Freitag, 6. April 2018
Das werte Befinden
Da schlurfe ich eben aus dem Klinikgebäude heraus zum Taxistand, und urplötzlich liegt Frühling in der Luft. Damit konnte ja keiner rechnen, nachdem Umlandbewohner dem Vernehmen nach heute in der Früh noch Eis von der Windschutzscheibe kratzen mussten.

Wie ich vom Taxi aus nicht ganz ohne Anflug von Neid sehen musste, liefern sich die Rennradler auf der Badendonker Straße schon wieder die üblichen Rennen der Kategorie 6. Ich aber fühle mich mit der gestrigen Chemo im Blut und dem immer noch sehr hochdosierten Prednisolon eher wie ein Toter auf Urlaub. Ein Rezept für ein Schlafmittel habe ich wieder nicht bekommen trotz der Zusage der Oberärztin, da muss mir jetzt halt der Hausarzt weiterhelfen.

Was die weitere Behandlung der Grunderkrankung angeht, bleibt es spannend, ob die Infektwerte so weit unten bleiben, dass die Chemo planmäßig fortgesetzt werden kann, andernfalls kommt sich das wie gesagt in die Quere. Allzuviel Gelegenheit, noch mehr Schaden anzurichten, wollte ich der Grunderkrankung eigentlich nicht geben.

Wenn meine Mutter noch lebte, würde sie spätestens an dieser Stelle nachfragen, und wie geht es Dir seelisch damit? Schwer zu sagen, das ist ziemlichen Schwankungen unterworfen. Vorgestern hatte ich sehr damit gehadert, dass die Chemo nicht wie geplant verabreicht werden konnte, ich sah mich da schon in einer elenden Hängepartie feststecken, und der permanente Schlafentzug machte es nicht gerade besser. Da bin ich heute ein wenig entspannter, aber ich mache mir keine Illusionen darüber, dass diese Wochen eine ganz entscheidende Phase sind, in der es buchstäblich um alles oder nichts geht.

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Samstag, 31. März 2018
Und sonst so?
So, nach einem Tag zuhause geht es mir schon wieder merklich besser. Im eigenen Bett mit der besten Ehefrau von allen an der Seite schläft es sich doch am besten. Die Wasseransammlungen in den Beinen haben sich weitgehend verflüchtigt, mit anderen Einschränkungen kann ich halbwegs leben im Moment.

Dann gab es gestern noch ein paar Schreckminuten, als Töchterlein im Badezimmer eingeschlossen ein Art Filmriss hatte und es nicht mehr schaffte, den Schlüssel rumzudrehen ("Mir ist so schwindlig, mimimi"). Sie konnte oder wollte uns nicht sagen, was verdammt noch mal ihr Problem ist, meine Frau war kurz davor, Feuerwehr oder THW zu rufen, und ich hatte schon den Verdacht, die Kleine hätte ihr iPhone versehentlich im Klo oder in der Wanne versenkt und traut sich deswegen nicht mehr raus. Nach einem schier endlosen Hin und Her schafte Töchterlen es dann doch aus eigener Kraft, ohne dass wir die Tür aufbrechen lassen mussten. Aber was jetzt eigentlich genau das Problem war, darüber lässt uns mademoiselle793 weiterhin im Unklaren.

Ich vemute mal, da kommt das schwierige Alter (13) mit der verschärften Situation zusammen, dass sie die ganzen letzten Tage weitgehend allein zuhause während ich in der Klinik lag ganz schön gelitten hatte unter der Gesamtsituation. Zumindest dürfte jetzt aber die Predigt meiner Frau, dass im Bad einschließen eine ziemlich bescheuerte Idee ist, auf offenere Ohren stoßen beim Töchterlein.

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Donnerstag, 29. März 2018
mark793 und die Kammer des Schreckens


Gerne hätte ich Ihnen an dieser Stelle das Bild von dem MRT-Monstrum gezeigt, in das ich heute gesteckt wurde. Aber nachdem das Bild zunächst im Querformat angezeigt wurde, funktioniert der Makrobefehl jetzt gar nicht mehr, und hier auf dem kleinen Netbook habe ich auch keine Möglichkeit der vernünftigen Bildbearbeitung. Aber den eigentlichen Horror vermögen Bilder ohnehin nicht einzufangen. Es fing schon mit dem Plexiglashelm an, der mir zusammen mit einem Paar Ohrenschützer über den Kopf gestülpt wurde, da kriegte ich bereits Beklemmungen, bevor ich überhaupt in die enge Röhre geschoben war. Wir mussten es dann ohne den richtigen Gehörschutz probieren, dabei war der infernalische Lärm noch nicht einmal das schlimmste (zumindest nicht für jemanden , der in den späten 80ern und frühen 90ern die Anfänge des Techno hautnah mitbekommen hatte). Das Schlimmste war die Enge und den Kopf nicht bewegen zu dürfen. Die einzige Abwechslung bestand darin, dass mir irgendwann der rechte Unterarm abkühlte von dem Kontrastmittel, das mir über eine Kanüle zugeführt wurde. Und nach rund 20 Minuten hatte ich es dann endlich überstanden. Wohlgemerkt hatte ich zu dem Zeitpunkt noch kein Frühstück (vor allem: keinen Kaffee) gehabt, entsprechend mies war meine Laune. Vor der neurologischen Untersuchung mit all ihrem Gepiekse und Elektrogeschocke konnte ich gottlob noch eine Tasse Kaffee organisieren - andernfalls wäre ich heute ein Fall für die Lokalnachrichten geworden, das kann ich Ihnen flüstern.

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