Dienstag, 25. Mai 2010
Kette immer schön rechts
Die drei Fläschchen Radler hatte ich mir gestern abend zum Ausklang des verlängerten Wochendes redlich verdient. Mit abgespulten Kilometerleistungen mag ich eigentlich gar nicht prunken, aber zumindest summierte es sich von Samstag bis gestern nochmal dreistellig. Die Beine könnten heute durchaus noch weiter, aber das Sitzfleisch wird allmählich schwach. Deswegen heute mal Tourpause, Bremsen justieren, ein paar Speichen nachziehen und etwas frische Schmiere auf die Kette und in die Lager. Bisschen was zu optimieren ist ja immer.

Mit einigem Interesse lese ich daher seit einiger Zeit im Technik-Forum von quaeldich.de (nein, das hat wirklich nichts mit S/M im engeren Sinne zu tun). Da wird disktutiert über die jeweiligen Vor- und Nachteile von sogenannten Heldenkurbeln, Kompaktkurbeln oder Dreifach-Kettenblättern, oder man tauscht Tipps aus, mit welcher Salbe ein malträtierter Steiß möglichst schnell wieder geschmeidig wird. Einigen Trost ziehe ich auch daraus, wenn ich lese, dass ich nicht der einzige bin, den es an einer Ampel stehend schon mal in Zeitlupe hingelegt hat, weil man nicht rechtzeitig die Haxen aus der hakeligen Klickpedale gekriegt hat.

Ansonsten liefert diese Seite Einblicke in eine mir fremde Welt, gehöre ich doch eher zur Spaßfahrer-Fraktion statt zu den Selbstquälern. Weder verspüre ich die Ambition, meine 95 Kilo Lebendgewicht mit dem Rad irgendwelche Alpenpässe hochzuwuchten noch habe ich je ernsthaft daran gedacht, meine Beine zu rasieren, um den Luftwiderstand zu senken. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich das irgendwann mit einer gewissen Zwangsläufigkeit. Vor zwei Jahren dünkte es mich ausgesprochen albern, mit Sturzhelm herumzuradeln, und jetzt fühle ich mich ohne die Styroporschale auf dem Schädel schon fast ein bisschen nackt. Also mal sehen, wohin das noch führt.

... comment

 
Helm ist wirklich ein schwieriges Thema. Bei meiner Reisegeschwindigkeit meine ich ja, mich drumrumdrücken zu dürfen. Sonst würde ich ja den nehmen, aber am Rad und an mir ist schon ein bißchen viel Schwarzweiß, das wäre vielleicht selbst mir too much. Bleibe ich mal beim gemütlichen. Das Netz ist für Bastelleien aber immer wieder erstaunlich hilfreich. Neulich mußte ich doch lange rätseln, wie ich einen alten Scheinwerfer aufbekomme. Die Antwort stand in einem US-Blog.

... link  

 
Nein. Widerspruch.
Ich war ja auch immer so einer ohne Helm. Und ich habe mich standhaft geweigert bis zum allerallerletzten. Ich war sozusagen die Sturmhaubitze der Nacktfraktion. Aber ich durfte dann mal seicht drüber nachdenken, wie ich mit Thomas zu einem Strohhalm Bier zusammensaß (rein solidarisch schlürfte ich auch aus nem Strohhalm): Ein passionierter Radler, erfahren, fährt täglich. Keine Rennen, eher zweckmäßig von A nach B. Gemäßigte Geschwingigkeit. Und den hat es dann tatsächlich mal geschmissen. Resultat: "Nur" Kieferbruch plus Operationen. Ohne Helm ziemlich sicher Schädelbruch. Er hatte stattdessen nur eine Gehirnerschütterung und braucht jetzt halt einen neuen Helm. Vernunftundso.....jeder Mofafahrer mit 15 und 25 km/h muss einen Helm tragen, Radfahrer die mal locker 50 draufkriegen wenn sie wollen keinen. Logik.

