Dienstag, 30. April 2013
Vaarwel!


Hätten wir hier in Deutschland eine Monarchie, dann wäre ich wohl das, was man (nicht im US-amerikanischen Sinne) einen überzeugten Republikaner nennt. Die ungekrönten Staatsoberhäupter unserer Bunzrepublik waren und sind gewiss nicht allesamt ruhmvoll und über Kritik erhaben - aber die Vorstellung, stattdessen vor irgendwelchen Inzuchtprodukten des internationalen Hochadels (die man nicht abwählen kann) aus protokollarischen Gründen den Bückling oder Kratzfuß machen zu müssen, erscheint mir nachgerade absurd und lächerlich.

In diesem Sinne: Prost, Prins Pilsje!

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...en alltijd ein lekker butterbroot!;-)

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Dank U wel!

;-)

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Ist das Hape?

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Ja, genau.
Rare Sternstunden deutscher Fernsehunterhaltung.

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Absurd und lächerlich: ganz meine Meinung. Ich verstehe auch die popstarmäßige Begeisterung nicht, wenn der Papst irgendwo bei der Jugend der Welt auftaucht.

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Ich frage mich gerade, ob die Skepsis gegenüber staatsweiter Begeisterung, die mir in D so omnipräsent scheint, auf fehlende Empathie, schlichte Desillusioniertheit oder übermäßige Coolness, basiert. Keine Ahnung!

Mal im Ernst, man kann zu dem ganzen Monarchiegedödel stehen wie man will. Aber die Kritik an so was scheint mir nirgendwo größer als in diesem, unseren Lande.

Schönes Beispiel: „Ihr, nicht ich! als Reaktion auf die Kampagne „Du bist Deutschland“ …

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Ich denke,
da spielen natürlich auch gewisse historische Erfahrungen mit hinein, die ich hier mal sehr verkürzt auf die Schlagworte "Goebbels" und "Sportpalast" reduziere. Vielleicht ist ja die mangelnde patriotische Begeisterung der Preis, den uns das "nie wieder" kostet.

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Das ist aber schon ein paar Tage her, oder? Und kann man da nicht zwischen „Wollt ihr den totalen Krieg“ und „OranjeOranje“ etwas differenzieren?

Und wo ist der Unterschied zwischen Wacken und einem Papstbesuch? Warum sollte Letzteres suspekt sein …

Und „nie wieder Krieg“ hieß ja auch nicht gleich „weg mit den Waffen“. Und als jemand aus der Friedensbewegung Verteidigungsminister* wurde, waren die kritischen Stimmen auch eher kritisches Murmeln.

Aber egal, ich glaube „Sportpalast“ alleine ist es irgendwie nicht …


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* Wer hatte noch mal angemerkt, das ein Verteidigungsminister, der seine Truppen ausserhalb der Landesgrenzen einsetzt, eher Kriegsminister genannt werden müsste?

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Es gibt, so zumindest meine Wahrnehmung, eine in den letzten 10 bis 15 Jahren stärker gewordene Tendenz zum Massenevent. Was ist fast egal- ob man nun zum Fußballgucken auf Großleinwand in den Park geht oder da Krönung/Begräbnis (ich denke an das der Fürstin von Wales)/Hochzeit von Königs guckt ist schon fast egal.

In Deutschland ist alles suspekt, was mit Nation im weiteren Sinne zu tun hat- außer es geht um Fußball, da werden die Kritiker weniger und stiller. Das hat was mit Goebbels im Sportpalast zu tun, aber das allein als Erklärung reicht nicht.

Deutsche sind Bedenkenträger und Prinzipienreiter. Was wir tun, tun wir richtig, und sei es (nochmal Goebbels im Sportpalast) den Karren vor die Wand setzen.
Wir machen jetzt in Demokratie, deswegen sind wir jetzt alle gleich. Und wenn da vorne einer im Hermelinmatel steht, dann ist der nicht gleich und das muß sich ändern. Und wenn alle Hurra! rufen, dann ist das gefährlicher Untertanengeist und beides zusammen führt ja vor die Wand. Das die Niederlande trotz Monarchie noch nicht dreiviertel von Europa in Schutt und Asche verwandelt haben fällt dabei nicht weiter auf.

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@cassandra/der_papa:
Doch, das fällt schon auf. Und eine gewisse Sehnsucht nach in den Nachbarländern beobachteter Normalität, in der auch ein gewisses Maß an Hurra-Patriotismus Platz hat, ist hierzulande ja durchaus vorhanden.

