Freitag, 30. November 2012
Viel Nichts um Rauch
Wie heißt es so schön im Volksmund? "Alle Hesse sin Verbräschä - denn sie sprenge Aschebeschä". So weit wird man in Nordrhein-Westfalen vielleicht nicht gehen. Aber eine vom Landtag beschlossene Verschärfung des Rauchverbots erhitzt in diesen Tagen die Gemüter im bevölkerungsreichsten Bundesland. Ab Mai kommenden Jahres treten viele der bestehenden Ausnahmeregelungen außer Kraft, Raucherclubs soll es künftig nicht mehr geben, es gilt dann ein striktes Rauchverbot für die gesamte Gastronomie. Einzige Ausnahme sind private Feiern in geschlossener Gesellschaft und abgetrennten Räumen einer Gastwirtschaft. Und was soll ich sagen? Ich werde es nicht sonderlich vermissen, dass nach einem Kneipenbesuch Klamotten und Haare nach Qualm stinken. Gut, ich bin eher selten auf der Piste, aber gefühlt sind in Düsseldorf und Umgebung die Ausnahmen vom Rauchverbot eher die Regel in der Gastronomie.

Jetzt, wo mit dem Nichtraucherschutz endlich Ernst gemacht werden soll, herrscht im Gaststättengewerbe erwartungsgemäß Heulen und Zähneknirschen. Horrorszenarien vom Kneipensterben machen die Runde, der Verlust von althergebrachten Traditionen wird bejammert. Dabei wäre es doch mal interessant zu vergleichen, wie sich das andernorts entwickelt hat, wo das Rauchverbot schon länger strikt gehandhabt wird. Ich wüßte auch gern, ob das befürchtete Kneipensterben tatsächlich so viele Lokale dahingerafft hat oder ob nicht viel mehr Leute Lust auf gastronomische Geselligkeit bekommen haben, die von verqualmten Bierschwemmen eher abgeschreckt wurden.

In Bayern wurde eine strengere Handhabung des Rauchverbots, das jetzt auch für Bier- und Festzelte gilt, übrigens per Volksentscheid durchgesetzt. Das Standardargument der Süchtigen, "die da oben" wollten uns nur mal wieder gängeln und bevormunden, klingt da nicht sonderlich plausibel. Ach ja, in NRW hatten sich die Piraten übrigens mit ihrem Vorschlag, den Konsum von E-Zigaretten vom Rauchverbot auszunehmen, nicht durchsetzen können. Für alle, die in rauchfreien Kneipen vom Nikotin gar nicht lassen können (oder wollen) und zu bequem sind, zum Rauchen vor die Tür zu gehen, könnten sich somit Nikotinpflaster hinterm Ohr als praktikable Zwischenlösung anbieten. Oder für ganz harte Fälle ein Autoinjektor mit einer entsprechend dosierten Nikotinlösung.

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Großartig! Wie erklär ich denn jetzt meiner Mama, daß die Klamotten stinken und ICH gar nicht geraucht habe?!?
Familientragödien werden sich abspielen!!!

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Bessere Rauchmelder als Mütter gibt es kaum - allenfalls Ehefrauen.

Sie können ja sagen, Sie wären von Aliens an Bord eines Raumschiffs entführt worden, wo man sie vor die Wahl gestellt hätte, Zigarette rauchen oder Analsonde eingeführt bekommen. ;-)

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also ich persönlich gehe, seit das rauchverbot hier in österreich so mit hier raucherraum (kleiner) - hier nichtraucherraum (grösser) gehandhabt wird, definitiv seltener in lokale, bzw. ich gehe was essen, trink dazu was gerade passt, und gehe wieder nach hause. sitzenbleiben tu ich nur dort, wo ich rauchen darf. das ist einerseits meinen kaputten bandscheiben, andererseits der kleinen wauwau, und weiters der gemütlichkeit geschuldet. eine menge anderer raucher macht das auch. im sommer wird ein schanigarten gewählt, da ist es ja (noch) erlaubt dass man raucht, im winter wird eben vermehrt zuhause geblieben.

