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Donnerstag, 20. Dezember 2018
Auch ich habe einst gefaked
mark793, 23:14h
Dass beim "Spiegel" so ein Fälschungsskandal vorkommen kann, überrascht mich weniger als das enorme Ausmaß desselben. Ich hätte gedacht, dass die Mechanismen der redaktionellen Qualitätssicherung in so einem Fall schneller greifen. Aber gut, die Geschichten waren halt anscheinend genau das, was die Kollegen und Vorgesetzten lesen wollten.
Mit eigenen Erfahrungen auf dem Gebiet der erfundenen O-Töne und Gesprächspartner kann ich zwar nicht aufwarten, aber eine fake news habe ich auch mal produziert. Und das kam so: In den 90ern schrieb ich regelmäßig Mediengeschichten für die "Wirtschaftswoche". Irgendwann stand bei der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel eine Entscheidung an, ob ein geplanter Pay-TV-Zusammenschluss von Kirch-Gruppe, Bertelsmann und Deutscher Telekom genehmigt werden sollte oder nicht.
Der Ressortleiter rief mich ein paar Tage vorher an und sagte, diese Entscheidung fiele leider erst nach Redaktionschluss, aber das sei so eminent wichtig, zumindet eine kurze Meldung dazu im Blatt zu haben. Ich fragte, wie er sich das denn vorstelle, und er meinte, Sie sind der Experte, sie müssten das doch antizipieren können, was dabei rauskommt. Nach einigem Hin und Her habe ich mich schließlich belabern lassen, die Meldung zu schreiben, ohne wirklich 100%ig sicher zu sein, dass das dann auch so kommt. Nun ist Kartellrecht nicht mein Spezialgebiet, aber dass so ein Zusammenschluss von Branchengiganten im Falle der Genehmigung eine marktbeherrschende Stellung einnehmen würde, lag auf der Hand. Von daher ging ich davon aus, dass die Kommission eigentlich nicht anders entscheiden könne als diesen Zusammenschluss abzulehnen - und genau so ist es zu meinem großen Dusel dann auch gekommen. Meine Meldung stimmte mit der Realität überein, sogar die Begründung der Ablehnung hatte ich richtig vorformuliert.
Aber ich habe bei der Geschichte derart viel Blut und Wasser geschwitzt, dass ich gar nicht wissen will, wie es Claas Relotius beim Fabrizieren seiner Fiktionen für den "Spiegel" gagangen sein muss.
Mit eigenen Erfahrungen auf dem Gebiet der erfundenen O-Töne und Gesprächspartner kann ich zwar nicht aufwarten, aber eine fake news habe ich auch mal produziert. Und das kam so: In den 90ern schrieb ich regelmäßig Mediengeschichten für die "Wirtschaftswoche". Irgendwann stand bei der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel eine Entscheidung an, ob ein geplanter Pay-TV-Zusammenschluss von Kirch-Gruppe, Bertelsmann und Deutscher Telekom genehmigt werden sollte oder nicht.
Der Ressortleiter rief mich ein paar Tage vorher an und sagte, diese Entscheidung fiele leider erst nach Redaktionschluss, aber das sei so eminent wichtig, zumindet eine kurze Meldung dazu im Blatt zu haben. Ich fragte, wie er sich das denn vorstelle, und er meinte, Sie sind der Experte, sie müssten das doch antizipieren können, was dabei rauskommt. Nach einigem Hin und Her habe ich mich schließlich belabern lassen, die Meldung zu schreiben, ohne wirklich 100%ig sicher zu sein, dass das dann auch so kommt. Nun ist Kartellrecht nicht mein Spezialgebiet, aber dass so ein Zusammenschluss von Branchengiganten im Falle der Genehmigung eine marktbeherrschende Stellung einnehmen würde, lag auf der Hand. Von daher ging ich davon aus, dass die Kommission eigentlich nicht anders entscheiden könne als diesen Zusammenschluss abzulehnen - und genau so ist es zu meinem großen Dusel dann auch gekommen. Meine Meldung stimmte mit der Realität überein, sogar die Begründung der Ablehnung hatte ich richtig vorformuliert.
