Dienstag, 13. November 2007
Dinner for one

Abergläubisch bin ich ja nicht. Aber das bereits erwähnte Detail, dass am Morgen meines gestrigen Geburtstages ein Schornsteinfeger vor der Tür stand (ich sage nur: Immissionsschutz-Messung!), gab mir doch irgendwie ein gutes Gefühl für den Tag. Ich betone das deswegen, weil ich in jüngeren Jahren anlässlich meines Wiegenfestes auch durchaus schon mal Trübsal geblasen hatte und nur mit Mühe in der Lage war, den Telefonhörer abzuheben, um irgendwelche frohgelaunten und gut gemeinten Glückwünsche entgegenzunehmen.

Dieses Jahr, das spürte ich gestern früh beim Aufwachen instinktiv, würde mir das nicht passieren. Von nichts und niemandem wollte ich mir die gute Laune zum schnapszahligen Existenzjubiläum nehmen lassen. Aber man soll den reich beschenkten Tag ja nicht vor dem Abendessen loben. Zu ebendiesem Zwecke hatten wir uns in das italienische Restaurant hier am Platze begeben. Und als wir den reservierten Tisch in Augenschein nahmen, fiel meiner Frau schon mal die Kinnlade runter. Den eigens von ihr gelieferten Blumenschmuck hatte das Personal lieblos in einen Flaschenkühler geknallt und nicht mal die Schutzfolie samt Preisschild entfernt. Um das Maß vollzumachen, kippte die Bedienung die zwei Gläser Prosecco, mit denen wir anstoßen wollten, beim ersten Servierversuch über den Tisch. Aber gottlob lag da ja eine Plastiktischdecke (!) drauf, das Malheur wegzuwischen war dann fast gar kein Problem.

Ich war - auch eingedenk des Schornsteinfegers - nach wie vor wild entschlossen, mir davon die Stimmung nicht vermiesen zu lassen und es auch ohne Donnerwetter hinzunehmen, dass Töchterlein sich im Lokal aufführte wie der letzte Suppenkasper. Aber meine Frau grämte es doch sehr, dass sie zu meinem Ehrentag kein besseres Arrangement getroffen hatte. Das ganze Abendessen über war sie wie in einer Art Schockstarre gefangen, guckte immer wieder auf die Blumen, schüttelte fassungslos den Kopf und stocherte dann ohne rechten Appetit in den Bandnudeln herum.

Tja. Ich versuchte vergeblich, sie aufzumuntern und ihr klar zu machen, dass sowas einen alten Seemann doch nicht erschüttern könne. Worauf sie entgegnete: "Du hast gut reden, Du kannst sowas ja schließlich bloggen." Was natürlich nicht von der Hand zu weisen war. Aber wie auch immer: Der Abend im Lokal war nicht mehr so richtig zu retten. Nachdem meine Frau den schnöseligen Kellner beim Bezahlen einmal ordentlich längs und quer gefaltet hatte, ging es ihr aber schon wieder besser. Und als die Kleine dann schlummerte, fanden wir Mittel und Wege, den Tag doch noch ganz angenehm und entspannt ausklingen lassen. Skål!

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Montag, 12. November 2007
Passt schon

Ach ja, und dann klingelte tatsächlich noch der Schornsteinfeger...

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Mittwoch, 7. November 2007
Betankt, bedankt!
Dass Geiz nicht wirklich geil ist, dämmerte mir bereits in jungen Jahren. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie sich ein Bekannter meiner Eltern (nennen wir ihn hier mal Herrn Niemetz) an der nachmittäglichen Kaffeetafel damit brüstete, an der Tankstelle den Sprit für sein hochglanzgewienertes Mercedes-280er-Coupé immer zu einem ungeraden Betrag wie 50 Mark und 1 Pfennig zu zapfen. An der Kasse krame er dann angestrengt, aber erfolglos im Portemonnaie nach einem Pfennigstück, und in neun von zehn Fällen sei der Tankwart zu bequem, den Pfennig einzutreiben und sage dann, "ach, lassense stecken."

Im ersten Moment dachte ich, hey, ganz schön clever. Aber dann bemerkte ich den ganz kurzen, aber vielsagenden Blick, den meine Eltern nach den Einlassungen des Herrn Niemetz austauschten. Und dieser Blick machte mir schlagartig klar: Junge, wenn Du mal ein eigenes Auto zu betanken hast, dann wirst Du diese kleinliche und schäbige Pfennignummer niemals nicht machen, verstanden?

Tatsächlich entwicklelte ich Jahre später geradezu artistisch-feinmotorische Fähigkeiten und fast traumwandlerische Sicherheit, an jeder Zapfsäule auf Null zu tanken. Mit der Euro-Umstellung wurde es sogar noch ein bisschen einfacher. Denn seitdem springen die Zahlen vor und hinter dem Währungskomma nicht mehr ganz so rasend schnell um wie zu D-Mark-Zeiten (auch ein viel zu wenig gewürdigter Vorzug der europäischen Einheitswährung).

Aber was soll ich sagen: Heute hatte ich wirklich sehr klamme Finger, und so grinste mich vorhin nach beendetem Tankvorgang das Zapfsäulen-Display schief und schadenfroh an: 30,01 €. An einem anderen (lies: gemütlicheren) Tag hätte ich es vielleicht sportlich gesehen und Anlauf genommen, um auf 31,00 Euro zu erhöhen. Aber da ich vorher meine Einkäufe im Supermarkt bar bezahlt hatte, wußte ich, da schlummern noch ein paar kleine Rote auf dem Grund des Geldbeutels. Und so legte ich an der Kasse lächelnd 30,01 aufs Schälchen, sagte noch "nein, kein Payback" und wand mich schon um zum Gehen. Da rief mich die Kassierein zurück: "Halt - das ist ihr Glückspfennig" - und drückte mir mit einem bezaubernden Lächeln das Ein-Cent-Stück in die Hand. Ach ja: Den naheliegenden Hinweis, dass es sich bei dieser Scheidemünze hier mitnichten um ein Pfennigstück handle, habe ich mir dann auch geschenkt. Man wills ja nicht überstrapazieren, das kleine Glück.

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