Ich weiß nicht, wie das bei anderen Familien war und ist, aber einen Mangel an Kriegserzählungen hatte ich in meiner Verwandtschaft nicht zu beklagen. Wenngleich davon auszugehen ist, dass da auch vieles ausgespart wurde und ungesagt blieb. Mein Vater, der von den Deutschen als Fremdarbeiter ins Reich geholt wurde (und somit offiziell eigentlich Opferstatus hatte), wäre gern zur Waffen-SS gegangen wie nicht wenige seiner ukrainischen Landsleute - allein, er war sehr jung, und ihm fehlten auch zwei, drei Zentimeter Körpergröße. Meine Mutter wäre gern dem BDM beigetreten, aber meine erzkatholische Großmutter wusste das zu verhindern. Wer aus meiner buckligen Verwandtschaft in all den Wahljahren nach dem Krieg die einzige NPD-Stimme im Dorf abgab, war auch nie ein großes Geheimnis. Für meine Geschichtsbewältigung braucht es diesen Schmonzettenrotz, mit Schtzngrmm und Krankenschwester nicht. Aber schön, dass wir drüber gesprochen haben.
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Ginge es um Wissenvermittlung, dann müssten Filmschaffende und Autoren sich eher dem ersten Weltkrieg (als der gerade stattfand wussten die Beteiligten natürlich nicht, dass es der erste Weltkrieg ist, weil ja keiner wusste, dass der nächste bald hinterher kommen würde) widmen, über den wissen die Leute viel weniger.
Aber dem steht halt entgegen: Nazis sell.
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Der vermutlich einzige haken an der Geschichte wird sein das es alles noch "zu frisch" ist und man ja nicht die "wahren tatsachen , zu gunsten einer Holiwood reifen inszinierung zeige und der Film nur auf Lügen und Mutmasungen basiert " .... in 20 jahren sagen wir dagegen .... ja logisch hat damals eh jeder gewust..... ich bin sicher das es irgentwann einmal einen Film geben wird .... aber solange wir noch die " guten" sind die die bösen "Terroristen" bekämpft haben , ist das vermutlich noch nicht thematisierungsreif... wir sind ja im " recht"....
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"Unsere Mütter, unsere Väter" ist - vor allem im Vergleich zum unsäglichen Bio-Schmonz "Rommel" aus derselben Filmschmiede - ein beachtliches Stück. "Band of Brothers" ist es vielleicht nicht (die Reihe war aber auch nicht nur gelungen), aber aus der Perspektive, mit dieser Drastik hat man das Thema aus Deutschland eben noch nicht gesehen. Kein Vergleich mit "Die Flucht" oder "Dresden" oder anderen "Event-Movies" der letzten Jahre.
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Dass Afghanistan da und dort schon Thema war, stimmt natürlich auch. Ich wollte damit sagen, dass wir, solange dieser Einsatz noch läuft, eher nicht erwarten dürfen, eine wirklich bedeutsame filmische Generalabrechnung mit diesem Thema zu sehen, wie sie "Die durch die Hölle gehen", "Apocalypse now" und "Platoon" zum Thema Vietnamkrieg geliefert haben.
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Apocalypse Now sehe ich nicht als patriotisch an. Er Film funktioniert auf einer anderen Ebene, nämlich über die Zersetzung der Psyche und damit der Zersetzung der Gemeinschaft, letztlich der Sturz in die Barbarei.
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Und ich schätze, über Apocalypse Now können wir uns auch einigen ;-) Jedenfalls ist der eher weniger ein Antikriegsfilm, der hat nur den Schauplatz dorthin verlagert.
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Ich sah den damals im Kino. Die Szene mit dem kleinen Mädchen, das von deutschen Soldaten auf einen Laster gezerrt und später wieder ausgesetzt wird, eine Trillerpfeife haben sie ihr in den Mund gesteckt, das Blut läuft ihr die Beine hinunter, sie kann kaum noch laufen, der leere Blick und das höhnische Gelächter der Soldaten werde ich wohl meinen Lebtag nicht mehr vergessen.
