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Dienstag, 29. März 2016
mark793, 20:52h
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Sonntag, 20. März 2016
Ohne Titel
mark793, 18:53h
Viel lieber würde ich mich jetzt darüber auslassen, wie sich das Chesini fährt (rasant) oder wie es war, gestern nach Venlo zu radeln (ein bisschen anstrengend) - aber nun erfahre ich, dass vorige Nacht meine Mutter gestorben ist. Nicht völlig unerwartet, mit 88 Jahren und ihrer zunehmenden Müdigkeit in den letzten Wochen und Monaten vor Augen war ich tatsächlich nicht sicher, ob sie ihren nächsten Geburtstag Ende August noch erleben wird. Jetzt ist sie - soweit man das beurteilen kann - wohl recht friedlich hinübergeschieden in der Nacht, entschlafen sozusagen, so, wie sie sich das vorgestellt und gewünscht hat. Als wir sie vor einiger Zeit mit dem Papierkram der Patientenverfügung und all dem belämmerten, meinte sie, das brauche sie nicht, und ich beglückwünsche sie dafür, dass sie diesbezüglich recht gehabt hat. Ansonsen scheint sie alles geregelt zu haben was zu regeln war, zwischen uns war alles gesagt, was zu sagen war, da sind keine Rechungen offen geblieben, in der Trauer überwiegt bei mir doch Liebe und Dankbarkeit. Wir hatten unsere Kämpfe, sie hat mir irgendwann verziehen, dass ich kein Kurienkardinal oder zumindest ZDF-Intendant geworden bin, so wie ich auch ich ihr ihr krampfiges Bemühen verziehen habe, mich auf den rechten Weg des einzig wahren Glaubens zurückzuzwingen (von dem sie dann später selbst abgefallen ist). Besonders dankbar bin ich ihr dafür, dass sie meiner Frau, die von ihrer eigenen Mutter, man kann es nicht anders nennen: verstoßen wurde, versuchte, eine gute Ersatzmutter zu sein und ihr nie auf die besserwisserische Schwiegermutter-Tour gekommen ist.
Machs gut, Mama!
Machs gut, Mama!
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Donnerstag, 17. März 2016
Nachbetrachtungen zur Landtagswahl im Ländle
mark793, 22:20h
So ganz habe ich das ja noch immer noch nicht verwunden mit dem AfD-Direktmandat in Mannheim-Nord. Ich wohne da seit über zehn Jahren nicht mehr, bin da auch nicht mehr so in touch, wie man auf Neudeutsch sagt. Aber es ist nun mal meine Heimat, und ich versuche, mir einen Reim darauf zu machen, was sich da so verändert hat in der einstigen SPD-Hochburg.
Interessanterweise sind es nicht die traditionellen Multikultiviertel in Neckarstadt und Innenstadt-Jungbusch gewesen, wo die AfD überdurchschnittlich Stimmen holen konnte, sondern neben der Schönau mit ihren sozialen Brennpunkten auch der Waldhof, Sandhofen und Käfertal. Ich kann ohne empirische Analyse natürlich über die Motve nur spekulieren, aber was ich da ganz eindeutig als zentrale Emotion wahrnehme, ist Abstiegsangst. Der Mannheimer Norden ist mit seinen Arbeitervierteln und der vom Strukturwandel gebeutelten Industrie drumherum gegenüber dem wohlhabenderen Süden der Stadt immer mehr ins Hintertreffen geraten. Selbst die einst so gepflegte Gartenstadt ist am Überaltern. Als meine Mutter kürzlich ihr Haus dort zum Kauf anbot, gab es kaum ernstzunehmenden Angebote von Biodeutschen, und so hat meine Mutter ohne große Bedenken an eine türkische Familie verkauft - sehr zum Missfallen der Nachbarn, die natürlich nichts gegen Türken haben, wo denken Sie hin, aber, öhöm, man hat halt doch Sorge, dass der Name "Üzgür" auf dem Klingelschild und im Grundbuch den Verkaufswert der eigenen Immobilie drücken könnte, wenn man selber dereinst daran denkt, das zu groß gewordene Haus zu veräußern.
