Donnerstag, 21. November 2013
Vom Papa zum Beicht-Vater
Auf dem Weg zum Auto gestand mir Töchterlein vorhin, ihr sei heute beim Early English etwas totaaal peinliches passiert. Da wird man natürlich neugierig, und ich sagte, "Na, erzähl schon." Darauf sie: "Erst im Auto, ich will nicht, dass es jemand auf der Straße hört." Okaaaay. Latsch, latsch, aufschließ, hinsetz, anschnall, anlass, losfahr - "Ja, und?" Und sie so: "Aber nur, wenn Du das nicht bloggst!" Großes Ehrenwort! Und weil ich dieses Versprechen nicht brechen werde, hat dieser Beitrag jetzt keine Pointe.

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War es denn tatsächlich eine so peinliche Sache oder hat nur sie das so empfunden?

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Schon ein bisschen peinlich, aber eigentlich ziemlich harmlos. Wahrscheinlich nichts, an das sich irgendeiner in der Runde zuhause beim Abendessen noch erinnert haben dürfte. Aber wie Ihre Frage ganz richtig impliziert, im Empfinden der Kleinen wog das unmittelbar danach ziemlich schwer.

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Early English?
sic transit gloria mundi !

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Hihi, ich wusste, dass dieses Stichwort triggert. ;-)

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Seien Sie froh, dass Ihre Tochter Ihnen peinliche Sachen noch mitteilt.

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Ja, stimmt, aber weiß mans, ob sie die _richtig_ peinlichen Geschichten nicht doch für sich behält?

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Solange Sie sie noch zu Veranstaltungen hin fahren dürfen, ist alles OK (hatte late english)
Unangenehm wird es, wenn sie ihren Vater als peinlich empfindet :-)

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Da mache ich mir nichts vor: Der Tag wird kommen. Und vielleicht geben dafür dann grade die Eigenschaften den Ausschlag, die sie heute so an mir schätzt ("Papa, Du bist immer so lustig!"). ;-)

Ich hatte ihr gestern noch dargelegt, wie ich die Episode es doch bloggen könnte, ohne dass es für sie richtig peinlich wird, und das Konzept hat sie überzeugt.

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... kann man denn gar keine Andeutung machen?

Kryptisch für ... äh ... molestum eludere

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Ich hatte genaue Anweisungen, wie ich mich in der Schule zu verhalten hatte, seitdem weiß ich, was ihm peinlich ist.

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Ein so klares Briefing steht hier noch aus - woraus ich schließe, dass das Thema derzeit noch nicht so akut ist.

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Ich liebe genaue Anweisungen, dann weiß ich zumindest, was geht und was nicht geht :-)

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Ich hingegen habe nichts gegen einen gewissen Auslegungsspielraum. ;-)

@diktionaftis: Es war ein textiles Missgeschick, gab aber wahrscheinlich nicht viel bis gar nichts zu sehen für den Rest der Gruppe...

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das ich weiß, was geht und was nicht geht, heißt nicht, daß ich es auch umsetze ;-)

Es ist ja nett zu wissen, was ihm grad mega-peinlich ist und wenn es kompromißfähig ist, kann man dann zusehen, daß es nicht passiert.

Wobei ich die Anforderungen machbar fand und ihn von mir aus wahrscheinlich nicht mit "Knuddelbär" oder ähnlichem angesprochen hätte.

Außerdem gibt es drei Regeln fürs Regelnbrechen:
- Wissen, daß es ein Regelbruch ist
- Absicht
- und wenn du es tust, tue es gründlich und mit Stil.

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Als ich vor ein paar Jahren in Ingolstadt (sic!) eine Werksbesichtigung machte, hatte ich auch so ein textiles Mißgeschick und mußte mein neues Auto im Trenchcoat in Empfang nehmen!
Habe größtes Verständnis für die Sorgen der Mademoiselle793!

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Wenn es nicht zu indiskret ist: Hatte das Problem mit einem Reißverschluss in ziemlich zentraler Lage zu tun?

In meinen sittlich desorientierten Jugendjahren, als Jeans noch knalleng getragen werden mussten, rissen Reißverschlüsse gern mal aus. Epic fail, wie man heutzutage sagen würde. Auflösungserscheinungen des Beinkleids an der Gesäßpartie hingegen hat man irgendwie stoischer ertragen als einen kaputten Hosenstall.

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Im Schritt gerissen!
Nicht minder peinlich.

