Sonntag, 23. Januar 2011
Ich bin hier raus - oder hole mir einen (grauen) Star!
Die Dunkelkammer ist ja bekanntlich weitgehend fernsehfreie Zone. Trotzdem leben wir nicht abgeschottet im Tal der Ahnungslosen, man bekommt von dem Geflimmer über andere Kanäle immer noch mehr mit als man eigentlich möchte. Aus beruflichen Gründen bin ich in ein paar Presseverteilern von Fernsehsendern, und normalerweise laufen da nur Jubelmeldungen über irgendwelche Einschaltquoten des Vortags rein oder Einladungen zu Pressekonferenzen. Aber heute flattert mir eine Vorabmeldung von RTL ins Haus, die mit Sperrfrist Sonntag, 23 Uhr 59 ungefragt vorab mitteilt, welche kulinarischen Leckereien am Tag 10 im Dschungelcamp serviert werden, wer von den Mitwirkenden was probiert und wer sich bei welchem Versuch übergibt. Mir holt es jedenfalls schon beim Lesen das Weihnachtsgebäck des Vorjahres wieder hoch. Und als kleine Retourkutsche für diese Zumutung verrate ich jetzt schon vor Ablauf der Sperrfrist die Menüfolge:

- "Erdwurm-Flips", bestehend aus lebenden Regenwürmern

- "Käsestangen", bestehend aus Käsefrucht (auch Kotzfrucht genannt) in acht Streifen.

- "Augenschmaus", bestehend aus Kroko-, Schafs- und Fisch-Augen.

- den "Fleisch-Lolli“, einen Kroko-Penis am Stiel.

- "Knabberspaß", dabei handelt es sich um Kamel-Anus.

- "Gemischte Nüsse", Schafs- und Hirschhoden.

Na denn: Mahlzeit!*

* Weitergehender Urteile über dieses Format, seine Macher, seine Mitwirkenden und seine Zuschauer möchte ich mich an dieser Stelle enthalten.

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Danke, jetzt muss ich erstmal mein Gehirn desinfizieren.

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Ja,
ging mir ähnlich. Und ich hoffte auch, dass Sie nicht gleich mit schmackhaften Rezepten aufwarten. ;-)

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"erstmal mein Gehirn desinfizieren"

ich glaube, das ist der finale ganz große satz zu diesem thema.

(synapsen kalibrieren, müsste man sowieso viel häufiger machen...)

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Ich habe noch NIE eine dieser Shows gesehen. Noch nicht mal Lust verspürt. Aber nachdem ich heute morgen bei heise schon auf dieses dadaistische Interview hingewiesen wurde, werde ich heute abend doch mal probeweise einschalten. Falls sie also nichts mehr von mir hören sollten....

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Von der ersten Staffel
hatte ich mal ein paar Minuten geguckt und innerhalb dieser kurzen Zeit einen so unbändigen Hass auf das Moderatoren-Pärchen entwickelt, dass ich Angst vor mir selber bekam und von weiteren Darbietungen dieses Duos weiten Abstand nahm.

Aber lassen Sie sich davon nicht beeinflussen - Berichte aus zweiter Hand würde ich - bei eintsprechendem Vertrauensverhältnis zum Verfasser - durchaus lesen.

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Nur wer freiwillig A sagt, von dem kann dann erwartet werden, auch B zu sagen. Der Typ, der mithilfe der klassischen Becker-Faust alles runterwürgte, was man ihm vorsetzte: Er sah mehrfach aus als wolle er den, der daran schuld ist, auf der Stelle erwürgen. Nur -- da war keiner außer ihm selber. Dass das Zeug zu essen sein Wunsch war, hatte er selbst auf Nachfrage in den fünf Minuten zuvor oft genug bestätigt. Er hatte buchstäblich doppelt zu würgen.
Ein soziologisches Lehrstück über die Wirkungen von Freiwilligkeit. Spannend!

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@not quite like beethoven:
Ich hoffe, Sie sind jetzt nicht angefixt mit dem Format.