Ich kann von hier aus nicht abschätzen, welchen Impact die Unterbringung von Flüchtlingen in ehemaligen Standorten der US-Army auf die jeweiligen Nachbarschaften hatte, womöglich haben Leute, die da näher dran sind, sogar weniger Berühungsängste und Sorgen als diejenigen, die mit dem Thema nur aus größerer Entfernung zu tun haben. Auf alle Fälle scheint da bei einer erheblichen Anzahl von Bürgern das Gefühl aufgekommen zu sein, wir haben lange stillgehalten und uns das angeguckt, aber wir packen das nicht mehr. Nun würde es mich sehr wundern, wenn diese Leute durch die Bank zu Nazis mutiert wären, immerhin muss man sehen, dass in Mannheim Multikulti all die Jahre vergleichsweise reibungslos geklappt hat. Nicht dass es gar keine Probleme und Parallelgesellschaften gegeben hätte, aber im Großen und Ganzen galt doch immer Leben und Leben lassen.
Eine sehr lesenswerte Wahlananalyse aus Mannheim liefert übrigens Minh Schredle, der Volontär vom Rheinneckarblog. Die AfD erzielte "vor allem dort starke Wahlergebnisse, wo wenig Wohlstand auf Abstiegsängste trifft: Sandhofen, Schönau, Waldhof, Rheinau und Vogelstang". Anlass zur Kritik hätten aber alle Parteien geboten. "Vielleicht sehen sie das Erdbeben vom vergangenen Sonntag als Anlass, sich berechtigte Kritik zu Herzen zu nehmen. Wenn es aber weitergeht wie heute, graut es mir vor der Demokratie von morgen." Das kann ich nur so unterschreiben.
Interessanterweise sind es nicht die traditionellen Multikultiviertel in Neckarstadt und Innenstadt-Jungbusch gewesen, wo die AfD überdurchschnittlich Stimmen holen konnte, sondern neben der Schönau mit ihren sozialen Brennpunkten auch der Waldhof, Sandhofen und Käfertal. Ich kann ohne empirische Analyse natürlich über die Motve nur spekulieren, aber was ich da ganz eindeutig als zentrale Emotion wahrnehme, ist Abstiegsangst. Der Mannheimer Norden ist mit seinen Arbeitervierteln und der vom Strukturwandel gebeutelten Industrie drumherum gegenüber dem wohlhabenderen Süden der Stadt immer mehr ins Hintertreffen geraten. Selbst die einst so gepflegte Gartenstadt ist am Überaltern. Als meine Mutter kürzlich ihr Haus dort zum Kauf anbot, gab es kaum ernstzunehmenden Angebote von Biodeutschen, und so hat meine Mutter ohne große Bedenken an eine türkische Familie verkauft - sehr zum Missfallen der Nachbarn, die natürlich nichts gegen Türken haben, wo denken Sie hin, aber, öhöm, man hat halt doch Sorge, dass der Name "Üzgür" auf dem Klingelschild und im Grundbuch den Verkaufswert der eigenen Immobilie drücken könnte, wenn man selber dereinst daran denkt, das zu groß gewordene Haus zu veräußern.
Ich kann von hier aus nicht abschätzen, welchen Impact die Unterbringung von Flüchtlingen in ehemaligen Standorten der US-Army auf die jeweiligen Nachbarschaften hatte, womöglich haben Leute, die da näher dran sind, sogar weniger Berühungsängste und Sorgen als diejenigen, die mit dem Thema nur aus größerer Entfernung zu tun haben. Auf alle Fälle scheint da bei einer erheblichen Anzahl von Bürgern das Gefühl aufgekommen zu sein, wir haben lange stillgehalten und uns das angeguckt, aber wir packen das nicht mehr. Nun würde es mich sehr wundern, wenn diese Leute durch die Bank zu Nazis mutiert wären, immerhin muss man sehen, dass in Mannheim Multikulti all die Jahre vergleichsweise reibungslos geklappt hat. Nicht dass es gar keine Probleme und Parallelgesellschaften gegeben hätte, aber im Großen und Ganzen galt doch immer Leben und Leben lassen.
Eine sehr lesenswerte Wahlananalyse aus Mannheim liefert übrigens Minh Schredle, der Volontär vom Rheinneckarblog. Die AfD erzielte "vor allem dort starke Wahlergebnisse, wo wenig Wohlstand auf Abstiegsängste trifft: Sandhofen, Schönau, Waldhof, Rheinau und Vogelstang". Anlass zur Kritik hätten aber alle Parteien geboten. "Vielleicht sehen sie das Erdbeben vom vergangenen Sonntag als Anlass, sich berechtigte Kritik zu Herzen zu nehmen. Wenn es aber weitergeht wie heute, graut es mir vor der Demokratie von morgen." Das kann ich nur so unterschreiben.
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