... link  

 
Helme sind einfach cool — vor und nach dem Sturz …

... link  

 
@Gorillaschnitzel:
Logik hin oder her, auf dem Hollandrad brächte ich es wahrscheinlich auch nicht über mich. Wobei es vielleicht auch noch mal was anderes ist, wenn man jeden Tag fährt und womöglich durch die Stadt durch muss. Schwer zu sagen. Mich hats jedenfalls in meinem Radfahrerleben schon auf mancherlei Art hingebrezelt, von der Kinnbremse bis zum Schulterknaller war da einiges dabei - aber einen Helm hatte ich dabei bisher nie vermisst. Was nichts heißen muss, das ist mir natürlich auch klar. Aber wenn der Deckel auf meiner Rübe keinen anderen Produktvorteil entfaltet, als dass sich die diesbezüglichen Diskussionen mit mit meiner Frau erübrigen, dann solls mir recht sein. ;-))

... link  


... comment
 
The times they are a-changing, oder panta rhei, wie der Chinese sagt. Manche Dinge scheinen ewig zu sein, und keine zwei Wochen später fndet man Liedermacher der 80er oder Cabrios gut - oder was man bisher eben so für eine ausgemachte Geschmacksverirrung hielt.

Das hat wohl auch mit der Weisheit des Alters zu tun, sich nicht mehr der verkniffenen, jugendlichen Fashiontyrannei identifizieren zu müssen.

Na denn, immer eine Handbreit Teer unterm Kautschuk und Styoropor überm Keks!

... link  

 
@dings:
Die Grenze zwischen der wachsenden Lässigkeit in Sachen juveniler Fahion-Tyrannei und dem Aufkommen von Alterstorheiten ist wahrscheinlich fließend. Gerade beim Thema Rennrad schützt Alter anscheinend vor gar nichts, wie man hier immer wieder beobachten kann. Da zwängen sich ältere und gutsituierte Herren in grellbunte Trikots und schwingen sich auf superleichte Rennhobel, deren Anschaffungspreis etwa dem Gebrauchtwagenwert des Darkmobils entspricht. Da wird dann mit gebleckten Zähnen auf dem Deich rumgebolzt, als gälte es, eine Flachetappe der Tour zu gewinnen. Nach praktizierter Altersweisheit sieht das nicht gerade aus (auch wenn ich vor der sportlichen Leistungsfähigkeit in dieser Altersgruppe einen Heidenrespekt habe).

... link  

 
Ich finde das ja auch ganz prima, zu welchen sportlichen Höhenflügen diese Herren noch in der Lage sind.
Schade ist jedoch, dass auf ehemals eher beschaulichen Radwegen, wie z.B. hier den Neckar entlang, mittlerweile Zustände herrschen, wie auf deutschen Autobahnen.
Es ist aber auch zum Heulen, dass die Beschäftigung mit High-End-Stereoanlagen anscheinend ihren Reiz verloren hat.

... link  

 
@monnemer:
Am Neckar entlang (also auf der Strecke zwischen Kurpfalzbrücke und Neuostheim OEG-Bahnhof) lag schon immer Reifengummigeruch in der Luft. Ehrlich gesagt habe ich aber auch wenig Verständnis dafür, wenn körperlich unausgelastete Zeitgenossen an Sonn- und Feiertagen, wenn viel Volk auch zu Fuß unterwegs ist, glauben, sie müssten da persönliche Streckenrekorde aufstellen oder zumindest ihren 40er-Schnitt halten. Solch idiotisches Treiben ist auch hier auf dem Rheindeich bei schönem Wetter zu beobachten. An solchen Tagen meide ich diese Strecken so gut es geht. Oder ich stelle mich eben drauf ein, dass da kaum mehr als gemütliches Rollen mit ständigem Abbremsen drin ist.

... link  


... comment
 
Heute kam hier einen in den Laden und prunkte herum mit den eintausend Kilometern die er am Pfingstwochenende abgespult hat. Ein drahtiger Kerl von höchstens 60 Kilo, und auch sonst ganz schön unsympathisch. Allerdings mal wieder nur Niederrhein und Kölner Bucht, also Höhenmetertechnisch gesehen eher Früstücksbrettchen.