persönlich mag ich es auch nicht, wenn meine kleidung nach was auch immer riecht: aber die essensgerüche in kleinen gaststätten stören mich mehr als der rauchgeruch, der mich - obwohl ich rauche - auch stört.

aber die sache mit den umsätzen in der gastronomie ist so eine sache für sich. verdienen tut der wirt nämlich nicht am essen, sondern an den getränken incl. kaffee/tee, streng kalkuliert zahlen lokale bei den speisen manchmal sogar drauf. die nichtraucher sind schon immer die gewesen, die nicht so viel getrunken haben, ich bezweifle also ernsthaft dass die rechnung wirklich aufgeht. umsatz und verdienst sind ja bekanntlich sehr verschiedene dinge.

sehr begrüsse ich allerdings die tatsache, dass hier in wien das wegwerfen einer kippe mit einer ordnungsstrafe von € 36.-- belohnt wird. die stadt hängt alle paar meter mistkübel mit aschenbecher auf, es gibt also keine ausreden - ebensowenig wie für die hundtrümmerln. auch bei letzteren gilt: € 36.-- - von mir aus könnte das das dreifache sein, und viel mehr kontrolliert werden.

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Zu den Umsätzen wäre ja auch noch zu sagen, dass so eine Betrachtung des Gesamtniveaus wie in dem oben verlinkten PDF nicht unbedingt geeignet ist, Aussagen über die Wirkung eines Rauchverbots auf bestimmte Kneipentypen zu treffen. Wenn sagenwirmal innerstädtische In-Lokale noch mehr Zulauf haben und entsprechend mehr Umsatz machen, kann das ja durchaus trotzdem sein, dass Vorstadt-Eckbeizn alter Prägung dichtmachen, wenn ihr rauchendes Stammpublikum daheimbleibt. Neue Zielgruppen zu erschließen wird da nicht so einfach sein.

Ich weiß nicht, ob mich so ein Rauchverbot mehr zum Daheimbleiben animiert hätte, ich fand auch als ich noch rauchte das Kneipensitzen irgendwann nicht mehr soooo spannend. Aber ich denke, dass meine, respektive unsere Hemmschwelle, wieder mehr auszugehen, eher sinken wird, wenn man nicht gewärtigen muss, danach zu stinken wie nur was. Wobei ja auch ohne Qualm in der Raumluft nicht überall Lavendel, Oleander und Jasmin dominieren...

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(Trollbeitrag durch Blogger.de-Admin gelöscht.)

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Eins vorweg:
Nichtrauchen ist keine Tugendleistung, auf die man sich groß was einzubilden hätte. Aber im Grunde können sich BAT, Philip Morris & Co. bei der Politik dafür bedanken, dass jetzt jedes gehirngewaschene Marketingopfer sein nutzloses Laster zum widerständigen Akt gegen behördlichen Tugendterror stilisieren kann.

Wie auch immer: Das Schweinesystem gewinnt auf jeden Fall: Hörst Du auf zu rauchen, hat es gewonnen, weil Du dem Druck nachgibst. Qualmst Du weiter, verkürzt Du Deine Lebenserwartung und entlastest das Gesundheitssystem durch frühzeitigeres Ableben. Super Sache, das.

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(Trollbeitrag durch Blogger.de-Admin gelöscht.)

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Jaja, schon klar,
aber wie gesagt: In Bayern kam das per Volksentscheid zustande. Da musste kein Seehofer mit Umerziehungslagern oder killing fields-Politik drohen.

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"vor die Wahl gestellt"
da gibt es doch eh nur eine mögliche Antwort:
"Du musst ja wissen, was Du tust."

