekip-Kurs wird ein anderer Wettbewerb einsetzen: Wem gelingt der erste Zweitwurf?

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Tja, dabei finde ich den Ansatz
zunächst nicht verkehrt. Abgesehen von der Stripshow haben wir zuhause vieles mit der Kleinen auch ohne Kursanleitung schon so gemacht. Für mich ist das Thema schon allein deswegen durch, weil die Kursleiterin es ja ohnehin lieber als Matriarchatsveranstaltung hätte. Meine Frau steckt da noch etwas im Dilemma, weil sie einerseits die Kursleitung auch nicht so doll findet, andererseits aber den Kontakt mit ein paar von den anderen Mamis gerne aufrechterhalten oder ausbauen würde. Jetzt haben wir zumindest mal die Adressliste und können das damit notfalls auch ohne Umweg über den Kurs angehen.

Das mit der Leistungs- und Vergleichsshow ist mir nicht so pentrant aufgefallen. Ich denke, das steckt latent in allem drin, wo mehrere Eltern mit ihren Kiddies zusammenkommen. Beim Babyschwimmen beispielsweise wird ja auch immer bisschen geguckt, wie stellen sich die anderen Würmchen so an dabei. Da kommt es halt drauf an, locker zu bleiben und seinen Nachwuchs sich unter Erwartungs- und Performance-Druck zu setzen, dann haben da auch alle ihren Spaß dabei...

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Überheizte Räume, da ging/geht unser Kleiner eh ab. Kann er nicht haben.
Schwimmen ..tja kamen wir nicht dazu. Muß er dieses Jahr wohl ran.
Aber so Matrichatsveranstaltung, daß ist ein guter Begriff. Halten Sie sich fern. Spätestens ab Kindergarten kann man sich vor Kontakt kaum retten.

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Kontakt ist kein Wert an sich,
seh ich vollkommen genauso. Aber gerade jetzt im ersten Jahr ist am ehesten der Bedarf da, sich auszutauschen. Und wie gesagt, paar der Mamis aus dem Pekip-Kurs machten nen ganz patenten Eindruck.

Schließlich haben wir auch gelernt: Nur weil sich jemand auch zeitgleich fortgepflanzt hat, liefert das noch lange keine ausreichende Grundlage für weitergehendes soziales Miteinander. Mitmenschen, bei denen sich alles nur noch um die Brut dreht, werden uns ehrlich gesagt nach wie vor ziemlich schnell langweilig...

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Es wird noch besser kommen.

Bei uns ist es nun so, das wir drei Terminkalender am Kühlschrank hängen haben.

übertrieben finde ich das ganze , wenn Kinder nicht mehr spielen können, weil sie Montags schwimmen, Dienstags tennis .. Mittwochs reiten , Donnerstags Handball, freitags Nachhilfe haben.. am Wochende finden dann die Turniere statt.

Das gibts bei uns nicht.
Wir gehen NUR zur Gymnasik. Und ..SPIELEN.
:)
Bin ich nicht eine schreckliche Mutter??
:)

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hehehe genau so ist es.
Unser Mini ist bei Tagüber seit er ein halbes Jahr alt war bei der Tagesmutter gewesen. Die hat drei Söhne. Bis heute blieb das Verhältnis wie unter Brüder. Meine Angst er könnte so ein richtiges Einzelkind von Anfang an werden, blieben aus.
Ich bin sicher, Sie machen das schon richtig.

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@lady.death1:
Es sollte mehr solcher schlechter Mütter geben - und weniger von den überambitionierten Krampfziegen. Eine von den überkandidelten Infotainment-Tussies in der Firma meiner Frau meinte neulich bei der Eröffnung der Firmen-Kita, hach, meine Kleine kommt spätestens mit drei ins Kinderballett - und dies und jenes und nur noch und bloß noch. Bei dem Programm-Bombardement wird die Kleine noch viel Spaß haben, da bin ich ganz sicher...

@rollinger: Halbes Jahr scheint ein gutes Alter zu sein, um den Radius etwas zu erweitern. Wir haben unsere Kleine auch grad in der Firmen-Kita eingewöhnt, und das lässt sich super an bisher. Dort ist sie drei Tage die Woche, und an zwei Tagen bleibt sie zuhause bei mir. Das mit den weitergehenden Kontakten zu anderen Mamis und Papis und deren Nachwuchs, das kommt so langsam - und wahrscheinlich kommt es im Kiga-Alter dann eh ganz geballt, ob man will oder nicht;-)

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Meine Tochter hatte auch mal Interesse gezeigt am Ballet.
Ich hab mich dann breitschlagen lassen....
bis .
Ja .. bis.
Ich mir diese "Schule " angeschaut habe .
Die Mädels dort mußten eine bestimmte Größe haben.
Sie mussten lange blonde Haare haben.
Sie durften nur max . sounsoviel wiegen.
Erster Kommentar der Diktatorin:
Ihre Tochter muß aber abnehmen.