Übrigens bewundere ich die Macher von Radfahr-Blättchen und -Internetforen. Das Thema Radfahren kann doch höchstens noch auf der sechsten Stelle hinter dem Komma überraschen. Trotzdem malen die Spezies Seiten um Seiten mit immer dem gleichen Kram voll. Beeindruck die Leistung, irgendwann aber langweilig zu lesen.

Und sich die Beine zu rasieren wegen des Luftwiderstandes, ooouuuuuhhh …

... link  

 
Aber es gibt doch immer wieder Überraschendes!

... link  

 
Absolut! Darüber habe ich aber leider nie was lesen dürfen, immer nur über Campagnole oder 105 vs. Ultegra, oder …

... link  

 
Ich war auch erstaunt, daß es (international) eine ganze Szene rund ums Retro-Biking, Tweed-Cycling etc. gibt, und frage mich, ob das ein (Nischen-)Trend ist, den die Magazine evtl. verschlafen. Vielleicht ist das ganze zu entspannt und zu wenig technikfixiert für hiesige Bedürfnisse. Und: Diese Szene schaltet natürlich keine Anzeigen ;-)

... link  

 
@kid37:
Grandioses Fundstück! Ich denke, das Thema mit dem Tweed und der Nostalgie ist hierzulande noch nicht so richtig auf dem Radar hiesiger Blattmacher gelandet - und dass von da weder Anzeigen noch Test-Bikes rumkommen, trägt wenig dazu bei, das zu ändern. Das mit der Entspanntheit und fehlenden Technikfixierung kommt dann noch verschärfend hinzu.

@der_papa: Stimmt schon, das alles wiederholt sich recht schnell, und mir sind die Glaubenskriege Campa vs. Shimano oder 3fach vs. Kompakt auch völlig hurz. Aber wenn man Tipps und Tricks rund um die Technik sucht, finde ich die Foren zum Teil durchaus hilfreich. Bin da in der Hauptsache gelandet wegen der Frage, ob ich Sir Walter einen zeitgemäßeren Satz Bremsen spendieren kann. Und das Unterfangen hat jenseits geänderter Bohrungen und Schenkelmaße noch ein paar potenzielle Fallstricke, an die ich nicht gedacht hätte. Insofern bin ich froh, dass ich nicht gleich losgebohrt und gefeilt habe.

Was das Kilometerfressen angeht, bleibt vierstellig auch ohne viele Höhenmeter eine respektable Leistung. Denn: Man muss es ja nicht nur in den Beinen haben, sondern auch am Hintern. Nach mehreren Ausritten an hintereinander folgenden Tagen weiß ich, wovon ich da rede...

... link  

 
Ein wenig Nachfragen ergab tatsächlich 5 Tage kurbeln für die aufgerufenen 1.000 km, was in etwa 200 km/Tag ergibt, und das im Flachland. Wenn der rückwärtige Speck mitspielt geht das ganz gut, in so fern stimme ich Dir da zu. Allerdings hat sich die genannte Gruppe mit einem Durchschnitt von ca. 40 km/h gequält, und das muss ja nicht sein.

Was die wertvollen Tipps angeht, so habe ich die Erfahrung gemacht dass die meisten Informationen in den Foren tief versteckt liegen und viele eine Anmeldung verlangen. Möglicherweise bin ich aber auch zu schlecht im Umgang mit den Datenkraken. Es gibt z. B. einige sehr gute Foren zum Audi A4. Da sind viele wertvolle Infos drinne, die ich aber im Moment nicht brauche. Ein Hinweis wie ich am einfachsten die Tachobeleuchtung auswechseln kann habe ich aber selbst nach vielen Stunden nicht gefunden. Dafür weiß ich, wie viele tausend Aussattungsmerkmale 1998 in der Reihe B5 verbaut wurden. Ein anderes Manko dieser Foren ist, dass das Wissen oft vorhanden ist, aber der Inhaber des Wissens maximal unfähig das Wissen nieder zu schreiben. Ich weiß, dass der eingebaute Subwoofer rechts und links im hinteren Radkasten von Bose ist. Ich weiß auch, dass das Relais, dass den Woofer-eigenen Verstärker an- und abschaltet schon mal hängt. Ich weiß auch, wie ich das beheben kann. Aber keiner sagt mir, wie ich an das Teil herankomme. Da steht immer nur, man möge die Verkleidung entfernen. Wer das mal versucht hat, weiß wie verzweifelt ich bin. Es gibt an der Verkleidung keinen Ansatzpunkt, keine Klammer, keine Schraube, nichts was man anfassen kann. Wie verwachsen. Foren sind für mich zu einer Informationsquelle zweiter Wahl verkommen.