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Nein, nein, keine Sorge. Dafür ist das Ganze zu schlecht gemacht (Bild, Schnitt, Musik, Kostüme, Dialoge). Wobei der Gag hier war schon nett:

Rainer Langhans ist schwach, hat Schmerzen und sinniert übers Sterben ("die letzte große Herausforderung, alles andere hatte ich schon, langweilt mich"). Andere Teilnehmer dürfen sich im ON sorgen, dass er ihnen wegstirbt ("Er ist 70 Jahre alt, ich will nicht im Fernsehen neben einer Leiche aufwachen!"). Daraufhin die Moderation:
"Nun, es gibt Kulturen, in denen ziehen sich die Alten zum Sterben in den Dschungel zurück.
Wobei -- RTL und Kultur?! NEEEEEEEEEEEhehehehehehe!"

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ich bekenne ja offen, dass ich 2008 und 2009 beinahe schon fan war. nicht, weil ich das so grossartig finde, wenn leute hoden essen, sondern eher so wie bei einem schlimmen unfall, wo man nicht weggucken kann. und das verriet mir auch so viel ueber den willen von rampensaeuen, alles zu tun fuer ein bisschen ruhm blabla.

2011 bin ich am ersten abend eingeschlafen, habe am 2. abend umgeschaltet, und dann habe ich es vergessen. bis heute. ich weiss nicht, ob es an der neuen lebenssituation liegt, ob ich erwachsen geworden bin oder ob ich mich heute einfach schneller langweile. jedenfalls muss ich feststellen, dass der lebensabschnitt, in dem ich mich fuer boulevard und sensationen interessiere, wohl 2010 geschlossen wurde.

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Bei der ersten oder zweiten Staffel
fand meine Frau das auch noch ganz witzig (müßte jetzt überlegen, ob wir damals schon zusammen waren). Hatte mich auch mal belabern lassen, mitzugucken.Aber irgendwie hielt es mich nicht bei der Stange, auch wenn ich den einen oder anderen fiesen Spruch von Zietlow und Bach durchaus goutieren konnte. Bin halt doch eher so veranlagt, dass ich lieber aufs Gas als auf die Bremse trete, wenn irgendwo am Straßenrand Unerquickliches zu sehen ist.

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Ich muß mal wirklich mir selber danken, daß ich dem ganzen Mist (mehr fällt mir dazu nicht ein) dankenswerterweise entgehe, da ich dt. (Privat)TV nicht empfange.

Liegt ua. auch daran, daß ich mir schon bei 4 Kanälen = 4x Werbung oder 3x Werbesendung schon leid tu und mich stark genervt fühle.
Was tät ich dann mit 50-90 Programmen?
Den ganzen Tag sich grün und blau über derart viel Scheiß ärgern - dazu reichen mir meine paar heimischen vollkommen aus. (Zumal wir ja vom pinken Sender doch sehr viel mit dt. Privatkram belästig werden.)

Ich hoffe nur ganz ganz fest, daß das Jungle-Format nicht auch noch zu uns (s)einen Weg findet.

Allerdings kann man ja zur Not die Glotze auch abmelden und sich nur noch ausgewählte Sachen aus dem Netz ansehen. So ganz theoretisch gesprochen.

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Es gibt wohl Leute, die haben die Glotze, auch wenn temporär vorhanden, seit Jahrzehnten nie angemeldet.

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Und genau denen haben wir indirekt auch diese Haushaltsabgabe teilweise zu verdanken, die die GEZ ersetzen wird.

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Naja,
wie schon mal erwähnt war die Rundfunkgebühr schon seit jeher kein Nutzungsentgelt, sondern eine Infrastrukturabgabe. Insofern folgt die Änderung zu einer Haushaltsabgabe einer inneren Logik, die nicht allein von der Schwarzseherquote diktiert wird.

