Samstag, 17. September 2011
Kleiner Grenzverkehr
So, heute nochmal da angesetzt, wo ich schon paar Mal vorzeitig kehrt gemacht habe - auf dem Weg ins gelobte Land des Fietsens, in unseren sympathischen Nachbarzwergstaat, der von einem weiblichen Hape-Kerkeling-Double regiert wird. Durch Mönchengladbach hindurch hatte ich zwischenzeitlich nicht mehr so ganz den Plan, aber der stete Wind aus West wies mir die Richtung, wo ich hinstrampeln muss. Nachdem sich abzeichnete, dass Roermond wohl allenfalls über die Autobahn gut zu erreichen ist, beschloss ich jenseits von Brüggen eine Grenzüberquerung in Richtung Swalmen zu wagen. Die letzten 8-9 Kilometer führten auf einem elend schlechten Radweg entlang der L 373 durch einen schier endlosen Wald, aber irgendwann, als ich schon nicht mehr dran glaubte, kam tatsächlich das blaue Schild mit den zwölf Sternen und der Aufschrift "Niederlande". Gleich hinter der Grenze lockt ein Supermarkt mit dem Hinweis "Alle deutschen Kaffeesorten". Ob es wirklich alle waren, habe ich nicht überprüft, aber ich hatte durchaus den Eindruck, dass das Pfund Kaffee hier rund einen Euro weniger kostet als bei uns. Ich war aber nicht zum Kaffeekaufen hier (und auch nicht auf der Suche nach einem Coffie Shop), sondern der Plan war, irgendwo eine diese dubiosen frittierten Großkroketten zu essen ohne drüber nachzudenken, was drin ist. Allein, es lockte nirgendwo auf meiner Route ein vertrauenswürdiger Imbiss, und so trat ich dann ohne "Kroket" im Magen den Rückweg an. Wer weiß, was mir erspart blieb. Der Westwind war jetzt jedenfalls mein Freund, und so schnurrte die Kette hurtig auf den kleinen Ritzeln auf dem Rückweg durchs Zweistromland zwischen Maas und Rhein. Für den Hinweg über die Autobahn veranschlagt Google Maps etwa 55 Kilometer, ich schätze mal, mit dem Geeier über die Dörfer und durch Gladbach hindurch dürften es insgesamt ein paar mehr als 110 Kilometer gewesen sein. Und das in 4 Stunden und 15 Minuten. Das nächste Mal bringe ich vielleicht etwas mehr Zeit mit, um mich dort noch umzusehen - und vielleicht auch ein Pfund Kaffee zu kaufen. "Dank U wel" für Ihre Aufmerksamkeit!

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Nachtrag für die Leserschaft aus der Region:
Auf der Karte von Tante Gu sehe ich grade, dass man über Elmpt sehr wohl mit dem Rad über die Grenze nach Roermond kommt. Allerdings hat sich das bei Waldniel, wo ich vor der Frage "wie weiter" stand, so gar nicht abgezeichnet.

Tja. Dieser Tage berichtete rp-online, dass im Grenzgebiet rund um den Naturpark Meinweg ein junger Mann verschütt gegangen ist. Nachdem ich heute in dieser Ecke unterwegs war, kann ich nicht sagen, dass mich das groß wundern würde...

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Respekt
...bezüglich Strecke und Zeit
: nicht schlecht!

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@rocky raccoon:
Ja, bin ganz zufrieden - dabei wäre da noch Luft nach oben gewesen, wenn ich mit der rotgrauen Rakete gefahren wäre und die Strecke im Vorfeld etwas besser ausbaldowert hätte. Der Nase nach durch MG zu gurken war ein ziemlicher Krampf und hat auch elend aufgehalten.

Aber ich war mir vor dem Start ja gar nicht sicher, ob ich heute so weit überhaupt komme, der Wind war nicht ohne, zwischenzeitlich sah es auch nach Regen aus, und anfangs hatte ich noch schwere Beine von den Kilometern gestern und vorgestern. Das alles einbezogen, lief es sensationell, das war ja überhaupt erst das zweite Mal nach vielen, vielen Jahren, dass ich mal die 100-km-Marke knackte.

