Freitag, 29. Juni 2007
Nederlandse Sprakmarottjes
Mein Vater hasste Rudi Carrell. Wann immer der niederländische Entertainer im deutschen Fernsehen auftrat (also damals, lange bevor es die Privaten gab), ereiferte sich mein Vater darüber, dass das Erste Deutsche Fernsehen "diesem Käsekopf, der nicht mal richtig Deutsch kann", Millionengagen aus Gebührengeldern überweise. Und trotzdem wäre sich dieses undankbare Subjekt wohl zu fein, endlich mal einen Sprachkurs zu belegen, um sich das niederländisch gefärbte Nuscheln abzugewöhnen.

Zu seinem Leidwesen musste sich mein Vater (ein gebürtiger Ukrainer) dann, als wir etwas älter und mutiger wurden, von uns auch noch vorhalten lassen, dass er selber ja auch kein ordentliches Deutsch könne. Und überdies äußerten wir die Vermutung, dass der umtriebige Herr Carrell vielleicht gerade deswegen so viel Geld verdiene, weil er so putzig spreche. Und das fänden die Menschen in diesem unserem Lande wohl irgendwie nett. So wie beispielsweise Frau Antje, eine sympathische Blondine in Holzschuhen und traditionellem GTrachtenlook, die in den Siebzigern für holländischen Käse warb.

Gestehe ichs offen: Ich habe manchmal bei Harry Wijnvoord ("Der Preis ist heiß") oder Sendungen mit Linda de Mol nur reingezappt, um mich an dem lustigen Akzent zu delektieren. Und eine frühere Freundin von mir brachte mich regelmäßig zu Lachkrämpfen, wenn sie mir nach dem Kauf eines neuen Haushaltgerätes den niederländischen Part der Gebruiksanwijzing vorlas.

Von daher rechne ich schon damit, dass es einigermaßen lustig wird, wenn wir in ein paar Wochen nach Holland (jaa, liebe Klug-Kackjes, ich habe Euren Einwand, das Nachbarland hieße Niederlande und nicht Holland, wohl antizipiert: Unser Reiseziel liegt in der Provinz Noord-Holland, klar?) fahren. Und es fängt schon gut an: Gestern vormittag zog ich eine Briefsendung von der Van Straaten Bungalowverhuur aus dem Briefkasten. Ich muss mich wirklich zusammenreißen, dass ich da nicht anrufe und sage: "Guten Tag, hier ist Herr Mark aus Deutschland, ich hätte da noch eine Nachfrage zu Ihrem verhurten Bungalow..."

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Dann solltest Du auf jeden Fall noch einen Umweg über Belgien fahren. Im flämischen Teil hängen (hingen in jedem Fall noch im März) Schilder aus, die darauf hinweisen, doch die Kordel nicht zu vergessen - den genauen Wortlaut bekomme ich leider nicht mehr hin, aber es ging wohl um die Gurtpflicht - zumindest fand ich die Assoziation, sich statt mit einem Gurt, mit einer Kordel aus dem Baumarkt am Sitz festzuschnüren, auch sehr putzig.

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Ich sach nur: bromfiets. poffertjes.
Da werde ich regelmäßig zum albernen Kind!

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Poffertjes
sind wohl was Essbares, aber nach bromfiets müsste ich erst mal googeln. Lustig klingt aber beides.

@Erik: Von weiter südlich aus wärs gar nicht so ein Umweg nach Flandern. Aber da wir hier ja schon nördlicher als Maastricht liegen, werden wir Belgien eher mal im Rahmen einer anderen Tour erkunden. Zu meiner Erschütterung musste ich neulich irgendwo lesen, dass die Autobahnen dort gar nicht mehr beleuchtet sind in der Nacht. Wozu man beim Autofahren eine Kordel braucht, erschließt sich mir aber nicht so recht. Und wenn wir schon dabei sind: Die rotumrandeten Geschwindigkeitsbegrenzungen in Frankreich in Verbindung mit dem "Rappel"-Schild sind ja auch legendär und immer wieder eine Quelle der Erheiterung.