??

Ich finde meine Tochter weder dick noch dünn.
Sie ist ein normales Kind , und solls auch bleiben.
Wir sind ohne Kommentar abgehauen... ganz schnell---
hat mich eh an irgendwas erinnert.. das ganze .
Kasernenhof.

NÄ.

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Ach, und Ariernachweis
musstet Ihr nicht zufällig auch noch bringen? Also ich find das gelinde gesagt ziemlich faschistoid. Da fehlen mir echt die Worte.

Im harmloseren Fall läuft es halt eher so, dass die C- und D-List-Mädels zwar nicht abgewiesen werden, weil man die Kursgebühr doch gerne mitnimmt. Aber mindestens 80 Prozent der didaktischen Anstrengungen und Streicheleinheiten werden eben auf die paar Top-Mädels gerichtet, die das Potenzial zu weiterer Ausbeutung haben. Denn natürlich wollen sich die Ballettschulen auch im gegenseitigen Wettbewerb mit Jungtalenten überbieten. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Mädels dann später essgestört und ichweißnichtwas werden...

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Also, meine beiden Mädels (gerade 5 geworden) gehen seit Sep 04 zum Ballett. Der Kursleiter ist ein Amerikaner, der Unterricht findet in eine Turnhalle statt und ist bezahlbar. Weder Größe, noch Gewicht waren je ein Thema. Meine Mädels haben einfach Spaß an der Sache. Da Janne Sprachschwierigkeiten hat, tut ihr die Hand-Fuß-Koordination richtig gut.

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Wenn der Spaß
an der Sache da ist, gibts da eigentlich nix zu problematisieren. In meinem Blickfeld überwogen bisher allerdings eher die krampfigeren Geschichten. Lassen wirs auf uns zu kommen. Zunächst muss meine Kleine ja erst mal sitzen und stehen lernen. Und ihre Zehen kriegt sie auch ohne Ballett und Gymnastik locker in den Mund;-)

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Eben.
Einfach zukommen lassen. Sie meldet sich schon, wenn Sie will.
Einige Dinge muß man natürlich auch anbieten, klare Sache.

Ach ja Ballett, spätestens ab der Pubertät, kommt man eh nur noch mit Essstörung weiter. Sag nicht ich, sagte zuletzt eine mittlerweile ausgestiegene Ballerina im TV.

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Bratsche?? Auf keinen Fall!
(Hoffentlich komme ich nicht schon zu spät; das Kind wird schließlich ein wenig in die Jahre gekommen sein inzwischen.)

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Nein,
es ist noch nicht zu spät. Im Herbst startet erst mal die musikalische Früherziehung, da ist instrumental erst mal noch gar nichts fest vorgegeben (außer Glockenspiel).

Im Übrigen war das mit der Bratsche durchaus mit Zunge in der Backe zu verstehen. Natürlich weiß ich um den schlechten Leumund dieses Instruments (allein die vielen fiesen viola jokes im Internet) - und ich habe als abschreckendes Beispiel eine Klassenkameradin vor Augen, die ihre ganze Kindheit, Jugend und ersten Berufsjahre der Quälerei mit diesem Instrument geopfert hat, um es letztlich zu den sogenannten Tutti-Schweinen eines drittklassigen Provinz-Orchesters zu bringen. So was wünscht man natürlich niemandem, am wenigsten der eigenen Tochter.

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Jawoll!
Wir sollten über eine Broschüre für ganz normale Eltern nachdenken.
Mein Mann und ich haben uns sehr amüsiert und wissen nun definitiv, was wir nicht brauchen - obgleich es pädagogisch wertvoll wäre.

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@meermond:
Ich denke, wir brauchen uns da womöglich gar nicht weiter den Kopf zu zermartern über eine solche Broschüre, denn eine frühere Kollegin von mir ist uns damit zuvorgekommen.

Nun würde ich ja gerne sagen: alles richtig gemacht soweit. Aber der Knaller ist, dass mademoiselle793 sich neuerdings nichts sehnlicher wünscht als eine

Bratsche.


Hat man Worte?

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Nein,
Worte hat man da wirklich nicht mehr.
Aber wie wär´s mit Ohrstöpsel?
Mit frechem Augenzwinkerer verabschiede ich mich für heute in eine weitere schlaflose Nacht...

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