Donnerstag, 12. April 2012
Temporärer Familienzuwachs
Auf Wegen, die akkurat nachzuzeichnen hier ein wenig den Rahmen sprengen würde, kam am Ostermontag ein Gastkind in unsere Kleinfamile. A. ist knapp neun und die Tochter eines Rheinländers, der mit seiner Familie seit einigen Jahren in London lebt und möchte, dass seine Kids nicht völlig ohne Bezug zu Deutschland aufwachsen. Und da wir unsererseits auch bisschen was dafür tun, dass Töchterlein einen Bezug in die englischsprachige Welt bekommt, hat sich das jetzt unter Vermittlung der Leiterin des hiesigen Learning Centers ganz gut ergeben. A. spricht etwa so gut Deutsch wie unsere Lütte Englisch, und eigentlich könnte man die ganze Zeit nur schmunzelnd zuhören, wie sich die beiden verständigen. Bei Töchterlein haperts noch etwas mit der Kombination von Pronomen und Verbformen ("me going upstairs now"), und A. wählt die passenden Artikel "der, die, das" zu den Nominativen eher willkürlich, was streckenweise wirklich putzig klingt.

Aber "learning by doing" ist allemal besser und effizienter als Grammatik pauken. Und dass sich das grade jetzt nach dem kleinen Sprachurlaub in England so nahtlos anfügt, könnte kaum besser getimt sein. Nahezu perfekt wäre es gewesen, wenn A. auch mit in die Ferienbetreuung der Ganztagsschule gedurft hätte. Aber man ahnte es ja schon im voraus: versicherungsrechtliche Hinderungsgründe sprachen dagegen. In die Schule darf A. (die länger Ferien hat) am Montag allerdings mitkommen. Ob sie darauf Lust hat, bleibt indes abzuwarten. Da werden wir womöglich noch ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten müssen. Stay tuned!

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Zu Risiken und Nebenwirkungen:
Töchterlein hat sich von A. auf den Nutella-Geschmack bringen lassen. Mal gucken, was für schlechte Gewohnheiten die dann mit nach London nimmt.

Nachdem Töchterlein auf der Suche nach Eiswürfeln mein geheimes Flutschfinger-Depot entdeckt hat, sehe ich da auch schon was kommen. Falls Unilever diese Sorte auf der anderen Seite des Ärmelkanals nicht anbietet, werden A.'s hier lebende Großeltern regelmäßige Kühlwaggon-Lieferungen nach London organisieren müssen.

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plötzlicher Familienzuwachs ist cool.

Wir hatten vor ein paar Jahren die Tochter einer Freundin für 2 Wochen bei uns wohnen weil Mama im Krankehaus lag. Das Ergebnis war, dass Grosser Tiger plötzlich kein Vegetarier mehr war und sie auf einmal Zöpfe tragen wollte- was mir grossen Spass gemacht hat, ihrer Mutter leider nicht... was Töchtling einfach löste: wenn sie zu uns kam danach hatte sie Haargummis dabei.

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Also solange da nix Schlimmeres abfärbt.
Hätte mich jetzt weniger gewundert, wenn elterliche Bestürzung aufkommt wegen plötzlicher fleischlicher Gelüste von bisher vegetarisch und/oder zuckerfrei ernährtem Nachwuchs. So wie hier.

Ansonsten ist der zeitlich begrenzte Familienzuwachs tatsächlich eine gute Sache, ich komme nur nicht so recht zum Arbeiten (aber irgendwas ist ja bekanntlich immer)...

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da uns die Fleischverweigerung nicht so recht passte war das höchst willkommen.

Grosser Tiger war dünn&blass, der Kinderarzt riet zu Spaghetti Bolognese mit Rinderhack wg der Eisenversorgung. Das liebe Kind wollte aber partout kein Rinderhack essen. Mal ein Stücklein Huhn, das war's aber auch.
Eisenzufuhr via Tropfen waren auch ungeliebt (und führten zu Verstopfung)

Gute Lösung also.

