Sonntag, 22. Juli 2012
Die 793er on tour

Mal nach Aachen zu fahren, das hatte ich schon länger auf dem Zettel. Heute haben wir es endlich mal gepackt. Interessante Altstadt, die architektonisch und atmosphärisch Anklänge aufweist, die ich - mangels treffenderer Begriffe - schon als leicht flandrisch oder brabantisch bezeichnen würde. Aber was ich damit meine, habe ich nicht so recht abgelichtet bekommen, deswegen beschränke ich mich in diesem Beitrag auf den Dom, der wie das obige Bild schon von außen erkennen lässt, ein einmaliges Sammelsurium aus verschiedenen Baustilen und Elementen aus mehreren Epochen darstellt. Ins Innere dieses bemerkenswerten Sakralbaus bitte hier entlang.

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Gewissermaßen das Mittelstück ist die achteckige Pfalzkapelle aus karolingischer Zeit. Das Vorbild für das prunkvolle Oktogon soll die spätantike Kirche San Vitale in Ravenna geliefert haben.

Das Kuppelmosaik nach byzantinischem Vorbild ist allerdings nicht annähernd so alt wie der Kirchenbau, es wurde 1880/81 nach alten Vorbildern neu geschaffen.

Die Kanzel soll Heinrich II gestiftet haben.

Patronin des Doms ist die Heilige Maria. Zu den Reliquien, für die der kostbare Schrein gestaltet wurde, zählen unter anderem die Windeln und das Lendentuch Jesu. Tja, wer's glaubt, wird selig.

Für die hochgotische Chorhalle (die mich zugegebenermaßen etwas mehr angesprochen hat als das marmorprotzige Oktogon mit seinen byzantinischen Anklängen) dürfte die Sainte Chapelle in Paris das Vorbild geliefert haben. Davon abgesehen, dass im Aachener Innenraum die prächtige Ausmalung fehlt, die das Pariser Vorbild so einzigartig macht, ist eine gewisse Ähnlichkeit der Konzeption unverkennbar.

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Sie werden ja noch ein richtiger Kunsthistoriker...
Schöne Bilder!

Es war halt so verdammt schwierig, Marien- und natürlich auch Christusreliquien zu beschaffen, da muss man schon etwas kreativer werden!

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Naja,
mit ein paar Info-Bits aus der wikipedia wird man noch nicht zum Experten, aber das Interesse ist zweifellos da.

Die Kreativität bei der Reliquienfindung muss man in der Tat bewundern, allerdings habe ich Mühe, mir vorzustellen, dass da Leute tatsächlich dran glauben. Selbst damals im Mittelalter waren die Leute (entgegen der landläufigen Meinung) nicht so komplett vernagelt, dass sie Erde für eine Scheibe gehalten hätten. Man muss sich das wohl eher so denken, dass die Leute glauben wollten, auch ihre jeweilige Kathedrale beherberge ein paar echte Heiligtümer aus Originalschauplätzen. Dabei hätte man aus all den angeblichen Holzstücken vom wahren Kreuz locker die gesamte römische Flotte nachbauen können. ;-)

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Dabei hätte man aus all den angeblichen Holzstücken vom wahren Kreuz locker die gesamte römische Flotte nachbauen können. ;-)

Soo beeindruckend war die nicht, Römer und Wasser bleib eine heikle Angelegenheit. Ist was für Griechen.

Angesichts des von Flucht, Vertreibung und Migration geprägten Lebens der Heiligen Familie in den ersten Lebensjahren Christi wage ich die Authenzität der Windeltücher des Herrn auch zu bezweifeln.

Selbst im Mittelalter wurde über Reliqien, die plötzlich in Hintertupfingen auftauchen, genug gelästert. Das haben nicht mal die Zeitgenossen geglaubt, die sich für durchaus modern hielten. Das Maria beim Stillen in etliche Fläschlein laktiert haben solle zwecks vorsorglicher Herstellung von Reliquien schien nicht recht realistisch.

Andererseits wurde um an Reliquien zu kommen wurde durchaus eine gewisse kriminelle Energie an den Tag gelegt: die Heilige Elisabeth verlor auf dem Totenbett mindestens einen Finger, der ihr abgebissen wurde als Souvenir.
Damit Franziskus nicht lebendigen Leibes zerlegt wurde passten seine Mitbrüder wie die Luchse auf ihn auf. Man weiss ja nie.
Der Schädel des Heiligen Nikolaus wurde überfallskommandomässig entführt und die Gebeine der Heiligen Drei Könige sind als Kriegsbeute aus Byzanz nach Köln gekommen. Wo man schon am Plündern war lässt man sich die nicht entgehen.

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@ziwo: Sooo spektakulär
ist dieses Marmormöbel nun auch wieder nicht, dass ich stundenlang Schlange stehen würde. War als Kind sogar leicht enttäuscht, als ich diesen Sitz das erste Mal sah.

