Samstag, 20. Juni 2015
Krankenblatt Patient 793/1


Vielleicht bin ich ja zu vertrauensselig, aber nach dem gestrigen Biopsie-Ergebnis kann ich die unterhaltsame und lehrreiche Freizeitbeschäftigung "Googeln nach allerlei Alternativ-Diagnosen" wohl einstweilen drangeben. Der medizinisch korrekte Name der Chose tut hier auch nichts zur Sache, ich belasse es bei der Andeutung, dass es sich wohl um eine eher seltene Gefäßkrankheit handelt, die neben Gelenken auch innere Organe und was nicht noch alles angreift. Wobei ich mir aufgrund der doch noch recht frühzeitigen Erkennung Hoffnungen machen kann, dass mir die ganz üblen Verlaufsvarianten, von denen man in einschlägigen Foren viel lesen kann, dann doch erspart bleiben.

Die mehrstufige Therapie beginnt zunächst mit einer Chemo, so ähnlich wie sie auch gegen Tumore und ähnliches zum Einsatz kommt. Aber hier kloppt eben nicht der ganz dicke Hammer drauf, sondern nur das kleine bis mittlere Hämmerchen. Und den ersten Schlag damit habe ich heute schon weggesteckt. Wenn nicht morgen noch Komplikationen auftauchen, kann ich am Montag erst mal nach Hause.

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Dienstag, 16. Juni 2015
Ausgebremst
Meine sportlichen Leistungen der letzten Zeit können leider nicht darüber hinwegtäuschen: Es geht mir körperlich grade nicht so gut. Diffuse Gelenkschmerzen schleppe ich schon seit dem Spätjahr mit mir herum. Solange ich aber noch mit der Hyposensibilisierung gegen meine heftigsten Heuschnupfen-Auslöser zugange war, machte eine eingehende Untersuchung nicht so viel Sinn. Verschleiß scheint es schon mal nicht zu sein, was den Gelenken zu schaffen macht, soweit die gute Nachricht, aber was genau mich plagt und wie dagegen vorzugehen ist, das sieht die medizinische Fachwelt nach mehreren Blutentnahmen und einer Ultraschalluntersuchung (immerhin: Ich bin nicht schwanger!) noch nicht so klar. Und meine Reise in die Spezialabteilungen beginnt gerade erst. Ich lerne neue Begriffe wie "rheumatischer Formenkreis" und "Harnstoffüberkonzentration" und blicke nachdenklich auf Zahlenkolonnen mit einzelnen gemarkterten Werten. Die roten Blutkörperchen dürften gerne ein paar mehr sein, sagt Frau Doktor, und ich frage mich insgeheim, wie ich neulich ohne EPO und Sauerstoff-Flasche im Rucksack die 2000-Höhenmeter-Runde in der Toskana fahren konnte. Vielleicht haben da die erhöhten Proteinwerte geholfen, ich weiß es wirklich nicht. Auf alle Fälle sind das nicht die Voraussetzungen, um in den kommenden Wochen neue Rekorde zu jagen und steilere Herausforderungen zu suchen, soviel steht fest.

Etwas kürzer treten heißt also die Devise, lockeres Kurbeln auf Flachetappen und es nehmen wie es ist, auch wenns schwer fällt. "Die Erkrankung kann mit Gefühlen wie Angst vor der Zukunft, Trauer, aber auch Wut über die Erkrankung verbunden sein", heißt es in einem Merkblatt zur Verdachtsdiagnose Nummer eins. All das sei für andere manchmal "schwer nachvollziehbar". Vielen Betroffenen gelinge es aber mit der Zeit, so mit der Erkrankung umzugehen, "dass ihre Beschwerden in den Hintergrund rücken und trotz aller Einschränkungen ein erfülltes Leben möglich ist". Aha. Das lasse ich mal so stehen und warte jetzt auf den angedrohten versprochenen Abendanruf von Frau Doktor.

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Freitag, 12. Juni 2015
Aussichten wechselhaft
Vorhin Picknick am Rheinufer, als Abschiedsfest der vierten Klasse. Es ist noch nicht alles Zeugs ausgepackt, da geht das große Beratschlagen los wegen der Unwetterwarnung für NRW: Hält das Wetter oder hält es nicht? Diverse Lehrer und Eltern wischen mit sorgenvollen Mienen auf ihren Smartphones herum, der Klassenlehrer prahlt mit seinem supergenauen Regenradar, um kurz nach 18 Uhr werde hier in der ganzen Gegend ein Starkregengebiet durchziehen, da gebe es gar keinen Vertun. Die Apps der anderen liefern auch keine besseren Aussichten, also ergeht der Beschluss, in einer Dreiviertelstunde zusammenzupacken und die Feier auf den Schulhof zu verlagern, wo auch schon die Parallelklasse zugange ist. Gesagt, getan.

Alles soweit auch knorke - aber auf das für 18 Uhr ungrade angekündigte Starkregengebiet warte ich immer noch. Was nicht heißen soll, dass ich es für einen Fehler halte, die Feier verlagert zu haben. Aber das unerschütterliche Vertrauen mancher Zeitgenossen in die Zuverlässigkeit solcher Vorhersagen überrascht mich dann doch ein wenig.

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