Mittwoch, 10. Oktober 2007
Familienpolitik im 20. Jahrhundert
Eigentlich ist dazu schon alles gesagt von allen - oder zumindest von den üblichen Verdächtigen. Mag sich die selbsternannte Jeanne d'Arc traditioneller Familienwerte mit ihren unreflektierten und missverständlichen Schwurbeleien ins Abseits reden soviel sie will. Aber eins ärgert mich dann doch, wenn ich ehrlich bin: dass ein Familienmodell wie das unsere, das nicht so ganz entlang der üblichen Arbeitsteilungsgräben zwischen den Geschlechtern gebaut ist, implizit als abartig, widernatürlich oder zumindest dysfunktional diffamiert wird.

Zugegeben, es ist nicht immer einfach. Diese Woche bin ich sozusagen alleinerziehend, weil meine Frau einige auswärtige Geschäftstermine am Stück hat, die zwischenzeitliche Heimreise nicht wirklich nahelegen. Gestern abend vorm Essen wars mal kurz kritisch, weil die Kleine auch für Mami einen Teller aufdecken und mit dem Essen warten wollte, bis die Wohnungstür aufgeht und Mami aus dem Büro kommt wie sonst auch. Wer weiß, vielleicht wird es heute abend nochmal kritisch. Aber ich nehme mal an, in anderen Familien wird das nicht so viel anders sein, wenn Papi abends nicht wie gewohnt nach Hause kommt.

Haben Familienwerte bei uns also deswegen einen geringeren Stellenwert, nur weil unsere interne Rollenverteilung nicht den Vorgaben konservativer Familienpolitik entspricht? Muss ich mir um meine Männlichkeit Sorgen machen, weil die Kleine dieser Tage meinte, "Papi, Du bist auch ne Mami"? Ich denke, nein. Und dafür, dass so ein Modell heutzutage ohne soziale Stigmatisierung möglich ist, bin ich den 68ern dann doch irgendwie ganz dankbar.

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