Montag, 27. September 2010
Deine Frau, das unbekannte Wesen
Das gehörte eigentlich noch zur Diskussion des vorigen Beitrags, aber ich wollte nicht, dass dieser lehrreiche Selbstversuch unter ferner liefen in den Kommentaren untergeht.

Ich will mit diesem Link nicht sagen, dass das alles rasend neu oder erschütternd wäre oder dass der Gesetzgeber doch endlich etwas tun müsste. Aber irgendwelche flammenden Appelle à la "entpixelt Euch" werde ich wahrscheinlich auch in naher Zukunft nicht unterschreiben - schon gar nicht mit Namen und Adresse.

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Ich halte mich ja bewusst von Facebook usw. fern, aber das schützt einen ja auch nicht vor virtuellem Identitätsdiebstahl, wie in dem Artikel nachzulesen ist.

Meinen Namen gibt es deutschlandweit exakt vier Mal im Telefonbuch. Eine Person gleichen Namens ist bei Facebook aktiv, soweit ich weiß. Ich vermute einmal, es ist diejenige, die noch vor nicht allzu langer Zeit in die Schule ging. Von einer anderen weiß ich nämlich zufällig, dass es sich schon um eine alte Dame handelt. Eine Bankberaterin fragte mich nämlich einmal vor etlichen Jahren, ob das ebenfalls meine Adresse sei und drehte mir den Bildschirm zu. Darauf war deutlich deren Adresse und Geburtsdatum zu lesen, es war völlig klar, dass ich das gar nicht sein konnte. War der Banktante auch reichlich peinlich, als ich sie auf die sehr offensichtliche Diskrepanz zwischen diesem Datum und meinem Aussehen hinwies. Eine Reihe von Jahren waren die alte Dame und ich die einzigen Frauen mit diesem Namen im Telefonbuch. Eine dritte Namensvetterin ist Pferdenärrin und geographisch nicht so weit von mir entfernt wie die anderen.

Von allen dreien hoffe ich stets, dass die nicht irgendwelchen Blödsinn verzapfen, der fälschlicherweise mir zugeschrieben wird.

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Ich bekam heute bei Facebook
um zwo Ecken rum den Tip, mich wegen einer Gruppeneinladung (es ging um Leute, die wie ich damals in den 80ern einen bestimmten Schuppen frequentierten - Gruß auch an Herrn Rollinger!) an eine gewisse K*r*n Rodriguez zu wenden. Da gabs gleich mal 500 Treffer. Auch eine Art von wirksamem Datenschutz. ;-) Ich bin dort zwar nicht mit Klarnamen unterwegs, aber natürlich hängt die sprichwörtliche Hose trotzdem mindestens auf Kniehöhe. Man kann dem Laden überhaupt nicht trauen, selbst die Nachrichten à la "XY hat den automatischen Freundefinder benutzt" stimmen oft nicht. Von meinen "Freunden" dort halte ich keinen für so verpeilt, dass er Facebook sein E-Mail-Adressbuch durchstöbern ließe.

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Hm. Leute, die so heißen wie ich, also Vor- und Nachname, gibt es mehr als 5.000. Nachname allein mehr als 100.000. Der erste facebook-Treffer ist ein frühverfetteter Bub.

Hab ich jetzt gewonnen oder verloren?

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@ilnonno:
Kommt drauf an, in welcher Disziplin man antritt.

Ich kann sagen, dass es meinen Nachnamen in Deutschland wenns hoch kommt 20 Mal gibt, die Kombination mit dem Vornamen ist einzig, vermutlich auch weltweit. Aber da kann ich mir auch kein Ei drauf backen. Beruflich war und ist es freilich auch kein Nachteil, die Schecks von der VG Wort landen jedenfalls schon mal nicht bei irgendwelchen Namensvettern im Briefkasten. ;-)

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Bei mir landete übrigens gerade gestern wieder einmal Post für meiner Schwester im Briefkasten. Wir wohnen zwar nicht weit auseinander, aber unsere Vornamen und Anschriften unterscheiden sich schon voneinander. Als wir noch in derselben Straße wohnten, wenn auch nicht nebeneinander, gab es noch viel häufiger Verwirrung, zumal wir denselben Beruf haben.

