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Montag, 16. September 2013
Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen...
mark793, 16:34h
Dieser Tage stieß ich im FAZ-Feuilleton auf eine heiter-besinnliche Betrachtung zu der Frage "kann ich loslassen?" - aufgehängt am erlittenen Diebstahl eines in die Jahre gekommenen Rennrads. Das Rad war kein Erbstück, schreibt der Verfasser, er habe es vor Jahren für hundert Euro auf ebay ersteigert. Und weiter: Damals war ich Single, trug einen Vollbart und fand, ein gebrauchtes Rennrad passt zu mir. Erst später fiel mir auf, dass zu der Zeit fast alle alleinstehenden jungen Männer Vollbart trugen und auf gebrauchten Rennrädern durch Berlin fuhren. Da will man es immer anders machen als alle anderen, bis man merkt, man macht es doch nur wie alle anderen auch.
Das ist fein beobachtet, und abgesehen davon, dass ich nie einen richtigen Vollbart trug (und auch nie in Berlin wohnte) muss ich sagen: Ja, darin erkenne ich mich ein Stück weit wieder. Und die Frage "kann ich loslassen?" musste ich mir vor einigen Monaten ebenfalls stellen, als Sir Walter mit Steuerrohrbruch von mir ging. Jetzt kann ich es ja sagen: Zwischenzeitlich war bei Ebay exakt das fragliche Modell feilgeboten, mit den nicht so dollen Originalkomponenten (die ich bei meinem Exemplar mit einigem Aufwand durch bessere ersetzen ließ) und sogar mit allen aufdringlichen Aufklebern dran, die ich an meinem Rad in mühevoller Kleinarbeit abgeknibbelt hatte:

Aber ich habe dann doch darauf verzichtet, mitzubieten. Zum einen, weil die Lücke in meinem Fahrrad-Fuhrpark längst geschlossen ist (und das sozusagen doppelt). Und zum anderen, weil man so einen Abschied auch immer als Chance auf einen Neuanfang sehen muss. Das baugleiche Rad nochmal zu kaufen, das hätte was von Sex mit der Ex gehabt. Man muss auch loslassen können - umso mehr, wenn man stark auf die 50 zugeht.
Das ist fein beobachtet, und abgesehen davon, dass ich nie einen richtigen Vollbart trug (und auch nie in Berlin wohnte) muss ich sagen: Ja, darin erkenne ich mich ein Stück weit wieder. Und die Frage "kann ich loslassen?" musste ich mir vor einigen Monaten ebenfalls stellen, als Sir Walter mit Steuerrohrbruch von mir ging. Jetzt kann ich es ja sagen: Zwischenzeitlich war bei Ebay exakt das fragliche Modell feilgeboten, mit den nicht so dollen Originalkomponenten (die ich bei meinem Exemplar mit einigem Aufwand durch bessere ersetzen ließ) und sogar mit allen aufdringlichen Aufklebern dran, die ich an meinem Rad in mühevoller Kleinarbeit abgeknibbelt hatte:

Aber ich habe dann doch darauf verzichtet, mitzubieten. Zum einen, weil die Lücke in meinem Fahrrad-Fuhrpark längst geschlossen ist (und das sozusagen doppelt). Und zum anderen, weil man so einen Abschied auch immer als Chance auf einen Neuanfang sehen muss. Das baugleiche Rad nochmal zu kaufen, das hätte was von Sex mit der Ex gehabt. Man muss auch loslassen können - umso mehr, wenn man stark auf die 50 zugeht.
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Freitag, 13. September 2013
Last Exit Büttgen
mark793, 14:11h

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Dienstag, 10. September 2013
Reisenotizen aus einer speziellen Realität
mark793, 12:11h

Der Untertitel "Exploring Europe With Our Autistic Child" stapelt streng genommen etwas tief, denn eingebettet in die Urlaubsbeschreibungen gewährt Moni auch vielfältige Einblicke in den Alltag mit einem autistischen Kind, die selbst für den regelmäßigen Leser ihres Blogs nie langweilig oder redundant werden. Darüber hinaus nutzt Moni die Gelegenheit, viel von ihrem nachgerade enzyklopädischen Wissen über Autismus allgemein und über die gesellschaftliche Wahrnehmung dieses Phänomens weiterzugeben. Auch da kommt keine Langeweile auf, wenngleich die geballte Wissensvermittlung an ein paar Stellen im Buch den Erzählfluss etwas ins Stocken geraten lässt. Den allgemeineren Teil komplett in einen Anhang auszulagern, wäre dem Thema freilich auch nicht gerecht geworden, vielleicht wäre es die elegantere Lösung gewesen, ein paar der spezielleren Fachdebatten samt ihrer Historie nur anzureißen und in Fußnoten zu vertiefen.
Aber im Großen und Ganzen trägt das erzählerische Gerüst der Reiseberichte auch den allgemeineren Teil ganz gut. Und speziell gegen Ende läuft Moni nochmal zur Hochform auf, als sie den geradezu inflationären Gebrauch der Zuschreibung "autistisch" in den letzten Jahren aufgreift und darlegt, wie sehr diese doch recht spezielle Diagnose mit all ihren unterschiedlichen Ausprägungen und Symptomen zu einer Art Leitmetapher für unsere spätkapitalistische und digitalisierte Gesellschaft des 21. Jahrhunderts werden konnte. Diese Metapher sagt viel über uns und unsere gesellschaftlichen Ängste und Sorgen aus, aber so gut wie nichts darüber, wie Menschen wie Monis Sohn John ticken und die Welt erleben. Ich selbst habe noch vor ein paar Wochen bei einem Radausflug einen Mitfahrer damit aufgezogen, er fahre ziemlich autistisch vor sich hin. Das würde ich mir heute, nachdem ich "Tomorrow can wait" gelesen habe, wohl verkneifen.
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