Montag, 20. April 2009
There ain't no love but fourty - love
Mit Blick auf meine bevorzugte Kleidungsfarbe wird man es zwar kaum glauben. Aber ich habe früher tatsächlich dem weißen Sport gefrönt. Nicht im Verein mit den Anwaltssöhnchen und Zahnarzttöchtern, sondern als Hobbyspieler auf öffentlichen Plätzen, von denen es in meiner Heimatstadt schon vor dem vom "Leimener" und der "Brühlerin" ausgelösten Tennisboom einige gab. Ohne das schnöselhafte Getue, das Vereinsranglistengewichse und die Sportmodenschauen in den teuren Clubs machte es auf den städtischen Plätzen oder in privatwirtschaftlich betriebenen Hallen einfach Laune, die gelbe Filzkugel immer wieder übers Netz zu dreschen. Abzureagieren hatte man als Jugendlicher ja ohnehin so einiges.

Später dann hatte ich zusammen mit meinem Seniorpartner einen Hallenplatz im Nachbarort von Leimen gemietet für zwei Stunden pro Woche. Irgendwie war mir das eine Spur zu posh: Auf dem Platz neben uns spielte immer der Herr L. von MLP, auf dem Hartplatz ackerte Anke Huber, wenn sie nicht gerade auf der Tour war. Schon auf dem Parkplatz, auf dem oft der Ferrari von Andrej Medvedev und der dicke Benz von Ion Tiriac rumstand, fühlte ich mich mit meiner klapprigen Jette II immer ein wenig deplaziert. Aber der Spaß am Spiel überwog doch - zumindest bis zu dem Punkt, als sich die beruflichen und familiären Interessen von meinem Tennispartner und mir auseinander entwickelten.

Das ist jetzt etwa zehn Jahre her. Und in der Zwischenzeit hat es sich wenns hoch kommt zwei oder drei mal ergeben, dass ich den Schläger nochmal aus der Hülle genommen habe. Wie oft habe ich mir gedacht, eigentlich müsste man mal wieder, aber mangels Partner auf ähnlichem Hobbylevel blieb es immer ein frommer Wunsch. Nun war ich gestern mit dem Vater von Lisa (und unseren Töchtern) auf dem Spielplatz. Und als ich beim Hin- und Herkicken mit einem Gummiball plötzlich das kleine grüne Krokodil auf dem Polohemd von Lisas Papa gewahr wurde, konnte ich mir die Frage dann doch nicht verkneifen: "Sag mal, hast Du früher vielleicht mal Tennis gespielt?" - "Ja, aber nicht im Verein, nur hobbymäßig". Na bitte, wenn das kein Wink des Schicksals ist. Unser Entschluss steht fest, in den kommenden Wochen die Schläger mal wieder zu schwingen.

Könnte nur sein, dass sich die Suche nach einem öffentlichen Court ziemlich schwierig gestaltet. Etliche Tennishallen in der Umgebung sind in den letzten Jahren zu Kinderbespaßungszentren und Indoor-Spielplätzen umgebaut worden. Aber irgendwo werden wir sicher ein Plätzchen finden, und wenns ein gemieteter Court bei einem Tennisverein ist. Hauptsache, man kommt mal wieder richtig in Bewegung. fifteen - love!"

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Freitag, 17. April 2009
Unverhohlene Produktanpreisung
Wahrscheinlich wäre ein wahrer Weinkenner an dem Display im Edeka-Eingangsbereich achtlos vorbei gegangen. Aber mich als önologischen Nullchecker Laien hält ein mit dickem Edding handgeschriebener Flaschenpreis von 4,49 Euro ja nicht unbedingt vom Kauf eines Weines ab. Trockener grauer Burgunder aus Baden, Jahrgang 2008, kann man ja mal probieren. Aus der Gegend hatte der Vater meiner Ex uns nämlich früher so manche 6er-Kiste Grauburgunder mitgebracht. Und wenn dieser eingefleischte Schwabe den unbeliebten Badensern Geld für Wein auf den Tisch legt, dann muss es "scho was rechts sei", sprich, dann muss die Plörre auch was können.