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Wenn ich meinen Namen einer weltweit beliebten Suchmaschine übergebe, dann werde ich nicht auf den ersten 10+ Seiten erwähnt. Auch die Bildersuche ist nahezu total erfolglos. Was mich sehr verwundert, habe ich doch früher weniger auf meine digitalen Spuren geachtet als heute.

Seriös bin ich also kaum zu finden. Aber 1. halte ich Menschen die Verknüpfungen *suchen* nicht für seriös, und 2. kann die Masse nach meiner persönlichen Erfahrung einem keinen Unterschlupf gewähren, solange Menschen Informationen miteinander verknüpfen, die nichts miteinander zu tun haben. Im Gegenteil. Ich befürchte gar, dass digitale Denunzianten mit gut fundiertem Halbwissen noch viel mehr Schaden anrichten können, als mit der Wahrheit. Aber das hat ja eine lange Tradition in dieser Branche.

Vor kurzem gab es übrigens einen erschreckenden Bericht in WDR5 über Schüler, die falsche Facebook & Co-Profile anlegen um andere Schüler zu diskreditieren. Dort werden z. B. Bilder aus dem Pornoumfeld mit Gesichtern der Personen kunstvoll ergänzt. Mit diesen gefälschten Profilen kommentieren sie dann im Freundeskreis der Person. Und zwar üblicherweise in einer Sprache, die nicht geeignet ist für Omas Sonntagnachmittags-Kaffeetafel …

Willkommen in der neuen Welt.

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@der_papa:
Hattest Du nicht sogar mal einen bloggenden Namensvetter aufgestöbert?

Aber was heißt schon "seriös" im Zusammenhang mit dem Suchen nach Verknüpfungen? Natürlich google ich im Rahmen von Interview-Vorbereitungen schon mal die Namen meiner Gesprächspartner. Aber privater als dass ich nach Hobbies gucke wird es in aller Regel nicht. Hauptsächlich interessiert mich, was die Betreffenden bei früheren Gelegenheiten zu diesem oder jenem Thema vom Stapel gelassen haben. Und für dieses Erkenntnisinteresse ist eine entsprechende Abfrage in den Genios-Presse-Datenbanken eh zielführender als das, was Tante Gu so alles zusammenkramt.

Was juveniles Mobbing in sozialen Netzwerken angeht, sehe ich da keine neue Welt, sondern nur alten Wein in neuen Schläuchen. Die Schule und das Drumherum war doch schon immer ein hartes Pflaster, oder etwa nicht?

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Jaja, den gibt es wohl auch noch immer, den Namensdingsbums. Und mit Unseriös meine ich wenn jemand unterschiedliche Datenbestände miteinander verknüpft um Profile zu erstellen. Wir gucken alle was es über andere im Internet gibt, aber nur wenige betreiben Data-Mining. Ich sehe da einen Unterschied.

Was die Schule angeht, da habe ich schon oft mit der Nase auf dem besagten harten Pflaster gelegen. Es ist mir also durchaus bekannt. Aber das betraf die Schule, und danach Schluss. Das heutzutage ist weiter verbreitet und hält deutlich länger.

Ich sehe das ähnlich wie mit den Party-Fotos. Die gab es früher auch schon. Aber die waren nur einem vergelichsweise engem Personenkreis zugänglich. Heute sind Partyfotos auch Jahre später noch verfügbar. Und zwar für jeden, der sich für einen interessiert. Der Personaler ist da nur das am meisten genannte Beispiel.

Wer aber nichts gegen das gefakte Facebook-Profil tut, das von ihn angelegt wurde (und denen, die auf die Löschung sofort folgen), ist auch nach Jahren noch unangemessen im Internet präsent. Möglicherweise ist das doch neuer Wein in neuen Schläuchen?

Übrigens wird Data-Mining erst richtig interessant, wenn wir alle eindeutige Kennzeichen bekommen. Aber das ist ein neues Thema …

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@eindeutige Kennzeichen:
Ich bin nicht so der Checker in diesen Dingen, aber mit dem Problem der gar nicht so schwierigen De-Anonymisierung haben sich schon die kompetenteren Kritiker der Volkszählung auseinandergesetzt. Die zugrundeliegenden Mechanismen der Re-Identifizierung gelten im Prinzip für jede sehr große Datenmenge mit einer Mindestanzahl an Merkmalsklassen. Frag mich nicht nach Details, aber wir sind in vielerlei statistischer Hinsicht schon längst eindeutiger gekennzeichnet als den meisten klar ist - auch ohne Funkchip unter der Haut. Aber mit wirds natürlich noch lustiger, das ist klar.

