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Mittwoch, 29. Mai 2013
Aus eigener Schlachtung...
mark793, 19:41h
...frisch auf den Tisch:
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Samstag, 25. Mai 2013
† Sir Walter II (1990-2013)
mark793, 20:14h
"Plötzlich und unerwartet" trifft es genausowenig wie "nach langer Krankheit", aber leider muss ich der geschätzten Leserschaft die traurige Mitteilung machen, dass mein langjähriger Drahtesel-Gefährte Sir Walter heute, tja, wie soll ich sagen, am Ende seiner langen Tour angekommen ist. Ich hatte die Stelle am Steuerrohr schon im Auge gehabt, war zunächst nicht sicher, ob da nur der Lack betroffen ist, aber knarzende Geräusche gaben heute früh die Gewissheit, dass das Steuerrohr sich langsam aber sicher zerlegt. Ich habe die Heimfahrt denn auch mit dem Regionalexpress ziemlich stark verkürzt, die indianische Weisheit im Hinterkopf, wenn Dein Stahlross angeknackst ist, steig ab und nimm das Dampfross.
Ein bisschen ärgert mich, dass ich neulich noch den Steuersatz erneuern ließ, weil es mit der Lenkung etwas hakte. Optimalerweise wäre es bei der Gelegenheit schon aufgefallen, dass dort Material ermüdet. Der Werkstatt unterstellen, dass die Montage das Problem erst verursacht oder verschärft hat, will ich freilich nicht. Das Rad dürfte seine 23 Jahre auf dem Buckel haben, und der allerbeste Damaszenerstahl ist da auch nicht verbaut worden. Ich will einfach dankbar sein für die 15 Jahre, die wir hatten und all die Kilometer, die ich frohgelaunt auf dem weißen Sattel saß.
Als diese Geschichte mit der Lenkung anstand, hatte ich da und dort schon das Gefühl, vielleicht war es das jetzt mit uns. Und ich habe in den letzten Wochen schon mal ein paar Kleinanzeigen gebookmarkt für den Fall der Fälle. War natürlich alles schon weggekauft, als ich heute nachmittag mal guckte, was davon noch zu haben ist. Im Fall eines gut erhaltenen Peugeot habe ich das sehr bedauert, aber wenn ich dafür nach Münster hätte kesseln müssen, wäre das auch nicht mehr sooo ein Schnäppchen gewesen. Stattdessen schlug das Kleinanzeigenportal dann folgendes Rad vor:
Das könnte eventuell was werden (natürlich nicht mit im Oranje-Fanoutfit, sondern mit dem Sitzmöbel, dem Laufradsatz, Lenker und den Schaltbremshebeln von Sir Walter). Demnächst vielleicht mehr dazu an dieser Stelle. Jetzt muss ich erst noch aus der alten Kette einen Trauerkranz für Sir Walter winden und Totenwache halten.
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Mittwoch, 22. Mai 2013
Auf diese Steine...
mark793, 13:08h
Mit blauem Himmel kriegt man mich ja immer, und bei entsprechend schöner Wetterlage könnte ich wahrscheinlich sogar der Fußgängerzone von Hannover oder dem Ludwigshafener Hauptbahnhof etwas abgewinnen. Aber Schwäbisch Hall hat mir mit seinem schmucken historischen Stadtkern schon sehr gefallen, und das lag auch (aber eben nicht nur) an dem strahlenden Maiwetter, das uns am Pfingstsamstag dort empfing. In der herausgeputzten Stadt und auf den Wiesen am Ufer der Kocher herrschte gemäßigter Festtagstrubel (den eigentlichen Höhepunkt des traditionellen Kuchen- und Brunnenfestes der Salzsieder am Pfingstsonntag haben wir gemieden). Das war so ein bisschen wie in dem berühmten Osterspaziergang im "Faust", wo es heißt, "zufrieden jauchzet Groß und Klein, hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein."
Nun ist das Städtchen ja auch Sitz der gleichnamigen Bausparkasse, dem unternehmerischen Inbegriff des häuslebauenden Spießertums, und angesichts all der graffitilosen Fachwerkmauern und der traditionellen Festtagstrachten bimmelt die innere Spießer-Alarmglocke natürlich ohne Unterlass. Die Frage, ob man als rollstuhlfahrende Transe afrikanischer Herkunft und jüdischen Glaubens dort ebensoviel Spaß gehabt hätte wie als Angehöriger der weißdeutschen Mehrheitsgesellschaft, ist sicher nicht ganz unberechtigt. Die Mehrheit allerdings ist in jeder Gesellschaft die allergrößte Plage, weil sie kaum jemals gewillt ist, ihre normativen Kräfte durch Selbstzweifel im Zaum zu halten, schreibt Max Goldt in seinem richtungsweisenden Aufsatz "Tätowiert, motorisiert, desinteressiert - der Kleinbürger zwischen Statistik und Traum". Was freilich nicht heißt, dass man als Angehöriger der Mehrheitsgesellschaft damit automatisch gegen jegliche Selbstzweifel gefeit wäre. Ich für mein Teil gehe jetzt mal meine Privilegien checken, wenn Sie verstehen, was ich meine.
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