Aber ich habe bei der Geschichte derart viel Blut und Wasser geschwitzt, dass ich gar nicht wissen will, wie es Claas Relotius beim Fabrizieren seiner Fiktionen für den "Spiegel" gagangen sein muss.
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Donnerstag, 13. Dezember 2018
Statusbericht
mark793, 23:47h
Könnte jetzt lang und breit referieren, was am siechen Leib und an den lahmen Gliedmaßen zwickt und zwackt, aber so genau will das vermutlich keiner wissen. Bleibt zu sagen, dass die Fußheberschwäche zwar andauert, ich aber dennoch vor ein paar Tagen beschlossen habe, auf die Peronäus-Schienen zu verzichten. Natürlich ist der Gang und der Stand ohne diese Stützen erstmal unsicherer, aber ich sage mir, wenn es einen deutlicheren Fortschritt geben soll, dann muss ich die Füße auch stärker fordern. Ob ich mich ohne die Stützen auch aufs Rad traue, muss ich mal sehen, das ist ja auch mit den Gehhilfen noch eine leicht wacklige Angelegenheit.
Wie auch immer. Wenn die großen Durchbrüche auf sich warten lassen, heißt es offen bleiben für kleine Verbesserungen. Vorhin konnte ich erstmals seit einem halben Jahr die Zehen am linken Fuß wieder ein bisschen bewegen. Und das ist doch schon mal weit besser als gar nichts.
Wie auch immer. Wenn die großen Durchbrüche auf sich warten lassen, heißt es offen bleiben für kleine Verbesserungen. Vorhin konnte ich erstmals seit einem halben Jahr die Zehen am linken Fuß wieder ein bisschen bewegen. Und das ist doch schon mal weit besser als gar nichts.
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Dienstag, 4. Dezember 2018
Beating around the bush
mark793, 16:08h
In der Zwischenzeit habe ich diverse Nachrufe auf den früheren U-Präsidenten George H.W. Bush gelesen. Und fast hätte ich schon die Hoffnung aufgegeben, noch einen Beitrag zu finden, der auch die nicht ganz so strahlenden Seiten dieses Machtpolitikers beleuchtet. Der geschätzte Medienanwalt und Autor Markus Kompa hat offensichtlich die unautorisierte Bush-Biographie gelesen und einen sehr lesenswerten Nachruf auf telepolis.de veröffentlicht. Da ist alles erwähnt, vom Verdacht, Bush könnte 1963 beim Kennedy-Attentat in Dallas mitgemischt haben bis hin zur Gewissheit, dass über die Ölbohrplattformen von Bushs Bohrfirma Drogen im Regierungsauftrag ins Land geschmuggelt wurden, während Bush später als Präsident den "war on drugs" verkündete, nachdem die Sowjetunion als Feindbild von der Bildfläche verschwunden war. Fehlt nur ein kleines konspirologisches Detail, das ich an dieser Stelle gerne nachreiche: Die Familie Bush kannte die Familie Hinckley des Reagan-Attentäters, der Vizepräsident Bush beinahe vorzeitig zum Präsidenten gemacht hätte. Bushs Sohn Neil war am Tag nach dem Attentat mit dem Bruder des Attentäters Scott zum Essen verabredet. Zusal oder Schickfall? Wir werden es nie erfahren.
Nachtrag: Hier noch ein Link zu einem Podcast, der sich mit der dunkleren Seite der Präsidentschaft von Bush dem Älteren auseinandersetzt.
Nachtrag: Hier noch ein Link zu einem Podcast, der sich mit der dunkleren Seite der Präsidentschaft von Bush dem Älteren auseinandersetzt.
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