Die Mädchenmama war vom Zopfwunsch ihrer Tochter eher weniger entzückt- da habe wohl das Fehlen einer eigenen Tochter zum Zöpfemachen zugeschlagen.

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Als Carnivore
war ich auch eher spätberufen, Töchterlein hat sich da lange auch nix draus gemacht (was z.T. an meiner nicht völlig laschen Bolognese-Rezeptur gelegen haben könnte), aber mit Gulasch oder Bratwurst-Schnecken kriegt man sie mittlerweile doch ganz gut.

Wenn man selber keinen Nerv und Bezug zum Zöpfeflechten hat, kann ich eine gewisse Unlust dazu natürlich verstehen. Aber kann man ja nicht immer alles vorher wissen, und Kinder kann man nun mal nicht in einer Käseglocke völlig frei von externen Einflüssen aufziehen. So richtig glücklich macht mich das Nutella-Ding jetzt auch nicht, aber wenn ichs ernsthaft hätte verhindern wollen, hätt ich das Zeug (das ich bis vor ein paar Jahren ja auch selber gemampft habe) halt auch nicht für das Gastkind auftischen dürfen.

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Grosser Tiger ass auch beim Grillen am liebsten den Tomaten-Mozzarella-Salat oder Zucchini. Hat sich mittlerweile gegeben, da werden Würstchen vernichtet.
Fleisch schmeckt ihm aber vom Feuer immer noch am besten, ansonsten kommt er auch gut ohne aus.

Kleiner Tiger war schon immer Fleischesser und Gemüseverweigerer.

Mini-Tiger ist was das angeht halbwegs marottenlos.

Das mit dem Nutella... Tigergattens Tante ist Diätköchin. Und besagte Tante findet Nutella ernährungsmässig wesentlich besser als zB als fast alle Supermarktwurstsorten-pflanzliches Fett mit vielen ungesättigten Fettsäuren. Der Zucker? Sollte das Kind nicht ein Problem wie zB Diabetes oder einen gestörten Fettstoffwechsel haben und sich altersangemessen bewegen, dass führt der Zucker auch nicht sofort und zwangsläufig zu besorgnisdokumentationsfilmwürdigem und expertenverlangendem Übergewicht.
Klar sollte Nutella nicht das einzige sei, was das Kind den ganzen Tag isst, aber selbst wenn das mal passieren sollte- halb so wild.

Ist ja auch noch kein Kind bewegungsunfähig adipös geworden weil es am Ostermorgen die Osterhasen geschlachtet hat anstelle eines Frühstücks.

Das sollte man halbwegs entspannt sehen, sonst kommt es zu unschönen Szenen wenn die Kids doch mal an Zucker-Schocker drankommen.

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Exakt das
ist auch unserer Standpunkt. Ich wollte es nicht erleben, wie plötzlich alle Dämme brechen, wenn das Kind mal irgendwo zu Besuch ist und sich dann die volle Kante gibt, weil endlich mal was zuckriges in Reichweite liegt. Mit Totalpräventionsversuchen macht man das Zeug doch interessanter als es ist. Neulich hat die Kleine wieder einen geschenkten Riesenlutscher in den Müll befördert, weil "iiih, schmeckt so künstlich". Sie weiß inzwischen auch, dass sie von manchen Farbstoffen unangenehmen Ausschlag rund um den Mund bekommt. Das hält sie zwar nicht immer wirksam von allem ab, aber es signalisiert ihr zumindest deutlicher was als bewahrpädagogisches Rangelaber.

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A. kriegen Sie schon überzeugt: "You must have to going on" und die wird ganz sicher hingehen. :-)

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Wenn das nicht überzeugt,
verspreche ich ihr: "You will hear funny English from the Teacher during the English Lesson." ;-)

Ihre Eltern haben ihr wohl signalisiert, dass sie auf jeden Fall am Montag mitgehen sollte, weiteres wäre im Prinzip verhandelbar. Und das seh ich ähnlich.