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Da war Ihre Ausfahrt auch ohne Krokette wesentlich erfolgreicher als meine heutige.
Nach dem ich mich gegen starken Südwestwind durch das Schneckental gekämpft hatte, sah ich mich am Talausgang mit einer Regenfront konfrontiert, die mich zur unverzüglichen Umkehr zwang.
Einen Kilometer vor dem rettenden heimischen Ofen habe ich mir noch nen Platten eingefangen (und das nach 4600 Km dieses Jahr ohne solche Kalamitäten), in Rekordzeit, während schon die ertsen zaghaften Tropfen fielen, den Schlauch getauscht. Und ich habe es wirklich noch halbwegs trocken heim geschafft. 25Km, immerhin besser als garnix.

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Solche , ähm, Interruptusse
kenn ich natürlich auch (und nicht immer blieb ich dabei trocken). Gerade auf dem Weg Richtung Niederlande hat mich der Regen schon etliche Male augebremst, so dass ich mich schon frug, ob es gegen den Willen der höheren Mächte verstößt, dass ich da mal rüberradle. Um so froher bin ich, dass es heute geklappt hat, auch wenn die Strecke noch nicht optimal ausgeguckt war.

Zwei Platten hatte ich vorige Woche übrigens auch zu beklagen (und das trotz nagelneuer Contis an Sir Walter). Aber diese Durano-Dinger kriegt mein Fahrradladen aus irgendwelchen Gründen nicht bei...

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Ich stelle fest, dass ich unterwegs auch zögerlicher mit der Nahrungsaufnahme werde. Gestern nach etwa 50 km habe ich erst an der vierten Bäckerei/Café eines Einkaufszentrum gehalten, weil die Buden vorher mich stark an den verdorbenen Nudelsalat neulich gemahnten.

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Wenn Nase und Bauchgefühl
"eher nein" signalisieren, dann halte ich mich da auch dran. Komischerweise hatte ich gestern auch keinen allzu ausgeprägten Hunger. Hatte spät (und üppig) gefrühstückt und kam unterwegs mit einem Schokoriegel aus. Vorigen Sonntag hing mir auf wesentlich kürzerem Ritt der Magen derart in den Kniekehlen, dass ich eine Extraschleife durch den McDrive fuhr (hatte kein Fahrradschloss dran, sonst wär ich vielleicht auch rein ins Schnellrestaurant).

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Beim Amerikaner halten wir, von Frankreich kommend und mit Hungerast, auch ab und zu an.
Mit dem Renner in den McDrive zu fahren, ist für Mausi und mich ein Running Gag, den einer von und beiden jedes mal bringt.
Wir sind aber auch zu zweit, da kann halt immer einer aufpassen.

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@jotwede:
So gern ich auch allein fahre - um das "zu zweit" beneide ich Sie schon ein bisschen. Ich guck ja in der Bucht manchmal nach passenden Damenrennern, aber das, was es notwendiger bräuchte, nämlich mehr Freizeitanteil, kann ich meiner Frau nicht so einfach kaufen. Vielleicht schaffen wir es in der vorgezogenen Altersteilzeit, ein Tandem anzuschaffen und auch damit zu fahren. ;-)

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Beachtlich, ich glaube, in solche Dimensionen stoße ich nicht mehr vor. Hier heute 20 Km, dafür aber auf Orginal-Hollandrad und eben gemütlich mal für eine Stunde um den Block ;-)

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Naja,
60-Kilometer-Touren haben Sie doch auch schon absolviert, wenn ich das richtig erinnere. Also ist zumindest die Distanz nicht so unerreichbar, wenngleich es mit Ihrer Holland-Hardware halt etwas länger dauern würde. Und den Trainingswert solcher Stunden-Runden würde ich nicht unterschätzen, ich kam in den letzten Wochen auch kaum zu mehr.

Ich kann nicht sagen, dass ich die letzten zwei Jahre permanent darauf gefiebert hätte, diesen Ritt tatsächlich mal zu machen. Als ich anfing, wieder etwas regelmäßiger zu fahren, schien das allenfalls eine theoretische Möglichkeit zu sein, dass man im Prinzip ja auch mal da rüber radeln könnte. Ich bin ja weniger der "ich muss da ums Verrecken hin"-Typ, sondern in aller Regel mehr so unterwegs nach dem Motto: mal gucken, wie weit ich heute komme...

