Samstag, 29. März 2014
Ein Radler, alkoholfrei


Eigentlich könnte ich jetzt auch die letzten verbliebenen Leser vergraulen mit neuen Schilderungen davon, welche wievielprozentigen Idiotenhügel ich mich heute mit welcher Übersetzung hinaufgequält habe. Aber nachdem die heutige Runde ohnehin mehr Ausflugscharakter hatte, nehme ich Sie jetzt mal mit über die Wupper - in den Kommentaren...

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Bevor die Wupper (die nach Gottes unerforschlichem Ratschluss im Oberlauf zuerst "Wipper" heißt) bei Leichlingen das Flachland erreicht, schlängelt sie sich kreuz und quer durchs Bergische, das hier auch ein bisschen bergig ist. Die Sträßlein und Wege an den Ufern sind nicht unbedingt geeignet, um mit dem Rennrad Tempo zu machen, das ist hier mehr so Ausflugsradlerrevier.





Das einstmals vielgerühmte Ausflugslokal "Haus Fähr" existiert schon seit einigen Jahren nicht mehr. Am anderen Ufer erfreut sich Haus Rüden großer Beliebtheit bei motorisierten und unmotorisierten Zweiradpiloten und Wanderern, ich hatte aber mit Blick auf das noch vor mir liegende Pensum noch kein Bedürfnis, einzukehren. Stattdessen - man ahnt es bereits - gab es ein paar Anstiege hochzukurbeln, was ich jetzt aber wie gesagt nicht episch ausdiskutieren möchte (ja, der 20-Prozenter von Fähr nach Grünscheid war natürlich im Programm).



Was mich für diese Gegend außer der Landschaft so einnimmt, sind die vielen Fachwerkhäuser, manche mit Schieferverkleidung, manche ohne. Die traditionell grünen Fensterläden sind nicht flächendeckend vorhanden, aber zumindest wieder im Kommen, wie es scheint. Und das ist für mein Auge, das unter der niederrheinisch-norddeutschen Backstein-Monotonie in rotbraun immer so leidet, doch eine echte Wohltat.

Ach ja, mit gerade mal 10 Prozent war der Schlussanstieg zu meinem eigentlichen Ziel mehr oder weniger eine Kinderportion. Oder sollte ich sagen: Seniorenteller? Unglaublich, wie viele ältere Leute hier heute hochgeradelt sind, locker und leicht federnd in den orthopädischen Sattelstützen. Und natürlich mit Unterstützung leistungsstarker Elektromotoren. Nein, dazu sage ich jetzt nichts Lästerliches, es frustriert mich auch nicht, dass die da schneller hochfahren mit nur einem Bruchteil der Anstrenung, die unsereins aufbringt, und nein, ich ergötze mich nicht an hämischen Phantasien, wie die Akkus von E-Bikes abkacken und die plötzlich stromlosen Fahrer, ach, was red ich, soll doch jeder wie er lustig ist...



Die Ortskundigen unter den Lesern werden es bereits erkannt haben: Schloss Burg an der Wupper.







Also abgesehen vielleicht von offen käuflichem Sex gibt es da oben kaum etwas, das es nicht gibt. Kitsch, Ramsch und Verpflegung jeglicher Art. Hungrig muss von da oben keiner wieder runtersteigen oder -strampeln. Da ist die Bergische Kaffeetafel vor, die Waffelbraterei, das traditionell rheinische Lokal, die Pommesbude mit der längsten Sitzbanklehne der Welt (22 Meter aus einem einzelnen Stamm, aber nicht dokumentiert, weil die Kamera zickte) undundund.



Nicht völlig reizlos ist auch der steile Fußweg von der Burg hinunter zum Ortsteil Unterburg, den ich mir heute allerdings ebenso geschenkt habe wie die Fahrt mit der Seilbahn. Auf dem Rückweg durch die Stadt der Oberleitungsbusse hat sich dann auch noch die Müngstener Brücke per Hinweisschild empfohlen. Da aber keine Entfernungsangabe dabeistand, verwarf ich den Gedanken wieder, diesen Umweg noch zu machen. Mit dem Auto waren wir da vor ein paar Jahren mal ganz schön lange und planlos rumgegurkt. Wie ich aber vorhin auf Google Maps guckte, sah es eigentlich ganz einfach aus, und ein großer Umweg wäre es nicht gewesen. Naja, sei's drum, es war auch so schon eine Runde, die es in sich hatte.