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According to Klimov, the film was so shocking for audiences that ambulances were sometimes called in to take away particularly impressionable viewers, both in the Soviet Union and abroad. During one of the after-the-film discussions, an elderly German stood up and said: "I was a soldier of the Wehrmacht; moreover, an officer of the Wehrmacht. I traveled through all of Poland and Belarus, finally reaching Ukraine. I will testify: everything that is told in this film is the truth. And the most frightening and shameful thing for me is that this film will be seen by my children and grandchildren."
Nun, da hat er sich wohl leider getäuscht. Dabei gehört er zu den wichtigsten Werken der Filmgeschichte.
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NACHTRAG: Kann man sich ausrechnen, was dieser Film für einen Eklat ausgelöst hätte. Ich sage nur Wehrmachtsaustellung...
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Klimov hatte so etwas aber gar nicht nötig, er fand andere Bilder, die ganze Geschichte wird ja aus der Sicht des Jungen erzählt. Der Film ist aus dem Jahre 1985, aber zuvor dauerte es acht Jahre, bis das Skript endlich frei gegeben wurde. Ich kann jedem nur empfehlen, sich diesen Film einmal anzuschauen.
Wehrmachtausstellung, da sagen Sie etwas. Ich sah die damals mit meinem Vater und meiner jüngeren Schwester in Frankfurt.
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Was mich momentan mehr umtreibt, ist die Frage, wie es zugehen konnte, dass aus "nie wieder" ein "hmja, irgendwie doch, wenns sein muss ..." werden konnte und warum eine wirklich breite gesellschaftliche Debatte darüber, was zum Henker deutsche Truppen am Hindukusch verloren haben, nicht stattfindet.
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Im Übrigen kann man sich Filme auch aus filmästhetischen oder filmhistorischen Gründen anschauen. Oder weil sie einfach gut gemacht sind.
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@arboretum: Ja klar, kann man (muss man aber nicht). Wenn ich nur wüßte, wie ich Ihnen das erklären soll, natürlich sind "neue Einsichten" nicht das alleinseligmachende Kriterium, es kann mich alle Schaltjahre auch mal ein
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Und wenn einer diesen Abstand via DVBT/Kabel/Satellit in's Haus geliefert bekommt, dann kann er sich zurücklehnen und befreit seufzen, was haben die da bloß gemacht? Das sieht doch jeder, das kann nur schief gehen. Und dann kann er auf Facebook „likes“ gegen Rechts setzen. Das tut gut, das schafft einen ruhigen Schlaf.
Allerdings wird er dabei übersehen, was um ihn herum passiert. Das Facebook-Likes (überraschenderweise) nichts bewegen, das „dagegen“ sein schon so viele Jahrzehnte nicht geholfen hat die Nazis loszuwerden, und das überhaupt niemand auch nur eine blassen Schimmer hat, was genau man gegen die Braunen wirklich tun kann.
Keiner weiß das. Nicht einer. Ich auch nicht.
Und weil keiner eine Ahnung hat was man gegen die Braunen tun kann, macht man einfach das gleiche was sie tun: Lächerlich machen. Ausgrenzen. Wenn man könnte: Abschieben. Wenn man könnte: Arbeitslager. Wenn man könnte …
Hat euch dieser Film (oder die vielen anderen vorher) auch nur einen Zentimeter näher an eine Welt ohne Nazis gebracht? Kann ich nicht erkennen …
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Womöglich hat es tatsächlich etwas von der Teilnahme an einer kollektiven Bußandacht, wenn das Fernsehvolk zuhause in den politisch erwünschten Momenten auf die Taste "2" der Fernbedienung drückt. Das Konsumieren dieses Mehrteilers aber nur als Gewissensberuhigung (oder gar hohldrehenden Pseudoaktionismus) zu betrachten, greift wahrscheinlich auch zu kurz.
Aber Deinen Kritikpunkt, dass vor lauter Blick zurück das hier und heute zu sehr aus dem Blickfeld zu rücken droht, würde ich auch unterschreiben. Es wäre - gerade auch mit Blick auf die hier lebenden Minderheiten - ein besseres Signal gewesen, diesen Mega-Aufwand nicht in einen historischen Nazikostümschinken zu stecken, sondern beispielsweise in eine filmische Aufarbeitung des systemischen Behördenversagens im Umgang mit der NSU. Aber dafür hätte es wahrscheinlich keine Fördermittel von der Filmstiftung gegeben. ;-(
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Was mich aber zutiefst irritiert ist unser kollektives Unvermögen einen Weg zu finden, den braunen Sumpf so weit trocken zu legen, dass er neu kultivierbar wird. Gegenüber den Nazis gibt es anscheinend nur ein Mittel: Auffe Fresse.
