Mittwoch, 13. Juli 2016
And I ride and I ride...
Heute morgen, als ich gerade mit der Brötchentüte vom Bäcker zurückkam, sprach mich der ca. 14jährige Sohn des Nachbarn an, er sei soeben zweieinhalb Kilometer Fahrrad gefahren. Nun war es offensichtlich, dass er dafür von mir irgendeine Art von Zuspruch erwartete, und ich bemühte mich, nicht allzu herablassend zu klingen, als ich sagte, "Sehr gut junger Mann, so fängt man an". Ich verkniff mir dabei den Hinweis, dass ich in dem Alter pro Tag knapp 40 km runterkurbelte, aber dass ich gestern zum Pommes essen nach Venlo geradelt bin, den Punkt musste ich dann doch machen.



Und das, wo ich meine gute Form der Frühjahrs-Eroica nicht in den trüben Sommer hinüberretten konnte. Aber ca. 100 Kilometer nach Venlo und zurück gehen eigentlich immer, zumal es da keine allzu großen Anstiege zu bewältigen gibt. Die Süchtelner Höhen sind genau richtig dimensioniert, um der Landschaft ein gewisses Maß an Abwechslung zu geben, ohne dass man sich zu sehr verausgaben müsste. Und das Grenzgebiet rund um die Krickenbecker Seen und die Venloer Heide ist mir sehr ans Herz gewachsen. In den Hügeln rund um Hinsbeck kommt stets sowas wie Urlaubsfeeling auf, da lümmeln die Kühe im Gras, und auf den kleinen Sträßlein durch die Felder rund um Burg Bocholt kann man schon mal völlig das Gefühl dafür verlieren, wo man gerade ist, wenn Landmarken wie der romanische Doppelkirchturm von Nettetal-Lobberich und der neugotische Spitzturm von Dornbusch nicht mehr im Blickfeld sind und sich die Sonne hinter Wolken versteckt (was sie in dieser Gegend fast immer tut, wenn ich da unterwegs bin).



Kollege Crispinus schrieb dieser Tage, so richtig vertraut werde ein Rad einem erst ab 200 Kilometer Streckenlänge. Für mich, der ich nicht so ein Langstrecken-Spezialist bin, liegt diese Marke eher bei 100, und die habe ich mit dem Chesini jetzt schon dreimal geknackt. Zu meiner großen Überraschung fährt sich Signore Chesini trotz größerer Überhöhung auf der langen Strecke etwas ermüdungsärmer als Monsieur Mercier, bei dem mir auf dieser Strecke zuletzt ein paar Mal die Hände eingeschlafen waren. Kurioserweise kann ich aber mit dem Franzosen dauerhaft größere Gänge treten als mit dem Italiener, den ich mehr auf dem kleinen Blatt und mit etwas höheren Trittfrequenzen fahre. Zum Teil hängt das sicher mit einer etwas anders verlaufenden Kettenlinie zusammen, aber wahrscheinlich spielt auch ein unterschiedlicher Sitzwinkel in Relation zur Tretlagerachse mit hinein. Beim Klettern macht das allerdings wenig Unterschied, da bietet der Franzose neuerdings mit dem 30er-Ritzel einen geringfügig komfortableren kleinsten Gang, beim Chesini ist derzeit bei 28 Ende Gelände.

Aber die Laufradsätze sind mit ihren 8fach-Kassetten ja jederzeit austauschbar, und so bin ich noch unentschlossen, welches der beiden Räder ich nehmen werde, wenn es Anfang September mit meinen Brüdern nach Badisch-Sibirien gehen soll.

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