Notiz an mich: nachgucken, ob flämisch und niederländisch das Gleiche ist. Die Frage tauchte neulich auf im Zusammenhang mit einem bemerkenswerten Videomitschnitt aus der Du-Röhre, in dem der Moderator peinlicherweise einen Lachkrampf kriegte, als er das Opfer einer unfreiwilligen Kastration im Studio hatte. Mangels Senderlogo war man sich nicht einig, ob das aus dem niederländischen oder aus dem belgischen Fernsehen stammte...

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Poffertjes sind kleine Pfannekuchen (wohl am ehesten mit "Püfferchen" zu übersetzen) - wer Süßes mag, sollte sie direkt warm aus der Spezialpfanne genießen mit Puderzucker obendrauf.
Bromfiets ist ein Brumm-Fiets (=Fahrrad), also ein Moped, Brumm-Brummmmmmmm.
*räusper*
Jetzt aber wieder zum Ernst des Tages.

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An Puffer
hatte ich auch spontan denken müssen. Aber auf Mofa/Moped wäre ich nicht gekommen, auch wenn ich Fiets=Fahrrad vermutlich schon mal gehört habe.

Mal sehen, was dieser Urlaub noch an lustigen Wörtern zutage fördert. Kroatien war voriges Jahr in lexikalischer Hinsicht nicht soo ergiebić. ;-)

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Meine Prinzessin und ich haben uns mal einen Tag lang über einen Flyer amüsiert, in dem unter anderem von Snorkeling-Mogelijkheiden die Rede war.

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Gut zu wissen,
dass ich nicht der einzige bin, den sowas amüsiert. Ich könnte nicht mal genau erklären, was den spezifischen Kick dabei ausmacht. Es muss wohl damit zu tun haben, dass Niederländisch noch relativ nah dran ist am Deutschen. Schwyzerdütsch wird ja auch als eher possierlich wahrgenommen, wohingegen entferntere Sprachen wie Norwegisch oder gar Finnisch einfach nicht dieses Belustigungspotenzial haben.

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Finnisch finde ich auf einer anderen Ebene lustig: Die vielen Äs, Us und Ys sind schon putzig, auch wenn man nix versteht: kierrätettävää, määrä, Yhteiskuntavastuu, Ympäristö, kysytyt kysymykset - das hat fast was surreales. (Alle Wörter auf der finnischen Seite eines Handyherstellers ausgeliehen).

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Sie haben recht,
Finnisch ist schon sehr skurril in seiner Fremdartigkeit. Dieses Faktum hatte Max Goldt ja mal trefflich ausgeweidet. Ich hätte vielleicht eher Baskisch nennen sollen. Aber dann kommt vielleicht noch jemand, der sich damit auskennt und mir beweist, dass Baskisch auch völlig lustig ist - und nur unsere auf die ETA fixierte Wahrnehmung verhindert, dass wir das Belustigungspotenzial dieser innereuropäischen Exotensprache erkennen. ;-)

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Da in Ihrer Gegend kann man ja fast hinspucken (was aber unfein wäre, vor allem als Moffe). Früher machten wir uns schon auf der Fahrt einen Spaß mit Sprachübungen wie "Chollandischen Chekse" essen. Ich hatte ja (noch vor Einführung des Privatfernsehens) das Glück, das cholländisje Fernsehen empfangen zu können. Von diesen Erfahrungen ist aber nur dieses choden avond all de keekers in de näderlaands geblieben. Schade eigentlich.

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Da sehnse mal.
Mir ist von der einstigen Nähe zum Elsass auch nur der eine Satz in Erinnerung geblieben: Jean, schass emol de Giggel ausm Jardin, der frisst jo des ganze Legüm! Im Kabel hatte ich später auch Elsässisches Regionalprogramm auf France 2 oder 3, aber da wurde leider nur Hochfranzösisch gesprochen, kein Elsässisch.

Wie nah die Niederlande hier sind, dämmerte mir erst neulich, als ich mal genauer auf die Karte guckte. Nach Roermond ist es kaum weiter als nach Bonn. Hatte ja bei Frau Lu schon ab und an von Exkursionen ins Nachbarland gelesen - und dennoch die irrige Vorstellung beibehalten, das wär voll die Weltreise. Aber dagegen sprechen ja auch allein schon die ganzen Niederländer, die man hier auf Weihnachts- und Trödelmärkten antrifft.