Mich würde mal interessieren, ob es tatsächlich keine andere Strategie gegen Rechts gibt, oder ob sie einfach nicht Mehrheitsfähig ist. Wenn Ersteres zutrifft, dann helfen alle Filme, Demos und Projektwochen nix. Irgendwann wird die braune Soße wieder überkochen. Wenn letzteres Zutrifft, dann könnte die Situation nicht irrwitziger sein: Unser Umgang mit Rechts macht sie erst möglich.
Ich befürchte, beides trifft zu. Wir haben keine Lösung, und das was wir tun heizt das Feuer unter dem Topf nur noch mehr an.
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* Ich will hier nicht in Verschwörungstheorien abtauchen, sondern einfach der „Natur der selektiven Wahrnehmung“ ihren angestammten Platz überlassen. Das Opfer ist nie genug gesühnt. Es bleiben immer Fragen offen (mindestens für die Journalisten, die ja mit offenen Fragen ihre Katzen füttern), jeder kann nur aus seiner Sicht berichten, „die da oben lügen ja sowieso“ und so weiter und so fort …
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Wobei ja auch nicht garantiert ist, dass Nichtstun die Temperatur konstant hält oder gar absinken lässt. Wenn man sich dessen so sicher sein könnte, wäre es natürlich einfach zu sagen, ach komm, die paar Spinner. Aber nachdem die Behörden auf dem rechten Auge jahrelang nahezu blind und passiv waren wie nur was, hat sich das Problem ja auch nicht in Luft aufgelöst, stattdessen fühlten sich ein paar Extremisten gar zu Mordtaten ermuntert. Auf der anderen Seite habe ich mich auch schon bei Anflügen von Mitleid ertappt, wenn irgendwo ein sehr überschaubares Aufmärschlein von ein paar Dutzend Strammnationalen sich Gegendemos von fünfzigfacher Übermacht gegenübersieht. Da ist es natürlich ein einigermaßen wohlfeiles Freizeitvergnügen, auf der richtigen Seite Flagge zu zeigen. Schwierig, das alles.
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Ansonsten leiste ich mir einen guten Schuss Borniertheit und sage mir,dass das Zeug, das Nico Hoffmann so produziert, im Großen und Ganzen völlig unerträglicht ist und ich mir das ganz sicher nicht anschauen muss.
(Für sowas wie 'Schtzngrmm' bin ich dagegen immer zu haben)
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Auf die Wortschöpfung Schtzngrmm könnte ich glatt neidisch werden.
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Wir Nachgeborenen (schon gerade die Enkelkinder) werden es niemals fühlen und begreifen und immer nur eine Ahnung haben, sei das Wissen auch noch so umfangreich. Dagegen nützen auch alle Fernsehspiele nichts. Was ich dagegen merke, ist die Kälte meiner Mutter, die niemals zu fühlen gelernt hat, weil auch ihre Mutter innerlich hart blieb. Das Erbe, das wir mit uns herumschleppen, wirkt längst nicht so dramatisch wie erlebte Diktatur und erlebter Krieg, aber es fußt darauf. Um seine Beschaffenheit zu verstehen, bringt es überhaupt nichts, nur noch mehr Kunstblut in die Kamera spritzen zu sehen. Das hatten wir alles schon, es hat nichts mit uns zu tun.
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Ich denke auch, dass dieses Erbe der Bereich ist, den wir auch im eigenen Interesse noch viel besser verstehen müssen. Das andere, das eigentliche, das unsere Altvorderen mitgemacht haben, wird uns hingegen immer fremd bleiben. Da ist es aus der Fernsehsessel-Perspektive letztlich auch ein Stück weit austauschbar, ob die Handlung an der Ostfront oder in Südostasien spielt. Wenn der ansonsten geschätzte Frank Schirrmacher in der FAZ die Auffassung vertritt, über die Ostfront müsse jetzt noch ganz viel geredet werden, solange die letzten Zeitzeugen noch leben, will ich da nicht grundsätzlich widersprechen. Kann aber vermelden, danke hatten wir schon, das Thema.