Man darf im Übrigen gespannt sein, ob wir im Zuge der Leistungsschutzrecht-Diskussion nicht irgendwann auch noch irgendwann eine Verlagsabgabe abgepresst kriegen.

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arboretum, der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland hat einen Etat, der das Bruttoinlandsprodukt von etwa 50 Ländern dieser Welt übersteigt.

Mal ein Vergleich:

Einnahmen ÖR-Rundfunk Deutschland per anno: etwa 6 -7 Milliarden

Einnahmen Staatshaushalt Nicaragua: etwa 1 Milliarde

Grundversorgung?

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@kreuzbube:
Ich wäre der Letzte, der erhebliche Sparpotenziale bei ARD und ZDF leugnen würde, aber diese Etat-Vergleiche mit Staatshaushalten oder BIPs von irgendwo Jottwehdeh finde ich nicht so übermäßig aussagekräftig. Damit bewegt man sich argumentativ nach meinem Empfinden schon in Richtung "in Afrika hungern Kinder".

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Ich sehe das überhaupt nicht unter dem Blickwinkel von Sparpotentialen sondern frage mich in der Tat, wozu man Milliarden (und Dutzende von Rundfunksendern) benötigt, um einen "Grundversorgungsauftrag" zu erfüllen. Für einen ausgemachten Irrsinn halte ich das, und da vergleiche ich ohne weiteres mal Äpfel mit Birnen.

Aber Danke für das Stichwort: Wusstest Du, dass wir hierzulande mehr fürs Fernsehen ausgeben als für Entwicklungshilfe?

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Ja,
und es klingt vielleicht zynischer als ich es meine, wenn ich sage, dass das - wenn man es mal unter dem Gesichtspunkt der Systemstabilisierung sieht - besser angelegtes Geld ist als es irgendwelchen Machthabern und Eliten in Jottwehdeh hinten reinzuschieben. Ob man es nun offiziell Grundversorgungsauftrag nennt oder Revolutionsverhinderung und Volksverblödung ist eigentlich wumpe, es hat jedenfalls - funktional gesehen - seine guten Gründe, warum der Politik der Erhalt des status quo im Rundfunkwesen so wichtig ist, dass man den Bürgern dafür eine eigentlich eher unpopuläre Abgabe aufbürdet.

Vielleiicht bin ich beruflich auch zu nah dran an dem Irrsinn, um mich richtig darüber aufregen zu können. Da haben irgendwelche strukturellen Schieflagen und reformgetriebene Verschlimmbesserungen im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialsystem irgendwie mehr Erregungspotenzial für mich als dass man sich hierzulande den Luxus eines etwas aufgeblähten halbstaatlichen Unterhaltungsapparats leistet.

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HAHAHA

Herr Mark, Sie scheinen mir ein Querschläger zu sein! ;-)

Das ist Geheimnisverrat allererster Güte!

Habe das Thema auch gerade am Wickel gehabt. Ihre Insiderinfo ist aber viel besser!

PS Das nächste Mal hätte ich gern einen Warnhinweis an den Text. Danke!

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Ja, jemand sollte Ihnen schleunigst so ein Heute wird's eklig-Banner basteln, dass Sie bitte als Warnung entsprechend anbringen.

Igitt.

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Im Buttons basteln
bin ich eher so mittelprächtig geschickt, mehr kann ich zu meiner Entschuldigung nicht vorbringen. Zwischen Eingang der Mail, dem Verfassen dieses Beitrags und dem anvisierten Familienausflug war zudem nicht mehr viel Zeit, externe Unterstützung einzuholen. Aber ich nehme mir vor, das nächste Mal wenigstens im Text vor nachfolgenden Ekligkeiten zu warnen.

