Dienstag, 22. Mai 2012
Aus der Schule geplaudert
Großen Problematisierungsbedarf scheint es in der Klasse der Kleinen seitens der Lehrkraft ja nicht zu geben: Die anberaumten Zeitfenster beim Elternsprechtag waren grade mal zehn Minuten lang. Die beste Ehefrau von allen hatte mir nichtsdestotrotz einen Merkzettel mit einem stattlichen Fragenkatalog mitgegeben, der für ein anderthalbstündiges Interview gereicht hätte. Um das tieferliegende Erkenntnisinteresse hinter allen Fragen (etwa: "Welcher Lerntyp ist mein Kind?") vollständig zu durchdringen, hätte ich eine vierseitige Kopie eines Artikels aus einer Elternzeitschrift studiert haben müssen, den meine Frau mir schon Wochen vorher ans Herz gelegt hatte. Was mir aber, gestehe ichs offen, in Anbetracht der äußerst knapp bemessenen Sprechzeit etwas, nun ja, unverhältnismäßig schien.

Da mir aber klar war, dass meine Frau mir an dem betreffenden Abend jede Menge Löcher in den Bauch fragen würde, was die Lehrerin denn zu dieser und jener Frage und überhaupt gesagt hat, besann ich mich auf ein Hilfsmittel, das Special Agent Dale Cooper stets gute Dienste leistete und in meinem Berufsstand auch zum Handwerkszeug gehört: das Diktiergerät. Nun hat meine Frau im Vorfeld, als ich diesen Gedanken ventilierte, nicht ernsthaft geglaubt, dass ich das tatsächlich bringe, das Gerätchen aufs Lehrerpult zu legen und das Gespräch mitzuschneiden. Aber was soll ich sagen, wenn ich mir so etwas mal in den Kopf gesetzt habe, hätte mich allenfalls ein "nein, lieber nicht" der Lehrerin davon abgehalten, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ihre Reaktion war "oh, das hatten wir bisher ja noch gar nicht", aber keineswegs ablehnend, und so konnte sich meine Frau das ganze Gespräch noch am gleichen Abend zu Gemüte führen.

Nachdem die Lehrerin einen Laptop dabei hatte, denke ich darüber nach, wie man das technische Level der Veranstaltung und die Möglichkeiten der Mitwirkung für meine Frau noch ausbauen kann: vielleicht mit einem Skype-Gespräch oder mit Hilfe einer "Hangout"-Videokonferenz auf Google plus. Man muss ja mit der Zeit gehen.

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Meine Mutter ging immer in die normale Sprechstunde; da war mehr Zeit, als beim allgemeinen Elternsprechabend.

Unter Androhung von Strafe hatte mein Vater dagegen verboten, das Thema Schule in seiner Anwesenheit auch nur zur erwähnen!
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Schön, daß Sie sich um das Schulleben Ihrer Kleinen kümmern.
Ich bin heute noch traumatisiert.

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Die Sprechstunde
habe ich mir sozusagen aufgespart für den Fall, dass sich weitergehender Gesprächsbedarf herauskristallisiert hätte. Aber nachdem ich ja im Vorfeld als Elternvertreter mit der Lehrerin eh in Kontakt war wegen eines akuteren Problemfalls, der neu in die Klasse kam, wusse ich ja, dass die Kleine soweit in der Spur läuft und sich die Frage nach dem Klasse überspringen, die zum Beginn des Schuljahrs mal ein Thema war, im Moment gottlob nicht mit Nachdruck stellt.

Mein Vater wollte von der ganzen Thematik übrigens auch nichts wissen. Wenn ihm aber immer wieder mal zu Ohren kam, dass ich wieder mal was ausgefressen hatte, konnte es passieren, dass sein Interesse sozusagen schlagartig erwachte...

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Als Lehrerin hätte ich Sie das ja abtippen und autorisieren lassen. So zum Spaß.