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Vor allem:
Hier in BW und im Grundschulbereich ist das wirklich so (wobei es da so ein paar Spezialwörter gibt, die da je nach Thema gelernt werden, da bläst es Ihnen und mir jede Sicherung raus; absurder Käse, den kein Mensch braucht.)

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Soweit ich das beurteilen kann,
ist es ultra-rudimentär, was hier im gesamten Grundschulverlauf in Englisch geboten und verlangt wird. Aber selbst das ist ja immerhin besser als gar nichts, um es mal bemüht positiv zu sehen.

Haben Sie für den Spezialkäse vielleicht ein Beispiel?

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A propos Englisch: Da bin ich doch eben am Wort "getimt" hängen geblieben...Eine Marriage, die ich vermutlich "getimed" geschrieben hätte, ohne es wirklich begründen zu können.
Gibt es für solche denglischen Worte eigentlich Regeln? Linguisten/ Linguistinnen aller Länder, bitte vortreten...

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@mark
So ein Beispiel ist schwierig, weil da vieles auf Bildern beruht. Aber wie in vielen Aufgabenstellungen im Grundschulbereich wird das -meiner Meinung nach- nicht so richtig erläutert. Nicht nur Englisch, auch Mathe. Ganz ehrlich: Ich kann da manchmal nur sagen, dass ich auch nicht so recht weiß, was da grade verlangt wird.
Bzgl. Englisch: Da gibts diese Bildlein und der Kleine möchte Hilfe. Ich frag ihn dann erst nach Lösungsmöglichkeiten, er ist erfolglos, dann sag ich ihm, was ich für die Lösung halte und er sagt dann glaubhaft: "Nö, hab ich nie gehört, haben wir nie durchgenommen".

Dabei geht es beispielsweise um so Sachen wie "Sicherheitsnadel" auf Englisch. (Grundschule! Klasse 3)

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@siria
....das krasseste Beispiel für mich war immer noch die Sparkasse. Die boten zum Weltspartag "Bodybags" für die lieben Kleinen....(und meinten Rucksäcke damit)

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@siria:
Das Problem dabei ist oft: Es sieht eine Version so falsch aus wie die andere. Aber hier würde ich Ihnen recht geben, dass "getimed" besser aussieht. Allerdings würde ich es nicht unbedingt mit weichem d hinten sprechen, von daher entspricht das t hinten eher meinem Lautbild. Tja...

@gorillaschnitzel: Ausgehend von meinen unfundierten Vorurteilen könnte ich mir vorstellen, dass das in NRW tatsächlich nicht 1:1 so läuft wie in Bawü oder Bayern. Wobei hier sicher auch ganz eigene Unstringenzen kultiviert werden. Aber die Klage über kryptische Aufgabenstellungen hör auch öfters.

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Sagen wir es mal so:

Ich halte mich selbst nicht für völlig blöde. Ich hatte in Mathe damals 82 von 90 Punkten (ein halber Punkt mehr wäre eine 1 gewesen), ich kann Kurvendiskussionen, liebe Zahlen, Statistiken und Mathemathik sowiesso und weiß was eine Matritze ist....aber ich sag Ihnen: Ich kann keinem Drittklässler erklären, wie er zu subtrahieren hat, das versteh' ich einfach nicht, wie er das macht oder machen soll.