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Für mich ist das ja weniger für Kneipen
und mehr für Konzerte interessant (auch wenn ich es sehr begrüße, dass man zum Essen gehen kann, ohne ausgeräuchert zu werden - und das Argument, der Nichtraucher könnte doch einfach Gaststätten bevorzugen, in denen es sowieso getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche gibt, zieht auch nur dort, wo es mehr als eine brauchbare Gaststätte am Platze gibt). Da stinkts dann je nach Musikrichtung zwar etwas stärker nach Pumakäfig als vor Zeiten des Rauchverbots, aber erstens hängt sich das weit weniger in den Klamotten fest und zweitens bin ich seit Einführung des Rauchverbots nicht mehr heiser, nachdem ich bei einem Konzert zum mitsingen war - der Altqualm legte sich nämlich immer schön auf die Stimme. Also ich möchte das Rauchverbot nicht mehr missen.

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Konzerte?
Bei den Philharmonikern durfte doch noch nie geraucht werden. ;-)

Aber gut dass Sie mich erinnern, da war doch mal was jenseits von gesittetem Rumsitzen in Loge oder Parkett. Wobei mich bei Rock-, Pop- oder Punkevents das Gedrängel und Geschiebe seit jeher mehr störte als verqualmte Luft. Meine letzten beiden besuchten Konzerte waren daher Wohnzimmerkonzerte bei Frau Diagonale auf der anderen Rheinseite.

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Ich bin ja hier aufgewachsen und kenne noch das Stadtbild wo es an fast jeder zweiten Straßenecke eine Kneipe gab. Verschwunden sind die vielen Kneipen aber schon vor etlichen Jahren. Und das hat nichts mit Rauchverbot zu tun.

Früher ging man halt nach der Schicht direkt in die Kneipe und hat sein Feierabendbier getrunken. Mit dem Verschwinden der Schwerindustrie ist auch die Tradition des Feierabendbieres verschwunden. Heute geht man, wenn denn überhaupt noch, zur Afterworkparty. Und selbst das ist eher unwahrscheinlich da die meisten Arbeitnehmer Pendler sind und froh sind wenn sie nach der oft stundenlangen Heimfahrt endlich zu Hause sind.

Von dem bissken Wochenendumsatz kann sich kaum noch eine Kneipe halten. Übrig geblieben sind die Feierfabriken die ihren Umsatz von Freitag bis Sonntag machen.
Offensichtlich hat der Gaststättenverband diesen Kulturwandel vollkommen verpennt und lebt in einer Welt die es längst nicht mehr gibt.

Ich halte das Gesetzt bzw. dessen Verschärfung jedoch völlig überflüssig. Von beiden Seiten, sowohl von den Nichtrauchern als auch den Rauchern, wird hier stark übertrieben. Die völlig verqulamte Kneipe in der man vor lauter Rauch die eigene Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte, gehörte doch schon längst zur Ausnahme als in deutschen Landtagen das Wort Nichtraucherschutz noch ein Fremdwort war.

Es ist traurig mit ansehen zu müssen wie unsere lokale Politik zur Marionette von Brüssel verkommt. Was brauchen wir denn noch die ganzen teuren Hansels in Düsseldorf wenn die Entscheidungen in Brüssel gefällt werden?
In Zeiten in denen Dezentralisierung und Selbstbestimmung keine neumodischen Schlagwörter mehr sind, ist die Brüsseler Zentralpolitik für jeden Bürger ein Schlag ins Gesicht.

Letzten Endes geht es nicht um Rauchverbote oder Kneipensterben. Es geht darum das die EU uns entmündigt und uns vorzuschreiben versucht welche Glühbirne wir verwenden dürfen, wo wir rauchen dürfen und wie krumm unsere Gurken sein dürfen. Hätte die Politiker auch nur den Ansatz von Gefühl für den Bürger, oder würden sie auch nur ansatzweise Kontakt zu diesen haben, wäre ihnen das klar und sie würden sich stärker dafür einsetzen das Regionales nicht durch die KP .... ähmmm EU geregelt werden kann.

