Donnerstag, 12. Februar 2015
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschingsmus!
So, dann haben wir heute also "Altweiber", oder wie man es politisch korrekter ausdrücken würde: als Frau gelesene Personen in fortgeschrittenem Lebensalter. Und wie es aussieht, fällt die Donnerstagabend-Trainigsrunde diesem inoffzilellen rheinländischen Feiertag zum Opfer. Vielleicht sollte ich mich gleich in grellbunte Gewänder hüllen als Radsportler verkleiden und in Gegenrichtung des Straßenkarnevals flüchten. Und wenn ich draußen auf den Landstraßen und Wirtschaftswegen einen Leidensgenossen sehe, werde ich sagen: "Superkostüm - helau!"

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Auch wenn Hr. cut Karneval ja immer unter dem Gesichtspunkt "schaut her, die Revolution ist möglich" betrachtet, ist das nichts für mich. Gerne gehen wir der Kinder wegen zum Stadtteilzug, aber dann ist es auch gut. Wie es früher einmal aus der dunklen Stadt klang: nit für kooche.

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Genau, Stadtteilzug kann man dem Nachwuchs zuliebe schon mal machen. Oder Kinderumzug in Lank (aber wem erzähle ich das?). Aber ich bin nicht böse drum, dass dieses Jahr der Kelch an uns vorüber geht. Das versöhnt mich damit, dass wir die Kleine erst am Wochenende darauf wieder in die Arme schließen können.

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Nun, obwohl in meiner seit 51 jahren als Aufenthaltsort dienenden Stadt einer der größten Umzüge Oberbayerns tobt, bin ich auch nicht so recht der Faschingsfan.
Nun haben sich aber die Lebensumstände so ergeben, daß ich seit über einem Jahrzehnt aus Herzensangelegenheiten doch regelmäßig an den Rhein reise und dort nun auch manigfaltige Veranstaltung der Fassenacht besuche.
Und das teilweise nicht gamz ungern!
Und daher grüße ich die Leserschar heute mit einem dreifachddonnernden Helau!

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Ich bin in dieses Brauchtum nie so weit eingetaucht, dass ich große Unterschiede zwischen der Fassenacht kurz vorm Mittelrhein und dem Karneval am Niederrhein feststellen könnte. Nur dass ich halt als Kind keine Untertitel brauchte, um bei der Fernsehübertragung von "Mainz bleibt Mainz..." etwas zu verstehen, wohingegen ich bei Übertragungen von Kölner Sitzungen oft dachte, Leute, nehmt doch mal die heißen Kartoffeln aus dem Mund, man versteht ja gar nichts...

Für meinen Vater war "Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht" stets Pflichtprogramm, aber jedes Jahr moserte er rum, das werde ja immer schlechter und unlustiger. Warum ers trotzdem alle Jahre wieder sehen wollte, hat sich mir nie erschlossen.

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Draußen steht ä Monnmer!
Wollemernroilasse?

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Ah, joo.
Ufftättäää, ufftätäää...

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@Rocky, 13. Februar 2015, 07:29
Geht ja nicht darum, jede konkrete Ausformung zu beklatschen. Es schimmert lediglich so eine Ahnung. Was gegen die herrschenden Zustände möglich wäre. Davon bin ich überzeugt. Vor dem Hintergrund des Marxschen Konzepts vom „erotischen Menschen“ übrigens. Was auch vor dem Absinken in Ökonomismus, Praktizismus und Reformismus schützt.

Um mit Kofler zu sprechen: Es geht um die Identität von Mensch und Selbstverwirklichung im freien Spiel und im erotischen Genuss. Erotik meint natürlich nicht, was heute üblich. Es geht also nicht bloß ums ... Sie wissen schon.

Helau.

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Zugegeben,
die Sache hatte einst auch subversiven Charakter, sei es mit parodistischen liturgischen Elementen gegen das strenge Regime der Kirche oder später gegen die uniformierte Fremdherrschaft von Franzosen und Preußen am Rhein.

Aber so wie eine Ahnung von Revolution darin erhalten geblieben sein mag, so ist es eben auch die Revolution, die ihre Kinder frisst:
Nach der Messe lief, sprang und tanzte jeder nach seinem Belieben in der Kirche
herum, man erlaubte sich die gröbsten Ausschweifungen, einige zogen sich sogar nackt aus. Hierauf setzten sie sich auf Karren, ließen sich durch die Stadt fahren und warfen
die sie begleitende Volksmenge mit Koth, machten unzüchtige Gebehrden, die sie mit den unverschämtesten Reden begleiteten. Auch Laien mischten sich unter die Geistlichen, um in
der Kleidung der Weltpriester, Mönche, Nonnen ihre Possen zu treiben. Von dem trunkenen, bewaffneten Schwärm, wovon ein Theil oft zu Pferd den Zug begleitete, wurden nicht selten Menschen angefallen, mishandelt, oft todtgeschlagen, Häuser zerstört, Viehställe erstürmt, das Vieh fortgeschleppt. (...)
Auch davon geben uns die Schnapsleichen, Kotzlachen, Eckenpissgerüche und Müllberge noch eine deutliche Ahnung.

