Donnerstag, 27. Februar 2020
Von Viren und Notfallplänen
Ich weiß gar nicht mehr, in welchem Jahr mich meine damals strenggläubige Mutter zum letzten Mal in einen Aschermittwochsgottesdienst nötigen konnte. Aber die Erinnerung daran, wie der Pfarrer den Gottesdienstbesuchern das Aschekreuz appliziert, ist mir noch recht gegenwärtig. Als Skorpion stehe ich mit Gevatter Tod ja auf einigermaßen vertrautem Fuß, und dennoch hatte das katholische Ritual mit dem "Staub bist Du..."-Spruch für mich immer etwas leicht obszönes. Dass wir alle sterblich sind, damit habe ich nie groß gehadert, aber das Kreuz auf der Stirn, das signalisierte unmissverständlich: "Du bist vorgemerkt, Bürschlein!"

Ein wenig vorgemerkt fühle ich mich derzeit auch, während das Corona-Thema hier in NRW grad ziemlich virulent wird. Mit meiner Vorerkrankung und dem supprimierten Immunsystem trage ich nicht nur ein symbolisches Kreuz auf der Stirn mit mir herum, sondern vielmehr eine große Zielscheibe auf dem Rücken. Dass ich neulich die Grippe überlebt habe, heißt in diesem Zusammenhang gar nichts, als dass ich vermutlich eh schon geschwächt bin und damit vermutlich leichte Beute für die neue Seuche.

Nun habe ich gestern ein Asyl-Angebot aus Süddeutschland bekommen, das ich eigentlich schlecht ablehnen kann, auch wenn es logistisch (nicht zuletzt wegen der aufwendigen Dialyse-Fomalitäten) nicht ganz einfach werden wird, rechtzeitig die Kurve zu kratzen, before the sh*t hits the fan, wie es so schön auf Englisch heißt. Morgen gilt es nun herauszufinden, wie schnell ich von Krefelder Nierenzentrum in die oberbayerische Niederlassung des gleichen Betreibers wechseln könnte. Wäre schön, wenn das weniger kompliziert abzuhandeln wäre als mit der Feriendialyse bei anderen Betreibern, wo das immer mit wochen- oder gar monatelangem Vorlauf geplant sein will. Etwas verkomplizierend kommt allerdings hinzu, dass ich seit Monaten eine unschöne Darmgeschichte mit mir rumschleppe (Details wollen Sie wirklich nicht wissen) und deswegen in Isolation (mindestens Einzelzimmer) dialysieren muss. Das macht es nicht so einfach, mich im Ablaufplan irgendwo auf Lücke zu setzen. Es bleibt also spannend, ich werde gegebenfalls weiter berichten.

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Mittwoch, 5. Februar 2020
Herkünfte


Europa
100,0%
Nord- und Westeuropa
51,3%
Skandinavier
28,7%
Nord- und Westeuropäer
22,6%
Osteuropa
47,9%
Balkanbewohner
34,6%
Osteuropäer
13,3%
Aschkenasischer Jude
0,8%

Meine Frau hat uns zu Weihnachten diesen DNA-Test spendiert. Interessanterweise ist bei ihr der Anteil Osteuropa etwas größer als bei mir, und Nordeuropa-Skandinavien kleiner. Überrascht bin ich davon, dass der Balkan bei mir stärker zu Buche schlägt als Osteuropa, wo doch mein Vater aus dem Raum Polen/Ukraine stammt. So genau darf man das alles wohl nicht nehmen. Mit einem gewissen Prozentsatz jüdischen Erbguts hatte ich übrigens gerechnet. In der Heimatregion meines Vaters gab es sehr viele Juden, da wäre es eher verwunderlich gewesen, was das gar keinen Niederschlag in den Genen gefunden hätte.

Und was nehme ich daraus nun für mich mit? Schwer zu sagen, ich habe mich immer schon zu 100 Prozent als Europäer gefühlt, und dass ich diesen Wert jetzt gewissermaßen amtlich habe, ändert an meinem Leben herzlich wenig.

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Donnerstag, 16. Januar 2020
Kontrolliertes Trinken
Ich hatte hier ja schon verschiedentlich erwähnt, dass man als Dialysepatient nicht mehr so viel trinken kann, wie man lustig ist. Warum das so ist, hat Dialysebloggerin Franzii mal genauer aufgedröselt. Allerdings würde ich doch dem Eindruck entgegentreten wollen, dass man mit dem baldigen Erstickungstod spielt, wenn mal mal die verordnete Trinkmenge überschreitet. Ist natürlich bei jedem anders, aber in meinem Fall lagert sich überschüssiges Wasser nicht immer in den Lungen ab, manchmal habe ich stattdessen dickere Beine. Und gefühlt macht es für mich auch keinen Unterschied, ob ich mir in der Dialyse zwei oder vier Liter überschüssiges Wasser abzapfen lasse.

Gleichwohl muss ich sagen, dass es mir bisweilen schwer fällt, mich auf die erlaubte Trinkmenge zu beschränken. Früher war ich recht genügsam in Sachen Flüssigkeitszufuhr, aber bei der Radfahrerei hatte ich mir dann doch angewöhnt, viel zu trinken. Und ich gäbe was drum, wenn ich einfach mal wieder so richtig reinlaufen lassen könnte ohne die Sorge, mir damit zu schaden.

Franziis Fazit würde ich daher sofort unterschreiben: Trinkt, trinkt, trinkt…solange ihr könnt!!!

Prost.

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