Samstag, 2. April 2016
Im Kreise der Familie


Das war der Moment der Trauerfeier, wo es mich fast zerrissen hat: als mademoiselle793 meiner Mutter ihren letzten Wunsch erfüllte und ihr zum Abschied die "Ode an die Freude" spielte. Töchterlein war so tapfer, und meine Frau und ich barsten fast vor Stolz. Weil ich ja wusste, dass es hart werden würde, hatte ich der Kleinen im Vorfeld noch den Tipp gegeben, wenn sie beim Auftritt das Gefühl hätte, es ginge gar nicht vor lauter Traurigkeit, dann solle sie im Geiste einfach an diese Version denken und es durchziehen. Und was soll ich sagen, mit diesem kleinen Kniff hat sie diesen schwersten Auftritt ihrer noch jungen Musikerkarriere bravourös gemeistert. Vielleicht hätte ich meinen eigenen Rat auch selber befolgen sollen, dann wäre dieser Moment vielleicht nicht ganz so schwer gewesen, aber welcher Wegweiser läuft denn schon selber in die Richtung, in die er zeigt? Wie auch immer, jedenfalls war es eine würdige Feier, der Trauerredner hat die richtigen Worte gefunden, so dass keiner von uns die Notwendigkeit verspürte, da noch etwas graderücken zu müssen. Falls meine Mutter also von irgendwo da oben zugeguckt hat, dann dürfte sie zufrieden gewesen sein.

Ansonsten nutze ich noch die Gelegenheit, einen absoluten crazy fun fact zu meiner Mutter nachzureichen: Ich weiß nicht genau, wie es zuging, aber wenn es stimmt (wovon ich ausgehen muss), dann haben sich meine Mutter und die Mutter von Frau Novemberregen noch kennengelernt - und zwar wahrscheinlich ohne zu wissen, dass wir uns übers Internet kennengelernt haben und unsere Töchter sich auch schon paarmal gegenseitig besucht haben. Dem Vernehmen nach wäre Oma N. mit meiner Mutter in einem Park in Ludwigshafen ins Gespräch gekommen, und das passt ja zumindest zum letzten Wohnsitz meiner Mutter, eine Namensverwechslung können wir um Grunde auch ausschließen. Wobei mir nicht so klar ist, welche Verbindung die Mutter von Frau N. nach Ludwigshafen hat, aber das lässt sich sicher noch rekonstruieren.

Zu blöd, dass ich meine Mutter jetzt nicht mehr anrufen kann, um ihr diese abgefahrere Geschichte zu erzählen.

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Zum letzten Absatz:
Es vergeht keine Woche, in der ich nicht denke:"Oh, jetzt muß ich gleich mal Mama anrufen und das und das erzählen bzw. erfragen".

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*seufz*

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Wie schön das bei Ihnen aussah!! Ein gelungener Abschied.

Und wie schnell madmoiselle793 groß geworden ist - fühlt sich wie vor 5 Tagen an, als sie bei Ihnen auf die Tatstur geklopft hat.
Ein tapferes Mädchen, das so durchzuziehen.

Ich hab versucht, mich nicht vom Gewippe des Priester ablenken zu lassen (beim Heilig war aber willkommen). Sagt sich so leicht.
Wird auf meine Liste der "wie es dann (nicht) sein soll" hinzugefügt. Es gab natürlich das obligatorische Handygeräusch. Irgendwie auch tröstlich.

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Es gab natürlich das obligatorische Handygeräusch. Irgendwie auch tröstlich.

Ich verstehe, was Sie meinen. Eigentlich hatte ich mich innerlich auch schon drauf eingestellt, dass das bei uns bestimmt zu hören sein würde, aber es ist auch nicht so, dass ich es vermisst hätte, als es ausblieb.

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Das schaut mir ganz nach einer schönen und würdigen Abschiedsfeier aus. Und die Zukunft steht auch schon bereit. (Wie groß die geworden ist. Hat die nicht neulich noch im Hermetischen Café mit Elfenfiguren gespielt?)

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Ja, mir kommt es auch vor, als wäre das vorletzte Woche gewesen. Manchmal muss ich mir auch wieder vergegenwärtigen, dass ich Töchterlein nicht mehr vom Kindergarten abholen muss. ;-)

Meine Mutter hatte ja verfügt, wie sie es gerne hätte mit der Trauerfeier, wobei ich nicht ganz genau weiß, bis in welche Detailtiefe das schon geregelt war. Jedenfalls waren alle der Meinung, dass es gut gepasst hat - bis hin zu dem netten Zufall, dass die Kerzenhalterkonstruktion so stilisierte Ginko-Blätter hatte, und meine Mutter trug in den letzten Jahren gerne eine Brosche in Form eines goldenen Ginko-Blatts.

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Ich sags Ihnen wies ist......
Meine Eltern in den 70ern. Superaktiv. Reisen ohne Ende, aber ich weiß: Time will come.

Und ich kriege grade echt zuviel, wenn ich mir ständig anhöhre, wie denn was geregelt sein mag.

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Klar verursacht das Krämpfe, sich das anzuhören, ging mir/uns genauso. Aber letztlich ist man dann um jedes Detail froh, über das man sich nicht mehr den Kopf zerbrechen muss.

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Wahrscheinlich tröstet Sie das nicht - ich möchte Ihnen aber dennoch versichern, dass Sie alles richtig machen. Und wenn Ihre Mutter das jetzt vielleicht nicht mehr sehen kann, dann sieht das doch das Stück von ihr, das in Ihnen und in mademoiselle weiterlebt. Behüten Sie`s gut!
(Und Ihr Text kommt, wenn Sie nichts dagegen haben, in meine Privatsammlung schöner blogger.de-Texte.)

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Doch, ein ganz kleines bißchen tröstet es schon, umso mehr als ich mich grad mit jemandem ausgetauscht habe, dessen Geschichte von familiärem Zwist so ziemlich alles toppt, was ich so im eigenen Blickfeld habe.

Und wenn mein Text Ihnen was gegeben hat, dann freut mich das natürlich auch. Ich selber war mir nicht so sicher, den richtigen Ton fürs Thema gefunden zu haben...

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