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Über das Thema Mathematik sollte ich, wenn ich aus meiner Vita berichte, besser schweigen. Dennoch stimme ich Herrn gorillaschnitzel hier zu. In dem Bemühen, es den Kurzen möglichst einfach zu machen (?), werden hier teilweise Umwege eingebaut, die ich nur als völlig absurd bezeichnen kann. Wenn ich da Hilfestellung geben will, sitze ich da, wie mein Vater zu Zeiten des Mengenlehreexperiments.
Englisch in der Grundschule war hier sicher auch nur besser als nichts, aber jetzt hat meine Tochter einen sehr guten Englischlehrer, der mit den Schülern eigentlich nur plaudert und sie Geschichten schreiben läßt. Allerdings geht der auch locker als native speaker durch und ist mit dem nötigen Charisma ausgestattet, daß auch pubertierende Jugendliche an seinen Lippen hängen. Unabhängig von irgendwelchen Lehrplänen ist hier guter Lehrer - guter Unterricht möglich, was ich im Fach Mathe so eigentlich noch nicht erlebt habe.
Funny English? Die Tochter hatte letztes Jahr das Vergnügen, im Rahmen eines Schüleraustauschs am Deutschunterricht an einer Schule in England (einer der ganz wenigen, die überhaupt noch Deutsch anbieten) teilzunehmen - wie sie berichtete, hätte das auch irgendein afrikanischer Stammesdialekt sein können, sie hat auf jeden Fall kein Wort verstanden.

Herr mark, war nicht planche à voile eines der ersten Worte, die wir damals im Französischunterricht lernten? Sicherheitsnadel? Never mind!

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Mon dieu,
das Surfbrett, das hatte ich tatsächlich schon verdrängt. Nicht aber den vermutlich ersten Satz im Franzbuch: "Le téléphone sonne." Oder die völlig nutzlose Phrase aus dem blauen Klett-Heftchen Grund- und Aufbauwortschatz: Ich habe meine Uhr nach der Bahnhofsuhr gestellt. ("J'ai reglé ma montre sur l'horloge de la gare.") Braucht man voll häufig. Für solche unzeitgemäßen Beispielsätze aus Französisch-Lehrbüchern hat übrigens Ephraim Kishon mal das schöne Beispiel gedichtet: "Das Loch in der Tasche meines Bruders ist größer als der Garten meines Oheims." Nuff said.

Zu Mathe: Didaktik ist Glückssache, und da waren unsere Lehrer zum größten Teil auch ziemliche Pechvögel. Stelle aber auch an mir fest, dass ich bisweilen große Schwierigkeiten habe, ganz banale Zahlenoperationen halbwegs idiotensicher zu erklären. Dabeiwar ich in mündlich damals nicht ganz so schlecht wie schriftlich, zumindest hatte ich bisweilen ein Gespür dafür, was Frau Rupp in der 11. Klasse gerne hören wollte. ;-)

Haben jetzt in England ein nettes Kartenspiel gekauft, das den Kurzen spielerisch die unterschiedlichen Darstellungsweisen von Brüchen und Dezimalzahlen nahebringen soll, kann sein, dass wir rechenschwachen Eltern da auch noch was lernen.

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"Allô? Ici Monique Leroc."
Ach, Monique. Wir beide auf'm Surfbrett...

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Ultrarudimentärer Englischunterricht
So ist es. Hier (auf der richtigen Rheinseite) werden Gedichte und Lieder "ohne Sinn und Verstand" auswendig gelernt. Die Kinder wissen nicht, was es bedeutet, das, was sie gerade falsch aussprechen. Kein Vokabellernen. Natürlich keine Grammatik. Nichts. Nur singen und nachplappern. Neues, modernes Konzept. Es wird schon für irgendwas gut sein. (Von daher finde ich "early-english-Kurse" und Sprachreisen in´s Lamd, wo der Pferde hübscher sind, als die Prinzessin, die darauf reiten, schon gut. Aber man kann nicht alles haben...)

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Oder auf der Rückbank
des Citroen GS. Papa Leroc war Autoverkäufer, fällt mir da grad wieder ein...

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Exakt. Während maman die grenouilles marinierte, oder so.

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Äh – ist Monique Leroc das Pendant zu Peter Pim?

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"1. Auflage von 1949 unter alliierter Kontrolle"
Das Schulsystem von BaWü ist vielleicht gar nicht so schlecht...

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Who the [fʌk] is Peter Pim?