Übrigens: Wenn ich Redakteur einer Radzeitung wäre, würde ich die Szene anzapfen und die reich bebilderten Artikel mit Kontaktadressen der jeweiligen Schrauber versehen. Wo E-Mail-Anfragen aus dem Blätterwald sprießen, sind Anzeigenschaltungen selten weit entfernt …

... link  

 
Ein 40er Schnitt
auf 200 Tageskilometer, und das auch noch mehrfach hintereinander - puh!

Das ist nicht nur meilenweit entfernt von meinen physischen Möglichkeiten, das hat wahrscheinlich auch nicht mehr allzu viel zu tun mit dem, was mir beim Radfahren so viel Freude macht. Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich müsste auch lügen, wenn ich behaupten wollte, dass ich gar nicht auf den Tacho gucke, wenn ich mit dem Koga unterwegs bin. Aber wegen des Schnitts lasse ich mir wirklich keine grauen Haare wachsen, sonst müsste ich mir an jeder roten Ampel Gedanken machen, ob ich nicht vielleicht doch drüberheize. Kurz gesagt, das setzte mich einer Art von Stress aus, dem ich mich auf dem Sattel eigentlich entziehen möchte.

Was Autoforen angeht, bin ich bezüglich ein paar Zipperlein des Darkmobils bei motor-talk.de durchaus schlauer geworden. Klar klickt man sich da auch durch viel Redundanz. Aber der Aha-Effekt war es wert. Zumal ich ohne die plausible Vermutung "ah, das wirds sein" in der Werkstatt deutlich mehr Geld losgeworden wäre.

... link  

 
Was an all diesen Foren (egal ob Rad, Foto, Computer, Auto oder Audio) nervt, sind die "Tipps", die nicht die Fragen beantworten. Da ist viel Danebengerede zu überstehen ("Ich habe ein Computerproblem und zwar..." - "Kauf dir einen Mac"; "Meine Nikon macht..." - "Kauf dir eine Canon"; "Wie schließe ich meine Leuchte an?" - "Kauf dir eine von *usch und *üller, alles andere ist Schrott" usw. usf.). Nicht immer will man das psychologisch interessant finden, wenn man bloß eine schlichte Antwort sucht. Aber oft genug zeigt das Internet doch seine ganze Größe und offenbart den goldrichtigen Hinweis.

... link  


... comment
 
Den persönlichen Ehrgeiz
kenne ich, seit ich selbst rumtrainier. Nein, nicht freiwillig und nein, nicht wegen den Muckies oder der Ausdauer. Eher medizinisch betrachtet. Aber auch da gibt es ja Grenzen und die will ich streifen. Bis es nicht mehr geht. Austesten bis an den Anschlag. Und ehrlich gesagt: Es ist zutiefst befriedigend. Es gleicht aus.

... link  


... comment
 
Dass BMW-Fahrer nun plötzlich über Fahrräder reden, hat aber nichts mit Roland Kochs Abtritt zu tun, oder?

... link  

 
Nein,
das ging schon vor knapp zwei Jahren los. Und die weitergehende Beschäftigung damit war auch weniger dem politischen Geschehen geschuldet als eher dem kritischen Blick auf das Display der Personenwaage.

... link  


... comment