Montag, 7. März 2011
Kurze Zwischendurchsage
Während gestern abend die Jecken drüben bei Pauls Pinte Polonaisen und Ententanz zelebrierten, habe ich für die FAZ noch eine kleine Netz-Nachlese zur Causa zu Guttenberg geschrieben (und bitte um freundliche Beachtung).

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Gestern erst wieder hab ich gehört, wie volksnah er gewesen sei. Wie sehr er das Volk zu manipulieren verstünde. (Ja, dachte ich mir, 2 Monate bei Hartz 4 und wir reden mal weiter übers Verständnis.)

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Der vorige,
dem man ständig "politisches Talent" bescheinigt hatte, war der verblichene Kärntner Landeshauptmann. Nun würde ich die sonstigen Parallelen auch nicht so weit überstrapazieren wollen, Gutti als Feschisten bezeichnen zu wollen, aber ich komme nach wie vor nicht so recht dahinter, aus welchen Quellen sich die Wahrnehmung speist, Gutti wäre so anders (im Sinne von ehrlicher und mehr gradeaus) gewesen als andere Politiker.

Aber zumindest muss man ihm lassen: Er hatte als erster hochrangiger Politiker nicht mehr drumherum geredet, dass deutsche Soldaten in Afghanistan Krieg führen. Ich glaube auch, dass er bei der Truppe mehr als seine Vorgänger den Eindruck hinterlassen hat, er kümmere sich tatsächlich um ihre Belange.

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...aus welchen Quellen sich die Wahrnehmung speist, Gutti wäre so anders (im Sinne von ehrlicher und mehr gradeaus) gewesen als andere Politiker.
Geht mir genauso. Ein echtes Rätsel.
Zumal zumindest der männliche Teil der Jubelarier, die ich in meinem Umfeld so erlebt habe, ihn in der Schulzeit als bebrillten Adelsschnösel kategorisiert und ohne mit der Wimper zu zucken das Schulklo hätten austrinken lassen.

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und dabei heißt es immer, gerade die frauen seien von gefühlen gesteuert ...

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nicht nur mir kam es immer so vor, als habe er sich lediglich verplappert und dann aus der sprachlichen not eine talkshow, äh tugend gemacht...

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@stapel:
Da sagen Sie was. Mir sind Männergefühle dieser Art (nicht nur politisch) seit jeher suspekt.

@vert: Habe ich als wohlwollende Arbeitshypothese seinerzeit auch erwogen. Ich fürchte aber, dass es politisches Programm gewesen ist, die Öffentlichkeit an den Gedanken zu gewöhnen, dass Krieg, also umgangssprachlich zumindest, wieder zu den Normalitäten des Lebens zählen soll.

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@mark: Ich habe mich lange gefragt, welchen Verdienst er sich wohl erworben haben mag oder worin seine besondere Leistung bestanden haben mag. Gut, wenn es die Feststellung einer Tatsache ist, die bis dahin von den anderen Hochrangigen negiert wurde, gleichzeitig aber von so etwa 95% des (halbwegs vernünftigen) Wahlvolks schon lange klar war, dann sei ihm das unbenommen. Noch schlimmer das Bild, das man dann vom Rest der Irrlichter kriegt.

Zudem: Ich glaube ja noch immer, dass der das medial alles hätte durchstehen können. Schwer ramponiert zwar, aber ich glaube eher, dass der interne Rückhalt weg war. Internet hin oder her, letzten Endes ziehen nicht unbedingt die virtuellen Schlagzeilen, wie man an den vollauf gescheiterten Pro-KTG-Kundgebungen vom Wochenende sah. Das gabs in ähnlicher Weise auch schon bei der Vorratsdatenspeicherung und den Kinderpornos. Von einem "Sieg des Internets" (Willemsen) zu reden ist schon reichlich plakativ. Anders gesagt: Ein Mappus hockt noch dick im Sessel, auch wenn er Rambos mit Wasserwerfern und Pfefferspray auf Kinder loslässt. Oder wie war das vor ein paar Monaten noch in Gorleben?

Ach ja: Spreng kann ich nicht ab, aber seine Analyse triffts wohl.

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Wenn das, was hier sehen tatsächlich den fraglichen Moment zeigt, als die Regierungschefin die Nachricht vom Rücktritt bekommt - olala. Dann war es wirklich nicht der Druck der digitalen Öffentlichkeit, sondern das Machtwort oder die Intrige von Angie. Wobei ich ja die Auffassung vertrete, mit etwas geschickterem Krisenmanagement hätte er die Sache im Prinzip durchstehen und überleben können. Aber so blöd, wie er sich damit anstellte, machte er sich letztlich untragbar. Und wie ich neulich schon schrieb: Vielleicht war es Mami Merkel sooo unrecht nicht, dass der hochgelobte und gebendeite Kronprinz der Herzen mal auf Normalmaß gestutzt wird.