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Shitburger, Bbrrrrrrrr!

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Wie meinen?
NACHTRAG: Ach, eben fällt der Groschen, Sie meinen das Kaltgetränk (bin noch nicht richtig wach, die Zeitumstellung...). Ja, das schmeckte in der eklig, das muss auch ich als Nichtbiertrinker einräumen. Neige indes dazu, es weniger auf die Marke an sich zu schieben als auf den mangelnden Ethanolgehalt.

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Zur Ehrenrettung alkoholfreier Biere fühle ich mich bemüßigt, zu erwähnen, dass es in Österreich durchaus solche gibt, die nicht nur geschmacklich überzeugen, sondern im Geschmack auch von alkoholhaltigen Radlern für mich kaum unterscheidbar sind. Letztere werden hierzulande wahrlich in einer Mannigfaltigkeit angeboten, die ihresgleichen sucht. Aus dem Umstand, dass Sie auf ein Bitburger zurückgreifen (müssen?), schließe ich einfach mal, dass die Auswahl bei Ihnen in Deutschland nicht allzu so groß sein kann. Die Alternativhypothese wäre, dass Sie zu Masochismus neigen, wofür die von Ihnen eingangs geschilderten Versuche der Selbstgeißelung durchaus als Indiz gelten können.

Nichts für ungut und einen schönen Sonntag!

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In einem Getränkefachmarkt wäre womöglich etwas mehr Auswahl gewesen, aber der Supermarkt um die Ecke ist in der Tat nicht sonderlich gut sortiert in dieser Kategorie. Wobei ich auch nicht dazu neige, mich durch Dutzende Sorten durchzutrinken in der Hoffnung, dass die eine dann doch noch heraussticht (zumal ich wie schon mehrfach erwähnt ohnehin mehr der Bierbanause bin).

Sagen wir es so: Als kleines Opfer für die vorösterliche Bußzeit war der Trunk angemessen. ;-)

Ihnen auch einen schönen Sonntag!

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@phom.
In der Tat gibt es ausgezeichnete alkoholfreie Biere.
Ich selbst trinke auch recht gerne eine bayerische Marke.

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Nächstes Ausflugsziel: Wieder Richtung Wuppertal, dort auf die Nordbahntrasse (Steigung exakt wie der Bitburger-Drive-Allohohl-Anteil) und dann Einkehr im Mirker Bahnhof (liegt direktemang an der Strecke, bei Bahnhöfen an ehemaligen, und jetzt asphaltierten Eisenbahnstrecken durchaus üblich). Dort ganz geschmeidig mit dem lockren Daumen aber mal sowas von Ploppp!!! machen, dass es im ganzen Tal der Wupper widerhallt. Dann Flensburger trinken, ohne Alkohol natürlich. Alkohol ist was für … ach, ihr wisst was ich meine :-)

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@goetzeclan: Ah, das sieht ja auch nett aus, aber so ganz nullprozentig muss es (steigungstechnisch) ja gar nicht sein. Ich trainiere ja nicht zuletzt dafür, dass ichs mal bis zu Euch hoch schaffe, ohne bei Ankunft zu riechen wie ein Iltis. ;-)

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Schöne Bilder, schöne Tour, schön zu lesen!

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Bei alkoholfreien Bieren geht nur "Weizen".

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@rocky raccoon: In erster Linie gng es mir um Radler und weniger um Bier an sich. Meine wenigen Versuche, entsprechende Weizenbier-Mischgetränke zu konsumieren, machten schon im ethanolhaltigen Sortiment nicht zwingend Lust auf mehr, von daher drängte es sich nicht so sehr auf, es mal mit alkoholfrei zu probieren.

@cut: Hat auch Laune gemacht. Wobei ich ehrlicherweise dazusagen muss, dass ich die ellenlange Anfahrt mit dem Darkmobil verkürzt habe, um mehr Zeit zu haben, da zu fahren, wo es schön (und hügelig) ist. Und da oben rund um Witzhelden herum gilt wie hier unten am Rhein auch: You'll never ride alone:

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@m793
Das Weißbier-Limo Gemisch ist allerdings kein Radler sondern ein Russ'

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Sieht hübsch aus auf den Fotos.

