Donnerstag, 15. Mai 2008
Polizeiruf 110
Ein Geständnis gleich vorweg: Ich habe bis vor ein paar Jahren, also genau genommen, bevor ich aus Mannheim wegzog, ab und zu Polizeifunk gehört. So, jetzt ist es raus. Wobei: Also nicht ich war der Besitzer und Inbetriebnehmer (sagt man das so?) des dazu nötigen Empfangsgeräts, sondern ein Bekannter von mir. Ein ziemlich brillianter und leicht abgedrehter Typ, der abgesehen von ein paar leichteren BTM-Delikten meines Wissens keine kriminelle Ader hatte, den man aber - wie übrigens auch mich - in unserem bevorzugten Waver-, Punker- und Gruftieschuppen anfangs für einen Zivilbullen hielt.

Über diesen Typen, einen der intelligentesten (und schwierigsten) Menschen, den ich kenne, könnte ich hier viel schreiben. Etwa, wie seine Freundin mich bat, mal zu überprüfen, ob er sie heimlich abhört in Zeiten seiner Abwesenheiten. Zuzutrauen wäre es ihm ja gewesen. Aber ich schweife ab. Wenn er bei mir zu Besuch war, hatte er den Scanner dabei und ließ den Funk nebenbei laufen, während wir über Gott und die Welt philosophierten oder bei ein paar nachgewürzten Selbstgedrehten ganz entspannt ein paar Partien "Kniffel" würfelten.

Tat sich was interessantes im Polizeifunk, hörten wir genauer hin, ansonsten plätscherte die Kommunikation zwischen Zentrale und Einsatzfahrzeugen wenig beachtet im akustischen Hintergrund. Manchmal lag etwas besonderes in der Luft, viel Aggression oder dass Leute sich schon weit vor 22 Uhr über Ruhestörungen beklagten. Und manchmal, vor allem Samstag abends, schien es, als hätte in der Funkzentrale jemand Dienst, der auch ganz gern mal was raucht. Oder zumindest einen abgedrehten Humor hat und es bisweilen am nötigen Ernst und der Funkdisziplin fehlen lässt.

Als ich dieser Tage aus der Heimat den Link zu diesem Video zugeschickt bekam, habe ich die Stimme dieses bestimmten Beamten auf Anhieb wiedererkannt. Dass der nicht nur rumfunkt, sondern auch ans Telefon geht, war mir nicht bewusst gewesen. Sonst hätt ich da ab und zu auch mal die eine oder andere Ruhestörung gemeldet.

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Dienstag, 13. Mai 2008
Ohne Titel - aber mit Musik
Auch wenn es mancher Jammerblogger als Schlag ins Gesicht empfinden mag: Es sind nahezu perfekte Tage gewesen am verlängerten Pfingstwochenende, man kann es nicht anders sagen. Netter Besuch am Sonntag, gestern dann eine schöne Fahrradtour, die erste, die wir als Familie absolvierten. Und abends dann ein paar Telefonate im Freundes- und Bekanntenkreis, die einem mal wieder klar machen, dass das eigene Glück nicht als selbstverständlich zu nehmen ist. Da ist eine langjährige Freundin meiner Frau, alleinerziehend, auf die Hilfe eines Ex-Partners angewiesen, der nicht der Kindsvater ist und der für sein Engagement gerne etwas mehr Zuwendung bekäme. Dort ist ein Bekannter, der sich gerade (mal wieder) von seiner Lebensgefährtin getrennt hat, aber wahrscheinlich doch wieder in ihren Armen landet über kurz oder lang, wenn sich nichts besseres findet (wovon man realistischerweise leider ausgehen muss). Es ist ein einförmig Ding um das Menschengeschlecht, möchte man ausrufen angesichts des Elends, das damit einhergeht, dass ein jeder Hans letztlich seine Grete finden möchte.

Und weil wir drüben beim Herrn Cut grad von Flugverkehr sprachen, hier ein passendes Musikstück mit dem Titel "Gelandet".

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Freitag, 9. Mai 2008
Zum Abschuss freigegeben
Hier kommt am Wochenende mal wieder einiges zusammen: Pfingsten, Muttertag und Schützenfest. Zwischen den Häusern über der Straßen flattern weiße, rote und grüne Wimpel, auf dem Dorfplatz bauen mitreisende nicht mehr ganz so junge Männer ein paar Buden und Fahrgeschäfte auf. Vor der Kirche ballt sich ein Auflauf von Lokalprominenz, die Herren allesamt in festlichen schwarzen Anzügen, auf dem Kirchenparkplatz stehen die dunklen Oberklassen-Limousinen dichtgedrängt. Der prominenteste Dorfbewohner, der kürzlich gewissermaßen den Vogel abschoss mit seiner millionenschweren Firmenpleite (näheres entnehmen Sie bitte der Boulevardpresse) läßt sich indes nicht blicken.

Trotzdem komme ich mir mit dem Fotoapparat um den Hals ein bisschen vor wie ein Paparazzo. "Sind das gewerbliche Fotos?" fragt mich einer vom fahrenden Volk, der die Schießbude mit Trophäen bestückt. "Nein - ganz privat", sage ich, und verkneife mir den Versuch, ihm zu erklären, was ein Weblog ist. Die alten Herren drüben am Stehtisch vor Pauls Pinte beäugen mein Tun auch ganz misstrauisch, als ich den wimpelgeschmückten Straßenzug ablichte. Paule himself weiß, das ich gegenüber wohne, aber er grüßt mich nicht, weil ich noch nie den Fuß in seine Kneipe gesetzt habe. Hinten auf meinem kleinen Rucksack steht der Werbeaufdruck "Karamalz", diese Marke führt er nicht, sowas trinkt hier keiner. Bei ihm gibbet Füchschen, und wer da nicht mitkann, gehört halt nicht wirklich hierher. Gleichviel, er wird auch ohne meine aktive Mitwirkung an diesem Wochende wieder den Umsatzrekord des Jahres einfahren, wenn die ganzen Schützenformationen und Marschmusikzüge hier um die Ecke kommen und hektoliterweise Alt bleifrei nachtanken.

Mir kommen meine diesbezüglichen Betrachtungen vom Vorjahr wieder in den Sinn. Und ich frage mich, ob ich denn in der Zwischenzeit hier mehr angekommen bin. Ehrlicherweise müsste ich die Frage mit "nur wenig" beantworten. Und das, was sich zum besseren bewegt hat, ist weniger der analog-realen Nachbarschaft zu verdanken, sondern eher der virtuellen.

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