Samstag, 19. September 2009
Ins Grüne

Da ich immer noch keine Katze habe, strapaziere ich die Leidensfähigkeit meiner geduldigen Leser eben weiterhin mit Rennrad-Tourberichten. Nachdem ich am vorigen Samstag ziemlich spontan dieser Inspiration aus der Nachbarschaft gefolgt bin, habe ich heute das schöne Wetter zwischen Spätsommer und Frühherbst genutzt für einen Ausritt in das Tal der Düssel, wo ein Naturkundler einst einen interessanten Fund machte:

Die Bezwingung des sogenannten "Esels" in der Vorwoche machte mich heute etwas übermütig, so dass ich auf dem Rückweg nicht einfach das Neandertal wieder herunterrollte Richtung Erkrath und D-Gerresheim, wo ich hergekommen war - sondern erst noch den ziemlich knackigen Anstieg nach Erkrath-Feldhof in Angriff nahm. Die letzten Meter bis zur Tankstelle forderten mir wirklich alles ab, ich musste im kleinsten Gang aus dem Sattel gehen, aber das sind die Momente, wo es nicht um Schönheit oder Haltungsnote geht, sondern ums Ankommen. Was mich dann später noch umtrieb, den Umweg über D-Hubbelrath zu nehmen, wissen die Götter, jedenfalls war das nochmal eine Steigung, die sich gewaschen hatte. Aber das anschließende Gefälle auf der Bergischen Landstraße an D-Ludenberg und der anderen Seite von Gerresheim vorbei war ein schöner Lohn der Mühe. Ich sage nur: Übersetzung 52:11.

Als ich dann an der Ampel vor den Rheinischen Kliniken (Frage an die Ortskundigen: Ist das eigentlich die Klapse?) stand, flüsterte ein kleines Männchen in meinem Ohr: "Ach komm, jetzt kannste auch nochmal rechts hoch an Wildpark und Rennbahn vorbei, oder?" Und was soll ich sagen, ich verblendeter Idiot bog tatsächlich noch rechts ab, um den Düsseldorfer Hausberg heute mal von der anderen Seite herkommend zu bezwingen. Wie ich da auch noch hochgekommen bin ohne abzusteigen und zu schieben weiß ich auch nicht mehr so genau, irgendwo müssen da noch stille Reserven geschlummert haben. Jedenfalls schnurrte die Kette auch auf den letzten Kilometern von Mörsenbroich über die Heuss-Brücke bis nach Hause noch ganz schön auf den Ritzeln. Jetzt tut mir der verlängerte Steiß zwar rechtschaffen weh, aber irgendwie werde ich das dumme Gefühl nicht los, die Strapaze hätte sich gelohnt (und sei es nur für dieses Foto).

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Freitag, 18. September 2009
Foto-Finish
Schneller als mein Schatten...

...war ich auch heute wieder nicht. Aber ich bleib dran.

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Donnerstag, 17. September 2009
Kevin allein auf der Eselsbank
Unsere Regionalzeitung berichtet heute über einen vermeintlichen bildungspolitischen Skandal: Amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt Einer Studie der Universität Oldenburg zufolge seien unter Pädagogen Vorurteile über Namen weit verbreitet. Demnach würden Schüler mit bestimmten Namen von Lehrern eher negativ oder positiv bewertet: Chantal oder Kevin hätten es deutlich schwerer als Alexander oder Hannah. Kinder mit Vornamen wie Charlotte, Sophie, Marie, Hannah, Alexander, Maximilian, Simon, Lukas oder Jakob stellten sich Lehrer als eher freundlich, leistungsstärker und verhaltensunauffällig vor. Demgegenüber stünden Namen wie Chantal, Mandy, Angelina, Kevin, Justin oder Maurice im Bewusstesein der Lehrkräfte eher für Leistungsschwäche und Verhaltensauffälligkeit.

Die Autoren der Studie kritisieren nun, solche einseitigen Erwartungshaltungen führten eventuell dazu, dass Schüler "in Schubladen gesteckt" werden, aus denen sie nur schlecht wieder herauskämen, lässt sich die federführend an der Studie beteiligte Erziehungswissenschaftlerin Astrid Kaiser gegenüber RP Online vernehmen. Der überwiegende Teil der Grundschullehrer assoziiere Persönlichkeitsmerkmale zu Vornamen, ohne darüber zu reflektieren oder kritische Distanz zu Vorannahmen in Verbindung mit Vornamen zu halten.

Soso. Jetzt wüßte ich nur noch gerne, mit welcher ausgefeilten Methodik der Befragung der Beleg erbracht wurde, dass es sich hier um Vorannahmen oder gar Vorurteile handelt und nicht etwa um einschlägige Erfahrungen aus der Schulpraxis oder gar uraltes tradiertes Menschheitswissen. Immerhin lässt der Kindername Kevin (oder weiblichenfalls Chantal) den Rückschluss zu, dass die Erziehungsberechtigten an sogenanntem Kevinismus in besonders schweren Fällen leiden. Und selbstredend hat diese psychosoziale Störung auch Auswirkungen auf die Kinder. Somit liegt es relativ nahe, dass die Wahrscheinlichkeit von Verhaltensauffälligkeiten und Schulproblemen mit dem Vornamen korreliert. Die Ursachen sollten die Forscher der Uni Oldenburg also nicht in erster Linie bei den Lehrern suchen, sondern im Elternhaus.

Nachtrag: Ein lesenswertes Interview mit der Oldenburger Pädagogik-Professorin Astrid Kaiser zur Thema findet sich bei Spiegel Online - inklusive einer netten Pointe am Schluss.

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