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"In meinen sittlich desorientierten Jugendjahren"

Sie traten unter erschwerten Bedingungen an, die Nachwehen dieser modischen Verwirrung durfte ich auch noch "genießen": während Mädchenhosen 80-Jahre-pluderig sein konnten (aber nicht mußten), hielt die Engstjeans unter der männlichen Dorfjugend bis in die Mitte der 1990er ihr Monopol. Dann kam Techno und es wurde auch nicht besser...
das Rattenschwänzchen oder den Versuch, mit VoKuHiLa Eindruch zu schinden, hielten sich auch bis weit nach 1990. Wer eigentlich Punk sein wollte, aber damit rechnen mußte, daß Oppa den Humor verliert wenn er so ankommt, trug dazu noch so eine Art Rattenschwänzlein ins Gesicht.

Ich denke nicht, daß Sie sittlich desorientiert waren, denn das setzte vorraus, daß es einen Orientierungspunkt gegeben hätte, den Sie wider besseren Wissen oder unter willentlicher Dummheit ignoriert hätten. Den gab es aber nicht.
"Fashion victim" vielleicht, oder auch der Fluch der Frühen Geburt...

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Mit "sittlich desorientiert" meinte ich am allerwenigsten meinen (seinerzeit in der Altersgruppe nicht nennenswert auffallenden) Kleidungsstil. Eher mein sonstiges Verhalten, das Eltern, Lehrern und dem Pfarrer Sorgenfalten auf die Stirn trieb. Schiefe Bahn, Knast und/oder unfotogener Tod auf der Bahnhofstoilette, dann ewiglich in der Hölle schmoren, das war so etwa die Sozialprognose.

Meine erste selbstgekaufte Wrangler-Jeans war noch eine mit Schlag, aber spätestens 1979 war Röhre angesagt. Das hielt aber nur rund fünf Jahre an, ohne Umweg über die Karotte ging es dann direkt in die dunkelgraue Bundfaltenhose (zusammen mit weißem Hemd für die Politikwissenschaft-Kommilitonen als Provokation fast so wirksam wie eine Hakenkreuzbinde...)

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Es hatte also nichts mit dem Early English zu tun.

Immer diese Finten der Schreiberlinge! ;-)

Werde beim Hl. Nepomuk ein gutes Wort einlegen für den Pater Garrulus!

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"(...)ging es dann direkt in die dunkelgraue Bundfaltenhose (zusammen mit weißem Hemd für die Politikwissenschaft-Kommilitonen als Provokation fast so wirksam wie eine Hakenkreuzbinde...)"

Manchmal ist es so einfach zu provozieren. Zu einfach, wo bleibt denn da die Herausforderung?
Wo schon dress skirt, hellblaue Bluse, Absätze und Nylons ohne Laufmasche einen Skandal auslösen können, da wirkt ein wenig Wimperntusche wahre Wunder ;-)
Ich habe seinerzeit Stundenplan und Outfit miteinander abgestimmt- was bei den Anglistinnen have to war (Perlenohrringe zB), ging bei den Historikern gar nicht, die Kulturanthro war glücklicherweise weniger heikel.
Die Wachsjacke (den allseits bekannten britischen Ausstatter tragen allerdings nur Poser, Juristen und BWL'ler) mußte an solchen Tagen in der Bibliothek bleiben, lieber im Regen über den Campus als unpassend gekleidet.

Von daher- Englisch hat seine Tücken. Ließ sich das Mißgeschick den beheben?

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Ja,
in sehr kurzer Zeit.

Ansonsten wäre mir das an der Uni nicht in den Sinn gekommen, das Outfit fachspezifisch zu variieren. Während mein Look bei den Anglistik-Mitstudis weniger aneckte als in den politischen Wissenschaften, waren es am Englischen Seminar dann eher die Dozenten in ihren ausgebeulten braunen Cordsakkos, denen ich des Yuppietums und Schlimmerem verdächtig schien. Perlen an Mädels gab es in HD zu meiner Zeit eher in Jura zu sehen und allenfalls noch in Romanistik. Anglistinnen fielen mir vor allem mit ihrer Unauffälligkeit auf.

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Die Anglistinnen liefen rum wie die Geschichts-Lehramtsstudentinnen.
Das brachte mir irgendwann die Frage ein, ob ich auf WiPäd gewechselt habe.


Romanistik war klar in der Hand der Göttinger Studi-Linken, mit Perlen wäre man da wahrscheinlich sehr, sehr einsam gewesen.
Die breiteste Streuung hatten die Kunsthistoriker, da ging alles vom BWL'er-Outfit bis zu barfuß mit Dreadlocks.

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Ich finde es ja phantastisch, dass schon die Kinder sacht an den Teegenuss herangeführt werden in Gestalt der Bemühungen dieser Early English Tea Company (tolle Firma übrigens).

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