Dienstag, 20. Juli 2010
Reisenotizen aus Dünnpfiff-les-Bains *
Es ist ja nicht so, dass Buchtipps an meine Adresse völlig vergebliche Liebesmüh wären. Auf Empfehlung eines geschätzten Blogger-Kollegen habe ich mir nun endlich "Der infrarote Korsar" von Wiglaf Droste angeschafft. Wobei ich gestehen muss, dass ich anfangs ziemlich fremdelte. Auch fand ich die Klappentext-Eloge, die den Verfasser gar als den Tucholsky von heute pries, ein bisschen arg najaaaa. Jetzt mal ernsthaft, hätte Tucho es im Jahre 2003 oder 2004 noch nötig gehabt, der Weltöffentlichkeit mitzuteilen, dass die Adiletten genannten Badeschlappen weder für den Männer- noch für den Frauenfuß eine ansehnliche Zierde sind? Wahrscheinlich nicht, aber wenn man ohne überzogene Erwartungen an die Texte von Wiglaf Droste herangeht, strahlt einen doch so manche Perle an: launige Einlassungen zur Sommerdepression etwa oder bitterböse Betrachtungen über "Schreibtischväter" - Journalisten, die ihren frischgebackenen Nachwuchs als wohlfeiles und recherchearmes Thema ausschlachten. Da habe ich mich als Blogger natürlich auch ein bisschen wiedererkannt. Droste hat das Stilmittel der Verbmetapher im Repertoire ("Schnatzig eierstöckelte sie durchs Lokal...") und widersteht der Versuchung, es damit zu übertreiben. Überhaupt wortspielt er zuweilen mit einer gewissen unangestrengten Lässigkeit, die man sich wahrscheinlich hart erarbeiten muss: "So sehr ich es liebe, Frauen zu füttern - Claudia Roth gäbe ich nichts, nicht mal ein Menopausenbrot."

Das lasse ich jetzt einfach mal so stehen.

Als "Dünnpfiff-les-Bains" sollen laut Droste zwei Schweizer Weltenbummler die Südhessen-Metropole Darmstadt einst verunglimpft haben.

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Sonntag, 18. Juli 2010
Folgen Sie der örtlichen Umleitung
Auf der Autobahn A 40 war ich heute auch unterwegs. Aber nicht im unmotorisierten Event-Gedränge und Menschenmassen-Geschiebe zwischen Duisburg und Dortmund. Sondern auf relativ freier Strecke in der Gegenrichtung zum Badesee kurz vor Venlo.

Nicht, dass ich dort gar kein Gedränge erwartet hätte. Vorigen Sonntag, als wir am anderen Ende der Republik weilten, soll es vom Parkplatz zwei Kilometer Rückstau bis auf die Autobahn gegeben haben. Platz für Handtücher in Seenähe dürfte da ziemlich knapp gewesen sein, den Weg ins Wasser musste man sich vermutlich mit Ellbogen, Knien und Kopfstößen freirempeln. Aber heute hielt sich der Andrang im Grenzen - ganz im Unterschied zum rechtsrheinischen Abschnitt der A 40: Auf dem gesperrten Ruhrschnellweg sollen sich heute drei Millionen Menschen getummelt haben.

Diese Info und solche Bilder bestätigen mich darin, dass es die richtige Entscheidung war, den Sonntag linksrheinisch am See zu verbringen und das Mega-Event im Ruhrpott weiträumig zu meiden. Wobei es mich ehrlich gesagt schon gereizt hätte, einmal auf der Autobahn zu radeln. Aber diesem Impuls sind offenkundig so viele Radler gefolgt, dass streckenweise gar nichts mehr ging auf der sogenannten Mobilitätsspur. Und wenn ich schon im Stau stehen muss - dann doch lieber im Auto.

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Samstag, 17. Juli 2010
Kindermund tut Wahrheit kund (19)
"Ich kann viel besser sehen als Du", ließ mich Töchterlein vorhin mitleidig wissen. "Ich habe nämlich Radleraugen."

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