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Das versöhnt mich damit, dass wir die Kleine erst am Wochenende darauf wieder in die Arme schließen können.

Bald schon können Sie die einzelnen Stunden herunterzählen, bis Sie Mademoiselle wieder in die Arme schließen.

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Die Hummeln im Hintern fangen schon an zu brumseln. ;-)

Bleibt eine kleine Unsicherheit in der Frage, welches Auto wir nehmen. Sollte sich der Winter nochmal zurückmelden am kommenden Wochenende, muss das Darkmobil mit Allwetterreifen und Heckantrieb leider stehen bleiben. Was insofern doof wäre, als der Fahrraddachträger nicht auf das Auto meiner Frau passt. Und die Kleine hat so viel Gepäck, dass ihr Rad wohl nicht in den Kofferraum passt. Versand von Frankreich aus kostet mehr als ich für das Rad bezahlt habe, für einen größeren Mietwagen gilt das umso mehr. Ich bitte also um Daumendrücken, dass das milde Wetter anhält...

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@Schnaps, Kotze, Pissgerüche und Müllberge
Die Revolution ist eben kein Kindergeburtstag!

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Joah,
aber es ist ja nur eine schweinesystemstabilisierende Illusion von revolutionärem Dasein. Nach den oben genannten Exzessen saßen die Schäfchen, die vorher auf dem Altar getanzt und unzüchtige Lieder gesungen hatten, wieder brav auf dem Sünderbänklein. Rainer sacht wie et iss.

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Nicht daran ist per se stabilisierend, nichts destabilisierend. Mehr geht momentan eben nicht. Nur saufen reicht aber natürlich nicht. Das ist schon klar. Aufklärung tut not. Organisation. Was denn sonst. Und nichts ist gradlinig. Nimmt alles seinen Weg durch den menschlichen Kopf. Daher ja das ganze Durcheinander.

Und auf das Gejammer alter Männer sollte man eh nix geben. Sach ich mal. ;-)

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letztlich passt das natürlich ganz gut in das konzept von marcuses repressiver toleranz, diese obrigkeitlich geduldete katharsis.

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Genau, kontrollierter Druckabbau im Kessel, nur soviel grad notwendig ist, um das Gesamtsystem stabil zu halten.

Was daran emanzipativ sein soll, dass alle auf Kommando am Rad zu drehen haben, hat sich mir nie erschlossen.

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@passt das ganz gut
Ich hoffe nicht. Zumindest nicht ganz. Müsste man sich natürlich mal genauer ansehen. Dient so etwas wie der Karneval nur noch den Interessen der Unterdrückung? Und wenn, was sind zukünftige Träger oder Möglichkeiten einer befreienden Toleranz? ;-)

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Dient so etwas wie der Karneval nur noch den Interessen der Unterdrückung?

Sicher nicht ausschließlich (Weihnachten dient auch nicht ausschließlich den Interessen des Einzelhandels). Aber es gilt der unangenehmen Tatsache ins Auge zu sehen, dass Emanzipatorisches in diesem Brauchtum allenfalls in homöopathischer Verdünnung enthalten ist. Auf der bürgerlichen Seite sehe ich zuvörderst Uniformen, Prinzen, Würdenträger, Vereinsmeierei und eingefahrere Rituale - und am anderen Ende der Skala dominieren vielfach andere unschöne Erscheinungen, die oben schon angesprochen wurden.

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"Superkostüm - helau!"
Kommt auch bei Politessen gut.

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Und bei den Ordnungskräften im Streifenwagen sicher noch besser - "oh, ist das eine Knallplättchenpistole? Die sieht aber ganz schön echt aus!"

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Nachdem ich die Pointe schon bei mks gelesen habe und sie so beliebt ist, gebe ich noch eine dritte Variante ab. Habe gestern im BR die Löwengrube-Folge "Kehraus" (spielt im Fasching 1933) gesehen. Da verkleidet sich der freche linke Journalist als Braunhemd mitsamt Armbinde, und als er beim Öffnen der Tür einen Nachbarn im selben Outfit die Treppe runterkommen sieht, sagt er: Super Kostüm! Oder so was Ähnliches, haha, feiern's auch Fasching, Herr ...

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Oha, das sagte mir bis dato gar nichts, bei "Kehraus" hatte ich nur Gerhard Polt im Sinn. Manchmal entgeht einem Fernsehabstinenzler halt doch was.

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