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Erst hatte ich nämlich beschlossen, mir das gar nicht anzugucken (obwohl mich das Thema interessiert), weil ich vor ein paar Jahren schon den Grenzerfilm von Stefan Kolditz so kitschig und Schuld relativierend fand. Und dann hörte ich in den Mainstream-Medien, von den Kollegen beim Frühstück und am Ende sogar aus dem Freundeskreis lauter Lobeshymnen, so dass ich reumütig zum dritten Teil auch den Fernseher einschaltete. Aber es war schon nach zehn Minuten nicht mehr auszuhalten. Sie bestätigen mir, dass das doch nicht nur an meiner Arroganz lag.
Übrigens: Wünschen Sie sich lieber nicht, dass dieses Fernsehen anfängt, Filme über die NSU-Affäre zu drehen. Das wird dann sicher ähnlich sinnentleert, zumal noch gar nicht alle Fakten klar sind. (Insofern traue ich Sebastian Edathy wesentlich mehr als Nico Hofmann, auch als Spannungsliefernaten.)
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Bei mir ist es so, dass solcherlei Event-Fernsehen schon lange keine Einschaltimpulse mehr auslöst, egal wie hochgelobt und gebendeit das jeweilige Machwerk auch sein mag. Ich bin kein Kritiker und werde auch nicht dafür bezahlt, mir das anzugucken und ein Urteil zu bilden. Aber die gesellschaftliche Debatte darüber interessiert mich von Fall zu Fall schon. Und gerade hier bei #umuv (wie die Twitteure und Twitteusen das Stichwort hashtaggen) fand ich es sehr bemerkenswert, wie breit die Phalanx der Gutfinder ist. Und insgeheim habe ich (bei allem sonstigen Respekt für Frank Schirrmacher, in dessen Hoheitsgebiet ich bisweilen ein bisschen blogge) mir zusammengereimt, na, wenn FAZ und Welt den Schinken unisono über den grünen Klee loben, dann kann diese Schwarte in all ihrer nie dagewesenen Drastik doch nicht so recht dahin gegangen sein, wo es wirklich weh tut.
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So finden sich nämlich vielleicht auch Anhaltspunkte dafür, wie sich braune Soße über die Generationen rettet und sich in Köpfe und Haltungen zurückschleicht. Die zwischen Eltern und Kindern vermittelten "Werte" und Minderwertigkeitskomplexe lassen sich eben nicht durch pathosbeladene Filme relativieren, die sitzen viel tiefer.
Drehte jemand in Deutschland einen Film über die NSU, dann käme dabei vermutlich so etwas wie ein langgezogener Tatort heraus, mit Hauptfiguren, die einen Blick in die finstere Seele des Menschen erlauben sollen, oder das Problem wird auf das alleseits beliebte "falsche Umfeld" reduziert, das nette Jugendliche von Nebenan zu Nazis macht. Ach je, ich mag mir das gar nicht vorstellen. Besser nicht.
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Ansonsten läuft es mit der braunen Sauce bisweilen auch so, dass diese aus Abgrenzungsbedürfnis gegenüber den Altvorderen oder dem Mainstream Geschmack findet und nicht unbedingt im Elternhaus vorgekocht und weitergereicht wurde. Ich kann da immer wieder nur auf die Erfahrung an meiner Schule verweisen, die sich in hohem Maße der erzieherischen Aufgabe verschrieben hatte, das richtige Bewusstsein zu dieser Thematik zu vermitteln, und man kann mit Blick auf das eher durchwachsene Zwischenergebnis schon die Frage stellen, ob weniger da vielleicht nicht mehr gewesen wäre. Und längst nicht jeder, der sich da Richtung rechts radikalisierte, dürfte damit in seinem Elternhaus für Begeisterung gesorgt haben.