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...dann macht euch mal auf ins land der "freien"
da hatte ich schon vor weit über einem jahrzehnt ständig angst,dass ich beim rauchen ziemlichen ärger bekommen könnte.beim rauchen im freien wohlgemerkt.die waren da schon auf dem nächsten level.
da ist dieses eu-gedöhnse noch echt harmlos.

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@schlotte: Da ist was dran. Eine recht lebenslustige Bekannte von mir ist in den frühen 90ern rübermigriert - und zwar nicht etwa in den bible belt, sondern jobbedingt nach L.A. in die Nähe diverser Hollywood-Studios. Die hat sich echt umgeguckt und musste ihr Set von do's und don'ts noch mal völlig neu zusammenstellen, auch was das Trinken aus der braunen Papiertüte und das Anbehalten von Oberteilen angeht. ;-)

@ooronbai: Naja, Brüssel ist natürlich immer für Verdrossenheit gut, aber wie Kollege vert hier an anderer Stelle mal plausibel dargelegt hat, gehen hiesige Politiker den Umweg über die EU manchmal ganz gerne, um Dinge von dort diktiert und alternativlos erscheinen zu lassen. Aber davon abgesehen nervt der eurokratische Regulierungswahn natürlich kolossall, und ich wiederhole mich da auch gerne: "Fuck se Energiesparlampe!"

Ansonsten sehr guter Punkt, der soziodemographische Wandel hat schon lange vor dem Rauchverbot wesentlich mehr reingehauen in der Kneipenszene. Ich habe keine empirischen Daten, wie es mit dem Raucheranteil in verschiedenen Altersgruppen der Bevölkerung aussieht, aber nach meiner Beobachtung ist der Raucheranteil in allen Altersgruppen eher rückläufig. Wir waren neulich in Köln in einem ganz netten Laden, in dem ich den Altersschnitt etwas nach oben gedrückt haben dürfte. Es war proppenvoll, und viel geraucht wurde da nicht, obwohl es erlaubt ist.

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Nun, in Bayern war es ja ein ziemliches hin und her mit dem Rauchverbot.
Vom CSU Fraktionsvorsitzen Schmid getrieben beschloß der Landtag ein Rauchverbot.
Dann kam die Landtagswahl und die Regierung Beckstein verlor die Wahl.
Der geniale Politstratege aus Ingolstadt Horsti Seehofer meinte als Grund für das Wahldebakel das Rauchverbotsgesetz erkannt zu haben und ließ es gleich entschärfen.
Da hatte er die Rechnung aber ohne die Nichtraucherbewegung gemacht.

Die brachte daraufhin das Volksbegehren und den erfolgreichen Volksentscheid über das nun geltende strenge Gesetz auf den Weg!

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@don ferrando:
Ach ja, so war das gelaufen. Hatte die wechselhafte Vorgeschichte nicht mehr parat, danke für die Erhellung. Dass die NR-Front im Freistaat so stark mobilisieren konnte, um das tatsächlich durchzukriegen, finde ich bemerkenswert (sag ich mal ganz wertneutral).

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mir persönlich widerstrebt eben diese bevormundung, die unter irgendwelchen tugend/gesundheits/rücksichtsmäntelchen stattfindet. das ist das eine. ich habe nichts gegen energiesparlampen, wenn sie denn nur halbwegs in meine antiken lampen passen, und vernünftiges licht geben. ansonsten bin ich sauer: da hat so ein lüster weit mehr als hundertfuffzig jahre auf dem buckel, ist ebensolange in der familie, passt zu den möbeln und in die altbauwohnung, passt zum teppich, und ich hänge daran. und dann kommt jemand und erklärt mir, ich soll ihn abnehmen und zum biedermeierkasten eine neckische moderne lichtleiste mit was-auch-immer-leuchtmitteln montieren. das macht mich ziemlich blutrünstig.