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Ah, Cornelsen.
Da erinnere ich mich dunkel an relativ moderne Englisch-Bücher für die neunte und zehnte Klasse. In der Fünften starteten wir aber mit Klett "Learning English". In der Ausgabe, mit der mein ältester Bruder zu ackern hatte, war noch das alte und vertrackte Währungssystem mit Pfund, Shilling, Halfpence, Twopennies und wasweißich erklärt. Kann aber nicht sagen, dass ichs verstanden hätte.

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Während meiner Schulzeit, Ende 60er bis Anfang 80er, wurden Schulbücher in (West-)Berlin noch übereignet.
Als meine Tochter die Schule besuchte, durften wir nicht nur (ich meine es waren)
100,- Euro im Halbjahr aus der eigenen Schatulle für ihre Schulbücher beisteuern, sondern einige Bücher komplett bezahlen.

Das aber nur am Rande und weil ich vor kurzem im Keller über Kisten mit einigen alten Schulbüchern – Bloß nicht entsorgen – Kann man ganz sicher noch mal gebrauchen?! – mit dem Übereignungsstempel gestolpert bin.

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Billy and his elephant - unvergessen. Unsereins lernte Englisch damals schon im dritten Schuljahr (und durfte dann im fünften Schuljahr nochmals von vorn beginnen, denn die Kinder, die von anderen Grundschulen kamen, hatten vorher noch kein Englisch, das gab es nur an unserer).

Iwan Iwanowitsch war übrigens Chaffeur, seine Frau Anna Petrowna Lehrerin. Deren Kinder hießen Mascha und Maxim. Mascha zeigte ihrem Großvater vom Lande, der sie in Moskau besuchte, dann die "Wohnung mit allen Annehmlichkeiten". Da gab es nämlich nicht nur Strom, sondern auch fließend kaltes und warmes Wasser. So viel zu Kommunismus = Sowjetmacht und Elektrifizierung des ganzen Landes.

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@arboretum:
Wie kamen Sie denn mit den Iwanowitschs in Kontakt? Haben Ihre Eltern in Gegenrichtung rübergemacht? ;-)

Das mit dem Englisch-Neustart in der Fünften droht hier auch, obschon das Fach in der Grundschule mittlerweile verbindlich ist. Erfahrungsgemäß sei das Niveau dennoch so unterschiedlich, dass man es für das Geschickteste hält, einfach noch mal für alle von vorn anzufangen.

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Russisch-Unterricht gab und gibt es auch an westdeutschen Gymnasien. ;-)

Mit Nachnamen hieß die russischen Familie übrigens Iwanow, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Iwanowitsch ist sein Vatersname, so wie Petrowna der ihrige ist.

Die Englischlehrerin, die wir im fünften Schuljahr bekamen, war dauerkrank, die haben wir nur sehr selten zu Gesicht bekommen. Im fünften und sechsten Schuljahr hatten wir daher insgesamt sechs verschiedene Englischlehrer/innen, danach bis zur zehnten jedes Jahr eine/n andere/n.

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Hmpf,
gerade mir hätte der Lapsus mit dem -witsch eigentlich nicht passieren dürfen. Die Iwanows sind ja bestimmt nicht verwandt mit Pavel Pipovič. ;-)

Zu Schulzeiten hätte ich mir Russisch nicht freiwillig angetan, ich war extrem faul, und dafür hätte ich im Unterschied zu Englisch, Latein und Französisch (was mir alles ziemlich leicht fiel) wahrscheinlich ziemlich bimsen müssen.

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mein Russischkurs endete nach 2 Wochen weil wir die erforderlichen 5 Schüler nicht zusammenbekamen.

Das gleiche Schicksal erlitt dann auch Latein 1 Jahr später, wurde aber als AG weitergeführt, da mussten wir nur zu dritt sein. Zählte aber nicht für's latinum wie wier später erfuhren, uns fehlte eine Wochenunterrichtsstunde.

