Mittwoch, 21. Januar 2009
Tierisches, allzu tierisches
Das Lazarettschiff "MS Markisa 793" liegt sinnbildlich gesprochen mal wieder vor Madagaskar. Und nahezu alle Kabinen sind belegt, so dass ich überlegen muss, ob ich einzelne Patienten im Maschinen- oder Frachtraum zwischenlagere. Es leiden ja nicht nur die Besatzung und die Passagiere, auch der betagte Bordhund hat nahezu volle Pflegestufe erreicht: Dreimal pro Tag muss ich das Tier die Treppen runter vor die Tür tragen, wo Hundilein dann zitternd und desorientiert rumsteht und nicht weiß, was es da soll. Wenns dumm läuft und mir das Rumstehen da draußen bei Wind und Wetter nach einer Viertelstunde zu blöd wird, kackt mir die Töle beim Hochtragen ins Körbchen und schifft anschließend oben in der Wohnung aufs Parkett. Da kann ich mir, wenn ich eh dauernd hinterherwischen muss, die Schlepperei eigentlich auch gleich sparen.

Aber um es mal ganz ehrlich und unverblümt zu sagen: Mir ist natürlich klar, dass das liebe Vieh einfach nur altersdement und verpeilt ist. Doch manchmal - ja, protestieren Sie, beschimpfen Sie mich als abscheulichen Unhold, schreiben Sie geharnischte Protestbriefe - rutscht mir dann doch mal der Fuß aus, wenn ich das zweite oder dritte Mal am Tag wischen muss. Und ich frage mich: Woher nehmen eigentlich Katzenbesitzer diese unendliche Duldsamkeit gegenüber sämtlichen Marotten von ihren Viechern? Ich komme ja, wenn ich abends um den Blog gehe, immer wieder aus dem Wundern und Staunen nicht heraus, wenn ich Blogbeiträge in der Art lese:

Letzte Nacht hat sich Minky im Flur erbrochen. Ich bin im Dunkeln auf dem Weg zum Klo in der Katzenkotze ausgerutscht und im Fallen mit dem Hinterkopf gegen das Sideboard im Flur geknallt. Daraufhin ist die Blumenvase umgekippt und ins Katzenkörbchen gefallen, woraufhin sich die arme Minky ganz fürchterlich erschrocken hat. Das hat mir so leid getan, wie sie da gemaunzt hat, ich werde ihr heute abend extra viel Petersilie auf das Sheba-Futter drauftun. (...)

Das Beispiel mag fiktiv und leicht überzeichnet sein, aber in der Tendenz trifft es schon zu, dass man Katzen anscheinend alles verzeiht, oder? Vielleicht wurzelt dieses Verhalten im alten Ägypten, wo man der Katzengöttin Bastet huldigte. Noch heute heißt es ja, Hunde hätten Herrchen, Katzen hätten Personal.

Ich weiß es nicht, was den Unterschied ausmacht. Und da meine Frau gegen Katzenhaare allergisch ist, werde ich der Frage wohl auch nicht emprisch auf den Grund gehen. Ich denke mal, der nächste Vierbeiner, der irgendwann mal zur Familie gehören könnte, dürfte eher ein Kleinnager sein, bei dem es ausreicht, regemäßig den Käfig sauberzumachen. Und so eine Ratte an Bord, der kann man Käserinden, Speckschwarten und Kartoffelschalen füttern. Und wenn sie von Bord geht, dann weiß man, jetzt ist es wohl Zeit, die Rettungsboote zu Wasser zu lassen.
Und rüberzurudern nach Madagaskar.

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