auch die krümmung einer salatgurke sollte, ebenso wie verschiedene andere kleinigkeiten, bitte kein thema sein.

ich möchte gar nicht nachrechnen wie das umweltschädliche verhältnis zwischen erdbeeren-im-winter-aus-china zu energiesparlampen-ja-oder-nein ist.

und die sache mit dem kneipensterben: man kann das heute noch nicht sagen. so weit ich das beobachte, gibt es immer mehr einzelpersonenhaushalte. natürlich gehen diese einzelnen personen gerne in ein lokal um zu essen (ist ja bei manchen gerichten auch noch billiger als selber kochen), um sich zu unterhalten und sich evtl. auch einmal eine sportsendung zusammen mit anderen anzusehen. die, die dann rauchen wollen, sind hier klar im nachteil. es sind aber auch diejenigen, die dann letztlich die kneipe am leben erhalten. nur wird man das erst dann merken, wenn rettungsmassnahmen zu spät kommen.

viele alte wirte versuchen es halt noch eine weile, und warten auf die pension - bleibt ihnen ja nix anderes übrig. odersie versuchen ein neues konzept, mit dem sie die ersparnisse der letzen jahre brav in den sand setzen, um dann zusperren zu müssen.

ich wohn in einer gegend in der es aus verschiedenen gründen eine menge dieser kleinen wirtshäuser gab: einige sind gross genug um sich die umbauten zur trennung raucher/nichtraucher leisten zu können. im übrigen haben von zwanzig in der unmittelbaren umgebung (jeweils unter 60 sitzplätze gesamt): drei umgebaut, zehn zugesperrt, drei wurden neu übernommen, vier mutierten zu kettenkaffeehäusern (die sorte, die auf-und-zu-und-auf-sperrt, eine ganze fussgängerzone rauf und runter). das altgediente, gewohnte und geschätzte personal ist zum teil arbeitslos (die modernen ketten können ja nix über 30 beschäftigen), die wirte sind in pension oder arbeitsuchend, die gäste raufen sich irgendwie zusammen.

letztlich sind die meisten "neuen" oder "umgebauten" lokale auf jugendliche ausgerichtet. bei steigender jugendarbeitslosigkeit erscheint mir das nicht sonderlich weitsichtig. die alten, die die kohle verdienen (und daher auch ausgeben) werden kaum berücksichtigt. die alten werden aber immer mehr. ich rauch' jetzt seit ~ 45 jahren, lebe allein, bin in pension und wenn ich gebratene gans essen will geh ich ins wirtshaus. natürlich kann ich mir auch selber eine gans braten, und dann eine woche lang daran herumkauen, nach fünf stunden in der küche: will ich aber nicht. oder ich lad drei leute zum essen ein: kostet eine stange geld, nutzt nix. wenn ich im restaurant/wirtshaus nicht rauchen darf, geh ich nach dem essen mit der hund in den park und rauch dort. im wirtshaus hätt ich noch ein achterl getrunken, vielleicht einen schnaps, und sicherlich einen kaffee. das wäre dann das, woran der wirt wirklich verdient hätte.

und die sache mit den volksbefragungen: die glaube ich sowieso nicht.

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@kelef:
Ihre Kritik an der Bevormundung und der zunehmend ins kafkaeske ausufernden Regelungsdichte im Alltag teile ich. Und dennoch: Während bei der verordneten Energiesparlampen-Abzocke außer der Leuchtmittel-Industrie keiner was davon hat, liegt der Fall beim Rauchverbot etwas anders. Da werden jetzt tatsächlich auch ein paar Leute aufatmen, denen der allgegenwärtige Qualm beim Ausgehen bislang die Tränen in die Augen trieb. Die Frage, obs das auch wert gewesen sein wird, wenn soundsoviele Kneipen tatsächlich deswegen dichtmachen müssen, kann man natürlich stellen. Ich habe darauf auch keine erschöpfende Antwort. Meine Vermutung geht allerdings eher in die Richtung, dass sich Lokale, in denen gegessen wird, eher halten werden als die klassische Eckbeize. Essen müssen schließlich auch die Nichtraucher.