Aber wir hatten eh Franzözisch zu lernen, Wahlsprachen gab es nicht. Also plagte sich die arme Lehrerin damit, uns den Satz "En France, on aime manger les aubergines" nahezubringen, was hoffnungslos war, da keiner in der Klasse Ahnung hatte, wie eine Aubergine aussähe oder gar schmecke. Sie schlug vor, wir sollten unseren Müttern doch einfach sagen, dass sie am Sonntag mal Auberginen kochen sollten, was in so ziemlich jeder Familie episch schiefging:
die einen hatten Mütter, die auch noch nie einen Aubergine gesehen oder gar gegessen hatten was dran lag, dass man sie im Dorf-Edeka schlicht nicht bekam
die anderen hatten initiavie, bildungsbeflissene Mütter, die Aubergine aus der Kreisstadt mitbrachten (und dort unter Garantie den Auberginenumsatz des Wochenendes verdoppelten) und sie, wie man Gemüse nun mal so macht, in Mehlschwitze servierte.

Der bordieusche Feinme Unterschied trat dann nach den Sommerferien noch deutlicher zu Tage, als sich die Klasse in den Ferien geteilt hatte: städtisches Jugendzeltlager in Bayern für's Proletariat, das Kleinbürgertum fuhr nach Spanien, Campingplatz direkt am Strand, inklusive germanischer Restaurants, und eine winzige Elite war zwecks Auberginenerkenntnis von ihren Lehrer-Eltern nach Frankreich verschleppt worden. Ich war die Ausnahme: die Ferien wurden für einen ausführlichen Krankenhausaufenthalt in der stationären Orthopädie genutzt damit ich keine Schule verpasse... wo ich dann aber eine Französisch-Lehrerin hatte, die das Auberginen-Dilemma löste: sie überredete die Ergo-Therapeutinnen, uns einen Vormittag die Küche zu überlassen und brachte Auberginen mit. Ausserdem vermittelte sie mir erfolgreich den Unterschied zwischen "qui" und "que" im Relativsatz und paukte Englische Zeitformen bis sie sassen.


Die Schulbücher haben wir bis auf die letzten beiden Schuljahre immer komplett selbst bezahlt bis auf den 50 Mark-Gutschein, der bedürftigen Familien durch den Klassenlehrer auf Antrag der Eltern vor versammelter Klasse ausgehändigt wurde.

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Da tun sich ja
Schicksale auf. In Ba-Wü musste man für die Schulbücher meines Wissens nicht berappen, es sei denn, man konnte seinen Drang nach Verschönerung so gar nicht zügeln.

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In Ba-Wü musste man für die Schulbücher meines Wissens nicht berappen
nee, musste man nicht. meine Tante wohnt im Ländle und pries diese Tatsache immer zu Schuljahresbeginn.
Nicht nur die eigentlichen Schulbücherm sondern auch das einheitliche Taschenrechnermodell, was es dem Mathe-Lehrer nicht nur deutlcih einfacher machte, zu erklären, wo die Pi-Taste lag, es stellte auch sicher, dass alle Taschenrechner die gewünschte Funktion hatten.

Ich komem halt aus Niedersächsisch-Sibirien, da war die Lebens(mittel)realität eine andere als in Berlin-Kreuzberg.

Es ging auch keiner davon aus, dass wir Abitur machen würden. Der Gymnasialzweig der Gesamtschule führte nur bis zur 10. Klasse und der "Regellebenslauf" verliess dann die Schule mit Erweitertem Realschulabschluss um eine Banklehre zu machen (männl) oder Büromäuschen zu werden (weibl).
Wir mussten auch ein Betriebspraktikum in der 9. Klasse machen und dabei wurde immer wieder drauf hingewiesen, dass wir uns in diesen Betrieben dann auch bewerben sollten.
Hinweise wie "ich wollte später eigentlich studieren" wurden von den Lehrern regelmässig mit "das sieht man dann" beantwortet.