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vielleicht gar keine schlechte idee: cabman, der chefbuttonbastler muss ran und einen warnbutton basteln.
dann dürfte auch das wehklagen über die gelegentliche darstellung toter tiere schlagartig ein ende nehmen;-)

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..und so ist es doch irgendwie jedem zumindest ein klitzekleines Pöstchen der Entrüstung wert...und ich glaube ja, dass das allein schon RTL als Bestätigung reicht. ;-)

Ich kann nicht abstreiten, dass ich das Format trotz aller Gehirnarmut teilweise zumindest entlarvend, wenn nicht gar lustig finde. Auch ich quäle mir dann immer die Menschenwürde und sonstige edle Tugenden in den Sinn, aber machen wir uns nichts vor, stünde uns das Wasser bis zum Hals, wären wir froh, wenn wir für EUR 50.000.- oder so an Lammhoden und Kamelanus kauen dürften. Und wir wüßten, dass wir das öffentlich tun. Wie wir uns ja auch zu besseren Zeiten öffentlich feiern ließen...in guten wie in schlechten Zeiten. Jetzt lassen sie sich halt teern und federn...

Das Format hat nur ein Problem: wenn die Leute zu nett und/oder "normal" sind, ist es gähnend langweilig.

So, und jetzt muss ich wieder in meinen Elfenbeinturm und mich entrüsten, aber war schön hier unten bei Euch. ;-)

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"Wir", werter Herr wajakla,
hätten aber schon mal von vornherein nicht den nötigen Bekanntheitsgrad eines C- oder D-Promis, um auch nur entfernt in die Reichweite der Möglichkeit zu kommen, uns die 50.000 Öre Anstrittsgeld zu verdienen. Von daher sind Aussagen, was wir täten oder nicht, wenn wir in dieser oder jener Lage wären, immer mit gewisser Vorsicht zu genießen. Ich glaube von mir sagen zu können, dass ich schon auf viele ganz alltägliche Nahrungsangebote einigermaßen essgestört-ablehnend reagiere, von daher wäre das Dschungelcamp mit seinen kulinarischen Herausforderungen wirklich keine Option für mich, egal, wie dreckig es mir gerade ginge.

Ich würde dem Format auch nicht unbedingt Gehirnarmut unterstellen, die Moderation z.B. ist ja durchaus nicht völlig ohne Witz. Aber ich könnte mir das trotzdem nicht länger als ein paar Minuten geben - oder allenfalls in der "Switch-Reloaded"-Parodie.

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Wie früher,
als man jemanden kannte, der wiederum jemanden kannte, der aus ungeklärten Quellen die Liste der kommenden Aldi-Angebote vorab per Fax erhielt...

Schön!

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Tja, und nicht viel später
konnte man den Aldi-Newsletter per Mail abonnieren. Einer der Verlagsgeschäftsführer an einer früheren Wirkungsstätte von mir war nahezu süchtig nach diesem Periodikum.

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Kann man noch immer, zumindets bei uns - oder - noch viel besser: mehr ersteht das Buch, in dem die ganzen Extraaktionen fürs kommende Jahr enthalten sind. HA!

Oder man macht das noch schlauer, so wie wir - wir stecken die Nase rein, machen Notizen und kaufen das Buch erst gar nicht *gg*

Allerdings weiß ich nicht, ob es das Buch noch gibt. Da müßte ich meine Quelle befragen.

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Ein guter Freund
selig holte sich beim befreundeten Fischhändler am Münchner Elisabethmarkt immer Lachsaugen ab. Das Fett um die Augen, erzählte er mir mehrfach, sei das Leckerste am ganzen Fisch. Er war offensichtlich seiner Zeit weit voraus. Folgen wollte ich ihm nicht.

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Mein Töchterlein
wäre da wahrscheinlich auch dabei - ohne mit der Wimper zu zucken. Sie fragte uns im Restaurant schonmal explizit, ob sie einen Fisch mit Augen kriegen könne. Mit Rücksicht auf mein zartes Gemüt wurde ihr das Vorhaben ausgeredet.

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Weit
weg vom Übel deutscher Fernsehunterhaltung bin ich ganz froh, jene Speisekarten nur selten in Blogs zu Gesicht zu bekommen. Und wenn es mich danach gelüstet, meinen Magen zu testen, dann kann ich dies bestimmt hier auch auf den öffentlichen Märkten oder am Straßenrand tun, dort, wo die Händler ihren Fich oder ihre Großeidechsen stundenlang zum Kauf anbieten.