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Aus Erfahrungen mit meiner Großmutter weiß ich, wie schwierig es ist, überhaupt ein Gespräch in Gang zu bringen. Ich erlebte, dass sie reflextartig "zumachte", wenn die Sprache auf besonders schreckliche Dinge kam. Dazu brauchte man mit Spekulationen über Schuld überhaupt gar nicht anzufangen. Das Stichwort "Krieg" reichte schon, und es war schwer, mehr zu erfahren. Und man ist in diesem Zusammenhang natürlich immer lediglich Familienmitglied, kein psychologisch geschulter Interviewer, der weiß, wie er es anstellen muss. Das selbe Verhalten des "Zumachens" erlebe ich auch bei meiner Schwiegermutter (Jahrgang 1948), die sehr sensibel auf alles Grausame reagiert und meistens sagt: "Hach, davon will ich gar nichts wissen/hören!" Solche Menschen schalten bei entsprechend explizit gestalteten Fernseh-Mehrteilern dann wohl eher ab, anstatt darüber zu sprechen.
Ich glaube, was die Entstehung brauner Soße betrifft, geht es erst einmal grundsätzlich überhaupt nicht um antisemitische oder fremdenfeindliche Inhalte, sondern um viel grundsätzlichere Dinge. Wieviel Platz ist für die Meinung der Anderen? Wie ist das eigene Selbstwertgefühl ausgestaltet, und ist man anfällig für pauschalisierte Feindbilder? Betrachtet sich jemand selbst als überlegen oder höherwertig als jemand anderen? Wie steht es mit Autoritäten, Hierarchien, Gehorsam und Verpflichtung? Etcetera, etcetera. Klar kommen Eltern nicht unbedingt leicht mit einer rechtsradikalen Haltung ihrer Kinder klar, aber das muss noch nicht heißen, dass in ihren Köpfen eine eher liberale Gesinnung vorherrscht.
Die "richtigen" Werte zu vermitteln, muss meines Erachtens immer scheitern, wenn es um Dogmen geht anstatt um ein grundsätzliches menschliches Miteinander. Daher ist das wiederholte und überstrapazierte Predigen "demokratischer Grundwerte" wenig hilfreich. Was nützt, was jemand in der Schule jeden Tag erzählt bekommt, wenn seine grundsätzliche Persönlichkeit so geprägt ist, dass er es für recht und billig und nützlich hält, anderen Menschen Gewalt anzutun?
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Mein Vater hingegen hat nie verheimlicht, dass es ihm und seinem Cousin damals grade recht kam, als die Deutschen in seinem Dorf Fremdarbeiter für die Landwirtschaft suchten. Schweigsam war er eher über die Zeit davor. Meine Großmutter mütterlicherseits hat immer viel erzählt, wobei ich (ohne ungerecht sein zu wollen) auch sagen muss, dass das Dorf jetzt nicht sooo stark vom Schrecken heimgesucht wurde, weder gab es da Flächenbombardements noch große Kampfhandlungen gegen Kriegsende, und die größere Bürde war wohl eher die Verletzung meines Großvaters aus dem ersten Weltkrieg, die ihn zum Invaliden machte. Man kanns aber auch so sehen, dass ihm das die Teilnahme am zweiten Weltkrieg ersparte, und für meine Großmutter war das die Möglichkeit, eine Sondererlaubnis zu erwirken, dass meine Mutter und ihre Geschwister nicht BDM und HJ mussten. Obwohl sie da sicher mehr Spaß gehabt hätten als beim Ackern auf dem eigenen Hof.
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Sie haben sicher nicht mitbekommen, wie es zum Filmtitel kam?
Anyway.
Ich habe mir alle drei Teile angeschaut und für mich war der persönliche Gewinn dabei, daß ich mir noch manchen Irrsinn, den ich mit meinen Eltern erleben musste, besser erklären konnte.
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Aber ansonsten macht mich Ihre Aussage natürlich sehr neugierig.
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Frank Schirrmacher ist mehr oder weniger Altersgenosse von Hofmann, das erklärt vielleicht zum Teil, warum die Sendung bei ihm so einen Nerv trifft. Dass auf ZDF-Seite die Ehefrau des FAZ-Feuilletonchefs Nils Minkmar mit dem Werk befasst war, mag da zusätzlich zupass gekommen sein, aber hey, so läuft halt's Business, ein Riesenskandalon vermag ich darin nicht zu erkennen.
