Dienstag, 24. August 2010
Never mind the LOHAS...
...here's the MAMILs: middle-aged men in lycra.

Haha, das ist doch mal eine Lifestyle-Typologie-Schublade, in die auch yours truly ansatzweise hineinpasst. Also nicht, dass ich von so einem überkandidelten Vollcarbon-Hobel träume oder davon, mich demnächst den Mont Ventoux hochzuquälen. Ich würde es auch nicht unbedingt als Symptom einer mid life crisis sehen, dass ich Spaß am Rennradfahren entdeckt habe. Aber ansonsten erkenne ich mich da in manchem wieder, was der BBC-Autor Dominic Casciani beschreibt. Wie die erste Steigung uns zu einer keuchenden und schwitzenden Masse Mensch macht. Und doch verspürt der MAMIL häufig den Drang zu höheren Gefilden. Ja, selbst ein Flachlandtiroler wie ich ist gegen solche Anwandlungen nicht völlig immun. Hier in den Nochnichtniederlanden hält sich die Auswahl an markanten Erhebungen mit ordentlich asphaltierten Höhenmetern freilich in überschaubaren Grenzen. Und so nahm ich heute mittag wieder Vorlieb mit der Vollrather Höhe, auf die ich mich sogar gleich zweimal hinaufwuchtete (und auch auf die Neurather Höhe hinauf noch ein paar Höhenmeter gutmachte).



Geplant war das eigentlich etwas anders, aber meine projektierte Rundfahrt um das große Loch in der Landschaft haute realiter nicht so hin wie auf der Karte ausgeguckt. Die Kreisstraße zwischen Frimmersdorf und Bedburg ist für Fahrräder nicht erlaubt, und jenseits des Aussichtspunkts bei Jüchen ging es auch nicht so nah am Grubenrand entlang weiter wie Google Maps es versprochen hatte. Auf extremen Downhill Richtung Braunkohlenflöz und Baggerschaufeln hatte ich nicht so recht die Lust. Dann doch lieber noch ein paar begrünte Abraumhalden hinauf. Denn wie schreibt BBC-Mann Casciani doch so richtig: "Ohne die spirituelle Reise ins Gebirge bleibt das Leben eines MAMILs unvollendet."

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Ach ja...
...ich denke auch noch gerne an die Zeiten zurück, wo wir den Gotthard hinaufgefahren sind oder die Großglockner-Hochalpenstraße (früher...!). Irgendwann würde ich gerne einmal die Sella-Runde fahren (Sella, Pordoi, Grödnerjoch. Campolongo). Hat aber nichts mit Midlifecrisis zu tun: das wollte ich schon immer mal machen. Vorher natürlich Training am Kinderteller-Anstieg oder so kleine Hügelchen wie die Vollrather Höhe. Oder hier im Bergischen...

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So hochalpin ambitioniert
war ich früher nicht, muss ich gestehen. Meinen Ansprüchen genügte es, in Weinheim zur Wachenburg hochzukeuchen und im 10. Gang wieder runterzukacheln. Oder auch mal größere Touren durch den Odenwald. Die 140 Kilometer zu meiner buckligen Verwandtschaft in der Nähe von Tauberbischofsheim (Kennzeichen TBB für "Tausend blöde Bauern") führten den Katzenbuckel hinauf und waren an einem Tag zu machen. Das habe ich zuletzt in den späten 90ern mit meinem jüngeren Bruder absolviert, und es wäre nicht völlig utopisch, dass wir diese Tour noch mal machen irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft. Aber ob ich in diesem Leben je fit genug sein werde für irgendwelche Alpenpässe, das steht in den Sternen.

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Alpenpässe
...in erster Linie wegen der oftmals grandiosen Landschaft und nicht wg. Bewältigung der Midlife-crisis o.ä. Einige tolle Pässe (Stilftser Joch, Timmelsjoch, Col de la Bonnete, Galibier, Mont Ventoux...) bin ich dann auch "ganz gemütlich" mit dem Motorrad gefahren. Auch sehr schön aber mangels Motorrad nun nicht mehr möglich.

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Alternativ
wäre da ja noch Synchronschwimmen für Männer. Oder der Beitritt zu einer exotischen Gruppe.

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Haha,
dann doch lieber eine normale midlife-crisis. In öffentlichen Schwimmbädern habe ich mir in den letzten Jahren paar Mal Fußpilz geholt. Ach ja, und aus der "exotischen Gruppe" sollte ich mich endlich mal abmelden. ;-)

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Verstanden hab ich nichts, aber Sie sind wieder on Tour - sehr fein : )

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Bei Ihnen versteh ich ja auch nicht immer alles. Das Wesentliche des Beitrags haben Sie aber schon mitgenommen, das ist fein. Deswegen hier eine zusätzliche Erläuterung für ortsfremde Leser: Ich hatte vorgehabt, den Braunkohle-Tagebau Garzweiler zu umrunden, das ist ein ziemlich gigantisches Baggerloch in der Landschaft. Das haute aber nicht so hin, wie ich mir das auf der Karte zuvor angeguckt hatte, und so machte ich mich halt auf zu den künstlichen Hügeln, um wenigstens ein paar Höhenmeter gut zu machen.

