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Dienstag, 30. August 2016
Voll auf die 12
mark793, 18:18h
Als ich dieser Tage bei "Spiegel Online" die unverhohlene PR für den neuen 1x12-fach-Antrieb der Firma SRAM las, dachte ich noch, das ist mal wieder die Lösung für ein kaum bis gar nicht existentes Problem. Doch dann musste ich andernorts lesen, dass es dem geschätzten Rad- und Bloggefährten unterwegs die Umwerferschelle zerbröselt hat.
Aber bekehrt mich dieser Vorfall jetzt zu dem neuen Antriebskonzept ohne Schaltung vorne? Richtig ist natürlich, wo nichts ist, kann auch nichts kaputtgehen. Aber "reduzierten Verschleiß" sehe ich da nicht, ein einzelnes Kettenblatt nutzt sich schneller ab als wenn sich die Kilometerleistung auf zwei oder drei Kettenblätter verteilt, und hinten machen 12 statt 11 den Bock auch nicht fett. Der Punkt ist doch: Je mehr Ritzel man hinten auf das Hinterrad quetscht, desto dünner müssen Zahnräder und Kette werden, und das erhöht den Verschleiß eher als dass es ihn senkt.
Ich habe neulich eine alte 6fach-Kassette verkauft, die mehr als 20 Jahre und fünfstellige Kilometerzahlen auf dem Buckel hatte - und zwar ohne nennenswerte Abnutzungserscheinungen. Bei der 9fach-Kassette vom Koga aus den frühen Nullerjahren haben sich die ersten Verschleißspuren wesentlich schneller gezeigt, und bei 12fach wird man die meistgefahrenen Gänge in noch viel kürzeren Zyklen austauschen müssen.
Anders gesagt: Für mein Fahr- und Schaltverhalten braucht es diesen 1x12-Antrieb nicht. Ich fahre hinten meist 8-fach und vermisse da auch nichts, auf den Leihrädern mit 10-fach schalte ich eigentlich schon zu viel rum für meinen Geschmack. Und ob die Kette über die ganze Breite des Ritzelpaketes besser läuft als bei 2- oder 3fach vorne, davon bin auch nicht so recht überzeugt. Man kann natürlich hoffen, dass der 12-Gang-Wahnsinn auf MTBs und dergleichen beschränkt bleibt und der Rennradmarkt diese neue Sau nicht auch durchs Dorf treibt.
Aber sonderlich realistisch ist das nicht.
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