Donnerstag, 5. November 2015
Musik wird störend oft empfunden


Die Zeit rast, und aus unerfindlichen Gründen wird mir das immer besonders bewusst, wenn ich Töchterlein zum Bratschenunterricht und anschließender Orchesterprobe fahre. Dann denke ich "ach Gott, schon wieder Donnerstag, da ist die Woche ja so gut wie rum". Ja, im Grunde ist auch das Jahr schon so gut wie rum, die Fernsehsender schickten dieser Tage bereits die Ankündigungen der Jahresrückblick-Sendungen an die Medienredaktionen. Wenn ich dann allerdings beim Kind-Abholen von der Musikschule zu früh dran bin, dehnt sich die Zeit auf einmal in einem Ausmaß, das selbst Albert Einstein verblüfft hätte. Buddhistischen Mönchen soll es mit Hilfe von Blasinstrumenten gelungen sein, Gegenstände schweben zu lassen und die Schwerkraft aufzuheben, und übenden Kindern im Miniorchester und Teilnehmern des Einzelunterrichts in der Musikschule gelingt es scheinbar, die Zeit für die wartenden Elternteile geradezu gigantisch auszudehnen. Ich kann mir dieses faszinierende Phänomen nur damit erklären, dass all die falsch und unsauber gespielten Noten, die sich bei geöffneten Fenstern zu einer unglaublichen Kakophonie zusammenaddieren, das Raum-Zeit-Kontinuum unmittelbar rund um das Gebäude verändern.

Es gibt aber wie ich inzwischen herausgefunden habe einen Trick, wie man sich vor dieser akustisch erzeugten Zeitdehnung schützen kann: Man wartet einfach nicht direkt vor oder im Gebäude, sondern im Auto auf dem Parkplatz - am besten mit eingeschaltetem Autoradio. Dann vergeht die Zeit ganz normal.

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