Samstag, 30. September 2006
Samstag in der Stadt
"Nur mal kurz gucken", sagte meine Frau noch, als sie mich sanft in Richtung Rolltreppe schob. Und da ich, wenn ich samstags in die Stadt gehe, ohnehin schon mit dem Leben abgeschlossen habe, protestierte ich nicht. Und bugsierte den Buggy vorsichtig in die Stufenkaskade, die uns direkt ins Land des Grauens emporhob: in die Kinderklamottenabteilung von H & M. Auf nüchternen Magen bekommt ein normaler Mensch, äh, ein Mann, unweigerlich einen Zuckerschock, so süß rüscht es da in Rosa, Hellblau und den Modefarben der Saison von allen Kleiderständerchen und Regalböden.

Dazwischen wuseln Laras, Hanna-Leas und Torben-Hendriks samt ihren Erzeugern, deren Spaßbilanz bei dieser Veranstaltung offensichtlich ziemlich unterschiedlich ausfällt: Während die verzückten Mamis gar nicht genug davon bekommen, ein Teilchen nach dem anderen von der Stange zu holen oder aus dem Wühlkorb zu fischen, trippeln die Herren der Schöpfung eher teilnahmslos bis leicht verkrampft von einem Bein aufs andere. Da braucht es nicht viel, um sich gegenseitig solidarischen Zuspruch zu spenden: ein von der Gattin unbemerktes Augenrollen, und schon guckt der Leidensgenosse etwas freundlicher aus der Wäsche.

Meine Frau, ganz in ihrem Element ("Schatz, schau mal, all die süßen Sächelchen!"), hielt aber Wort und guckte tatsächlich nur kurz. Wahrscheinlich, weil ihr meine blasser gewordene Gesichtsfarbe nicht entgangen war. Auf den sichtlich genervten Ehegatten vor uns an der Kasse schien seine Frau eher wenig Rücksicht genommen zu haben. Mühsam um Fassung ringend sah er mit zusammengepressten Lippen zu, wie die Kassiererin ein Teil nach dem anderen aus einem riesigen Kinderklamotten-Berg hervorzog, den Scanner piepen ließ und all die winzigen Höschen, Pulloverchen und Jäckchen einer Kollegin weiterreichte, die damit Plastiktüte um Plastiktüte füllte. Nach der vierten Tüte und dem Blick auf die deutlich dreistellige Kaufsumme sah er plötzlich um Jahre gealtert aus. Ich aber freute mich auf den anschließenden Besuch im Baumarkt.

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Ein Sessel vor den Umkleidekabinen für Frauen gehört zu meinen besten Erinnerungen an Kaufhäuser.

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Ich stell meinen Hocker auch immer für meine Begleitung raus ; )

@mark
Baumarkt? Find ich gar nicht schlimm - ich glaub männliche Begleiter gehen lieber zu nem Schweden (Textil oder Möbel) mit mir, als sich einen Baumarkt anzutun *lol*

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Glück gehabt mit der Frau. Wenn sie jetzt noch Secondhand kaufen würde...

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Tut sie ja auch.
Und: Auf die einschlägigen Kinderflohmärkte hat sie mich erst gar nicht genötigt. Und das sind nur ein paar der vielen guten Gründe, warum ich mich zu dieser Frau beglückwünschen kann.

@sid und lunally: Bei einem Ikea-Besuch lockt zumindest die Aussicht auf eine große Portion Köttbullar. Und demnächst die Möglichkeit, die Kleine auch mal im Småland zwischenparken zu können. ;-)

@wuerg: In der Kinderklamottenabteilung wäre das echt eine bahnbrechende Verbesserung, Sitzgelegenheiten für Papis anzubieten. Einige der Herren heute hatten echt Schwierigkeiten, sich dort auf den Beinen zu halten und lümmelten lustlos am Geländer der Rolltreppe oder irgendwelchen Pfeilern. Das funktioniert aber nur, wenn mann nicht auch noch den Nachwuchs zu bespaßen hat.

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"Die kleine Mark793 möchte bitte aus dem Småland abgeholt werden... Die kleine Mark793..."

Hehe.

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Hehe, genau!
Früher hab ich mich ja immer gefragt: Was sind das für verpeilte Vollpfosten, die ihren Nachwuchs da versauern lassen? Wahrscheinlich sind es Menschen wie Du und ich. Menschen, die einfach mal wieder eine Stunde sie selbst sein wollten...