Ach ja, mit dem Problem der längeren Haltbarkeit und größeren Breitenwirkung von Online-Mobbing hast Du natürlich recht. So gesehen ist das schon verschärft im Vergleich zu früher.

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eine Stunde und er weiß viel mehr als ihr Freund
Ich bin seit der deutschen Terroristenhatz 1977-'79 froh, dass ich 'nen Allerweltsnamen habe (und kein Tattoo oder sonstwas Auffälliges). Was aber auch mal schief gehen kann: auf dem Airport Schiphol wurde ich in den Achtzigern mal 'ne halbe Stunde festgehalten, bis sich rausstellte, die suchen einen anderen meines (Allerwelt-)Namens.
Heute: Natürlich mach ich Kinderkram wie Facebook bewusst nicht mit, ich habe auch keine "Freunde" dort; entsprechende Mail von Facebook-Leuten landet im Mülleimer. ...denn ich dachte mir schon sowas:
Picking Suzanne’s life apart, he told me, had taken him just over an hour.

Drum: Nicht jede Mode und neue Technik mitmachen oder nutzen, nur weil's da ist oder "modern" ist.

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Im "deutschen Herbst"
war ich viel zu jung, um in die Mühlen der Rasterfahndung zu geraten. Aber ich wollte schon seit längerem endlich mal die kafkaeske Geschichte bloggen, wie mich die Autobahnpolizei mal rechts ran holte, weil mein Darkmobil fälschlicherweise als gestohlen gemeldet war...

@facebook: Ich habe mich nach langem Zieren dann doch belabern lassen, eine Präsenz bei Facebook einzurichten. Ich würde diesem Dienst auch nicht unbedingt jeglichen Nutzen absprechen. Aber es bleibt immer eine Gratwanderung, da darf man sich keinen Illusionen hingeben.

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Google allein ist keine große Hilfe. Mein Name liefert neben 41 harmlosen Treffern keine Bilder, Videos oder sonstiges. Die Hälfte hat nichts mit mir zu tun. Nicht weil es Menschen meines Namnes massenhaft gibt. Vielmehr wird gerne mein Vor- als Nach- und dieser wieder als Straßenname gefunden. Vom Rest bezieht sich wiederum die Hälfte auf die Zeit vor dem Internet. Ohne die Telefonbuch-Abschriften verbleiben ein Zeitungskommentar und eine Fehlerkorrektur mit meinem Namen.

Keine einzige meiner elektronischen Postadressen habe ich gefunden. Mehr gibt es über mich leider nicht zu sagen. Auch wer die Verbindung zu "wuerg" herstellt, einen USB-Stick von mir findet oder mein Notebook stiehlt, kann mich nicht zum Rücktritt bewegen.

Die hier von Vertretern des Web 1.9 abgelieferten ähnlich mageren Ergebnisse bestätigen: Die angeblich gesammelten Datenberge kommen aus anderen Quellen, es gibt sie gar nicht, oder sie enthalten vornehmlich Müll. Wer privat und unerkannt etwas ermitteln möchte, bringt neben Zeit am besten auch Geld mit und bedient sich der uralten Methoden.

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@wuerg:
Wer privat und unerkannt etwas ermitteln möchte, bringt neben Zeit am besten auch Geld mit und bedient sich der uralten Methoden.

Das steht nicht unbedingt in diametralem Widerspruch zu dem verlinkten Beitrag aus der "Daily Mail". Und wie ich im vorigen Thread schon sagte, sehe ich das Internet ja auch nicht als das primäre Datenschutzproblem, das Netz kommt vielmehr noch "on top" verschärfend hinzu.

Naturgemäß - aufgrund der Seltenheit meines Namens und bestimmten berufsbedingten Referenzen - findet sich zu meiner Person schon ein bisschen mehr, sogar eine Büro-Adresse auf Platz 1 der Trefferliste (aber die Anschrift ist schon seit ein paar Jahren nicht mehr aktuell, und ich lege auch keinen Wert darauf, den Eintrag in dem Branchenverzeichnis zu aktualisieren). Es ist eine zwiespältige Sache, eine gewisse, nunja, visibilty ist in meinem Metier schon Pflicht oder zumindest hilfreich. Aber das hat alles seinen Preis.

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