Ich für mein Teil fürchte auch nicht, dass jeder, der seinem Auto dreifarbige Überzieher über die Außenspiegel drapiert, nichts anderes im Sinne hätte als zum baldigstmöglichen Zeitpunkt in Polen einzumarschieren...

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Ein etwas entspannteres Verhältnis zur eigenen Nation wäre schön. Auf der einen Seite steht der Fußball-Patriotismus, der immer etwas "nun aber los!"-Verkrampftes hat und wirkt, als würde man gerne, weiß aber nicht so recht wie.
Auf der anderen Seite kommt dann reflexhaft "Nie wieder Deutschland" und mies gelaunte Gesichter.

Ich finde es eigenartig, daß nicht der 23. Mai (Inkrafttreten des Grundgesetzes) Nationalfeiertag ist. Der 3. Oktober ist fast nie Feierwetter und es könnte deutlich entkrampfen wenn man statt bedeutungsvoller Problemreden Feuerwerk und Grillen machen könnte. Aber das wird nicht passieren.

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so eine "nation" ist doch nun wirklich für gar nix gut außer für ethnisch-völkische exklusion. und fast alles ist wichtiger als deutschland.
noch mal was zu den mies gelaunten gesichtern: mein gesicht ist ohne nationengeschwurbel ein bestens gelauntes gesicht, ich fand's halt unentspannt entspannter.
und ich lasse mir auch aufgrund meiner bescheidenen eigenen erfahrungen nicht durch korporatistische appelle ein schlandinistisch verklärtes grinsen ins gesicht quatschen.

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Im Fall von Fußball
kommt halt noch verschärfend hinzu, dass die Identifikation mit diesem Sport auch nicht eben die edelsten Regungen des Menschengeschlechts emporkitzelt. Auf Vereinsebene weit unterhalb von Schlandinismus führt dass ja auch zu allerei regionalrassistischen Anwandlungen der Anhänger. So gesehen weiß ich nicht mal, ob ich das Gedöns um internationale Turniere alle zwei oder vier Jahre für das größere Übel halten soll.

Bei der anundpfirisch sehr gerne gelesenen "Rainerschen Post" war es ja nicht zuletzt rivalisierende Fankackscheiße, die so eskalierte, dass der Blogbetreiber die Lust an dem Projekt verlor. Und was soll ich sagen, Rainer selber hat oft genug in den Wald hineingerufen, dass ihn das Echo nicht zu wundern brauchte.

Und warum eine Identifikation mit der Stadt oder Region so viel logischer und natürlicher sein soll als mit der Nation, hat sich mir auch noch nicht so recht erschlossen.

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Ich mag keinen Fußball. Von daher finde ich das Gewese um die internationalen Turniere imer ziemlich anstengend.

Aber trotzdem täte ein bißchen mehr Entspannung auf dem gebiet gut. Man kann ja feststellen, daß einem das Nationalkonstrukt irgendwie egal ist, aber "egal" heißt Schulterzucken und fertig, was interessantes und wichtigeres machen- Wand tapezieren, was leckeres kochen, schlafen oder was auch immer.
"Fanmeilen" weiträumig zu meiden finde ich nur einleuchtend- besoffenen Fußballfans auf "SIEG!"-Droge sind klar nicht mein Fall.

Während der letzten WM war ich zuerst für die griechische Mannschaft, Griechenland konnte ein bißchen was für's Ego gut brauchen. Das hatte sich dann erledigt und ich bekannte mich zu merry old England, die führen nämlich mit "two world wars and one world cup!".

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aber das konstrukt lässt mich nicht in ruhe.

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@vert:
Sooo schlimm? Sie werden doch nicht zu den Antideutschen überlaufen?

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(tsk, anti-d ist ja wohl sowas von 2009.)
das sollte nicht heißen, dass mich das nationalkonstrukt tag und nacht beschäftigt. ich würde es ja gerne ignorieren, aber es zieht und zerrt im großen und kleinen an mir und den meinen. und wenn man weiß genug ist, kann es einem tatsächlich egaler sein - wer hätte das nur gedacht?

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"und wenn man weiß genug ist, kann es einem tatsächlich egaler sein - wer hätte das nur gedacht?"

Meienr Schwägerin kann man vieles sagen, aber nicht, daß sie weißer sei als ich oder überhaupt weiß. Der Große Tiger pflegte als er kleiner war zu sagen, er habe eine Tante aus Schokolade.. Und irgendwie bringt die Dame es auf ein Maß an deutschem Patriotismus, das ich nie aufbringen werde (und wenn doch, ist Selbsteinweisung eine Option...). Ihrem Bruder geht es ähnlich auch wenn er durchaus Erfahrung hat mit dem "nicht weiß genug"

Mit Farbe kann man das wie es scheint nicht erklären.