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[Propheten-Modus: on]

Wir werden uns noch solch „harmlose“ Sendungen wie das Spanner-Urwald-Camping wünschen. Sendungen mit einem Restniveau knapp über der Wahrnehmungsschwelle, bei denen man durchaus was über die Menschen mit denen man Tür an Tür lebt, und ihrer Vorstellung von Unterhaltung, lernen konnte.

Weil danach kommt etwas, das können wir uns heute genau so wenig vorstellen, wie damals die Zuschauer von “Am laufenden Band“, wenn sie über Samstag-Abend-Unterhaltung 2011 nachdachten.

[Propheten-Modus: off]

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Naja,
Gedanken, wohin es gehen könnte, hat man sich schon gemacht - denken wir z.B. an "Das Millionenspiel" von Wolfgang Menge oder den Film "Rollerball", um nur zwei Beispiele von vielen zu nennen. Sicher, exakt so ist es nicht gekommen. Aber auf der anderen Seite gibt es ja auch Konstanten und Kontinuitäten, denken wir etwa an "Der große Preis" und "Wer wird Millionär" oder "Tatort".

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Gibt es Anzeichen dafür, dass Niveaubewegungen auch in andere Richtungen möglich sind als zum Erdkern hin?

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Nein,
Antigravitation ist auch in der Unterhaltungsbranche noch Zukunftsmusik. Aber wie gesagt, vom "großen Preis" hin zu "WWM" kann ich eigentlich kein großes Gefälle erkennen, und der "Tatort" ist womöglich auch besser geworden, seit Schimanski im Ruhestand ist. ;-)

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Kommt aufs Team (oder den Standort) an.

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@sid: Ja, vermutlich.
Aber selbst wenn man beispielsweise die Folgen aus Münster oder vom Bodensee doof fände, würde sich wohl kaum jemand zu einer Gesamtaussage versteigen, dass sich das Niveau dieser Sendereihe seit Jahrzehnten in ungebremstem Sturzflug befände.

Wobei ich wirklich nicht mehr mitreden kann, mein letzter Versuch damit dürfte jetzt auch schon fünf Jahre zurückliegen.

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Habe vor zwei Wochen in der ZDF-Mediathek den Tatort gesehen, bei der ein mutmaßlicher Mörder und Vergewaltiger vor Gericht aufgrund der überaus dürftigen Indizienlage freigesprochen wird, und sich den Anschuldigungen der Öffentlichkeit ausgesetzt sieht, die meint, er sei trotzdem schuldig, egal was das Gericht sagt. Ich kann mich an keinen Tatort erinnern der mich so dermaßen aufgewühlt hat wie dieser. Zum einen ist das Thema natürlich heftig, zum anderen waren die Bilder viel „realistischer“ als ich es bisher kannte.

Möglicherweise bin ich ja empfindlicher geworden mit den Jahren (oder war früher abgestumpfter gegenüber Gewaltdarstellungen*), aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass Schimanski nicht so brutal war wie der aktuelle Tatort.

*Hmm, kann im Nachhinein betrachtet auch nicht sein. Bei Edgar Wallece's „Der Frosch mit der Maske“ wurde eine an einem Stuhl gefesselte Frau mit einem Maschinengewehr umgemäht, weil man sie „nicht mehr braucht“. Diese Szene verfolgt mich bis heute …

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"Tatort" (eine ARD-Sendung)
in der ZDF-Mediathek - bist Du sicher?