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Hehe,
da hätte ich nur mitgespielt, wenn ichs dann auch hätte veröffentlichen dürfen. ;-)

Oder ansonsten gefragt, ob das Schulsekretariat das Band nicht abtippen kann. ;-)

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das ist der nackte alptraum eines jeden lehrers. ;)

"und, unterrichten sie auch wirklich exakt nach lehrplan?" "warum wurde dieses thema noch nicht durchgenommen? also in der parallelklasse, da ist das so und so..."
und der burner, den unwahrscheinlich viele eltern bringen: "wissen sie, der maximilian/die ilka-sabrina, der/die ist ja nicht wie die anderen! sie müssen das auch mal ein bisschen individuell betrachten! der/die ist nämlich sehr, sehr sensibel und intelligent!"

mein cousin (berufsschullehrer) wurde neulich spätabends in der therme von schülereltern vollgelabert. als er sich dann an dies und jenes nicht so genau erinnern konnte und nach einer halben stunde meinte, er sei ja auch gerade nicht im dienst, sondern im schwimmbad und habe daher seine unterlagen nicht dabei, wurden die richtig pampig.

es ist jedenfalls total schade, dass viele eltern lehrer als feinde und störfaktoren betrachten und glauben, interesse an der schule bedeutet, lehrer zu kontrollieren und über schwachsinnige dinge in die rechtfertigung zu treiben. besonders gutsituierte famlien sind da manchmal regelrecht hysterisch. ich bin deshalb für erziehungsunterricht für eltern. ;)

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"wissen sie, der maximilian/die ilka-sabrina, der/die ist ja nicht wie die anderen! sie müssen das auch mal ein bisschen individuell betrachten! der/die ist nämlich sehr, sehr sensibel und intelligent!"

Wobei "sensibel" in diesem Kontext meist eh nur ein Euphemismus ist für "verzogen" oder "ichbezogen bis dort hinaus". Wie mir Lehrer übereinstimmend berichten, spaltet sich die Elternschaft immer mehr in zwei Lager, die Mir-doch-alles-wurschtis und die Über-Kontrollettis. Wir versuchen da einen Mittelweg zu gehen, das heißt, wir wollen schon wissen, was da läuft - aber nicht, um dem Lehrer ständig reinzureden, wie er seinen Job zu machen hat. Und dass unser Kind ein ganz besonders gelungenes Exemplar ist, das hat die Lehrerin auch so mitgekriegt, ohne dass wir da groß drauf rumreiten mussten. ;-)

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"Wie mir Lehrer übereinstimmend berichten"? Geben Sie's zu, Sie haben das letztens in der FASZ gelesen.

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@kristof:
Stand das auch online? Die gedruckte Sonntagszeitung les ich nie (ich schaff vor lauter online ja selten genug die "Zeit" und bin froh, dass "Lettre International" nur einmal pro Quartal kommt).

Ansonsten kennt man ja doch ein paar Lehrer, und so ziemlich genau diese Diagnose wurde auch mal bei uns in der Schulpflegschaftssitzung geäußert. Will aber nicht ausschließen, dass der eine oder andere Artikel zu meiner Meinungsbildung beigetragen hat.

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:) Ich hab's nur auf Papier gelesen, aber die Formulierung war ziemlich genau so. Offenbar ist sich die Leherschaft einig.

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Hangout
Ist mir auch beim Lesen der ersten vier oder fünf Zeilen durch den Kopf gegangen. Wird wohl nicht mehr lange dauern bis von Seiten der Eltern der Wunsch kommt man könne die Sprechstunde aus Zeitgründen doch bitte per Videokonferenz abhalten.

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So absurd muss das nicht sein. Ich kenne durchaus telefonische Sprechstunden. So schlecht funktioniert das auch wieder nicht.

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Als eine unter mehreren Optionen
- warum denn nicht? Kann ja sein, dass man grad mal schlecht wegkommt von zuhause, was weiß ich, Geschwisterchen krank oder was das Leben sonst so an Wechselfällen parat hat. Unsere Kleine ist beispielsweise ungern allein zu Haus, und nicht jedes Mal kann meine Frau so frühzeitig von der Arbeit kommen. Diesmal war die Kleine tapfer, aber beim ersten Mal musste ich was klarmachen, dass sie in der Zeit bei Schulfreundinnen ist.