Zum Thema Energiesparlampen möchte ich noch anmerken: Mir stinkt der Zwang zu diesen blassfunzeligen Schadstoffschleudern ganz enorm, aber ich habe auch den Osram-Katalog und das Sortiment im Fachhandel genau genug inspiziert, um sagen zu können: Mit Halogen-Kerzen mit 18 oder 28 Watt kann man einen alten Lüster gut bestücken. Ist nicht ganz exakt das gleiche wie eine herkömmliche Glühfadenlampe, kommt der Sache aber recht nahe. Solange man die Dinger noch zu kaufen kriegt, ist nicht alles verloren.

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Das Rauchverbot bedeutet Barrierefreiheit für Leute, z.B. wegen Allergien oder Asthma keinen Passivrauch vertragen, und für Eltern, die mit dem Baby unter die Leute gehen wollen. Man sieht jetzt in München tatsächlich mehr Eltern mit ganz Kleinen in den Cafés. Wäre die Welt freier, wenn diese Leute weiterhin zuhause blieben? Der Spruch "Ein Guter hälts aus und um an Schlechten is' ned schad" war noch nie gut.

Auch Bauvorschriften in Sachen Rollstuhlrampen sind übrigens staatliche "Bevormundung", die die Freiheit des Bauherrn und des Architekten einschränken, und das ist doch gut so.

Nächstes Ziel: Allergiker-Veto-Recht gegen Zitrus-Aufgüsse und Duftkerzen in der öffentlichen Sauna.

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Guter Punkt. Es ist halt immer eine Güterabwägung zu treffen, wenn die Freiheit des einen eine Einengung des anderen beinhaltet. Und das ist bei der Qualmerei nach meinem Dafürhalten nun mal mehr der Fall als bei einem Rauchverbot. Denn während der Raucher mal eben vor die Tür gehen kann, um seinen Nikotinpegel wieder einzupendeln, ist das Problem des Nichtrauchers (oder gar Allergikers) eben nicht damit gelöst, dass er (oder sie) mal eben fünf Minuten an die frische Luft geht.

Und mit Blick auf 25 Jahre eigener Raucherei muss ich auch sagen: Wer das Laster nur mit Freiheit und Abenteuer gleichsetzt, blendet völlig aus, was das Suchtverhalten für eine massive Einschränkung der Freiheit mit sich bringt.

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"blendet völlig aus, was das Suchtverhalten für eine massive Einschränkung der Freiheit mit sich bringt."
..
Ja, genau das war einer der schönsten Erfahrungen, die ich machte, als ich endlich die Sucht überwunden hatte.
Abends um 10 noch losziehen, um eine Tankstelle mit meiner Marke zu finden oder am Tiefpunkt meiner Raucherkarriere aus Kippen und Zigarrettenpapier noch eine neue zu drehen!
Unglaublich, wenn ich mir das heute nach 24 Jahren Abstinenz überlege.
Für mich ist das Nichtmehrrauchen ein echter Freiheitsgewinn.

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Als Mahnung..
...habe ich mein Etui und den Rest der letzten Packung seit damals aufgehoben!

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Verleser: Kippen und Klopapier.

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So ein Etui müsste ich auch noch irgendwo haben. Meine Frau hatte noch irgendwo in einer Jackentasche ein volles Päckchen gefunden und stillschweigend entsorgt. Wenn ich es gefunden hätte, wäre es auch ein Mahnmal geworden.

