Mittwoch, 10. Januar 2018
Die Kirche im Geisterdorf lassen?


Als ich das letzte Mal im projektierten Tagebaugebiet westlich der A 61 unterwegs war, stand der Immerather Dom noch. Die letzte Messe war aber längst gelesen, und in dem weithin sichtbaren Doppelturm schlugen keine Glocken mehr die Stunde. Jetzt wird der neuromanische Kirchenbau dem Erdboden gleichgemacht, damit demnächst die gigantischen Schaufelradbagger vom Tagebau anrücken können und das große Loch von Garzweiler II Richtung Erkelenz erweitern.

Ich bin weder gläubiger Christ noch radikaler Gegner des Braunkohletagebaus, aber wenn der Abriss eines so schönen Kirchenbaus zugunsten der Kohlebagger von RWE schon mich als Ortsfremden sehr bewegt, möchte ich nicht wissen, was das mit den Menschen macht, die regelmäßig zum Gottesdienst herkamen, hier getauft wurden und heirateten. Zugestanden, im Zuge des Tagebaus sind seit dem 2. Weltkrieg zehntausende Menschen im rheinischen Revier umgesiedelt worden, man kann sich schlimmere Katastrophen vorstellen als in eine der neu angelegten Siedlungen umziehen zu müssen. Und dennoch: Der Gedanke, dass die ganze Kulturlandschaft mit allem Drum und Dran, mit all ihren Baudenkmälern unwiederbringlich im großen Loch verschwindet, ist schwer erträglich.

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