Montag, 20. Februar 2006
Vermeidungsverhalten


Eigentlich hätte hier ein Foto stehen sollen, das Herrn Mark mit seinem Töchterlein im Wartezimmer des Kinderarztes zeigt. Tja, Satz mit x, wie wir Altphilologen zu sagen pflegen, das war mal wieder nix. Das ist heute schon das dritte Mal, dass ich den vereinbarten Impftermin absagen muss. Denn wenn die kleine Prinzessin hustet oder anderweitig angeschlagen ist, dann traut sich der Onkel Doktor nicht, pieks zu machen. Und so allmählich glaube ich, dass die Kleine das auch ganz genau weiß. In der Kita klauen sich die Kiddies gegenseitig die Schnuller, Löffelchen und anderes Equipment. Die ganze Zeit hab ich mich gefragt: warum? Jetzt dämmert es mir. Die Kurzen lecken an allem und jedem rum, um sicherzustellen, dass die aktuelle Erkältungswelle auch ja nicht an ihnen vorüberzieht. Dass in diesem andauernden Ringelreihen von Husten, Schnupfen, Heiserkeit auch die Eltern immer wieder angesteckt werden, das nehmen die kleinen Racker als Kollateralschaden billigend in Kauf. In der Kinderarztpraxis werden vermutlich schon Wetten abgeschlossen, ob wir den nächsten Termin wahrnehmen oder auch wieder absagen. Wenns ganz dumm läuft, glauben die am Ende noch, ich sei in eine Sekte eingetreten, die das Impfen von Kleinkindern gegen Windpocken strikt ablehnt. Und dann hab ich das Jugendamt am Hals. Oder das Gesundheitsamt, das unter Geleitschutz von UNESCO-Blauhelmtruppen meine Kleine zum Zwangspieksen abholen lässt. Tja, alles nicht so einfach. Denn allmählich frage ich mich natürlich auch, ob diese Impfung wirklich Not tut. Vielleicht soll es ja wirklich nicht sein.

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