Mittwoch, 9. März 2011
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir
Wer hier länger mitliest, dürfte mitbekommen haben, dass wir nicht zu dieser Sorte Eltern gehören, für die von vornherein und selbst bei absolut unterdurchschnittlicher Performance ihrer Blagen zweifelsfrei klar ist, dass ihr Nachwuchs hoch- oder gar höchstbegabt ist. Nein, hier galt immer die oberste Direktive "Hauptsache gesund", und wenn unsere Lütte irgendwas besonders früh und toll hingekriegt hat, dann fanden wir das toll, und wenn nicht, naja, finden wir sie auch toll.

Nun begab es sich vorgestern, dass unsere Tochter sprach: "Ich möchte morgen alleine rüber zum Buchladen gehen und mir ein Buch kaufen." Öha. Sie ist sechs Jahre alt, geht noch nicht zur Schule und versucht gerade, mehr als nur ihren Namen zu entziffern und selber zu schreiben. Wenns hoch kommt, hat sie es zweimal alleine zum Bäcker geschafft, da mussten wir aber die ganze Zeit unten an der Haustüre auf sie warten. Oder sie hat sich in meiner Begleitung draußen vorm Buchladen aus dem Ständer ein Pixibuch geangelt und ist dann alleine reingegangen, um es zu bezahlen. Aber so ganz alleine mit Geldbeutel aus der Wohnung runter auf die Straße, über den Zebrastreifen und weiter zum Buchladen, dort was aussuchen, bezahlen und zurückkommen? Zu sagen, wir wären gespannt gewesen, wie sich das anlässt, wäre die Untertreibung des Monats. Gestern nachmittag ist sie dann also losmarschiert, ich habe aus dem Küchenfenster gesehen, wie sie drüben auf der anderen Straßenseite ankam und weiter zum Buchladen trottete, draußen vorm Geschäft ein Buch aus dem Ständer nahm und damit reinging. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam sie wieder angestiefelt, guckte ordentlich links und rechts vorm Überqueren der Straße und klingelte unten an de Haustür. Oben schloss ich sie dann in meine Arme, guckte, was sie denn da erwoben hatte - und sah das hier.

Ich: "Du weiß aber schon, dass das nicht auf Deutsch und Englisch ist wie Dein anderes Hexe-Huckla-Buch, sondern zum Französischlernen?"

Die Kleine: "Ja, weiß ich doch, das hat der Buchhändler mir schon erklärt."

Ich: "Und Du wolltest es trotzdem?"

Die Kleine: "Ja klar, Englisch kann ich doch schon, jetzt möchte ich französisch lernen."

Ich: sprachlos

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Herrlich. Solche Gelegenheiten muss man dem Kind doch einfach lassen.

Als kleiner Knirps wollte ich eines Tages unbedingt ein rotes Kleid haben. Unbedingt. Man erkannte damals allerdings darin kein Anzeichen für Hochbegabung, so fiel der Kauf aus.

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Hihi,
da scheint mir der bewahrpädagogische Ansatz auch einigermaßen sinnvoll.

Wir haben es in dem Fall mal bewusst drauf ankommen lassen, was sie sich selber aussucht. Das Risiko, dass sie mit irgendwelchen pädagogisch minderwertigen Manga-Anime-DVDs ankommt, die wir dann umtauschen müssten, hielt ich für überschaubar.

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Einen O-Ton vom Buchhändler fänd ich hier noch interessant. :-)

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Dazu
hätte ich der Kleinen das Diktaphon Diane irgendwie antüddeln müssen oder sie sonstwie Undercover-Agenten-mäßig verkabeln. Habe ihn erst heute früh gesprochen. Er fand die Aktion total süß, war sich aber nicht ganz sicher, ob das wirklich ok war, der Kleinen das Buch zu verkaufen - wegen Geschäftsfähigkeit und so. Ich konnte ihn da beruhigen. Hatte im Vorfeld auch drüber nachgedacht, ob ich ihn vorwarnen soll, entschied mich dann aber dafür, es ganz ohne elterliche Einflussnahme laufen zu lassen. Wenn ich das richtig sehe, hat Töchterlein auch ein ziemliches Schnäppchen gemacht, die 8 Euro waren ein Sonderangebot, regulär hätte das Buch mit 2 CDs gut das Doppelte gekostet.