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Farbe
- ist das nicht auch nur so ein Nebenwiderspruch soziales Konstrukt?

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Die Auswirkungen von Farbe sind klar konstruiert. "No coloreds"-Schilder sind keine Naturgesetze

Die biologischen Unterschiede (proportionale Oberschenkellänge, Gesichtsschädelform, Anfälligkeit oder Immunität für/gegen Krankheiten) wegzudebattieren ist dann aber etwas, für was man schon ziemlich diskursfanatisch sein muß.

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ein beizpiel angelehnt an cazzandra:
powell weltrekordler 100 m

"Sein Psoas Major Muskel, der für das Anheben des Beines für den nächsten Schritt zuständig ist, hat bei ihm eine Querschnittsfläche, die viermal größer ist als normal. Zusätzlich sind seine Sehnen extrem hart: Normalerweise benötigt ein erwachsener Mann 43 Kilogramm Muskelkraft, um die Sehnen auch nur einen Zentimeter zu dehnen, Powell jedoch 114 Kilogramm. Diese harten Sehen sorgen dafür, dass die Kraft, die elastisch gelagert wird, bei jedem Schritt freigesetzt wird."

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Hm, bei so Messwert-Geprotze hab ich leider immer noch im Ohr, wie sich damals Jürgen Emig & Co. fast einen drauf abwedelten, wieviel Megawatt Jan Ullrich mit seinem tollen Verhältnis von Körpergewicht und Beinlänge in die Pedale treten könne, und dann ist ihm der Lance Armstrong am Berg doch davon gefahren ohne sich von den Messwerten beeindrucken zu lassen. ;-)

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daz iz jezz unfähr
der lance war bezza optimiert
und ulle nen zchlampigez talent

die werte waren allerdingz gewaltich und darum war ez umzo erztaunlicher wie gewizze geztalten dez nichtz der armztrongtruppe

im zeitfahren glänzten
wieda jede vernunft

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ich muß widersprechen:

Ohne Monarchien wäre Europa ein ganzes Stück langweiliger.
Kein Dirty Harry mehr, der seine Daddelsucht zur ultimativen Vorraussetzung für Afghanistan erklärt und damit Stürme der Entrüstung auslöst, die dann ihrerseits auch einen hohen Unterhaltungsfaktor haben.
Phillip "der Hunne" war in jüngeren Jahren auch oft großartig.

Die Holländer sind ja eher brav und haben daher weniger Unterhaltungsfaktor als die Briten, aber trotzdem.
Sie tragen bunte Uniformen mit viel Glitzer, es gibt pomp and circumstances wenn sie Geburtstag haben, heiraten oder sterben oder auch (wie heute) gekrönt werden.
Und erst die Hüte!

In einem Zeitalter bürgerlich-vernünftiger Langeweile, in dem wir alle so gleich sind in unserer Individualität, laufen da Leut rum, die ungeniert Schärpen tragen und manchmal sogar Hermelin.


Das ist Punk!

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Kleiner Haken an der Sache: Willem-Alexander wurde heute gar nicht gekrönt, sondern in sein Amt eingeführt. ;-)

Er gilt übrigens als Experte für internationales Wasserrecht, saß also nicht zufällig dem UN-Beratergremium für Wasser und Gesundheit vor.

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@cassandra: Würden die Gagen für diese überbezahlten Unterhaltungskünstler an der Abendkasse oder im Pay TV eingetrieben anstatt der Allgemeinheit abgezweigt, wäre ich womöglich Ihrer Meinung.

Nun will ich unseren Nachbarländern, deren Staatsbürgerschaft ich nicht habe, nicht reinreden, wofür sie das Steuergeld ihrer Bürger verballern sollen und wofür nicht. Ist deren Bier, aber mein Bedauern darüber, dass hierzulande keine hoheitliche Hohernzollern-Show läuft, hält sich sehr in Grenzen.

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@arboretum:
Wasser können die ja, da sind diese vergrachten Existenzen Niederländer gewissermaßen in ihrem Element.

Aber wie hieß es einer Literaturbeilage der "Zeit" mal so schön über unsere Nachbarn: Was für philosophische Einsichten könne man von einem Volk erwarten, dessen Hauptsorge darin besteht, die Füße trockenzuhalten? ;-)

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arboretum:
hat Seelmann-Eggebrecht also wieder mal Mist erzählt. Der Mann erkannte ja nicht mal die Standarte der Fürstin von Wales. Irgendwann muß der Mann ja mal in Rente gehen... und dann will ich seinen Job!

mark:
die Hohenzollern sind ja auch eher langweilig. Die vergessen mal, daß sie verheiratet sind wenn sie tv-wirksam ihre nächste Hochzeit planen, aber das war's auch.