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Schöne Bilder
Aachen ist schon schön. Hin und wieder bin ich da mal. Aber meist nur noch wegen irgendwelcher Termine.

Früher, da sind wir da ja mit dem Rad hin. Zurück natürlich auch. Und alles an einem Tag! Flache Strecke. Kann man ordentlich reintreten. Wenn man denn kann.

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Das Kilometerpensum
schreckt mich gar nicht mal so sehr, es hängt tatsächlich mehr an der Zeitfrage. Mich für einen halb so langen Ritt ein paar Stunden auszuklinken aus dem Familienbetrieb, das lässt sich einfacher bewerkstelligen.

Aber reizen tät mich das schon, am besten bei Südwestwind, so dass man sich dann nach Hause pusten lassen kann. Und wenns juckt kann man in Vaals noch den höchsten Berg der Niederlande bezwingen. ;-)

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„Zu den Reliquien, für die der kostbare Schrein gestaltet wurde, zählen unter anderem die Windeln und das Lendentuch Jesu. Tja, wer's glaubt, wird selig.“

In diesem Falle sicherlich nicht. Den in den zehn Geboten steht schon, das man —bitteschön— keine anderen Götter verehren soll, schon gar nicht Tücher …

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Ohne diesen Aberglauben
an Reliquien rechtfertigen zu wollen: Diese angeblichen Hinterlassenschaften wird ja wohl niemand mit Göttern verwechselt haben - abensowenig wie im alten Testament die Bundeslade oder die Tempelgerätschaften den Stauts von Gottheiten hatten.

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Ja, das ist natürlich wahr. Ausser wenn doch …

Wenn ich mir z. B. die Marienverehrung in der Liebfrauenkirche in München ansehe, dann fahren die da einen ganz krassen Style. Und die Kölner scheinen mir auch eher ihren Schrein mit den (angeblichen) Knochen der Heiligen drei Königen (die tatsächlich Weise aus dem Morgenland waren, also mitnichten Könige) … also die machen da ähnlichen gotteslästerlichen Kram wie die Münchner mit ihrer Gottesmutter. Jedenfalls vor 20 Jahren, als ich da noch wohnte, in Köln.

Es scheint irgendwie leichter an eine Reliquie zu glauben als die Gebote Gottes zu halten …

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Ab und zu mal hier umsehen, ob Ihr 793 nicht demnächst durch die Fressgasse pest.

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Das könnte in dieser Saison
durchaus nochmal passieren. Im Spätsommer steht noch der eine oder andere Geburtstag an.

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Wirklich chice Fotos. Ich war so oft in Aachen, aber nie im Dom. Bescheuert.

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Mich kriegt man mit Dom
ja immer - außer in Hamburg (da ist das eh nur ein Rummel) und in Berlin, wo ich es nicht einsah, Eintritt zu bezahlen für einen mich nur mäßig interessierenden renaissance-barocken Schinkel-Protzbau.

Denke aber, dass es jenseits dieses beeindruckenden Sakral-Gemäuers in Aachen noch sehr viel zu entdecken gibt. Hatte auch gar nicht auf dem Schirm, dass das eine Unistadt mit bedeutender Hochschule ist, ich war irgendwie immer davon ausgegangen, dort könne man nur Bergbautechnik und dergleichen studieren. Auch bescheuert.

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Ja, ich finde auch, Aachen wird das oft gar nicht zugetraut, dass es in der Innenstadt doch so schick ist. Deine Fotos sind toll... Hach ich mag die Stadt :)

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Einen Teil des Lobes
für die Bilder verdient meine Frau, die mir gezeigt hat, wie ich den Blitz ab- und den Hi-Iso-Modus eingestellt kriege. Ich stell mich da ja immer an wie der erste Mensch.

Ich war als Kind mal in Aachen und hatte null Erinerung daran, wie es um den Dom herum aussieht. Hätte im Prinzip also auch mehr so sein können wie in, ähem, Mönchengladbach. Von daher wurden meine Erwartungen weit übertroffen.

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Total off-topic, aber vielleicht trotzdem von Wert für anwesende Rad-Fans. „Road Bike Pro“ ist heute (23.7.2012) kostenlos für iOS-Geräte zu bekommen. Da werden Streckendaten auf Karten angezeigt, Höhenmeter gemessen und so'n Kram. Hier der Link:

http://itunes.apple.com/de/app/road-bike-pro-fahrrad-computer/id468429333?mt=8

Bitte den Beitrag hier löschen wenn er unangemessen ist. Danke …

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ich wusste immer... ich haette onas vollgekackten windeln nicht voreilig wegwerfen sollen. wie schon maria sollte man sich seiner verantwortung als mutter bewusst sein und den ein oder anderen heiligen schiss fuer die nachwelt aufbewahren.

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