Mit Spreng gehts mir genauso, aber nachdem er das Phänomen recht gut getroffen hat, wäre es mir schäbig vorgekommmen, ihm die credits zu verweigern.

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Viel Spass noch bei der weiteren Beantwortung der Kommentare von devin08... ;-)

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Gibt schlimmeres,
aber wenns zu sehr abdriftet, schwindet meine Lust darauf erheblich.

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„Man muss die Zeitungswelt der herrschenden Bourgeoisie vor deren inneren „Hauptwiderspruch“ analysieren.“

Wenn ich eines gelernt habe in den nun sieben Blogger-Jahren, dann dies: Man muss nicht jeden Kommentar beantworten.

Man kann, aber man muss nicht …

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@der_papa:
Nein, sicher nicht. Zumal meine Beiträge da drüben pauschal honoriert wrden und nicht klickzahlen- oder kommentarabhängig. Aber eine gewisse Duldsamkeit kennt man ja von mir, und im großen und ganzen macht mir der Diskurs auch Spaß, wenn er gewisse Niveaugrenzen nicht unterschreitet.

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Ja, Duldsamkeit ist für solch ein Projekt, das ich um einiges höher aufgehängt sehe als die blogger.de-Aktivitäten, auch von Nöten.

Der liebe Gott hat nämlich zuweilen höchst seltsame Kostgänger. Noch seltsamer als ich es üblicherweise bin …

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Sagen wir mal so:
Auf das Handling der Kommentare haben mich die Jahre bei blogger.de ganz gut vorbereitet. Technisch ist es drüben in gewisser Weise einfacher, unerwünschtes von vornherein draußen zu halten, man hats ja selber in der Hand, was man freischaltet und was nicht. Wenns hoch kommt habe ich seit Dezember zwei Kommentare im off versauern lassen und einen gelöscht, nachdem ich ihn zunächst freigeschaltet hatte.

Also halb so wild. Die Schreiberei ist da bisweilen schon mühsamer, denn es ist eine ganz eigene Mischung, die weder exakt dem entspricht, was ich sonst beruflich schreibe noch dem, was ich privatim in der Dunkelkammer treibe. Aber das macht es halt auch interessant, dass es eine neue Verbindung zwischen diesen beiden Schauplätzen knüpft.

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Oh, moderierte Kommentare! Aber reihenweise Unerwünschtes zurück zu halten wäre ja auch nicht die Lösung.

Im übrigen scheint die „ganz eigene Mischung“ durchaus Freunde zu finden. Respekt. Ich freue mich. Ich hätte das für mich toll gefunden, ein Blog dieser Prominenz zu füllen.

Aber ich habe zu viel Weltekel um einen Kommentator wie den hier zitierten auch nur Ansatzweise ernst zu nehmen. Für mich ist der nicht ganz dicht. Ich kenne die Gegend um Oberursel. Da wachsen höchst seltsame Planzen. Auch das Wasser da scheint nicht ganz astrein zu sein …

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Nun,
der Betreffende ist kein notorischer Stänkerer, politisch etwas verschroben, aber gewiss kein verblödeter Vulgärmarxist. Ich wußte aus anderen FAZ-Blogs, in denen er auch kommentiert, dass er gerne etwas weitschweifig wird, aber nicht wirklich ein Problem darstellt.

Und was die prominente Plattform angeht, muss ich gestehen, dass ich mich schon ein bisschen geziert habe, weil ich erstens nicht so genau wusste, was da von mir erwartet wird und zweitens, ob ich das dann auch tatsächlich liefern kann. Es gab außer mir auf der Liste ja noch ein paar andere potenzielle Auswechselspieler für Malte Welding (den es nach anderen Herausforderungen gelüstete), und das waren beileibe keine Nobodies.

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Ein schlechter Scherz muss sein:
Es gab außer mir auf der Liste ja noch ein paar andere potenzielle Auswechselspieler für Malte Welding [...], und das waren beileibe keine Nobodies.

Die dachten echt an mich?

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Sie verstehen sicher,
dass ich keine Namen nennen kann. Im Zweifel würde ich Sie eher als reisenden Reporter empfehlen.

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Natürlich.
Keine Namen. Das hatte ich auch niemals erwartet. Es war eher scherzhaft gemeint. Wie? Hatten die mich etwa nicht auf ihrer Agenda?
Als reisenden Reporter hingegen kann ich mich gut vorstellen. Zielgebiet such ich aus, Flug und Hotel auf FAZ, den Rest mach ich dann. Irgendwie. :-)
....also wenn Sie mal bei Gelegenheit mich empfehlen wollen würden, höhö...

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Wenn Malte Welding der „Malte“ von spreeblick.de ist/war, dann hat das FAZ-Blog für mein Dafürhalten deutlich gewonnen. Der Spreeblick-Malte war mir durchweg zu anstrengend.

