Dienstag, 19. November 2019
Sentimental Journey


Grad eben auf Facebook einen ZDF-Beitrag über street art in Mannheim gesehen. Just in dem Moment, als die Off-Sprecherin über den Stadtteil Neckarstadt-West sagt, "Viel Verfall, wenig Schönes", zeigt die Kamera die Kreuzung mit dem Altbau, in dem ich fast 15 Jahre lang gewohnt habe (3.Stock). Viel hat sich anscheinend nicht verändert, auf den zweiten Blick fällt auf, dass die Stadtsparkassen-Filiale im Neubau gegenüber nicht mehr existiert. Die wurde dreimal ausgeraubt von einem älteren Herrn, der mit einem Klapprad flüchtete. Die Kneipe im rechten Bildvordergrund heißt anscheinend auch nicht mehr "Xenia Grill". Dort haben die Streifenbeamten der Polizeiwache Waldhofstraße früher gern mal mit Blaulicht ihr bestelltes Abendessen abgeholt. Ums Eck rechts ist das Sängerheim Flora, eine Kneipe, in der sowohl ein Königreichssaal der Zeugen Jehovas als auch ein Gebetsraum des Islamischen Arbeitervereins e.V: Platz finden. Das fand ich immer schön symbolisch für das überwiegend friedliche Zusammenleben im Multikulti-Stadtteil. Google Maps zeigt mir in der Mittelstraße viel türkischen Import & Export, diverse Dönerläden und 1-Euro-Shops. Aber solange das Café Mohrenköpfle und das Eiscafé Wissenbach sich halten können, ist die Gegend noch nicht völlig verloren. Ich habe da jedenfalls gerne gewohnt, und ich träume bisweilen immer noch von dieser Wohnung.

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Sonntag, 3. November 2019
Fishing Cycling fpr Compliments


Einer der vielen Gründe, warum ich trotz meiner eklatanten Unfitness nicht auf ein E-Bike umsteigen mag: So ein Stahlklassiker macht einfach einen schlanken Fuß. Kaum ein Monat vergeht, in dem ich nicht auf meinen fahrbaren Untersatz angesprochen werde. Besonders die grauen Mäuse in meinem Fuhrpark, das Velo de Mercier und das Chesini (siehe Foto), ernten viel Zuspruch - auch von Leuten, von denen ich es nicht unbedingt erwartet hätte. Neulich hatte mich an der Tanke der Fahrer eines Buckel-Volvos auf das Mercier angesprochen, gestern vor dem Supermarkt war es eine ältere Dame mit erkennbarem Villenviertel-Pedigree, die angesichts meines Chesini-Renners ins Schwärmen geriet. Da radelt man doch gleich noch viel beschwingter mit seinen Einkäufen im Rucksack nach Hause und sagt sich, sooo schlimm kann eine 100-%-Behinderung nicht sein, solange man noch in der Lage ist, so einen scharfen Hobel zu fahren - zumal das ja viel müheloser ist als zu Fuß zum Edeka zu gehen.

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Samstag, 5. Oktober 2019
Severely disabled
Den Bescheid, der mir 100 Prozent Schwerbehinderung bescheinigt, hatte ich schon länger im Briefkasten. Nach einigem Hin und Her hat mir das zuständige Kreisamt nun auch den Schwerbehindertenausweis zukommen lassen. Die schlechte Nachricht zuerst: Einen Behindertenparkplatz darf ich auch weiterhin nicht nutzen, dafür bin ich wohl noch nicht schwerbeschädigt genug. Ansonsten sind die für mein Merkzeichen "G" verfügbaren Nachteilsausgleiche auch nicht gerade üppig. Um beispielweise ein Jahr lang kostenlos den öffentlichen Nahverkehr nutzen zu können, müsste ich erst eine Wertmarke zu 80 Euro erwerben. Schönen Dank auch, da nehme ich doch lieber die alternativ angebotene Steuerermäßigung für das Darkmobil mit. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Mehraufwendungen durch die Behinderung steuerlich geltend zu machen, das ist gut zu wissen für den Fall, dass ich tatsächlich mal einen Treppenlift anschaffen muss. Aber bekanntlich ist vom Steuersparen auch noch keiner reich geworden, es ist also nicht so, dass es jetzt gegen Vorlage dieses Stücks Plastik im Scheckkartenformat Vergünstigungen regnet ohne Ende.

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