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Ich nehme an, wenn Du bald öfters bei der Fastfood- Bude mit dem goldenen M. vorbeischaust hat das den gleichen Grund?

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Zumindest bei den Autobahnraststätten
und Autohöfen ist es tatsächlich ein Positiv-Kriterium, dass das große M und die königliche Konkurrenz ziemlich geniale Bespaßungsinseln haben. Auch der Zustand der Wickelräumlichkeiten dort bot bisher wenig Anlass zur Kritik. Was ich von sonstigen Raststätten so nicht sagen kann.

So weit, in den Fastfood-Franchiselokalen auch Kindergeburtstag zu feiern, würden wir aber nicht gehen...

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Das wollte ich jetzt auch nicht unterstellen.

Wobei, ein etwas größeres 'Kind' von ehemaligem Arbeitskollegen hat das an seinem eigenen soundsovieldreißigsten wirklich getan - und ein entsprechendes T- Shirt dann im Anschluß stolz getragen...

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Ich kenn da ein paar Kinder, die kommen nur wegen des Kinderturneckchens zum schwedischen Möbler mit. Das kann schön schief gehen, wenn das Ding wegen Überfüllung geschlossen ist und die Horde dann mit durch den Laden muss. Und es sind nicht wir, die dann meckern...

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Fast noch schöner als IKEA, nicht wahr? Hehe.

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Sowas erwischt die Frauen aber auch erst durch die Schwangerschaftshorme (und verschwindet dann nicht wieder mit ihnen), oder?
Mir gehen ja solche Anwandlungen ja vollkommen ab und rosa sowieso. Das erste Geschenk an meine Nichte war dann auch bewusst ein gelber Strampler, mit Ente drauf - wurde dann aber wohl nie getragen, halt nicht rosa-rüschig ... dafür haben Bobby-Car und Laufrad voll eingeschlagen ;-)

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Auf das Bobby-Car
und die Lastautos für den Sandkasten fährt unsere Kleine schon ganz gut ab, wenn sie irgendwo nen Bagger in Aktion sieht, ist sie hin und weg. Sie hat auch nicht nur rosa Klamotten. Aber letztlich isses eh wurscht. Da sie noch keine Riesenmähne hat, kannste sie in rosa Tutu-Röckchen stecken und Schleife ums Haupt binden, irgend jemand wird mit Sicherheit fragen, "oh, wie alt issser denn?"

Meine Frau hat sich vorher auch nicht sonderlich viel um Baby- und Kinderklamotten geschert. Und ihr Nestbautrieb hat auch nochmal ne deutliche Steigerung erfahren...

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Da freu ich mich ja, dass ich einen Bub habe. Das ewige Schweinchenrosa würd mich in den Schreikrampf treiben...

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hm, ich habe schon Männer erlebt, die plötzlich in Abteilungen für Kleinkindersachen einen verklärten Gesichtsausdruck bekamen und ein "wenn ich ein Mädchen hätte, würde ich das, das, das...." kaufen. Und du stehst staunend daneben und meinst nur: Du hast keine Kinder.

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Echt?
"Es gibt viel zwischen Plus und Minus", pflegte mein Mathelehrer zu sagen. Aber zumindest kann ich nachvollziehen, dass es mehr Laune macht, ein Mädchen einzukleiden.

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Mein Göttergatte schaute ein wenig konsterniert
aus der Wäsche, als ich ihm Samstag ein Bündel rosa-weiß gemusterter Haarbänder in die Hand drücke und mit den Worten: "Ich guck mal kurz für mich!" verschwand. Da stand er. Trug das noch zu bezahlende Hemd (dunkelblau, denn schwarz war aus, ja nee, is klar) und die rosa Bänder mit Fassung und wartete.

Anschließend waren wir schottisch essen :-))

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In Schwarz hamses nicht da?
Tja, schade, dann vielleicht andermal wieder... ;-)

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Neee,
da isser flexibel. Dunkelblau geht auch. Wahrscheinlich ganz im Gegensatz zu Ihnen...;-)

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Wenn Sie sich da mal nicht vertun.
Dunkelgrau geht bei mir natürlich auch. Hemd und T-Shirt dürfen sogar weiß sein manchmal. Über Dunkelblau würde ich aber erst dann nachdenken, wenn schwarz, dunkelgrau und weiß nicht verfügbar sind. Und wenn es keine dringende Lücke stopft, könnte es auch gut sein, dass ich dunkelblau nicht nehme.

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