Wir hatten auch nur eine Akademikertochter in der Klasse, der Rest der Eltern hatte Ausbildungsberufe auf den verschiedenen Levels (vom Bankkaufmann bis zum Fernfahrer) und einieg Eltern hatten sogar noch Höfe. Das einer der Bauernsöhne Landwirtschaft studiert hatte war so was wie ein Novum in der Zeit- und eine Reihe von Bauern fragte sich, was man über's Ausmisten an der Uni schon lernen kann.

Verflixt, so alt bin ich doch noch gar nicht... das klingt ja als ob ich aus der Steinzeit komme!

Mag sein, dass sich ein paar Unterschiede auf dem Land erst später angeglichen haben. Das Kinder aus "bildungsfernen Schichten" Zugang zum Gymnasialzweig hatten und da in der Latein-AG sassen ist ja an sich nichts Negatives.
Und sooo lecker sind Auberginen nu' auch nicht.

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Cool besuch mal meine Seite! = )

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@sweethony: Was winkt denn so
an Aufwandsentschädigung?

@cassandra: Auberginen - joah, nicht so die Offenbarung auf dem Gemüsesektor. Kann auch nicht sagen, dass der in unserem Französischbuch präsentierte salade niçoise mich übermäßig gelockt hätte. Aber gut, in der Hinsicht bin ich eh verkorkst.

An Taschenrechner kann ich mich auch noch erinnern. Wobei die immer bei Bedarf ausgegeben und dann wieder eingesammelt wurden. Unsere Schule - ein Hort des Fortschritts - hatte sogar ein Sprachlabor. Wobei das angesichts unserer Motivation, damit wirklich zu arbeiten, eigentlich Perlen vor die Säue war.

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Meine Cousine benutzt besagten Taschenrechner heute wieder, auch ohne kriminelle Energie entwickelt zu haben und Schuleigentum zu entwenden.
Der war ein Geschenk des Landes BaWü dafür, dass sie sich die Mühe machte, zur Schule zu gehen.

Sprachlabor... hatten wir auch. Was das sollte wusste niemand so recht, diente als Ersatzunterrichtsraum. Gab auch nur noch die Hälfte an Kopfhörern, von denen wiederum nicht alle einsatzfähig waren.

Das Schulzentrum war irgendwann Anfang bis Mitte der 70er gebaut worden wg Bildungsoffensive und so. Und als ich dann 85 da hinkam war der Lack schon ziemlich ab.

Was sein Sprachlabor sein soll und was man damit tut... das waren dann Offenbarungen des Sprachstudiums als wir uns anhören konnten wie wir eigentlich klangen und das damit vergleichen, wie wir klingen sollten.

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Ich habe dort mal
eine Cassette mit Deep-Purple laufen lassen. Weil ich aber keine Vorsorge gegen erneutes Bespielen dieses Tonträgers getroffen hatte, bekam ich vom Franzlehrer vom zentralen Steuerpult aus eine Übung aufgespielt. Konnte zwar schnell auf "Stop" drücken, aber der Gong und das Wort "exercise" hatte ich nunmal mittendrin im schönen Lied "Highway Star". Nun gut, er hat dafür anderweitig gebüßt...

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Pattern drill. Auch so eine irre Vorstellung. Ich habe das Sprachlabor gehaßt.

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@kid37:
Moi aussi. Höre mich ja auch in Muttersprache nicht gern auf Band, aber ich würde dem Sprachlabor seinen didaktischen Nutzen nicht völlig absprechen. Phonetische Feinheiten in Französisch waren mir damals (wie überhaupt alle schulischen Belange abzüglich des Band-Proberaums im Schulkeller) ziemlich wumpe. Wenn der Wille zur Verbesserung dagewesen wäre, hätte der Audio-Abgleich zwischen Soll und Ist schon was gebracht, denke ich.

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Lehr- und Lernmaschinen
Man lernt dort aber nicht kommunizieren, sondern Lückentexte zu füllen oder Phrasen nachzusprechen. Für mich ist das SL ein Auswuchs dieser großen Mediengläubigkeit in der Pädagogik - heute sind ja Computer und internetgestütztes Lernen die neuen Versprechen auf den Nürnberger Trichter. Geräte und Konzepte, die man Bildungspolitikern verkoofen kann, weil die bei der Idee einer maschinellen Effizienz ganz wuschig werden.