Aber genug in der Vergangenheit geschwelgt - was kann er denn nun, der graue Burgunder aus der Weinkellerei Markgräflerland GmbH? Eine ganze Menge. Leider sehe ich mich mangels Fachvokabular außerstande, en detail auseinanderzuklamüsern, welche Nuancen dieses Tröpfchen vom Riechen am Glas bis nach dem Abgang entfaltet. Auf jeden Fall deutlich fruchtige und blumige Komponenten, es hat den Reben (anders als mir) im vorigen Jahr anscheinend auch nicht an Sonne gefehlt. Kurzum, dies ist ein Weißwein für die warmen Frühlingstage, die Spargelsaison oder auch einfach so.

Erwähnenswert finde ich an diesem Südbadener nicht zuletzt, dass auch meine Frau davon ziemlich begeistert ist. Bei unserem teilweise erheblich divergierenden Weingeschmack (sie kann die schweren Roten viel besser ab als ich, der ich mehr so zu trockenen weißen oder halbtrockenen Rosés und Weißherbst tendiere) ist diese frappierende Übereinstimmung im Urteil nicht selbstverständlich. Freilich ist es kein Öko- oder Biowein, von daher fehlt auf dem Etikett auch nicht der Hinweis "enthält Sulfite". Das bisschen Schwefel hat mich jetzt aber nicht abgehalten, gleich ein paar Flaschen nachzukaufen. Es sollen ja noch ein paar warme Tage/Abende kommen, zu denen dieser Wein passt. In diesem Sinne: Prösterchen!

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Mittwoch, 15. April 2009
Eine schrecklich nette Familie (2)
Und wieder zurück in der vertrauten Fremde, heimgekehrt aus einer ziemlich fremd gewordenen Heimat. Im Delta herrschte tagelang schönstes Wetter, das versöhnt mit vielem, aber nicht unbedingt mit dem ziemlich angespannten Binnenklima im Hause meiner Mutter. Gespielt wurde mal wieder das klassische Arschkarten-Maumau, und das Vorlegen von Siebenern hat meine Mutter auch mit über 80 noch ziemlich gut drauf.

Das Spiel geht so: Machen wir uns rar, wird es als Missachtung gewertet. Und kommen wir tatsächlich mal vorbei für mehr als einen Nachmittag, fallen wir zur Last. Natürlich hatten wir die Ansage "kommt doch mal wieder für ein paar Tage vorbei, damit ich auch was von meinem jüngsten Enkelkind habe" nicht als Buchungsbestätigung für das klassische Hotel-Mama-Paket verstanden. Aber obgleich wir uns mühten, möglichst wenig Umstände zu machen (wir bringen ja schon das eigene Bettzeug mit), wurde uns dann doch attestiert, wir wären sehr schwierige Gäste.

Es geht im Grunde ja völlig in Ordnung, wenn meine Mutter, die mit über 80 nicht mehr die jüngste ist und mit dem großen Haus viele Verpflichtungen an der Backe hat, kein opulentes und saisonal dekoriertes Osterfrühstück um halb zehn hinstellt, wenn sie selber schon um acht Uhr Kaffee getrunken hat. Wir hatten ohnehin erwogen, uns in der Stadt ein schönes Frühstücksbuffet zu suchen. Wenn das dann aber so hingedreht wird, wir seien ja nur zu faul, uns selber Frühstück zu machen, dann hört der Spaß wirklich auf. Schließlich kriegen wir diese Übung an mindestens 340 Tagen im Jahr mühelos selber hin.

Wenn ich mich bemühe, das Gute zu sehen in der Geschichte, dann ist das zweifellos die gereifte Erkenntnis, solche Veranstaltungen künftig weiträumig zu meiden. Auf die Eier gehen kann ich mir an Ostern auch alleine, wenn mir danach ist.

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