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Im Beritt der Blaublütigkeit haben sich schon andere Blogger profiliert, das wird schwierig. Und der Nachwuchs schläft auch nicht...

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Es lebe die Republik!

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Schee was scho wemma an Kini ham daad in Baian!

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Wofür genau?
Hier ist kein Kurort, da wüßte ich nicht mal mehr für einen Kurfürsten eine Verwendung. ;-) Bedingt durch den Strukturwandel haben auch die Schlotbarone längst abgedankt. Aber ich ahne, was Sie meinen, irgendein Vakuum verspüren viele, selbst diejenigen, die eigentlich keine Sehnsucht nach dem sprichwörtlichen "starken Mann" haben. Und da wären wir bei FAZ-Kommentator HansMeier555 und seinem Projekt der Re-Feudalisierung...

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Ich mache mal den Anfang (es muss endlich mal einer vorangehen). Aus freien Stücken erkläre ich mich zum Spargelkönig, S.M. Asparagus Simplicissimus.

Eine "zerlassene Butter"-Prinzessin darf sich gerne als Co bewerben. Nur ein Monat Arbeit jedes Jahr, der Rest ist Highlife wie beim Weihnachtsmann.

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@fritz_:
Wenn Sie in Schwetzingen, Weiterstadt und Beelitz genügend Gefolgschaft hinter sich bringen können, warum denn nicht? Schützenkönige und Weinköniginnen alleine vermögen den steigenden Bedarf an Fach- und Special-Interest-Monarchie im öffentlichen Leben wohl nicht mehr zu decken. Der Burger King ist als Repräsentant eines einzelnen Unternehmens aus Übersee nicht bürgernah genug, dagegen geht Ihr projektiertes Spargelkönigtum nach meinem Dafürhalten genau in die richtige Richtung.

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Vergessen Sie bitte nicht Schrobenhausen und Mainz-Finthen!

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Wo Schrobenhausen liegt, musste ich mir von Tante Gu zeigen lassen (ich könnte aus dem Stand auch nicht sagen, ob das Mittelbayern, Altfranken oder Niederpfalz ist).

In meiner Heimatregion war der Schwetzinger Spargel immer das Maß der Dinge, obschon ich natürlich ahnte, dass dieses sonderbare Gemüse wahrscheinlich auch andernorts angebaut wird. Und richtig, als wir in die Nähe von Darmstadt zogen, war Weiterstadt das nächstgelegene Spargelzentrum, und hier am Niederrhein sollen angeblich auch schon die Römer Spargel geerntet und nach Rom gebracht haben. Kann man glauben, muss man aber nicht.

Ich persönlich mache mir da eh nicht viel draus, aber der marquise793 tische ich ihn natürlich auf, wenn sie danach gelüstet.

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Man muss auf der andere Seite ja auch mal sehen, dass so ein König wie Ludwig II von Bayern mit seinem Sinn für schöne Dinge, romantischen Ideen und nicht ausgeprägter Neigung zum Kriegspielen ein klarer Sympathieträger ist im Vergleich zu preußischen Regierungen mit ihrem Hang zu einem möglichst effizienten Bürokratenstaat und militärischen Verhaltensmustern bis hin in den Alltag.

Spargelschälen: Niemals. Servieren allerdings lasse ich mir den sehr gern. Bei dieser Gelegenheit fällt mir ein Ziel für einen Radausflug ein.

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Tja, es gab z.B. auch Kurfürsten (um mal den hier mehrfach erwähnten Carl Theodor von der Pfalz mal wieder zu nennen), deren Wirken ich jetzt auch nicht unbedingt als totale Vollkatastrophe verbuchen würde, aber trotzdem wären nach meinem bescheidenen Dafürhalten Regionalfürstentümer genausowenig wie die Monarchie die zeitgemäße Antwort auf die politisch-systemischen Herausforderungen unserer Epoche.

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Es ist ja eigentlich so, das Edgar Allan Poe schon den Untergang des Adels postuliert hat und zwar in seinem "Untergang des Hauses Ashers". Es gibt seitdem keinen Adel mehr, nur noch einen "Vorzeigeadel" und dieser tangiert mich nicht die Bohne.

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Hm, dass Poe das Haus Usher samt seinem Untergang als gesamtsinnbildlich für den Adelsstand gemeint haben könnte, scheint mir so unplausibel nicht. Aber wenn es jenseits des Vorzeigeadels womöglich doch noch einen richtigen Adel geben würde, wie wüßten wir davon, wenn der sich nicht zeigt?

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