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Auch noch geschäftstüchtig. Wunderbar.

Mein Tiger ist beim Kuchenkaufen gescheitert. Die Verkäuferin sagte, er könne jetzt nichts mehr kaufen (es war ja auch schon 10 MInuten vor Ladenschluss).

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Ihr Diktaphon heißt Diane?! Sie machen es richtig. :-)

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Schlaues Kind. Man kann nie genug mit klomplexerer Grammatik (im Vergleich zu E) beginnen.

Und da CDs auch noch mit dabei sind, wird auch gleich das Ohr geschult. Sehr fein, sehr fein...

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HEHHEHEHEHHerrlich!

Das sind wahrlich die Geschichten, um deren Erleben ich Sie ein bisschen beneide. Ein bisschen sehr.

PS Heute habe ich Post erhalten, die für Sie bestimmt war. Bin ich halt ein bisschen knauserig mit dem Proto gewesen, aber he, ich habe auch gerade ein altes Haus gekauft. Das Ganze dann halt nochmal von vorn. Bleiben Sie hungrig! ;-)

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Neulich rief die Lütte Frau Novemberregen, als sie auf Toilette war. Frau Novemberregen fragte, ob sie Hilfe bräuchte. "Nein Mama, aber bring mir bitte mal was zu lesen..." };-)

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Haha,
wenn das hier einreißt, dann brauchen wir eine Gästetoilette.

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Meinem Glückwunsch zu diesem außerordentlich wohl geratenen Kind! Da kann man doch stolz sein.

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Ja. In 3 Jahren erklärt das Kind ihm die Feinheiten der chinesischen Kalligraphie :-)

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In drei Jahren...
... erklärt ihm das Tigerkind, ob er abends im Bett noch lesen darf oder nicht.

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Solange
sie dann nicht meine Taschenlampe konfisziert. Ich habe als Kind, wenn die Batterien alle waren, oft noch im Schein der Straßenlaterne weitergelesen. Wenn das tatsächlich so schlecht für die Augen gewesen wäre, wie man damals immer drohte, dann hätte ich spätestens bei Erreichen der Volljährigkeit blind sein müssen wie ein Grottenolm. ;-)

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Eben erst
fällt mir die Überschrift auf – so will ich als Missionar denn auch hier die Botschaft verkünden:

Quemadmodum omnium rerum, sic literarum quoque intemparantia laboramus: non vitae, sed scholae discimus.

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@jean stubenzweig:
Wie Sie sich denken können, predigen Sie in dieser Sache einem Bekehrten. Tatsächlich hat uns schon ein vielgehasster Lateinpauker in der Mittelstufe mit dieser Insider-Info verblüfft. Ich habe es oben bewusst in der gängigen, verkehrten Version stehen lassen in der neugierigen Erwartung, wer sich denn dazu als erster mit einer Korrektur melden würde.

Das ist so ein bisschen wie mit einer Anekdote aus meinem alten Englischbuch, wo ein Wirt eine Kneipe namens "The Seven Bells" betrieb, draußen das schmiedeiserne Kneipenschild aber nur sechs Glocken aufwies. Und ständig kamen irgendwelche Leute in den Pub, um den Wirt darüber zu informieren, dass da draußen auf dem Schild nur sechs Glocken abgebildet seien - und wenn sie schon mal am Tresen waren, dann bestellten sie auch meist ein Bier...

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Ziemlich hinterlistig
ist das jetzt aber.

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Ich wollte damit auch nur sagen,
dann man manches eben doch fürs Leben lernt. ;-)

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so nett)))

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