Sonntag, 25. Juli 2010
Die Masse macht's
Was für ein Horror, diese außer Kontrolle geratene Menschenmenge auf der Love Parade. Und da schrieb ich vorige Woche anlässlich der A-40-Sperrung noch von meiner tiefsitzenden Phobie gegen große Menschenansammlungen. Im Sportpalast bei der berüchtigten Rede von Goebbels war ich ja genauso wenig dabei wie im Brüsseler Heysel-Stadion als Teile der Tribüne wegbrachen. Aber das Gefühl, dass Massenveranstaltungen nun mal schnell umkippen können von eben noch lustig zur ultrabrutalen Horrorshow, das ist immer präsent, wenn ich einer Menschenmenge eingekeilt rumgeschoben werde. Und deswegen meide ich dergleichen wo ich kann.

Nahezu zeitgleich zu dem Horror in Diusburg gab es in Düsseldorf auf der Kö übrigens einen Flashmob. Wenn die Teinehmer eine Ahnung gehabt hätten, was sich da im benachbarten Duisburg kurz danach für Szenen abspielen, dann wären die jugendlichen Flashmobber wohl nicht nur für fünf Minuten erstarrt.

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Donnerstag, 22. Juli 2010
Mein erstes Zonen-Ticket
Schrecksekunde am Briefkasten: ein an mich adressiertes Schreiben der Gemeinde Wandlitz heischt meine Aufmerksamkeit. Huch - habe ich neulich in dieser gottverlassenen Gegend irgendwo einen gut versteckten Blitzer oder Starenkasten übersehen? Ich sehe zuerst großgedruckt den fälligen Betrag (15,00 Euro) und denke, puh, halb so schlimm und entziffere dann den kleinkariertengedruckten Vorwurf: "Sie parkten im eingeschränkten Halteverbot für eine Zone (Zeichen 290, 292)." Ich versuche mühsam, das Geschehen zu rekonstruieren. Den Eindruck, in der Zone zu parken, hatte ich an diesem schönen Tag am See durchaus. Allein von einem Halteverbotsschild, eingeschränkt oder nicht, haben weder meine Beifahrer noch meine Wenigkeit etwas gesehen. Unter Beweismittel/Zeugen steht nur HERR SALZMANN FRAU MÜLLER. In Großbuchstaben. Ich frage mich, ob es die Glaubwürdigkeit meiner beiden Zeugen erhöhen würde, wenn ich sie in Majuskeln auf dem Antwortschreiben zurückbrüllte. Aber selbst dann würde ich die Dame zuerst nennen. Ich bin aber in Erinnerung an den entspannten Tag am See immer noch sommerlich milde gestimmt und verzichte darauf, meiner Empörung über diese schnöde Abzocke (und für so eine fiese Falschparker-Stasi in Person von HERR SALZMANN und FRAU MÜLLER zahlt man auch noch Soli) im beiliegenden Anhörungsbogen Luft zu machen. Wie sagt man hier am Westpol doch so schön: Mer muss auch jönne könne.

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Dienstag, 20. Juli 2010
Reisenotizen aus Dünnpfiff-les-Bains *
Es ist ja nicht so, dass Buchtipps an meine Adresse völlig vergebliche Liebesmüh wären. Auf Empfehlung eines geschätzten Blogger-Kollegen habe ich mir nun endlich "Der infrarote Korsar" von Wiglaf Droste angeschafft. Wobei ich gestehen muss, dass ich anfangs ziemlich fremdelte. Auch fand ich die Klappentext-Eloge, die den Verfasser gar als den Tucholsky von heute pries, ein bisschen arg najaaaa. Jetzt mal ernsthaft, hätte Tucho es im Jahre 2003 oder 2004 noch nötig gehabt, der Weltöffentlichkeit mitzuteilen, dass die Adiletten genannten Badeschlappen weder für den Männer- noch für den Frauenfuß eine ansehnliche Zierde sind? Wahrscheinlich nicht, aber wenn man ohne überzogene Erwartungen an die Texte von Wiglaf Droste herangeht, strahlt einen doch so manche Perle an: launige Einlassungen zur Sommerdepression etwa oder bitterböse Betrachtungen über "Schreibtischväter" - Journalisten, die ihren frischgebackenen Nachwuchs als wohlfeiles und recherchearmes Thema ausschlachten. Da habe ich mich als Blogger natürlich auch ein bisschen wiedererkannt. Droste hat das Stilmittel der Verbmetapher im Repertoire ("Schnatzig eierstöckelte sie durchs Lokal...") und widersteht der Versuchung, es damit zu übertreiben. Überhaupt wortspielt er zuweilen mit einer gewissen unangestrengten Lässigkeit, die man sich wahrscheinlich hart erarbeiten muss: "So sehr ich es liebe, Frauen zu füttern - Claudia Roth gäbe ich nichts, nicht mal ein Menopausenbrot."

Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen.

Als "Dünnpfiff-les-Bains" sollen laut Droste zwei Schweizer Weltenbummler die Südhessen-Metropole Darmstadt einst verunglimpft haben.

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