Ansonsten war es bei mir so, dass ich eigentlich Silvester 2004 als Datum ins Auge gefasst hatte. Dann waren aber am späten Abend des 30.12. Zigaretten alle, Kleingeld für den Automaten hatte ich nicht passend, zu einer Nachttanke oder gar der Autobahnraststätte wollte ich mich für das letzte Päckchen vor dem Aufhören auch nicht mehr aufmachen, und so beschloss ich spontan, dass dann eben jetzt der Zeitpunkt da ist.

NACHTRAG @irene: Hihi!

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Sybille Berg hat in den letzten Kapiteln ihres aktuellen Romans ein schönes Zukunftsbild gezeichnet. Eine vernünftige Regierung regiert ein durch vernünftige Gesetze zur Vernunft gekommenes Volk. Und wenn der Bürger mal einen unvernünftigen Gedanken hat, folgt die Entschuldigung dafür auf dem Fuß. Antibakteriell nennt sie diese Welt, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Wir befinden uns wohl im Moment auf dem Weg, diesen verkeimten und gefährlichen aktuellen Zustand peu a peu zu verlassen.
Mich als Raucher stören diese Einschränkungen übrigens nicht im Geringsten. Ich werde erst steil gehen, wenn die Helmpflicht für Radfahrer kommt.

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Bitte, beschreien Sie's nicht. Da gabs mal einen guten TED-Talk zu der Frage, ob Fahrradhelme tatsächlich so eine gute Idee sind oder ob die nicht am falschen Ende ansetzen. Muss ich Ihnen bei Gelegenheit mal raussuchen. Ich habe kein Problem damit, mir so einen Polystyroldeckel freiwillig aufzuziehen, aber gegen eine Verpflichtung dazu würde sich doch einiges in mir sträuben.

Wenn Ihnen dieser Gang von Sybille Bergs Geschichte gefallen hat, könnte vielleicht auch "Corpus Delicti" von Juli Zeh was für Sie sein. Der Roman beschreibt sehr plastisch eine wohlmeinende und rundum vernünftige Gesundheitsdiktatur - und wie sich das System aufgrund eines inneren Webfehlers dann doch zerlegt. Für mich eines der wichtigsten Bücher der letzten Jahre.

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Wenn's am Ende schief geht, lese ich das gerne;-)
Danke für den Tipp.

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„Ein Gesetz ist immer auch das Eingeständnis einer Niederlage im friedlichen Zusammenleben der Menschen.“

Kann gerade den Namen des Verfassers nirgendwo finden…

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So ähnlich hatte es einer von meinen Dozenten an der Uni sinngemäß auch ausgedrückt: Das Rechtssystem muss da aushelfen, wo die Moral versagt.

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Nun, wobei natürlich Normen des Zusammenlebens, die sich nicht de lege lata, sondern aus Moral, Menschenrechten oder dem Naturrecht ergeben, auch Teil des Rechtssystems sind !

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@don ferrando: Ja schlimm, nicht wahr?

Ein anderer Spruch lautet: Mein Recht mit der Faust zu schwingen hört an Deiner Nase auf.

Aber egal, ich gehe nicht in Kneipen. Zumindest nicht freiwillig. Mir ist es also egal wenn dort geraucht wird, und nach meiner eigenen Erfahrung sind Kneipen und Wirtshäuser ohne Kippe nur der halbe Spaß. Das weiß man, also lässt der Nichtraucher es.

Das am Tisch nicht geraucht wird ist ein Etikette, die sich wohl in Qalm aufgelöst hat. Denn selbst wenn an meinem Tisch alle fertig sind, dann sitzen doch manche anderen Gäste in unmittelbarer Nähe. Das weiß man, also lässt der Raucher es. Leider nicht. Sonst gäbe es das Gesetz nicht.

Und so weiter und so fort. Warum müssen Raucher vom Gesetzgeber zur Rücksicht aufgefordert werden?

Irgendwer hat mal rausgefunden, das die Hirnregionen für Empathie und Rücksichtnahme durch den Konsum von Tabak deutlich geschädigt werden. Muss mal gucken ob ich das wieder finde …

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