Sei dem, wie es wolle - ich für mein Teil kann jedenfalls nur beipflichten, dass ich vieles, was ich in jungen Jahren recht ungerührt anguckte, heute auch nicht mehr sehen könnte (oder wollte). Irgendwie nehmen mich Gewaltdarstellungen heute viel mehr mit als früher. Aber ich unterscheide nach wie vor recht genau zwischen Maschinengewehr, Maschinenpistole und Schnellfeuergewehr (auch wenn die Grenzen fließend sind). ;-)

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Ups, sorry, natürlich in der ARD-Mediathek. Da sieht man mal, wie weit weg ich von diesen Dingen bin …

Die Unterscheidung zwischen den Waffen konnte ich zu der Zeit nicht leisten und heute will ich nicht. Viele-Schüsse-kurz-hintereinander-Waffe. Die war gemeint.

Bleibt nur noch die Frage ob Gewalt über die Jahre nun unterschiedlich wahrgenommen oder dargestellt wurde? Vielleicht beides?

Die Frau im „Tatort“ wurde an den Füßen aus einem Lieferwagen gezogen. Der Kopf schlug in Großaufnahme auf dem Pflaster auf. Das habe ich an diesem Tag zum ersten mal in einer filmischen Darstellung gesehen. Das ist möglicherweise keine Wahrnehmungssache …

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@mark
Sie habens verschrien... am Sonntag "operiert" wieder Schimi - wohl aus dem Ruhestand zurück.

Bin noch am Überlegen, ob ansehen, Glotze aus, oder Alternativprogramm ; )

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@sid:
Oh, no. Wenn ich es richtig verstanden habe, will Herr George wieder öfter in diese Rolle schlüpfen.

@der_papa: Dass die Bildsprache auch jenseits von Sam-Peckinpah-Filmen etwas expliziter geworden sein dürfte über die Jahre, davon kann man glaube ich schon ausgehen. Mit meiner gesteigerten Empfindlichkeit gegenüber dargestellter Gewalt hat das aber nicht direkt zu tun.

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Die Bildsprache der Realität war schon immer explizit:

http://www.fr-online.de/image/view/-/2709090/highRes/1404333/-/Vietnam+2+%2528media_517756%2529.jpg

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ach du scheiße. da ist man wieder mal froh, keinen fernseher zu besitzen.

obwohl ich ehrlich gestehe, dass ich manchmal aus dem fenster in ein selbiges der gegenüberliegenden front gucke, wo man ein flatscreen-teil der hyperdimension besitzt, bei dem man sich fragt, wie weit die glubscher wohl von der glotze entfernt sitzen müssen, um nicht nur details (beispielsweise pickel unter dem make-up der dschungelcamper) zu entdecken, sondern sowas wie bilder in zusammenhängen zu begreifen. allerdings stellt sich die frage, ob man beim große-bilder-gucken soviel begreifen muss, da bilder als emotionstransporter ja intellektfrei text/plot/drehbuch ersetzen können.

übrigens läuft besagter monsterflatscreen soweit feststellbar ohne unterbrechung von 7:20 montagmorgen bis 01:00 uhr sonntagabend. ich vermute, das Leben der bewohner besteht neben glotzen nur aus essen, kacken und schlafen. ;)

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Das deckt sich soweit
mit meinen Beobachtungen. Hier in der Nachbarschaft haben in letzter Zeit auch ein paar von den Heimkino- und Haushalts-Unterhaltungscentern Einzug gehalten. Man kann sagen: Je größer die Bildschirmdiagonale, umso länger die tägliche Betriebsdauer. Ich dachte manchmal schon beim abendlichen Blick aus der Küche, mannmannmann, was läuft denn dort drüben für ein grauenhaftes Scheißprogramm, bis ich gewahr wurde, dass diese Flatscreens ihre Größenvorteile auch bei realistischen Ballerspielen voll zum Einsatz bringen.

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Da soll noch mal
einer sagen, Gardinen wären spießig! =)

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Ein paar Leuten
in der Nachbarschaft würde man gerne welche spendieren. Aber gut, wir haben auch keine Vorhänge, nur Plissées im Schlafzimmer (und die auch hauptsächlich gegen sommerliche Erhitzung). Der einzige Raum, in dem von gegenüber bisschen was zu sehen sein dürfte, ist die Küche. Und da tun Gardinen irgendwie nicht so recht Not. Guckt uns von weiter unten eh keiner in die Töpfe und Pfannen...

