Die dunkle Seite

So, die Luftschlangen sind abgehängt, das Konfetti weggekehrt. Und das Leergut lagert bereits im Altglascontainer, wie sich das gehört. Kurzum: Nach der ausgiebigen Feierei am Wochenende kehrt wieder Alltag ein in der Dunkelkammer. Nur in der großen Flasche, da wartet noch ein kleiner Rest vom Roten ab, ob ich mich seiner erbarme. Und mit dem letzten Schluck noch einmal die nette kleine housewarming party im Dachstübchen mit einem angenehmen Nachgefühl Revue passieren lasse. Anzahl und Mischung der Gäste hat gestimmt, Freunde, frühere Kollegen (ja, auch ein paar Blogger) waren da. Unterschiedliche Teilmengen, die bis kurz vorher kaum Schnittmengen hatten - und doch haben sich keine Seperatisten-Kommandos in Küche und Flur formiert. Und die Kleine, die am Samstag morgen noch zickig, launisch und leicht genervt war, genoß abends das Bad in der überschaubaren Menge und die Aufmerksamkeit, ohne sich penetrant in den Vordergrund zu drängen. Kurz nach 23 Uhr hatte sie dann glasige Augen, so, als ob sie an der großen Pulle genuckelt hätte, aus der wir immer wieder den Dekanter nachtankten. Mal sehen, ob ich das leicht verkaterte Gefühl im Kopf mit dem Rest des überraschend leckeren Landweinchens wegbekomme. Angeblich hilft es ja, wenn man bei dem Getränk bleibt, dem man dieses Katzenvieh verdankt. Zum Wohlsein!

Gerade eben sprang mich die Meldung an: Robert Anton Wilson weilt nicht mehr unter uns. Der profunde Konspirologie-Kenner und Mit-Autor der legendären "Illuminatus"-Trilogie starb dem Vernehmen nach am 11.1.2007 um 4 Uhr 50 in der Frühe. Ich kann es drehen und wenden wie ich will: 23 kommt dabei für mich nicht raus. Über das von ihm einst postulierte "Gesetz der Fünf" hat sich Wilson mit seinem letzten Atemzug also doch noch selber hinweggesetzt. Es sei denn, er ist von DENEN umgebracht worden. Sie wissen schon, was ich meine...

There ain't no love but fourty-love
(Martina Navratilova)

Normalerweise wahre ich hier in der Dunkelkammer das Briefgeheimnis auch bei elektronischer Post. Aber der Betreff einer Mail, die mir Herr oder Frau <vhybloody @alc.com eben schickte, hat mich doch nachhaltig alarmiert. Da geht es um

bleeding problems in the fetus before or during delivery or tennis

Ich stelle fest, dass ich nach gut zwei Jahren Vaterschaft nicht mehr auf dem neuesten Stand bin in Sachen Geburtsvorbereitung. Haben wir hier vielleicht einen Arzt oder eine Hebamme auf dem Court? Also eins muss ich dem Verfasser dieser Mail ja lassen: Dieser Betreff macht mich wirklich neugierig. Aber da meine Frau kein Tennis spielt und ein weiteres Kind erst mal nicht auf der Agenda steht, ringe ich den Implus, diese Mail zu öffnen, mannhaft nieder. Game, set and match!

Und Blogs, die nicht täglich aktualisiert werden, sind doof... - so begründet der bloggende Medienmegachecker Ben Schwan die Stillegung seines Branchenblogs "Im Mediendschungel." Nun ist es aller Ehren wert, wenn jemand für sich die Konsequenz aus dieser Erkenntnis zieht und seinen Laden zusperrt. Ich für mein Teil bin da ja lockerer, was die kalendarischen Vorgaben angeht. Martin Luther, der mit seinen Thesen ja auch so etwas wie ein früher Blogger war, hat in anderem Zusammenhang die Empfehlung gegeben: "In der Woche zwier schadet weder ihm noch ihr." Und tatsächlich stelle ich fest, dass es sich bei mir so eingependelt hat: Entweder findet hier zweimal die Woche was statt, oder es steht alle zwei Tage ein neuer Beitrag in der Dunkelkammer.

Wenn ich mich sonst umgucke in den Blogs, die ich so frequentiere, das gleiche Bild (nicht nur bei twoday.net, haha). Da gibt es durchaus auch Brückentage und Auszeiten, ohne dass ich die Betreffenden gleich von meiner Blogroll kicke. Wenn jetzt jeder sein Blog dichtmachte, der nicht täglich zum Posten kommt, dann sähe die Blogwelt ganz schön wüst und leer aus. Natürlich sehe ich auch ein, dass man an ein Branchenblog vielleicht andere Ansprüche stellt als an die Privatveranstaltungen, auf denen ich mich so herumtreibe. Man kann es aber auch übertreiben mit der Zackigkeit, und das geht dann zu Lasten der Kondition. Das zweite Jahr sei das schwerste, hat mir ein erfahrener Kollege mit auf den Weg gegeben. Ich denke, er hat Recht gehabt. Aber die drei Wochen kriege ich auch noch rum - und wenn ich nur noch Kinderbilder, Songtexte oder Youtube-Links poste.