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In dringenden Fällen
gab es die Telefonkonferenz auch schon zu meinen Zeiten. Ein Elternsprechtag wird i.d.R. aber längerfristig vorbereitet. Eltern deren Interesse an ihren Kindern gerade noch so weit reicht um den PC einzuschalten, muss ich aber nicht haben.
Das persönliche Gespräch ist halt doch immer noch was ganz anderes als eine Video- oder Telefonkonferenz.

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Das stimmt natürlich,
und man müsste schon arg viel Piratenknaster geraucht haben, um TCP/IP-basierte Elternsprechmöglichkeiten für die per se überlegene Variante zu halten.

Aber wie gesagt, so als Backup-Option, falls mal was verrutscht, finde ich eine telefonische Sprechstunde nicht unbedingt verkehrt. Das Zeitfenster für den Elternsprechtag wird natürlich schon zeitig bekannt gegeben, aber die konkrete und verbindliche Zuteilung des Slots erfolgt hier zumindest ziemlich last-minute-mäßig.

Und ich bin froh, dass ich nah genug dran wohne, um da nicht einen Parkplatz suchen zu müssen um diese Zeit...

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Was für eine Art von Aufgabe
war das denn?

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Bin ich froh, dass ich diese Veranstaltungen hinter mir habe.

Dale Cooper hätte neben dem Diktiergerät auch Donuts dabei gehabt.

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Für verdammt guten Kaffee
und Kirschkuchen war die späte Stunde leider nicht mehr so passend.

Für besondere Fälle könnte ich aber einen früheren Freund einfliegen lassen, der sowohl optisch als auch vom Typ her als Albert-Rosenfield-Double durchgehen könnte.

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Prima Idee. Ich werde auch oft nach solchen Ereignissen bis ins kleinste Detail befragt, wer, was, wann gesagt hat (verbal und nonverbal), da wünsche ich mir immer öfters ein wörtliches Protokoll des Gespräches. Allerdings werde ich mich dann rechtfertigen müssen, warum ich in dieser strategisch und taktisch wichtigen Situation nicht die eine, alles entscheidende, tatsächlich die wichtigste Frage überhaupt, also die Frage, die jeder gestellt hätte (der einigermaßen klar bei Verstand ist) … und so weiter und so fort, blahblahblah …

Meine Berichte in diesen Fällen sind inzwischen auf „Alles klar, keine Probleme.“ geschrumpft. Man muss dann nur der Versuchung widerstehen Details durchsickern zu lassen. Dann ist alles aus …

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@der_papa:
Oha, verstehe. Ich hab das hier im Beitrag ja schon ein bisschen überzeichnet auf Kosten meiner Frau. Aber ein gewisses Grundvertrauen, dass ich die richtigen Fragen stelle, ist auf alle Fälle da. Und wo das nicht hinreicht, gibt es einen Merkzettel. ;-)

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Den Merkzettel gibt es immer erst hinterher. Wenn ich vorher frage nicht.

Aber das ist meine Nemesis. Jeder (also alle minus mir) können mir punktgenau sagen was ich in dieser speziellen Situation hätte tun sollen. Allerdings immer erst nachher. Vorher nie …

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Hm,
die allereinfachste Erklärung für dieses Phänomen wäre: In Deinem unmittelbaren Umfeld gibt es einen hohen Anteil an Klugscheißern.

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Moment mal,
das war kein Elternabend, sondern das turnusgemäße Elterngespräch unter vier Augen, bei dem ich mittels Diktaphon sozusagen auf sechs erhöht habe. Den Elternabend aufzuzeichnen, auf diese Idee wäre ich im Traum nicht gekommen, da gibts natürlich hinterher ein Protokoll, und das hat zu genügen.

