Donnerstag, 12. Februar 2009
Zwischenruf aus der Kinderkrankenstation
Papaaaaaaaaaa, die Lea hat die Sophia gehauen; Ich will jetzt nen Kakao; Die Rolf-Zuckowski-CD geht nicht; Papaaaaa, was gibt's heute zu essen? Was schreibst Du da - ist das ne Mail an Mama? Gehen wir heute zum Ohrenarzt? Weißt Du wahaaas, die Hexe Huckla fliegt nach England; Krieg ich jetzt endlich meinen Kakao? Meine Nase läuft, ich brauch ein Taschentuch; Papaaaaa, der Hund ist gegen die Küchentür gelaufen; Sankt Maaaaartin, Sahankt Maaaaaartinn, Sahankt Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind...

Argh. Ich kann so nicht arbeiten.

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Mittwoch, 11. Februar 2009
Blackout
Als vor ein paar Tagen die Mitteilung von der RWE im Briefkasten lag, man müsse Mittwoch wegen Reparaturarbeiten den Strom für einige Stunden abstellen, da ließ ich mir deswegen keine grauen Haare wachsen. Hatte ich vorige Woche doch auch schon eine mehrstündige Störung des Telefon- und Internet-Anschlusses gut überstanden. Allerdings hatte ich der Vorplanung für heute nicht die Eventualität berücksichtigt, dass die Kleine wegen Rumhustens, Naseschniefens und Ohren-Aua nicht in den Kindergarten gehen würde. Damit waren alle meine Ausweich-Aktivitäten (Internet-Café, Schaufensterbummel oder auf Foto-Safari gehen) hinfällig.

Und obwohl wir alles versucht hatten, um die Kleine schonend auf den Stromausfall vorzubereiten, gab es dann doch ein Riesenrabääääh, als heute morgen um halb neun wie angekündigt die Lichter in der Wohnung ausgingen und der CD-Player im Kinderzimmer verstummte. Zur Ablenkung spazierte ich mit ihr zur Baustelle an der nächsten Ecke, wo die Männer in den grellbunten Overalls unterhalb des Stromkastens rumbuddelten. Der Oberchecker im RWE-Overall erklärte ihr auch, dass bis Mittag der Strom wieder da sei.

Irgendwie machte sie an der Baustelle auch den Eindruck, es verstanden zu haben. Aber wieder zuhause kriegte sie es den ganzen Vormittag über so gar nicht verarbeitet, dass sie im Bad/Klo das Licht nicht anmachen kann beim Pinkeln gehen (immerhin kommt Tageslicht aus zwei kleinen Fenstern, man braucht also keine Taschenlampe oder Kerzenschein). Und dass die Hexe-Huckla-CDs nicht laufen, das war natürlich die Vollkatastrophe. Alles stromlose Spielzeug (und davon gibts eine Menge) war völlig uninteressant, selbst von ihrem Klapprechner, der mit Akkus problemlos laufen würde, wollte sie überhaupt nichts wissen; Malbücher, Puppenhaus, Puzzles - alles doof, wenn man nicht CDs hören kann dabei.

Jetzt fließt der Strom wieder, und Hexe Huckla ist zum wiederholten Mal in die Abenteuer mit ihrer englischen Kollegin Witchy gestartet. Und ich frage mich, ob das normal ist, dass ein Kind heutzutage völlig auf dem Zahnfleisch geht, weil es mal einen halben Tag auf die permanente Berieselung verzichten muss. Gut, sie gehört nicht zu den Kids, die keine zwei Stunden Autofahrt überstehen ohne ihr Benjamin-Blümchen-Geplärre oder irgendwelche Zeichentrickfilm-DVDs auf mobilen Abspielgeräten. Aber trotzdem macht man sich so seine Gedanken.

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Montag, 9. Februar 2009
Grinsrübe mit Kassengestell zwonull
Wie bereits erwähnt, twittere ich ja nicht. Aber da meine Frau diesen Dienst nutzt, gucke ich ihr manchmal dabei über die Schulter, um mitzubekommen, was sich da so tut. Vorige Nacht drehte der Mikrobloggerkosmos geradezu hohl vor Begeisterung darüber, dass das Büro des Dalai Lama nun auch twittert. Und innerhalb weniger Stunden hat das geistige Oberhaupt des tibetischen Buddhismus mehr als 10.000 Follower mobilisiert.

So recht die Begeisterung will sich bei mir indes nicht einstellen. Im Moment erregt sich ja alle Welt über den Papst und die ungeschickte Rehabilitierung irgendwelcher Pius-Brüder mit sehr dubiosen Ansichten. Und das durchaus zu Recht. Darüber wird allzuleicht vergessen, dass seine Scheinheiligkeit aus Lhasa einen Verein leitet, der auch seine dunklen Seiten hat. In Sachen Frauenfeindlichkeit stehen die Träger der orangeroten Kutten dem katholischen Klerus kaum etwas nach. Und auch sonst lassen sich gute Gründe finden, dieser sehr speziellen buddhistischen Glaubensrichtung nicht kritiklos das Weihrauchfass zu schwenken, nur weil der angebliche Gottkönig so nett lächeln kann.

Ach ja, die Links in diesem Text hatte ich bereits vor einer Weile im Rahmen einer Tibet-Debatte bei religionsfreiheit.blogger.de gepostet. Ich denke, die Schnittmenge der jeweiligen Leserschaften hier und dort ist überschaubar, vielleicht erreiche ich damit in der Dunkelkammer ja ein paar Leser mehr als drüben im Themenblog.

Das Gezwitscher der Digital-Domestiken seiner Scheinheiligkeit lässt sich im Übrigen hier verfolgen. Oder war das nur der "Titanic"-Fake?

Nachtrag I: Der Twitter-Account von OHHDL ist nicht mehr erreichbar. In der Fehlermeldung heiß es: Sorry, the account you were headed to has been suspended due to strange activity. Hm.

Nachtrag II: Inzwischen gilt es als sicher, dass das Getwitter des angeblichen Büros des Dalai-Lama nur ein Fake war und deswegen abgeklemmt wurde. Nicht, dass mich das jetzt komplett überrascht, die Frage hatte ich ja in meinem Ursprungsposting aufgeworfen. Das eigentlich Erschütternde ist, wie viele Follower sich da gleich blind drangehängt haben. Ich sage nur: "Folgt der Flasche!" - "Nein, folgt der Sandale!"...

Nachtrag III: Der Account ist wieder erreichbar. Unter anderem ist da jetzt zu lesen: Welcome to the UNOFFICIAL Twitter page of His Holiness the Dalai Lama. Check back for news and travel itinerary. Also die Chose ist nicht offiziell, nennt sich aber immer noch "Office". Verwirrungstaktik ganz in der Tradition buddhistischer Koans, mit denen die Meister ihre Schüler zu verwirren pflegen. Das Ziel der Kōan-Praxis, heißt es bei wikipedia, ist die Erkenntnis der Nichtzweiheit. Die Illusion, dass die Dinge sich unterscheiden und dass das Ich eine eigene, vom Rest abgegrenzte Existenz hätte, soll sich in der Übung mit dem Kōan auflösen. Na schön: Es ist also, was es nicht ist - und ich klatsche Beifall mit einer Hand.

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