Bin auch mal gespannt, wie der Empfang so ist. Das Stichwort "Moffen" haben Sie ja schon genannt - und ich kann auf unqualifizierte Äußerungen bezüglich meiner Nationalität auch ausgesprochen moffig muffig reagieren, auch wenn ich kein vor Nationalstolz oder DFB-Fandom berstender Zeitgenosse bin. Aber eigentlich denke ich eher nicht, dass das ein Thema sein wird.

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<blockqute>Jean, schass emol de Giggel ausm Jardin, der frisst jo des ganze Legüm! Das hört sich auch richtig niedlich an, so mit den französischen Einsprengseln wie 'Jean' oder 'Jardin'
Aber was ist Legüm?

Dabei fällt mir auch der Däne ein, mit dem ich mich in Barcelona unterhalten hatte. Eigentlich war er ja kein Däne, sondern stammte aus Rüdesheim (also sogar noch hier die Ecke), hat aber schon vor Jahrzehnten 'rübergemacht'. Der meinte auch, dänisch zu sprechen wäre gar nicht so schwer - man müsse sich nur eine Kartoffel in den Mund stecken.
...muß ich extra erwähnen, daß sich sein Deutsch denn auch anhörte, als habe er vergessen, die Kartoffel wieder rauszunehmen?

PS: Wenn ich das mit dem Wallonisch richtig in Erinnerung habe, ist das recht nah verwandt mit dem Niederländischen, aber schon ne eigene Sprache.

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legüm = Gemüse

Es geht aber auch anderen Völkern so mit unserer Sprache, als ich in Frankreich weilte, ergötzte man sich außerordentlich an meinem Deutsch. Gerne suchten sie nach Worten, die vermeintlich Deutsch klingen und so narrten sie mich mit der Frage "Was ist das?" und antworteten "petit fenetre". Es stellte sich heraus das "vasistas" eine Bezeichnung für ein kleines Fenster im Fenster ist... und wegen des Gleichklanges zum Deutschen als lustig empfunden wurde.
Auch die Araber finden Deutsch sehr lustig und haben es zur "Halskrankheit" erklärt (wie sich die Bilder gleichen;)

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Ach, das
hat es also auf sich mit diesem Was-ist-das. Ansonsten hat natürlich neben dem zweiten Weltkrieg auch Hollywood stark dazu beigetragen, den zweifelhaften Ruhm der deutschen Sprache zu mehren: "Achtung, Achtung" oder "stell Dich da an die Wand", das versteht man rund um den Globus.

Tatsächlich ist es aber so, dass das, was sich die Engländer und Amerikaner so unter typischem Deutsch vorstellen, in unseren Ohren eher dänisch klingt. Und da kann ich Erik beipflichten, dass dänisch soo weit weg nicht ist. Ich hab auf einem Filmfestival mal einen Film im dänischen O-Ton gesehen, und im großen und ganzen konnte ich der Sache folgen ohne ständig auf die Untertitel (die noch dazu auf Englisch waren) zu achten.

Zum Thema Halskrankheit wäre noch anzufügen, dass die Franzosen ähnlich auch über Belgisch lästern: Mit einem ordentlichen Schnupfen könne jeder Franzose ordentliches Belgisch sprechen...

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Verhuur!
Schwedisch ist noch besser: Sätze beginnen schon mal mit "Hur fick...." und ständig gibts Schilder auf denen "morgonficka" steht.

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Leider hat Ikea
das Etagenbett "Gutvik" mittlerweile aus dem Sortiment genommen. Der Katalog ist aber immer noch für ein paar Jokes gut. Leider weiß ich über den Rest der Sprache eher wenig. Was hat es denn mit diesem "morgonficka" auf sich?

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Ich glaub, das war zu einer Zeit, in der recht viel über Kindermißbrauch bekannt wurde, und deshalb wurde das Bett so schnell umbenannt.

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Kann gut sein,
es war ja tatsächlich ein Kinderbett. Vielleicht hat es aber auch schon ausgereicht, dass Harald Schmidt sich in seiner Show darüber lustig machte.