Irgendwie ist das eine eigenartige Landschaft, man fahrt da zum Teil zwischen üppig begrünten Hügeln herum, die vor 30 oder 40 Jahren noch nicht da waren, man kommt durch Dörfer, die in den nächsten Jahren der Planierraupe zum Opfer fallen werden und die schon jetzt eine ziemlich beklemmende Geisterstadt-Atmosphäre haben. Und dann ist da noch dieses obszön große und tiefe Loch in der Landschaft, das sich immer weiter westwärts frisst und am östlichen Ende wieder zugeschüttet wird. Und immer hat man irgendwo diese gigantischen Kraftwerke im Blickfeld. Das ist atmosphärisch schon eine sehr spezielle Mischung.

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Vielen Dank für die Erläuterung.

War gestern schon etwas übermüdet und hab nur das Bild einordnen können, aber die vielen Buchstaben... nun ja.
Und den BBC Mann oder seine Werke kenn ich nun so gar nicht : )

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....man verortete mich bereits gen DINKs...

(ach ja: Vor ein paar Tagen erst habe ich so einige MAMILs den Col de la Schlucht hochstrampeln sehen. Von Munster aus ist das richtig fies: Erst einigermaßen flach, dann steigts leicht, dann die Rechtskurve und dann: Berg. Pur. So grob 15 Kilometer von etwa 500 über Normalnull auf so etwa 1100nochwas. Nur falls Ihnen mal die spirituellen Reisen ausgehen sollten und neue Herausforderungen warten. (Wenns nicht ganz so hart sein soll: Von Osten anfahren und nach Westen abfahren))

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DINK hieße dann ja wohl zumindest,
dass Sie nicht in einem Ein-Personen-Haushalt leben, es sei denn, Sie sind ein alleine lebender Doppelverdiener - aber das wollen wir hier jetzt nicht vertiefen. ;-))

Im Moment reichen meine Kletterfähigkeiten gerade mal für die Anstiege aus dem Ruhr- oder Neandertal. Von den höheren spirituellen Weihen der Vogesen, Alpen oder Pyrenäen trennt mich noch ein erhebliches Trainingsdefizit. Aber Elsass könnte mich davon abgesehen auch auf vier Rädern mal wieder locken, das wird mir gerade in dieser Jahreszeit wieder bewusst. Am alten Wohnort hatten wir zu Flammkuchen und neuem Wein deutlich kürzere Wege...

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So schlimm sind die auch nicht. Wenn ich über den Achenpass und den Sylvensteinspeicher nach Bad Tölz fahre, sind das gerade mal 400 Höhenmeter auf der gesamten Strecke. In das Altmühltal und hoch zu zwei Burgen ist kürzer und mehr als doppelt so hoch. Genau genommen gibt es am Achenpass einen heftigen Anstieg. Im Altmühltal sind es vier.

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Den Achenpass
hätte ich (voriges Jahr aus der Autoperspektive) auch als machbar eingestuft. Und stimmt schon, völlig verausgaben kann man sich auch im Mittelgebirge (oder allein schon im Wuppertaler Stadtgebiet).

Aber wenn man halt wie ich sein Lebtag keinen größeren Berg bezwungen hat als den Katzenbuckel oder den Königstuhl, flößt einem das Hochgebirge schon einen gewissen Respekt ein.

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Seine Sie auf der Hut
Isch hab jetzt die gladde Schlabbe druffgezoche.
Schön ,das da noch jemand mitradelt und die Welt von außen sieht.
In letzter Zeit fühlt sich das Internet so komsich an. So stubenhockerisch.
Gruß aus dem Süden

Nachtrag: Dieser Herr gorillaschnitzel hat es ja auch in den Beinen . Den col de la Schlucht ist ja nicht ohne! Respekt

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@rollinger:
Das Glücksgefühl der selbsterzeugten Geschwindigkeit mit dem Surren der Kette auf den Ritzeln und das Spiel des Sonnenlichts in den Speichen ist ein gutes Korrektiv, um das ganze Digitalgedöns nicht wichtiger zu nehmen als es ist. Da draußen sind keine Follower, die Dich größer und toller machen als Du bist, auf den Hügel musst Du schon mit eigener Kraft raufkommen. Und das wissen Sie als MTBler ja besser als ich Flachland-Tiroler.

Slicks sind eine gute Sache, wenn man nicht ständig durch Matsch und über Wurzeln muss. Das schöne Summen der Stollenreifen auf der Straße ist halt mit einem höheren Rollwiderstand erkauft. Ich weiß noch wie ich ganz am Anfang meiner Rennrad-Begeisterung mit meinem älteren Bruder mal eine Tour rund um Mannem machte. Ich hatte grad den Sperrmüllfund Sir Walter I. flottgemacht und war konditionell völlig unfit im Vergleich zu Bruderherz, der ständig mit dem MTB im Odenwald Hügel rauf und runter holzte. Aber auf grader Strecke kam er mit seinem Geländehobel und den Traktorreifen doch nicht richtig hinterher.

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