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Montag, 28. Mai 2007
Der Fremde
mark793, 18:45h
Tolle Tage hier in der Kleinstadt: Schützenfest, mit Wimpeln geschmückte Straßen, selbst in "Pauls Pinte" schräg gegenüber ist das Kneipenfenster mit Kreppblumen gerahmt. Vor der Tür seit vorgestern Riesenumtrieb, Menschen in Sonntagskleidung, Uniformierte in allen erdenklichen Farbkombinationen. Ab und zu marschiert eine Musikkapelle vorbei mit schmissigem Tschingderassabumm.
Dem lokalen Anzeigenblättchen entnahm ich, dass das hiesige Schützenregiment mehr als 30 Kompanien umfasst. Und unwillkürlich frage ich mich, was eine so große Zahl Menschen in Schützenvereine treibt. Ist das nur Brauchtumspflege, oder erwarten die Leute hier den baldigen Einmarsch der Holländer, Russen oder Chinesen?
Man weiß es nicht, man steckt nicht drin. Zu den Nebenwirkungen solcher Festivitäten auf meine Person gehört es, dass sie das ohnehin schon vorhandene Grundgefühl einer gewissen Fremdheit noch massiv verstärken. Das war am vorigen Wohnort schon so, wo wir nur zwei Jahre wohnten. Und hier wiederholt sich die Geschichte in gewisser Weise.
Dabei wäre es ja so einfach, etwas zu ändern. Ich bräuchte nur abends mal rübergehen, mich an einen der Stehtische in "Pauls Pinte" zu stellen, eine Runde Alt zu ordern und zu sagen: "Ja, Hallo erstmal - ich weiß gar nicht, ob Sie's wußten: Ich bin der Herr Mark, und ich wohne da drüben am Eck." Dann würde wahrscheinlich einer sagen: "Ah, ja, Sie sind doch der mit dem süßen Hund und dem kleinen Töchterlein, Ihre hübsche Frau sieht man ja so selten, warum haben Sie sich denn nicht schon früher hier rein getraut, hee, Paul, bring dem Mann nochn Alt und nen Kurzen..." Undsoweiter, undsofort.
Tja, dann widerum denke ich, dass ein gewisses Maß an Fremdheit ja vielleicht doch nicht das schlechteste ist. Andererseits: So ganz ohne Sozialkontakte im Nahraum isses auf Dauer ja auch ein bisschen kühl. Hätten wir gleich nach dem Einzug vielleicht die Nachbarn mal einladen sollen, damit da ein bisschen mehr Herzlichkeit entsteht als nur der kurze Smalltalk, wenn man sich im Treppenhaus oder beim Abholen des Nachwuchses im Kindergarten über den Weg läuft? Schwer zu sagen, denn auf der anderen Seite kann mir Nähe und nachbarschaftliche Vertraulichkeit auch sehr schnell zu viel werden. Ist halt wie alles im Leben eine Frage der Dosis.
Dem lokalen Anzeigenblättchen entnahm ich, dass das hiesige Schützenregiment mehr als 30 Kompanien umfasst. Und unwillkürlich frage ich mich, was eine so große Zahl Menschen in Schützenvereine treibt. Ist das nur Brauchtumspflege, oder erwarten die Leute hier den baldigen Einmarsch der Holländer, Russen oder Chinesen?
Man weiß es nicht, man steckt nicht drin. Zu den Nebenwirkungen solcher Festivitäten auf meine Person gehört es, dass sie das ohnehin schon vorhandene Grundgefühl einer gewissen Fremdheit noch massiv verstärken. Das war am vorigen Wohnort schon so, wo wir nur zwei Jahre wohnten. Und hier wiederholt sich die Geschichte in gewisser Weise.
Dabei wäre es ja so einfach, etwas zu ändern. Ich bräuchte nur abends mal rübergehen, mich an einen der Stehtische in "Pauls Pinte" zu stellen, eine Runde Alt zu ordern und zu sagen: "Ja, Hallo erstmal - ich weiß gar nicht, ob Sie's wußten: Ich bin der Herr Mark, und ich wohne da drüben am Eck." Dann würde wahrscheinlich einer sagen: "Ah, ja, Sie sind doch der mit dem süßen Hund und dem kleinen Töchterlein, Ihre hübsche Frau sieht man ja so selten, warum haben Sie sich denn nicht schon früher hier rein getraut, hee, Paul, bring dem Mann nochn Alt und nen Kurzen..." Undsoweiter, undsofort.
Tja, dann widerum denke ich, dass ein gewisses Maß an Fremdheit ja vielleicht doch nicht das schlechteste ist. Andererseits: So ganz ohne Sozialkontakte im Nahraum isses auf Dauer ja auch ein bisschen kühl. Hätten wir gleich nach dem Einzug vielleicht die Nachbarn mal einladen sollen, damit da ein bisschen mehr Herzlichkeit entsteht als nur der kurze Smalltalk, wenn man sich im Treppenhaus oder beim Abholen des Nachwuchses im Kindergarten über den Weg läuft? Schwer zu sagen, denn auf der anderen Seite kann mir Nähe und nachbarschaftliche Vertraulichkeit auch sehr schnell zu viel werden. Ist halt wie alles im Leben eine Frage der Dosis.
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