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Man entwickelt sich, das stimmt. So knapp 50 km sind bei hübschem Wetter nicht mehr die große Herausforderung, und als Training (ich bewege ja auch über 20 Kilo Stahl) sicher nicht schlecht. Neulich erfuhr ich aber, daß der BR jedes Jahr eine Sechs-Tage-Tour veranstaltet, auf der man jeden Tag 80 bis 120 Km zurücklegt, abends dann Tanzprogramm hat, in einer Turnhalle übernachtet und dann wieder aufs Rad steigt. Die waren alle älter als ich, zum Teil deutlich. Seither weiß ich um meinen Konditionsrückstand ;-)

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Mich würden da weniger
die Radkilometer schrecken als vielmehr das Tanzprogramm und das Übernachten in Turnhallen. Aber ich weiß, was Sie meinen. Mein Schwiegervater hat bis vor kurzem noch Senioren-Triathlons absolviert und mir vor ein paar Jahren auf einem Mountainbike-Ritt durch die Heide ziemlich den Arsch abgefahren, wie man so sagt. Und hier sind auch recht fitte ältere Herren unterwegs (nicht nur im Hornissen-Verein).

Klingt vielleicht banal, aber ebenso entscheidend wie die Streckenlänge ist das Tempo, in der mans angeht. Bin im Frühjahr mal eine 60-Kilometer-Runde gefahren mit einem nicht übermäßig trainierten Bekannten auf dem MTB. Entsprechend gemächlich ließen wirs angehen, und da hatte ich anschließend noch nicht mal das Gefühl von irgendeiner Anstrengung, da musste ich mich auf den anschließenden 9-10 km zwischen seiner und meiner Haustür noch richtig auspowern. Will sagen: In entsprechend gemütlichem Tempo sollten dann auch 80-120 Tageskilometer eigentlich kein großes Ding sein - jedenfalls fürs die Beine. Mehr Sorge hätte ich da um meinen Hintern. Dessen Belastung reduziert sich ja nicht wesentlich bei geringerer Geschwindigkeit.

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Es ist kein schlechtes Zeichen, wenn man hinterher nicht das Gefühl hat, kaputt zu sein. Die Grundlagenausdauer trainiert man sehr gut bei 130er Puls. Und nachdem ich neulich mal so ein Messgerät ausgeliehen hatte, kann ich sagen: Man fährt (ich zumindest) meist etwas zu schnell. Es lohnt sich immer, die Alten zu betrachten, wie gleichmäßig die ihre Spur ziehen.

@kid37: Die Strecken schrecken weniger, wenn man die Pausen bedenkt. Vormittags zwei, drei Stunden fahren und nachmittags, da sind 100 km halb so wild. Ich habe ein paar Mal Urlaub auf dem Rad gemacht und wollte unterwegs aber auch was sehen, nicht nur strampeln. Man kann sich da sehr gut von Kaffeepause über Mittagessen und Kuchentafel hangeln und ohne dass man es merkt, steht eine beachtliche Zahl auf dem Tacho.

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So gesehen
wäre ich Samstag dann zu schnell unterwegs gewesen. Aber diese Tour habe ich für mich (zumindest ab jenseits von Mönchengladbach, als klar war, dass ich das jetzt tatsächlich wissen will) mehr so unter Wettkampf verbucht als unter Trainingsfahrt. ;-)

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Wettkampf ist immer Ausnahme. Und wenn man einfach mal so will, dann sowieso.

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In Normalfall
fehlt es mir schlicht an Ehrgeiz und Verbissenheit, um permanent mit Puls am Anschlag durch die Landschaft zu bolzen. Auch ohne Pulsuhr und Intervall-Vorgaben wechseln sich bei mir stärkere Belastungen immer auch mit gemächlicheren Phasen ab.

Wobei mich das Verhältnis von Weg und Zeit am Samstag schon etwas überrascht hat, als ich hinterher realisierte, dass es doch weiter war als das Popometer signalisiert hatte. Noch auf dem Rückweg hätte ich nicht drauf gewettet, dass es mehr als 100 Kilometer waren.