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Ganz gewiss lässt sich in gut vier Stunden kein Bild zeichnen, welches jedem einzelnen der Millionen Schicksale von Opfern und Tätern in der Nazizeit gerecht wird. Es muss immer ein Holzschnitt bleiben.
Aber dennoch kann auch ein Holzschnitt durchaus ein realistisches Bild zeigen,bewegen und Erkenntnisse vermitteln. Vieles, was ich aus Erzählungen meiner Eltern und Verwandten der Generation vor mir (ich bin Jahrgang 45) kenne, habe ich im Film illustriert gefunden - auch die Tatsache, dass man eigentlich nur falsch handeln konnte. Opfer konnten zu Tätern werden, aber auch Täter zu Opfern.
Niemand muss sich einen solchen Film ansehen. Aber gerade die junge Generation (die in Freiheit heute ohne Folgen alles sagen kann) hat vielleicht über diese Schiene eine Vorstellung von dem unfreien, menschenverachtenden, mörderischen Naziregime weit weg von jedem Heldentum bekommen und von dem fast unlösbaren Konflikt, darin menschlich zu bleiben.
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Ein Bekannter von uns ist übrigens hauptamtlich in diesem Gedenkstätten-Business tätig, und es ist durchaus ernüchternd, von einem engagierten Praktiker zu hören, dass diese Form des organisierten Gedenkens in einer veritablen Krise stecke. Und zwar gar nicht mal so sehr das erwartbare Gebarme "hach, für diesen hochwichtigen Bereich werden die Mittel zusammengespart", sondern die Einsicht, dass das bestehende Angebot die Leute einfach nicht mehr in dem Ausmaß erreicht wie früher.
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Ich seh das mittlerweile von außen. In einem Land, das nur so strotzt von Publikationen, die dem Landser-Monatsblättchen aber gar nichts nachstehen. Und das sich fünfzig Jahre lang in den Filmen über die Wehrmacht lustig gemacht hat, bis irgend jemand wohl doch mal nachgefragt hat, wieso die Grande Armée eigentlich gegen solche Dummköpfe verloren hat. Auf einmal kommen die Franzosen drauf, Wehrmachtssoldaten waren auch Menschen, mit guten und weniger guten Seiten, mit Gewissensbissen und Konflikten. Und auch wenn alle heutigen Franzosen von Widerstandskämpfern abstammen und die Collabos also sämtlich steril waren, irgendwie stimmen die Schwarzweißmuster nicht.
Dazu kommt, daß Algerien 50 Jahre her ist, die Zeitzeugen beerdige ich andauernd - aber sie haben keine aktuelle politische Rolle mehr. Da wird nun endlich auch was aufgearbeitet. Obwohl immer noch Algerienkämpfer dekoriert werden, weil sie Algerier mit dem Baïonette aufgespießt haben... die Franzosen backen grad mal kleinere Brötchen.
Ein verlorener Krieg ist aber immer noch leichter zu verarbeiten als ein gewonnener. Und je weiter er von zuhause weg war, um so leichter. (Weshalb die Franzosen den 1. Weltkrieg immer noch nicht begriffen haben, aber das mal nur nebenbei.) Und die filmische "Aufarbeitung" des Vietnam-Krieges (der übrigens 1947 schon begann...) könnte, das behaupte ich jetzt mal als ungeprüfte Hypothese, durchaus durchgeführt worden sein von Leuten, die schon vor 1968 gesagt haben, sie wären dagegen. Und umgekehrt hat sich an der Mehrheitseinstellung zu Krieg und Waffengewalt in USA durch diese Filme auch nicht wirklich was geändert, oder?
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Und was das Fingerzeigen betrifft, sollte es jeder in jeder Beziehung unterlassen.
Insbesondere im Zusammenhang mit den Verbrechen der Nazizeit.
----/
Nochmal zum ursprünglichen blogpost:
Den Titel finde ich bei aller Diskussion als unpassend.