Mag sein, dass manchem Lehrer im Zwiegespräch angesichts eines Diktaphons unwohl ist, seine Worte wägen zu müssen, will ich keinem verdenken. Aber die Lehrerin unserer Tochter als blöd zu deklarieren, weil sie deswegen keinen Aufstand gemacht hat, dass ich den O-Ton meiner Frau nicht vorenthalten will, mannomann, da können sich paar von Deinen bildngspolitischen Spezis gerne mal den Stock aus dem Hintern ziehen.

Wobei: Ich verstehe ja vollkommen, dass da welche traumatisiert und entsprechend vorsichtig sind. Eltern sind nicht per se die Krönung der Menschheit, nur weil sie sich fortgepflanzt haben...

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Kann man
wie gesagt nachvollziehen, dass die Außenwirkung im Kollegenkreis eher fatal ist. Werden ja genug gebrannte Kinder sein im Kollegium.

Ich will das ernste Thema Schülerselbstmord auch nicht abbügeln, aber sagen wir doch mal, wie es ist. An der Schule hats der Schüler mit zwei Sorten von Arschlöchern zu tun:
1) Lehrer
2) Mitschüler
Wobei die Nummerierung durchaus variieren kann, aber was da für fiese Konstellationen drinne sind, wissen wir alle, und wenns dann noch im Elternhaus Probleme gibt...

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Ja,
glaub ich unbesehen. Da gibt es nichts, was es nicht gibt. Und deswegen sind wir auch so froh, dass es mit "unserer" Klassenlehrerin gut läuft. Ehrlich gesagt: Beim ersten Elternabend, bevor es losging, wirkte sie ziemlich fahrig und unsicher, und da kamen wir schon bisschen ins Grübeln, ob die Lütte bei der jüngeren Kollegin der Parallelklasse nicht besser aufgehoben wäre. Aber Töchterlein ist zufrieden, das beruht auf Gegenseitigkeit, und die Kollegin in der anderen Klasse ist leider öfters krank, was auch nicht so ideal ist.

und es wär sehr schön wenn die nächste QA
(qualitätsanalyse) an diesa schule am erfolgen zu sein is


Ach, das hatten grade im Februar, und nachdem dabei ja vereinzelt auch Kids interviewt werden, darfste dreimal raten, wessen Tochter als eine von zwei i-Dötzchen dazu abkommandiert wurde.

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Ehrlich gesagt
hab ich in der Thematik auch keine Aktien drinne. Mein Stev hatte im Vorfeld gemeint, wir müssten das im Elternbrief groß featuren. Nachdem aber klar war, dass das weitgehend eine verwaltungsinterne Sache ist, hab ich abgewunken.

Und Schulschließung, das haben wir grad im Nachbarkaff, da wird seit Monaten, was sag ich, Jahren rumgezackert, ob die Haupt- und Realschule dichtgemacht wird. Deren Problem ist aber nicht die QA, sondern der Schülerschwund, wahrscheinlich zackern sie noch rum, wenn der letzte Jahrgang längst abgegangen ist...

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Tigergatte überlegte die Diktiergerät-Lösung auch schon mal, die Gründe waren relativ ähnlich :-)

da der Tiger ein Leistungsprotokoll mitbringt alle Vierteljahre, in dem rot, gelb und grün markiert ist, wie es läuft, sind die ehelichen Verhöre allerdings mittlerweile eher milde.

Ausserdem telefoniert die Lehrerin durch, wenn was nicht läuft oder schickt eine Mail.
Solange keine Meldung hier ankommt gehe ich davon aus, dass alles im grünen oder zumindest gelben Bereich ist.

Immerhin zeigt Tiger mittlerweile ein gewisses mass an krimineller Energhie: als in Mitteilungsheft stand, dass er immer nur die Hälfte seiner Hausaufgaben erledigt, verschwand das Hausaufgabenheft ganz zufällig in der Spalte zwischen Bett und Matraze...
die tigermütterliche Email hat er aber noch nicht unter Kontrolle :-)

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Nicht vergessen: Öfters mal das Passwort wechseln :-)

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