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Wer bloggt, hat gar keine Zeit, Dschungelcamps oder ähnlich hirnerweichende Sendungen zu sehen. Gottseidank!
Wer private Sender anschaut, opfert täglich mindestens eine Stunde seiner Lebenszeit der Werbung. Das kann ich mir schon aufgrund meines Alters nicht erlauben...
Langeweile kenne ich ohnehin nicht, und muss mir keineswegs meinen Kopf mit Nonsens und Werbung vollpumpen lassen, um ihr zu entgehen.

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Im Prinzip
könnte ich ja den Laptop mit auf die Couch nehmen beim Gucken, machen andere ja auch. Aber irgendwie ist der Impuls zum Einschalten weg, und zwar schon lange. Dabei denke ich gar nicht mal, dass es völlig unmöglich wäre, was interessantes zu finden, wenn ich nur suche. Aber ich mag nimmer. Es ist auch nicht mehr so sehr eine Frage von Privat-TV oder Ö.-R., sondern meine Unlust erstreckt sich schon auf beides.

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da gibts doch bestimmt auch einen (kleineren) Fernseher auf dem Klo ?!

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Wer bloggt, hat gar keine Zeit, Dschungelcamps oder ähnlich hirnerweichende Sendungen zu sehen.

Man stolpert aber häufiger über irgendwelche Postings, die sich darauf beziehen. Ich bin dann immer etwas ratlos, denn ich habe diese Sendung noch nie gesehen, noch jemals den Wunsch verspürt, dies zu tun.

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Bei einem Marktanteil
von zuletzt fast 50 Prozent in der Zielgruppe 14-49 wäre es schon stark verwunderlich, wenn da so gar keine BloggerInnen vor der Glotze gesessen hätten (wobei mir schon klar ist, dass sich der Marktanteil nur aus den Zuschauern errechnet, die auch vorm Gerät sitzen).

Aber das Gefühl der Ratlosigkeit gegenüber diesem Phänomen teile ich.

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In der taz schreiben zwei von Langhans' Haremsdamen und versuchen sich ziemlich bemüht zurechtzubiegen, warum sie das gut finden:

http://www.taz.de/1/debatte/kolumnen/artikel/1/warum-diese-verachtung/

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Haha, "sich einen abbrechen", dein Name ist Katy Gitta Jutta!
Rainer "Phil" Collins in "Against all Odds"
So take a look at me now, cause there´s an empty space

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die zum teil hasszerfressenen kommentare darunter stimmen mich mindestens ebenso traurig wie das ganze format.

einige fragen in der zugegebenermaßen etwas holprigen kolumne werden tatsächlich viel zu selten gestellt...
Man könnte durchaus ja auch mal fragen, warum redet z. B. ein so saublöder Markus Lanz, der protestfrei das ZDF verRTLisiert und nun so vornehm tut, nicht von seinem eigenen vielen Geld, das er pro Sendung verdient? Von seiner Lust an Aufmerksamkeit, von seiner Angst vom Verlust dieser Aufmerksamkeit, und davon welche Ärsche er geküsst hat, und da waren sicher welche dabei, die sind fieser als alle 30.000 Kakerlakenärsche zusammen! Das wäre doch auch mal was.
klar ist der text auf eine gewisse weise hanebüchen, aber auf rührende weise einer utopie verpflichtet, die so manchen abgewichsten blogschreiberInnen schon nach wenigen jahren abhanden gekommen ist (falls überhaupt jemals vorhanden gewesen).
eigentlich ist es ein blogtext. so authentisch.
:-/

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vert, ich versuchte zunächst auch, die Sache von anderer Warte aus zu sehen und dem Text der beiden Frauen gar Sympathie entgegen zu bringen. Es ist mir allerdings nicht gelungen. Ich mag mich irren, aber mir scheint, sie suchen selbst etwas angestrengt nach Gründen jenseits des Honorars, warum sie Langhans' Mitwirkung nicht ablehnen, sondern rechtfertigen können.