Vielleicht wäre es aber ja doch mal interessant, die gefühlte Beanspruchung mit ein paar empirischen Messdaten abzugleichen. Und was den Blick auf die Alten angeht - grundsätzlich ja, obschon ich sagen muss, dass mir das Kaffefahrt-Tempo der Hornissen neulich bisschen zu langsam war auf Dauer.

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Ja, es gibt sie scheinbar doch, die "guten Beine". Ich weiss auch nicht, wann man die hat und wodurch man sie bekommt, aber an manchen Tagen flutscht es und an anderen brauche ich 20 km, bis das Stechen im Knie verschwindet.

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Uaaaah,
20 Kilometer bis der Schmerz nachlässt? So eine Leidensfähigkeit möcht ich mal haben. Hier kommt in westlicher Richtung (in die ich meistens starte) nach knapp fünf Kilometern eine Brücke über Bahngleise und die Autobahn. Da habe ich dann schon drei, vier Kilometer gegen den Wind angekämpft ohne so richtig warmgestrampelt zu sein, und diese Brücke stellt ein ernstzunehmendes psychologisches und physiologisches Hindernis dar, vor dem ich eigentlich am liebsten kehrt machen würde. Und wenn ich mich dann doch drüberkämpfe (was bis auf zwei Mal dann doch immer der Fall war bisher), geht es auch irgendwie weiter.

@Stechen im Knie: Du hast nicht vielleicht die typische (und wie ich finde kontraproduktive) Rennradler-Angewohnheit, in ziemlich großen Gängen anzufahren und dabei viel Kraft auf die Pedale zu bringen?

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Ja, das Stechen im Knie ... klar ist das die Ursache: Immer, wenn ich anhaltend zu große Gänge fahre.

Manchmal reißt das unbemerkt wieder ein: Sitzen. Die Knie eng am Rahmen. Und dann kräääftig treten. Vor allem, wenn ich unbedingt an jemandem dran bleiben will. Obwohl ich ja weiß, dass das nicht gut ist.

Es kommt wohl auch ein gewisser Verschleiß im linken Knie hinzu. Aber solange es dabei bleibt, dass ich das Stechen mit vernünftigen Trittfrequenzen vermeiden kann, verzichte ich auf die endoskopische Glättung des einen oder anderen Knorpelschadens.

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Der Nutzen dieser Therapie
ist eh umstritten. Dass ich diese Kraftdrückerei nur in Ausnahmefällen betreibe, ist vielleicht auch weniger meiner Weisheit und Abgeklärtheit zu verdanken als vielmehr der Tatsache, dass da auch gar nicht so viel Kraft ist - und ich es daher auch recht schnell merke, wenn mir was nicht gut tut. Im Winter habe ich mich mal zu ambitioniert die Wendel der Flughafenbrücke hochgedrückt, das hats gleich ziemlich gezwackt im linken Knie, und ich musste die nächsten Kilometer ziemlich einseitig mit rechts strampeln. Das war Mahnung genug. Natürlich kenne ich die Anwandlungen auch, das Tempo anzuziehen, wenn fern am Horizont eine tiefgebückte Radlerrückseite auftaucht. Aber ich drehe dabei in aller Regel mehr am Frequenzregler als an der Kraftschraube.

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Beim letzten RTF war ich zu spät und bin erst 10 Minuten nach den anderen über die Startlinie gerollt. Da war ich zu ungeduldig, wenigstens an den ersten dann gesichteten Fahrer so etwa 2, 3 km vor mir heran zu fahren. Und von dem zum nächsten usw. Was war ich froh, mich dann hinter eine Gruppe hängen und locker die Pedalen kreisen lassen zu können.

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Sympathischer Nachbarzwergstaat...
...ich dachte schon: Da hat er sich aber mal was vorgenommen....
(spontan ging ich beim Erstlesen von Luxemburg aus)

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Die Flagge
von L ist ja (zur zeitweiligen Verwirrung des Töchterleins) die gleiche wie NL. Letzebuerg wäre aber nochmal eine deutlich größere Herausforderung, nicht nur von der Gesamtstrecke her, sondern auch mit der Eifel dazwischen samt ihren Höhenmetern. Da stellen sich auch Fragen nach Übernachtungsmöglichkeiten und Gepäck.

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