Das SL war viel zu starr und überhaupt nicht in der Lage, auf individuelle Bedürfnisse oder Tempi einzelner Schüler einzugehen. Fun factor? Eher null (bei denen, die es nicht konnten. Also solchen wie ich.)

Wie haben wir sonst durch Medien gelernt? Songtexte hören, US-Serien gucken, BFBS hören. Da sind Medien dann wieder sehr gut geeignet, echten Sprachgebrauch vorgeführt zu bekommen (z.B. die "regelwidrige", aber häufige Verwendung von "to do" als Emphase wie in "I do think that...") statt steriler, ausgedachter Sätze in BBC-Englisch.

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Sie haben da
in vielem Recht, wenngleich ich das Sprachlabor ausgehend von meinen Erfahrungen und Beobachtungen nicht in Bausch und Bogen verdammen würde. Herr monnemer mag mir widersprechen, wenn ers anders erlebt hat, aber ich erinnere das als reines Französischlehrer-Ding, was den normalen Unterricht von Zeit zu Zeit ergänzte. Der Lehrer konnte sich mithörend an jedem beliebigen Platz einklinken und Feedback geben, und das ist nicht weniger Zuwendung als man im normalen Frontalunterricht auch hatte. Mehr als ein Unterstützungsmedium in Sachen Phonetik hat an unserer Schule meines Wissens auch keiner darin gesehen. Das SL waren halt Unterrichtseinheiten wie Hörverstehen, Textarbeit, Grammatik etc. auch.

Die Qualität des Gesamtpaketes hing in erster Linie vom Lehrer ab. Bei einem guten Pädagogen wird auch das Sprachlabor unterm Strich ein bisschen mehr gebracht haben als bei dem Paukler, der glaubte, die Apparatur werde es richten.

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Das war ein unterhaltsamer Kleinkrieg zwischen Ihnen und Herrn S.!

Ich kann mich auch nicht an einen Sprachlaborbesuch im Englischunterricht erinnern. Die korrekte Aussprache Shakespearscher Verse bekamen wir im Klassenzimmer per Kassette vorgeführt.
Die Besuche des SL habe ich nur als besonders quälend in Erinnerung. Natürlich hatte (und hat) man Französisch nicht so im Ohr, wie Englisch. Aber anstatt zu versuchen, im Maschinenraum der Klangfarbe auf die Spur zu kommen, hätte man sich auch der Grenznähe erinnern und sich in den Zug setzen können, um das dort zu ergründen, wo man die Sprache spricht.
Zumal es damals, wie ich heute weiß, sehr vitale Kontakte zu dortigen Schulen gab. Das ist übrigens Geschichte, an Schulen im Elsaß wird kaum noch Deutsch unterrichtet.
Das bißchen Französisch, das ich spreche, habe ich später in Frankreich gelernt. Durch den Schulunterricht musste ich nicht ganz bei Null anfangen, aber das ist dann doch schon ziemlich dürftig, was ich aus den ganzen Unterrichtsjahren mitgenommen habe. Dass das zu einem grossen Teil auch an mir liegt, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.


Ich komme nochmal auf den Englischlehrer meiner Tochter zurück. Er lehrt die Schüler auf Englisch zu kommunizieren und als Hilfsmittel bringt er eine gute Portion Improvisationstalent mit.
Ein Glücksfall. Meine Tochter sagt immer Wir machen in Englisch nichts, wir reden nur, aber als die Austauschschülerin aus England bei uns zu Gast war, plauderte sie mit ihr so locker vor sich hin, wie ich das mit 14 nie und nimmer gekonnt hätte.
Klar, da kommt dann noch das Internet dazu. Da gibt's auch Kontakte nach Frankreich, und mit denen redet man dann auch in der Amtssprache des Internets - Englisch.

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