Zu Ihrem Kommentar mit dem "anbellen": Da hätte ich auch so meine liebe Not, ernst zu bleiben und nicht mit "wuff, wuff" zu antworten. ;-)

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@mark: Ich glaub, das hat irgendwas mit Frühstück zu tun...

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Schwedisch
fika = Brotzeit, Jause, Kaffeepause
ficka = Tasche
fick = bekam
Vermutlich war morgonfika = Frühstückspause gemeint?

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noch mehr Schwedisch
eine "fika" besteht, jedenfalls vom kulinarischen Aspekt gesehen, häufig aus einem Stück Hefegebäck und einen Becher Kaffee

und vik = Bucht

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Muß jetzt nicht auch das schwedische Taschen­telefon erwähnt werden? Leider kann ich keinen einzigen schwe­dischen Satz bilden. Einzig ungefähr behalten habe ich von meiner letzten Reise "Silvia fick en flicka" oder so ähnlich auf allen Plakat­wänden. Roya­listen werden jetzt sofort wissen, wie lange das schon her ist.

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Schwedisches Taschentelefon?
Da fiele mir jetzt nur Ericsson ein. Lars Ericsson, war das nicht der mit den Wildgänsen? Ach nee, das was Holgerson, aber die Kurve zur Frühstückspause oder gar der geborenen Frau Sommerlath kriege ich beim besten Willen nicht. Aber es ist ja auch noch früh am Tag.

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@sv:
Ich frage mich gerade zweierlei:

- hat ihr Nick "sv" im weitesten Sinne mit "Sverige" zu tun?

- Und (nicht beantworten, wenns zu indiskret ist) kann es sein, dass wir uns kennen?

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Hehe, ich steh auch auf der eingefärbte Deutsch von denen. Hab paar Kunden, die teilweise echte Holländer, oder Belgier mit holländischer Muttersprache sind und jedes Mal, wenn sie davon sprechen jemanden anzubellen (bellen = anrufen), muß ich mich sehr zusammen reißen um weiterarbeiten zu können. Hinterher glucks ich dann halt noch ein wenig vor mich her. Stell mir das recht bildlich vor.

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noch viermal schlafen ..
dann gehts ab in den Süden :)

ich weiß noch nicht ob ich den PC tatsächlich vermissen werde :)))

Schönen Urlaub ;)
Und gut auf die Lütte aufpassen !!

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Euch auch eine gute Zeit!
Ich hoffe ja inständig, dass ich die Entscheidung, nordwärts zu fahren, nicht bereue. Obwohl: Bei miesem Wetter an der Nordsee hätte ich wenigstens eine gute Ausrede, mich ins Internet-Café zu verziehen. Obwohl: So ein paar blog- und computerfreie Tage sind sicher nicht verkehrt. Schaumermal...

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HA.
Ich habe beschloßen ,
wenn ich keine Kippen mitnehme ,
verzichten die Gören auf MP3 + DS.
Wir packen Malefiz . Kniffel und Phase 10 mit ein.
Im Urlaub zählt für uns vier :
No Strom.Also auch kein Fernsehn.
Und ich freu mich schon darauf.
Sonne Meer und Rotwein werden unser treuer Begleiter sein.*g*

Es gibt ja auch noch Indoorspielplätze , falls das Wetter mies ist.
Die leisten gute Dienste , wenn die Gören noch nicht alt genug sind um sie durch Museen zu schleifen :)

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Stromloser Urlaub klingt gut.
In Sachen Unterhaltungselektronik würde ich das auch durchhalten. Aber Kaffee jeden Morgen nach Westernart überm Lagerfeuer, ich fürchte, da kriegen wir Stress mit dem Bungalowverhuur. Canasta-Karten und Würfelbecher/Ergebnislisten für Kniffel haben wir mit Sicherheit auch im Gepäck.

Ansonsten denke ich, Indoor-Spielplätze sind eher was für Eltern - oder zumindest Papis wie mich. Die Kleine stört sich eigentlich nicht an Sauwetter. ;-)

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Ich wünsche Ihnen beiden einen tollen Urlaub, klingt ja bis jetzt sehr toll : )

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