Es hat dennoch etwas Gutes, es mahnt dazu, weniger selbstgerecht und selbstgefällig zu sein. Und man kann sich daran erinnern, wie es war, als man selbst mal völlig abgebrannt war und nicht wusste, ob und wann sich das ändern wird.

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ich versuchte zunächst auch, die Sache von anderer Warte aus zu sehen und dem Text der beiden Frauen gar Sympathie entgegen zu bringen.

Ging mir exakt genauso. Wobei ich freilich auch sagen muss, dass ich mit der Teilnahme von Langhans an dieser Veranstaltung (anders als wahrscheinlich viele aus dem Umfeld der taz) nicht das geringste Problem hatte. Überhaupt bezieht sich mein Unbehagen an dem Format weniger auf die Mitwirkenden, die sind austauschbar und werden ihre Gründe haben, sich dem auszusetzen - als vielmehr auf das Systemische.

Davon abgesehen: Die Tirade Richtung Markus Lanz trifft nicht den Falschen, aber die Tonart klingt in meinen Ohren nach Fingernagel auf Schiefertafel.

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...aber auf rührende weise einer utopie verpflichtet,...
Herr vert, da sind mir einfach zu viele Windungen drin. Ich hab´s halt dann doch lieber ein wenig mehr geradeaus.
Und ich möchte mir dieses Format wirklich nicht schönsaufen müssen. Das hat auch nichts mit Selbstgefälligkeit zu tun.
Dabei sind mir die Mitwirkenden völlig egal, so ganz ohne Verachtung.

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... sie winden sich weiter, das wird schon zur Realsatire, das kann doch nicht ernst gemeint sein:

Eine Freundin sagte zu mir, dass sie klasse fand, wie Rainer ihren Horizont ein wenig erweitert hat, durch das Trash-Format hindurch. Sie sei dadurch richtig gut drauf.

http://www.taz.de/1/debatte/kolumnen/artikel/1/rainer-war-die-seele-der-sendung/

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ich hab an keiner stelle behauptet, dass es gelungen sei.

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Ein Depeschendienst kabelt mir gerade,
dass nach der Demise der "Nerv-Natter" Sarah K. die Einschaltquote um eine Million Zuschauer gesunken sei. Von daher finde ich die These, Langhans sei die Seele der Sendung gewesen, ziemlich steil. ;-)

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Ahem.....

klopf - klopf....

vielleicht sollten wir uns mal in einer kleinen Stube unseres Hirnes daran erinnern, dass gerade eine solche Nahrungsauswahl einem nicht unerheblichen Teil unserer Weltbevölkerung nicht fremd ist! Setzt man einem australischen Aboriginee ein Wiener Schnitzel vor, wird er vielleicht auch ein Magengrummeln bekommen, weil er denkt, welch eklige Krümelspeise....

wer weiß?

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Hierzulande essen Leute Schnecken in Kräuterbutter und glibberige Eier vom Fisch gelten als teure Delikatesse.

Zynischer finde ich ja den Umstand, dass dort in Australien derzeit tatsächlich welche ums Überleben kämpfen, während eine paar abgehalfterte Publicityn*tten vor ausgewählter Kulisse so tun als ob.

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@b-reeze:
Mir ist das durchaus bewusst, dass z.B. im südamerikanischen Regenwald bei bestimmten Ureinwohnern in Blättern gedünstete Vogelspinnen eine Delikatesse sind und generell in anderen Weltgegenden andere Proteinspender auf dem Speisezettel stehen. Ich denke, der entscheidende Unterschied liegt darin, dass hier mit dem Verzehr von bewusst ausgesuchten Ekligkeiten Quote und Kohle gemacht wird. Und dazu kommt der von Kreuzbube genannte Aspekt noch "on top", wie man auf Neudeutsch sagt.

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