Dienstag, 2. September 2014
Fronkraisch, Fronkraisch!


Am Samstag haben die Lerocs uns noch ihr Städtchen gezeigt, und ich muss sagen, wir waren sehr entzückt. Eine verwinkelte Altstadt mit schön restaurierten Fachwerkhäusern, eine gotische Kathedrale, eine beschauliche Uferpromenade entlang des Flüsschens Yonne, um das Städtchen herum sanft geschwungene Hügel, darüber ein weitläufiger Himmel - da lässt es sich leben, auch wenn das Hauptstädtchen des Departements Yonne in der Region Burgund ein bisschen aus der Zeit gefallen scheint.

Papa Leroc weiß die Geschichte des Städtchens interessant zu erzählen, und es ist immer wieder putzig, ihn in aufrichtiges Erstaunen darüber zu versetzen, dass wir wissen, wer Jeanne d'Arc war, was es mit der Revolution auf sich hatte und dass die Trennung von Staat und Kirche in Frankreich im Wesentlichen auf den Code Napoleon zurückgeht. Ehrlicherweise muss er dann bekennen, von deutscher Geschichte nicht mehr zu wissen, als dass da auch irgendwelche Könige und Kaiser regierten und später dann ein gewisser Adolf H. an die Macht kam.

Ich halte mich ja nun wirklich nicht für den Ulrich Wickert unter den Bloggern, aber im Gespräch mit den Lerocs bekomme ich immer wieder rückgemeldet, eine ganze Menge über unser westliches Nachbarland zu wissen. Wohingegen ich selber eigentlich das Gefühl habe, ich hätte da gerade mal ein bisschen an der Oberfläche gekratzt. Vielleicht liegt meine eigentliche Stärke nicht so sehr in der tatsächlichen Allgemeinbildung, sondern mehr darin, das wenige, das ich weiß, gut zu verkaufen. Mit der viel zu oft gern von mir zitierten Sentenz "rien ne dure que le provisoire" habe ich mir jedenfalls den Ruf eines conoisseurs verschafft, den Satz hat sich Papa Leroc gleich ins Notepad seines Smartphones notiert, damit er ihn nicht wieder vergisst.

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Mein Motto ist: "Lieber eine gesunde Halbbildung, als von gar nichts 'ne Ahnung"
Bin damit nicht schlecht gefahren!

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Ich auch nicht. Beruflich beackere ich zwar auch ein paar Spezialgebiete, aber im Grunde bin ich Generalist geblieben, dessen Stärke nicht unbedingt das profunde Tiefenwissen ist, sondern mehr die Fähigkeit, zu einem Stichwort den benötigten Kontext schnell und treffsicher parat zu haben. Aus diesem Grunde liebe ich auch Flauberts "Wörterbuch der Gemeinplätze" so sehr (das Monsieur Leroc leider nicht kennt).

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Gestern habe ich unserer Tochter noch die Geschichte von Jeanne D´Arc anlässlich des Hörens eines meiner Lieblingslieder (OMD...) im Radio erzählt. Aus dem Kopf heraus (aber in sehr groben Zügen).

Zum Thema Frankreich: Unsere Tochter hatte eine erste französisch-Hausaufgabe auf: 5 Bilder malen, die etwas typisch französisches zeigen. Da wird´s nach Eifelturm, Baguette und Croissant (Pariser kennt Sie noch nicht ;-) aber schon eng...

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Wie alt ist denn Frollein Rakoon?
Ich hatte Französisch ab der neunten Klasee; da hätte ich schon etwas mehr gewußt.
In der Grundschule vielleicht auch nicht unbedingt fünf Sachen.

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Aber ich habe geholfen...

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Hm, ich denke, da hätte mademoiselle793 (elle a 9 ans) womöglich auch grübeln müssen, um auf fünf Sachen zu kommen. Okay, die Tour de France wäre ihr vielleicht noch eingefallen - aber weniger, weil wir hier Radsport geguckt hätten, sondern weil das Stichwort am Schluss bei "Fronkraisch, Fronkraisch" vorkommt und wir das Video auch paarmal mit Mademoiselle Leroc geguckt hatten.

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Auf "je t'aime" wäre sie also auch gekommen.

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Eher auf "Montparnasse" und "Champs Elysées", aber da hätte es mit dem Zeichnen möglicherweise gehapert.

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Wer weiß, wie gut unsere Zeichnungen von Louis de Funès und Brigitte Bardot damals geraten wären.

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Ach, einen Renault R 4 oder eine Döschwo hätte ich vielleicht sogar halbwegs wiedererkennbar aufs Papier gekriegt, ich habe gern Autos gezeichnet als Knabe.

Zum Stichwort "Louis de Funès" passt es nur bedingt, aber grad fällt mir siedend heiß ein, dass ich schon lange mal wieder Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh gucken wollte...

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Da sind Sie un petit tard, weil Pierre Richard 'atte gerade seinen 80. Da liefen die Filme rauf, aber naturellement auch wieder runter.

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Quel dommage! Da werden wohl irgendwelche netflics (oder wie diese neumodischen Bewegtbild-Lieferdienste heißen) ran müssen.

Oder ich warte bis zum 90. Geburtstag des Hauptdarstellers. Seit ich selber die 50 überschritten habe, rast die Zeit nur so dahin...

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Hmmm - ich dachte, die Mädls kennen alle Notre Dame, weil Disney (oder gar Disney Paris?) und haben auch durch Ratatouille ein bisserl was aufgeschnappt. Käse zum Beispiel ; )

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Abgesehen von Dschungelbuch und den Donald-Geschichten in den lustigen Taschenbüchern ist Disney hier im Hause alles andere als allgegenwärtig. Notre Dame haben wir mit Töchterlein natürlich besichtigt, als wir vor paar Jahren in Paris waren, aber da wir große gotische Kirchen auch sonstwo in der Weltgeschichte nicht links liegenlassen, ist das womöglich nicht so sehr als typisch französisch abgespeichert worden.

Ich hätte ja ansonsten noch die Baskenmütze parat gehabt. Mein Vater pflegte eine solche zu tragen, weswegen er oft genug für einen Franzosen gehalten wurde, aber in Frankreich selber habe ich von diesen Kopfbedeckungen nicht mehr allzuviele gesehen in den letzten Jahren.

Ach ja, und Käse, da liegt uns Gouda und Edam halt doch etwas näher vor der Haustür.

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