Dienstag, 13. Juni 2017
Von Alterserscheinungen und Achilles-Versen


Heute nachmittag mal wieder ein Fahrrad abgeholt (im Auftrag eines hier in der Nachbarschaft nicht ganz unbekannten Sammlers). Ich glaube, ich könnte das nicht, jede Woche ein Gebrauchtrad kaufen, selbst wenn mein Budget das hergäbe. Es hängen an diesen Auktionen und Verkäufen über Kleinanzeigen oftmals Geschichten, die nicht sehr aufmunternd sind. Im besten Fall will der Besitzer so einen betagten Klassiker loswerden, weil er Platz braucht für etwas neues, zeitgemäßeres. Aber oft genug - und so auch heute - kommt das Rad unter den Hammer, weil der Besitzer es nicht mehr artgerecht bewegen kann.

Gut, ich selber habe mir vor zwei Jahren in der Klinik auch anhören dürfen, es gehe nicht mehr, das Thema Rennrad wäre für mich vobei, aber im Falle des Vorbesitzers von diesem Enik ist da wirklich nicht mehr mit einem Comeback auf dem Sattel zu rechnen: Er leidet an Parkinson, musste ins Pflegeheim, und seine Frau verkleinert jetzt den Haushalt. Es wird ihm schier das Herz brechen, wenn sie ihm beichtet, dass sein geliebtes Rad verkauft ist und seine ganzen Trikots, Überjacken und all die Sachen als nächstes inseriert werden.

Der Mann muss den Sport ziemlich ambitioniert betrieben haben, man sieht, dass das Rad viel bewegt wurde, und da ist die gerahmte Teilnehmer-Urkunde vom Gran Fondo Milano-San Remo. Und jetzt hat er Schwierigkeiten, zu gehen und dabei das Gleichgewicht zu halten, kein Gedanke, dass er nochmal in den Sattel steigt, in die Pedale einklickt und losbolzt.

Das zu hören, als ich das Rad im Empfang nehme, geht mir ganz schön an die kaputten Nieren. Ich sage der Frau noch, sie möge ihren Mann wissen lassen, dass das Rad in gute Hände kommt. Und auf der Rückfahrt kommt mir unweigerlich die heutige Achim-Achilles-Kolumne auf Spiegel Online in den Sinn, die sehr überzeugend darlegt: Rennrad-Opas sind wirklich die coolsten Säue überhaupt, Punkt. Und wir alle (ich spreche da jetzt mal für den Don, Crispinus, Herrn Monnemer, Don Ferrando und meine angeschlagene Wenigkeit), wir sollten uns ranhalten, auf dieses hehre Ziel hinzutrainieren. Wer weiß schon, wie wie lange man noch ohne Stützräder und Elektromotor vom Fleck kommt. Das Schlusswort hat Achim Achilles: "Rente mit 67 mag eine Option sein. Rennrad mit 67 ist die bessere."

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