Donnerstag, 16. August 2007
Tote Vokalisten
Nein, ein Punk war ich damals wahrhaftig nicht, im Jahre unseres Herrn eintausendneunhundertsiebenundsiebzig. Später streng genommen auch nicht, aber bleiben wir einstweilen in jenem Mitt-August vor 30 Jahren: Ich weilte als Achtklässler mit meinen Mitschülern und zwei Lehrern im Landschulheim. Sie wissen schon: tagsüber Geländespiele, nächtens Wanderungen durch den Wald ("Taschenlampe aus, verdammt noch mal!") mit ersten erfreulichen Annäherungen an das andere Geschlecht, dann auch erster Engtanz im Partykeller, musikalische Vorlieben irgendwo zwischen Abba, Beatles, Sweet und Pink Floyd. Da haben wir der Nachricht, dass Elvis Presley gestorben sei, entsprechend wenig Bedeutung zugemessen. Wohl wusste ich, dass diese verfettete Heulboje im Glitzeranzug irgendwann kurz nach der Jungsteinzeit ein paar schmissige Hits gelandet hatte. Jailhouse Rock etwa sagte mir was. Aber nachdem eine Freundin meiner Mutter gerne die Schnulzen von Elvis rauf und runter hörte, war mir klar, dass "der King" in einem Reich regierte, das mit meiner Welt nur sehr wenig zu tun hatte. Und entsprechend schwer tat ich mich, die allgemeine Trauer allerorten nachzuvollziehen seinerzeit.

Lustig (äh, ich meine eher: kurios) ist, dass mir das beim Tod der Nirvana-Ikone Kurt Cobain ziemlich ähnlich ging: Höchst fatal, bemerkte ich, hehe, aber nicht für mich. Die Selbstentleibung des Joy-Division-Sängers Ian Curtis hatte ich zeitnah gar nicht auf dem Schirm - ich lernte sein düsteres Sangeswerk erst posthum kennen und schätzen. Wenn mich je der Tod eines Rocksängers berührte, dann war es der vorzeitige und tragische Abgang von Ronald Belford ("Bon") Scott, des Sängers von AC/DC. Ich weiß, ich habe das dieser Tage schon mal irgendwo in den Kommentaren erwähnt. Ich sage es auch gerne noch einmal. Und wenns sein muss auch in einer von mir eher selten zu vernehmenden Emphase: Elvis hat den Rock'n'Roll groß gemacht - ABER BON SCOTT HAT IHN GELEBT - UND ZWAR BIS ZUM SCHLUSS. Keine Schnulzen, kein unplugged-Gezupfel, kein Depri-Gewimmer, sondern VOLLGAS ROCK AND ROLL. Ende der Durchsage, weiter mit Musik!

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Mittwoch, 15. August 2007
Wechselhaft, strichweise Regen
Wetterpostings und Youtube-Schnipsel gelten gemeinhin nicht gerade als die hohe Schule des Bloggens. Aber hier gehts ja nicht um den Grimme-Preis, von daher mache ich aus meinem Herzen keine Mördergrube, dass mir die wechselhafte Witterung ein wenig aufs Gemüt schlägt. Auf der Suche nach einer passenden musikalischen Grußbotschaft an den Wettergott bin ich heute vormittag auf dieses Kleinod gestoßen:



Die ganze Zeit überlegte ich, woher ich diese junge Dame kenne. Die Tochter von Frau Diagonale? Die Schwester von Felix Schwenzel? Im ersten Moment erinnerte sie mich auch an die Fotografin, in deren Studio wir gestern ein Familienbild knipsen ließen. Nur hatte besagte Bildkünstlerin sehr hellrote Haare und war auch ein paar Jährchen älter. Da fiel mir wieder ein, dass die gute Carsta mit ihrer eindringlichen Performance zu dem Song "Koprolalie" schon in ein paar Blogs herumgereicht wurde und somit keine völlig Unbekannte mehr ist. Den Ruhm, diese dunkle Perle entdeckt zu haben, kann ich mir also nicht ans Revers heften. Vielleicht sind die Talentscouts der Fernsehsender ja auch schon auf die eigenwillige Potsdamerin aufmerksam geworden. Von ihr würde ich mir gerne die Wettervorhersage erzählen lassen - auch und gerade, wenn die Aussichten nicht so prickelnd sind. Und damit zurück in die Sendezentrale.

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Montag, 13. August 2007
Kalt gelassen
Kino lässt mich ehrlich gesagt ziemlich kalt. Dabei gibt es immer wieder Filme, von denen ich spontan denke, "könnte man sich ja mal angucken". Im zweiten Schritt denke ich an den Riesenakt, einen Kindersitter für den Abend klarzumachen und sage mir, "in zwei Jahren kommt der Streifen eh im Free TV, solange kann ich auch noch warten." Und wenn das Machwerk dann irgendwann im Fernsehen läuft, habe ich eh grad was anderes vor, das Ausstrahlungsdatum nicht auf dem Schirm oder was auch immer. Ist dann irgendwie auch nicht mehr so wichtig.

Und dennoch: Ich lese gern Filmkritiken - besonders die von Anke Gröner. Und zwar wegen solcher Sätze:

So lernen wir in der ersten Szene Marky Marks besten Freund kennen, der mit ihm in Äthiopien im Dreck liegt und aus fernster Ferne Bösewichter abknallt. Aber vorher zeigt er Mark noch das Bild seiner Freundin, und wir wissen, okay, der Rest des Films wird ohne ihn auskommen müssen.

Überhaupt ist es erstaunlich, wieviel man beim Filmegucken weiß, ohne zu wissen, dass man es weiß. Manchmal kommt man drauf und hat dann ein Aha-Erlebnis. So fiel mit irgendwann mal auf, dass noch nie ein verletzter Darsteller im Film überlebt hat, der den verhängnisvollen Satz sprach: "Mir ist kalt". Aus diesem Grund verkneife ich mir diesen verhängnisvollen Satz und halte stattdessen fest: Es war mir um diese Jahreszeit auch schon mal wärmer...

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