Beim Radler ist es doch eigentlich egal, welches Bier man reinkippt? Und ob es Alkohol hat oder nicht. Mit genug Limo drin schmeckt man vom Bier ja eher weniger. Und wenn ich daran denke, dass die Leute sich Bananen- und Kirschsaft ins Weizen kippen...

Ich selbst bin kein Freund von alkoholfreien Bieren. Die Gärung wird unterbrochen, sie haben weniger Aromastoffe. Den Unterschied schmeckt man auf jeden Fall. Ich trinke dann lieber etwas anderes, statt auf Bier zu beharren.

(Am Wochenende bin ich mit einem diplomierten Braumeister Rad gefahren, der könnte darüber was erzählen...)

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War halt mal neugierig darauf, ob und wie sowas schmeckt. Bin geneigt zu sagen, dass Alkohol schon einen Unterschied im Geschmack macht, irgendwie fehlt da sonst was, und damit meine ich nicht die leichte Dröhnung.

Aus Bier an sich mache ich mir ja wenig bis nicht viel, aber bei ethanolhaltigen Mischgetränken lasse ich mich manchmal zum Testkauf verführen. Die Grapefruit-Variante von Veltins kommt meinem Ideal schon recht nahe (aber das mit den sieben Wochen ohne ziehe ich natürlich durch bis Ostern).

Was die Gegend angeht: Das ist wirklich ausnehmend hübsch, auch mit den ganzen Wassermühlen und Schleifkotten an der Wupper mit ihren diversen Nebenläufen. Eigentlich nur schade, dass ich vorher nicht daran gedacht hatte, den Laufradsatz mit den Profilreifen zu nehmen, damit wäre es etwas komfortabler gewesen auf den rauhen Straßenbelägen, und ich hätte dann auch ein paar schöne unbefestigte Wege fahren können, die ich den Weißwand-Slicks nicht zugemutet hätte.

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@don ferrando:
Und wieder was gelernt. Danke für die Info!

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Ostern im WW
Es gibt zwei sehr wohlschmeckende Direktsteigungen aus dem GELBACHTAL:

Ettersdorf- Stalhlhofen
Kirchähr - Gackenbach

Der Rest ist leicht. Besonders schön:

Dies - Gackenbach
Dies - Horbach

UNd:
Weinähr - xxx
da gibts nur einen Hang, Südlage, phänomenale Aussicht.

CS

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Ah, danke für die Tipps! Ich bin voriges Jahr einmal von Montabaur sozusagen von oben gekommen, dann aber wegen kalter Füße nicht bis an die Lahn runter gefahren, sondern bei Dies abgebogen Richtung Hübingen oder Gackenbach. Und paar Tage später dann in entgegengesetzter Richtung von Lahntal aus über Weinähr. Aber dann auch nicht ganz durch, sondern kurz vor Isselbach irgendwo links nach Welschneudorf durchgeschlagen. Es war ja so knackekalt, dass es wenig Laune machte, länger als anderthalb Stunden am Stück unterwegs zu sein. Hoffe, dass mir diesmal bei wärmeren Temperaturen der Heuschnupfen nicht zu sehr in die Quere kommt. Als Flachlandtiroler, der sonst nur im Niederbergischen rund ums Neandertal paar Höhenmeter sammelt, brauche ich bei den langen Anstiegen da oben wirklich alle meine Puste.

Aber Kälte und Schneeregen hin oder her - es war schön, das Gelbachtal nach 40 Jahren wieder gesehen zu haben. Wir waren mit meinen Eltern mal im Feriendorf Hübingen, als ich zehn war, und mir hats da sehr gut gefallen im Buchfinkenland.

P.S. Sie können Ihren Benutzernamen, mit dem Sie hier kommentiert haben, im Benutzerprofil auch mit Ihrer Blog-URL verknüpfen, das erleichtert Gegenbesuche. Ich hab Ihre Adresse zwar jetzt auf dem Schirm, aber falls einer der anderen Besucher hier mal gucken möchte, wer sich da im Westerwald so auskennt, ist es immer nett, wenn man einem Link folgen kann (so wie ich es beim Kreuzbuben drüben dank Ihrer Namensverlinkung auch gehalten habe).

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