Gucken Sie sich alle drei Teile + die dazugehörige Dokumentation an. und wenn Sie dann immer noch so titeln, ist es ok!
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So werde ich, obschon ich mich nicht als Statthalter Roms sehe, das ebenfalls halten. Mir ist bewusst, dass das Frontgeschehen nicht unbedingt den größten Teil der Handlung dieses Mehrteilers ausmacht. Und ebenso ist mir auch nicht entgangen, dass die filmische Darstellung die deutschen Soldaten nicht in dem Ausmaß idealisiert wie es in den Landserromanen üblich gewesen ist. Trotzdem halte ich meine Überschrift in dieser Zuspitzung noch für zulässig, zumal das auch eine Anspielung ist auf "der große TV-Roman" - ein Eigenwerbungs-Label, mit dem ein großer Privatsender in den frühen 90ern seine Schmachtfetzen vermarktete.
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Ich wollte keineswegs ein post-edit bei den Überschriften anregen.
Noch Ihre Überzeugung zu Fernsehfilmen dieses Genre umkrempeln.
Aber eine kleine Anregung einer Neubewertung wollte ich doch posten.
Bedauerlicherweise vermag ich nicht, so intellektuell brillant zu argumentieren, wie viele der Besucher. Allein ich versuche doch, meine Gedanken zu formulieren.
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Und im großen und ganzen geht es hier doch auch recht bodenständig zu, finde ich.
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Natürlich bin ich vorsichtig, was ich öffentlich sage, und stehe außerdem (nicht nur qua Amt) auf dem Standpunkt, nach 50 Jahren muß man nicht mehr verurteilen, da sollte man Frieden schließen und danach mal sehen, was die Leute eigentlich dazu gebracht hat, so zu handeln. Und da, bei den Anfängen, da muß dann gehandelt werden. (Wobei ich allerdings auch meine, daß die, die immer "wehret den Anfängen" rufen, nicht bei den Wurzeln, sondern bei den Knospen angreifen...)
Dat war kryptisch. Oder?
(Ach so, zum Verständnis: ich lebe im neunten Jahr in Frankreich und stehe im Dienst der evangelischen Kirche in Frankreich. Und - wir haben ja strikteste Trennung von Kirche und Staat - es gehört zum guten Ton, daß die Kirchenvertreter bei allen offiziellen Anlässen im Dekor stehen.)
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Aber mir steht es nicht zu, unserem Nachbarland Vorschriften zu machen, wie das Thema Algerien am besten zu behandeln sei, wir haben hier unser eigenes Päckchen zu tragen. In einem anderen Blog las ich vor einer Weile entrüstete Abhandlungen darüber, wie wenig die koloniale Vergangenheit des Deutschen Kaiserreichs aufgearbeitet sei, und so richtig das auch sein mag, war ich dann doch ein wenig in Versuchung, zu antworten, dass auch die Greuel unserer kimbrischen und teutonischen Vorfahren in Norditalien oder überhaupt das Thema Völkerwanderung... Wobei es sicherlich rassistische Kontinuitäten zwischen Kaiserreich und Drittem Reich gibt, aber aus naheliegenden Gründen konzentrierten sich die reeducation-Bemühungen und das "wehret den Anfängen" eben doch mehr auf die Lehren aus der Epoche 33-45. Und auch da ist klar, dass man die öffentliche Handhabung dieses Themenkomplexes nie völlig getrennt betrachten kann von den Aspekten Selbstvergewisserung und Positionierungs-PR...
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Man stelle sich zum Vergleich vor, wie wohl die transatlantische Gemeinschaft reagiert hätte, wenn die Bundesrepublik so um 1990 herum U-Boot-Kapitäne oder Bomberpiloten mit dem Eisernen Kreuz belegt hätte - oder erinnere sich an den Aufschrei, als Bomber-Harris, der Brandstifter von Dresden, in Großbritannien die höchsten Ehren verliehen bekam.
Aber die französische Regierung (die vorige) wunderte sich ja noch lautstark drüber, daß die Algerier lieber den Arabern nachlaufen als den doch so zivilisierten französischen "Freunden"... die derzeitige Regierung wundert sich eher noch darüber, daß sie regieren darf, und fragt sich, wie lange noch. :P
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