Und über den „Kommentator“ lässt sich aus meiner Ecke sagen, naja er pöbelt nicht rum, ok. Und seine Weitschweifigkeit (habe mal in seinem Blog geblättert) verhindert, dass seine Ideen und Ansichten wahrgenommen werden. Was hängen bleibt ist latenter Verfolgungswahn. Wenn das seine Absicht ist, hurra! Gewonnen. Letztlich scheinen mir Dialoge mit solchen Menschen reine Versuche des Meinungsaustausches zu sein. Ich soll meine Meinung mit seiner tauschen.

Armer Kerl. Das wird übel enden. Ich kenne das. Ich bin ja genau so …

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@der_papa:
Ich kenne das. Ich bin ja genau so …

Naja, nicht annähernd so ausschweifend, aber es gibt da tatsächlich eine Parallele, die mir aufgefallen ist und von der ich nicht so recht weiß, wie ich sie korrekt benennen soll. Klassischer Verfolgungswahn ist es nicht, aber schon eine Tendenz, sich stets in einer Wagenburg zu sehen, um die hunderte feindliche Rothäute drumrumreiten und Brandpfeile abschießen. ;-)

Spreeblick hat mich die ganzen Jahre über eigentlich seltenst interessiert, aber Malte habe ich schon ab und zu gern gelesen. Aber das erinnert mich daran, dass ich noch einen Verriss seines Männer-Frauen-Buchs schreiben wollte...

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„…aber es gibt da tatsächlich eine Parallele, die mir aufgefallen ist und von der ich nicht so recht weiß, wie ich sie korrekt benennen soll.“

Na, dann will ich Dir mal helfen. Wenn Du so sicher glaubst eine Wahrheit erkannt zu haben, dass man getrost von „Wissen“ sprechen könnte, und alle drumherum wiegeln ab oder meine, das können man nicht immer so genau sagen, oder das könnte ja auch ganz anders sein, und Wahrheit sei nichts anderes als ein Ast an einem Baum, und du denkst dir, ok, dann prüfe ich das mal, und du machst dich so offen wie es geht für alle Gegenargumente, prüfst unter Aufbietung aller Toleranz und Respekt die anderen Möglichkeiten, recherchierst und vergleichst, und kommst immer wieder zu dem Schluss, dass deine Schlussfolgerung allen Überprüfungen standhält, und dann erklärst du den anderen die Schritte, die dich zu dem „Wissen“ gebracht haben, und welche Prüfungen das „Wissen“ überstehen musste, und dass du für echte Argumente dankbar wärest, Argumente die dir helfen würden eine neue Sicht auf die Dingen zu bekommen, aber alles was du bekommst sind Abwiegeln, jede Menge „könnte“ und den Hinweis, dass absolute Wahrheit sich selber ausschließe, oder zumindest für den Menschen immer unbekannt bliebe, bzw. woher ich denn die Überheblichkeit auf „Wahrheit“ her habe, und dann überlegst Du was man daraus machen könne, und das Ergebnis ist: nix. Bestenfalls eine Depression.

Und um dich davor zu retten denkst du dir deinen Teil, lässt eines der Boote zu Wasser und siehst zu, wie der unsinkbare Passagierdampfer dem Eisberg immer näher kommt. Irgendwann kommt dann das Bersten der Bordwand, die Schreie vom Sonnendeck und eigentlich müsste ein „hab ich doch gesagt“ dir gut tun, tut es aber nicht.

Oder kurz: Wenn Du einem Komasäufer sagst, dass er aufpassen soll was er tut, weil das ins Auge gehen kann, und der lallt dir nur ein „verpiss dich“ rüber, dann packst du irgendwann alle deine Geduld, deine Engelszungen und alle fundierten Argumente ein und tust das dann auch.

Aber wie man das nennt kann ich auch nicht sagen. Ich weiß nur wie sich das anfühlt. Und dadeswegen habe ich Mitleid mit dem armen Hessen …

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@der_papa:
Ich kann Dir nicht genau sagen, was genau mich gegen diese Depression einigermaßen immun macht. Vielleicht schon allein, dass etliche Prämissen der Dinge, die ich für mich als wahr erkannt habe, nicht notwendigerweise allen anderen erklär- und vermittelbar sind.

Selbst ein intelligenter und belesener Mensch wie devin08 stößt immer wieder an die Grenzen, die sehr speziellen Grundlagen seines politischen und ökonomischen Weltbildes jemandem zu vermitteln, der den ganzen Schriftenkanon von Marx, Engels, Lenin, Sartre, Boudieu, Foucault entweder nicht in dem Ausmaß parat hat oder für sich andere Schlüsse draus zieht. Da kann man Übereinstimmung herstellen in der Frage, ob die Klassenfrage heute noch aktuell ist (z.B. wenn man das traditionelle Arbeiterding auch auf Angestellte und Scheinselbständige ausdehnt oder die Dritte Welt als das Proletariat des globalisierten Kapitalismus begreift), aber für darüber hinausgehend abweichende Schlussfolgerungen lässt das noch jede Menge Raum. Und diese Differenz heißt es eben auszuhalten.

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